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EEorPA~CKß YHßBEP3ßTET

3BOPHHKclJHA030clJCKOr

epAKYATETACEPIIJA A: IICTOPIIJCKE HAYKE

XIX

CrrOMEHI1I..lAMI1PKA EAPJAKTAPOBl1liA

IiEOfPA/\1997.

UN/VERS/TE DE BELGRADE

RECUEIL DE TRAVAUX~

DE LA FACULTEDE PHILOSOPHIESERIE A: LES SCIENCES HISTORIQUES

TOME XIX

MELANGES MIRKO BARJAKTAROVIC

BELGRADE1997

IB~AJE: <l>HJI030<l>CKH <l>AKYJITET Y EEOrPA~Y

11000 Eeorpa,n: QHKa-Jby6HHa 18-20PUBLIE PAR FACULTE DE PHILOSOPHIE

11000 Belgrade, Öka-Ljubina 18-20

PE~AKQHOHH O~EOP

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TeXHHQKH ype,n:HHK: Hrop EOr~AHOBHn

COMITE DE REDACTION

Ljiljana CREPAJAC,Branko CUPURDIJA,

Radomir D. RAKIC,

Marijana RICL,Branislav TODIC

Vera VASILJEVIC

Redacteur en chef: Nikola F. PAVKOVICSekretaire de redaction: Radomir D. RAKIC

Redacteur technique: Igor BOGDANOVIC

3a m,n:aBa'Ia: rrpo<t>. ,n:p MapHja EOr~AHOBHn,,n:eKaH

KOMrrjyTepcKH CJIor:

AyTopcKa JIeKTypa H KOpeKTypa

THpa)l{ 700 rrpHMepaKa

illTaMrra:"<I>OH)J. KarreTaH )],paraH"

Eeorpa,n:, 1997.

CA,LW)KAJ - TABLE DE MATIERES

MI1PKO EAP JAKTAPOBI111 . . . . . . . . . . . . . . . . .

EH6JIHorpaqll1:ja rrpoclJecopa ):(p MHpKa P. EapjaKTapOBHha

1

7

)I(lffiKO MI1KI11'1: YrapuH/Tpe6mbe - AHTpOrrOJIOlliKH ca.rlp)l(aj TYMYJIa XI 27

ZIVKO MIKIC: UgarcifTrebinje - Anthropological Contentsof The Tumulus XI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

SAVA P. TUTUNDZIC: A Consideration Of Upper Egyptian Foreign NorthEastern Ways Of Relations In The Badarian and Arnratian Period. I:Exchange And Influence . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

CABA TI. TYTYHUI111: Pa3MaTpalbe 0 roplboemrraTCKHM CTpaHHMceBepOHCTOqHHM rrYTeBHMa O):(Hoca Y6a.rlapCKOM H aMpalliKOM rrepHo):(y I:pa3MeHa H yTHUajH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

MIROSLAVA PANIC-STORH: An Epigraphic Contribution To HerodotusII, 130 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

MHPOCJIABA TIAHI111-lliTOPX: ErrHrpaclJcKH ):(orrpHHOC Xepo):(oTy II, 13 78

VERA VASILJEVIC: Über das Verhältnis von Opferliste zu denDarstellungen der Opferträger 79

BEPA BACI1JbEBI111: Mel)yco6HH O):(HOC )l(pTBeHe JIHCTe H rrpe):(CTaBaHOCaqa )l(pTBeHHX ):(apOBa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

EPAHI1CJIAB AH'lJEJIKOBI111: Eeorpa):(cKa MyMHja 91

BRANISLAV ANDELKOVIC: The Belgrade Mummy . 102

IVAN ROKSANDIC: Semitic Alphabet In The Second MilenniumB. C: A Survey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 105

I1BAH POKCAH,n:I111: CeMHTCKH aJIclJa6eT y II MHJIeHHjyMy rrpe H.e.:HCTpa)l(HBalba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 114

CTAillA EAEiln: KOHTaKTH KaCHO,uHHaCTl1'iKOr emma H apxajcKerplfKe: HarrOMeHe 0 MOHyMeHTaJIHoj rrJIaCTHUH " 115

STASA BABIC: Contaets Between The Late-dynastie Egypt And The ArchaieGreeee - References On Seulpture . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 122

AJIEKCAH,llAP JOBAHOBil11: TparoBH TpalfKHX KYmOBa y HaII.IMM Hapo,uHHMBepOBalhHMa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 123

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VOJISLAV JELIC: From Fable to Essay and Diseussion 152

MHPOCJIAB BYKEJII1h: CJIHKa 0 rpUHMa y Hallloj KlhH)I{eBHOCm . 153

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ANNA ZADROZYNSKA: Refleetions On Modern Culture Studies 165

AHA 3A):{PO)l(J1lbCKA: HarroMeHe 0 HCTpa)l{HBalhHMa caBpeMeHe KYmype 170

HI1KOJIA <1>. nABKOBl1n: Ka3Ha y 06H'iajHoM rrpaBy Jy)l{HHX CJIOBeHa(XVIII - XIX BeK) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 171

NIKOLA F. PAVKOVIC: La peine dans le droit coutumier des slave du sud(XVme

- XIXe siecles) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 185

,lJymAH EAH,L(iln: CprrcKH ceOCKH CBeUH .

DUSAN BANDIC: Serbian Village Saints ...

187

194

CJIABOJ IllI1HKJEBI14: TIOJhaUH y Ka3axcTaHy: eTHH'iKa CBeCT H O,uHOCHca Tyl)HHUHMa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 195

SLAWOJ SZYNKIEWICZ: Poles in the Kazakhstan: Ethnie Identity andRelations with neighbouring groups 211

SLAVKO KREMENSEK: The Way Of Life - An Ethnological and Histo-riographical Subjeet 213

CJIABKO KPEMEHIllEK: HalfHH )I{HBOTa- eTHOJIOlllKH H HCTopHorpa4>cKHrrpe,uMeT 228

MAPJAH nOKPOI1EK: Ja6JIaHH'IKa )l(pTBa. . 229

MARIAN POKROPEK: Sacrifice At Jablanica . 244

CPEEPHUA KHE)I(EBHn: HcxpaHa Kao KOMyHHKaQHjcKH BHLl Kymype 245

SREBRICA KNEZEVIC: Food As Communicational Form Of Culture .. 281

)J;YillAH )J;PJbA4A: Olim, savlanut! - A,llamaQHjcKe TellIKohe capajeBcKHxJeBpeja y 113paeJIy 283

DUSAN DRUACA: Adaptive Difficulties Of lews From Sarajevo In Israel 295

PA)J;OMHP )J;. PAKHn: I1pe,UMeT eTHOJIOllIKe HayKe npeMa CXBaTalbHManpBHx HaCTaBHHKa eTHOJIOrHje Ha <I>HJI030<pCKOM <paKyJITeTy y EeorpaLlY 297

RADOMIR D. RAKIC: The Subject Of Etnological Study According To TheFirst Teachers Of Etnology At The School Of Philosophy In Belgrade . .. 318

SLOBODAN NAUMOVIC: The "Double Insider Syndrome" or: IsRomanticist Heritage the Primary Source of Ideologised Discourses inBalkan Ethnology . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 319

CJIOEO)J;AH HAYMOBl1n: CHHLlPOM "LlBocTpyKor npHnaLlHHKa", HJIH,Lla JIH je pOMaHTH'IapCKO HaCJIel)e rJIaBHH H3BOP HLleOJIOrH30BaHHX LlHCKYPcay 6aJIKaHcKoj eTHOJIOrHjH? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 350

)J;PArAH EYJIATOBHn: I1CTopHjcKo-YMeTHffiKa HHTepnpeTaQMja y cTaTycyHHTerpaJIHOr LlHcKypca 0 yMeTHocTH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 353

DRAGAN BULATOVIC: An Art-historical Interpretation In The Status OfThe Integral Discourse On Art 363

EOJAH )I(lll{Hn: I1pHMep tPoJIKJIOpH3Ma H3 CaBpeMeHe HapOLlHe KyJIType 365

BOlAN ZIKIC: Contemporary Folk Culture's case of folklorism .

rop)J;AHA rOPYHOBHn: EBOnyu:HOHHCTffiKo-MapKcHcTffiKa TeopHja yeTHOJIOllIKOM noCTynKY illnHpe KYJIHllIHha . . . . . . . . . 373

GORDANA GORUNOVIC: The Evolutionary-marxist Theory In TheEthnological Procedure Of Spiro Kulisie . . . . . . . . . 386

SENKA KOVAC: "Carree Africaine" cl Dakar .

CEHKA KOBA4: "A<PPH'IKH Kape" y ,l],aKapy .

389

394

UDK 398.3(32):7.032.2

VERA VASIUEVIC

ÜBER DAS VERHÄLTNIS VON OPFERLISTE ZU DENDARSTELLUNGEN DER OPFERTRÄGER1

Abstract: Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Stühle, Kopfstützen, Stäbe, Säcke, Bettenund ähnliche Gegenstände, die im Alten Reich innerhalb des "Magazinliste" gennanten Teilsder altägyptischen Opferliste aufgezeichnet sind. Die Ergebnisse weisen sowohl darauf hin, daßdas Vorkommen der Gegenstände des Totenhausrats bei den Opferträgerdarstellungen ausdiesem Teil der Opferliste stammt und ihn ersetzt, als auch daß die Versorgung des Toten anHausrat ununterbrochen im Bildprogramm des Alten Reich abgesichert wird, wobei sich nurdie Ausdrucksweise ändert.

Schlußwörter: Ägypten - das Alte Reich - Opferliste - Geräteliste - Opferträger

Die altägyptische Opferliste ist ein Verzeichnis von Gaben, das dauerhaft diematerielle Versorgung des Toten oder der Götter sicherstellte. Die materielleVersorgung orientiert sich dabei an den Bedürfnissen des diesseitigen Lebens. Sieumfaßt die Versorgung mit Speisen, Getränken und Kleidung. Da die Ägypter dasGrab als "Wohnhaus" verstanden haben, sind diesen Gaben auch Gefäße,Möbelstücke, Werkzeuge usw. beigefügt.

Die Opferliste besteht aus zwei Teilen:2 Der erste Teil bezieht sich auf die Gabenfür das regelmäßig wiederholte Speisungsritual und wird als Ritualopferlistebezeichnet. Der zweite Teil der Liste stellt die einmaligen Gaben bzw. den Totenhausratdar und wird Magazin- oder Inventaropferliste genannt. Die Mengenangaben dieserListe erfolgen in Hunderten und Tausenden.

In der Vor- und Frühgeschichte Ägyptens werden die Toten durch die realenBeigaben versorgt. Dieser Brauch ist in unterschiedlichem Umfang auch in denfolgenden Zeiten noch erhalten. Ein gutes Beispiel dafür bieten die Beigaben imGrab des Tutanchamuns im Neuen Reich.

Schon während der 1. Dynastie sind die Verzeichnisse der Gaben alsGefäßaufschriften zu finden. Auf den Rollsiegeln derselben Zeit sind die Angaben

1 Der vorliegenede Beitrag ist die gekürzte und durch Fußnoten ergänzte Version des Vortrags denich im Rahmen der Disputation im Fachbereich Orientalistik der Universität Hamburg am 1. Februar1995 hielt. Eine Version des Vortrags ist bei der lährichen Versammlung der Serbischen ArchaologischenGesellschaft im Mai 1995 gehalten.Für die Korektur des Deutschen möchte ich Frau Christiane Preuß-A1tenmüller, M. A., sowie Herrn DrBemd Zabel herzlich danken.

2 W. Barta, Die allägyplische Op[erlisle, MÄS 3, Berlin 1963. 7-8.

80 Vcra Vasiljcvic ZFr A XIX

über die Beigaben zum ersten Mal mit der sogenannten Opfertischszene verbunden.3

Solche Darstellungen sind während der 2. Dynastie auf Steinplatten wiedergegeben.Die reale Beigabe wird durch die Aufzeichnung der Gabe ersetzt und der Ä!,rypterverläßt sich auf die magische Wirkung des Bildes und der Schrift. In der 2. Dynastiesind auf diesen Darstellungen überwiegend Speisen zur Versorgung des Totenerwähnt, in geringem Umfang Stoffe und Gefäße, nur selten Salben. Geräte bzw.MÖbel sind nur ein einziges Mal am Ende der Dynastie genannl.4 Zu Beginn der 3.Dynastie im Grab des J-fzj-rc in Saqqara ist ein umfangreicher Totenhausrat bildlichdargestellt.5 Die Stühle, Kopfstützen, Stäbe, Säcke (darunter ein Kleidersack),unterschiedlichen Bettarten, Brettspiele, Werkzeuge, Schurze usw. befinden sichnicht in einer Liste, sondern sind in einem Magazin bildlich zu sehen.

Seit dem Anfang der 3. Dynastie sind diese Gaben in einer umfangreicherMagazinliste in Verbindung mit der Opferliste aufgezeichnet.6

Die Opferlisten der 3. Dynastie bis zum Anfang der 4. Dynastie drückenhinsichtlich des Totenhausrates am besten die ägyptische Auffassung über dieBedürfnisse des Toten aus.

An der Liste des Jjcj-b3w-zkr7 aus Saqqara vom Ende der 3. Dynastie ist zu sehen,daß die Magazinopferliste nach Materialien gegliedert und in Kästcheneinteilungwiedergegeben ist (Abb. 1). Sie besteht aus einer StofOiste (mit Angaben zurQualität der Stoffe), einer Speiseliste, die Rinder, Vögel, Getreide, Früchte,Getränke aufzählt, einer Salbenliste, einer Gefäßliste, die hier bei Jjcj-b3w-zkr nachdem verwendeten Material in Ton und Stein gegliedert ist, einer Schurzliste sowieGeräte- und Möbelliste. Die Möbelliste, die für diese Untersuchung von besondererBedeutung ist, umfaßt ein Bett, einen Kasten, einen Anrichtetisch und eineKopfstütze. Die Liste ist mit derOpfertischszene verbunden. Im Raum über demTisch sind die Opfer des Speiserituals wiedergegeben. Außer den Speisen selbst. sinddie notwendigen Utensilien für das Räuchern, das Salben und das HändewaschenaufgeZählt.

In der Opferliste der Nfr-f)tp-f)wt-f)r8 der Frau des Jjcj-b3w-zkr, ist die Möbellisteumfangreicher als die eben besprochene ihres Ehemannes (Abb. 2). Nebenunterschiedlichen Kasten enthält diese Liste einen Anrichtetisch, zwei Bettarten,einen Stuhl und einen Tragsessel.

In beiden Listen sind die Betten, Kopfstützen und Tragsessel belegt, die auch inZusammenhang mit den Opferträgern vorkommen.

Wie bei den soeben zitierten Belegen, erscheinen auch bei RC_f)tp9 die Teile derMagazinopferliste seitlich von der Opfertischszene (Abb. 3). Schurze, Kästen,Kopfstütze, Tragsessel und Bett kommen auch in dieser Liste vor. Von besondererBedeutung ist die deutliche Bezeichnung der Magazinopferliste als ßlm.l nl pr-fit (dasVersiegelte des Hauses der Ewigkeit). Die Bezeichnung ßlm.t wird später auch alsSammelbegriff für die von den Opferträgern herbeigebrachten Gegenständeverwendet.

3 Ibid., 6.4 Ibid., 25.5 J. E. Quibcll, The 10mb ofJ!esy. Excavalionsal Saqqara 1911-1912. Le Cairc 1913, Pis. XVI, XVII.6 W. Barta, op. eil., 40r.7 M. Murray, Saqqara Mastabas I, ER/\ 10, London 1905, PI. 1.8Ibid., 1'1. 11.9 W. M. F. Petrie, Medum, London 1892, 1'1. XIII.

(1997) Über das Verhältnis von Opferliste zu den Darstellungen der Opferträger 81

I

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Abb.l

82

\

Vera Vasiljevic

Abb.2

ZFFAXIX

(1997) Über das Verhältnis von Opferliste zu den Darstellungen der Opferträger 83

Abb.3

Während der 3. Dynastie und am Anfang der 4. Dynastie hat die Gerätelisteinnerhalb der Opferliste eine hohe Bedeutung. Aber schon in der folgenden Zeit(von Hufu bis Menkaure) verliert das Magazinopfer an Gewicht. lO Das betrifftbesonders die Gefäß-, die Geräte- und die Schurzliste. Als Beispiel für diesenProzeß kann die Opferliste des M!n ll aus Saqqara dienen (Abb. 4). Die Opferlisteist von kleinerem Umfang als die oben beschriebenen. Sie besteht aus einer

10 W. Barla, ap. eil., 45.11 LD II, 3.

84

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Vera Vasiljevic ZFFAXIX

Abb.4

Speiseliste beim Bild des Grabherrn, sowie aus einer Stoffliste und einer Gefäßliste.In der Magazinliste sind Bezeichnungen von zwei Kästen und je einer Kopfstütze,von Salbe und einem Schurz. Am üblichen Ort unter dem Opfertisch sind weitereInventaropfer angegeben, die aber keine Geräte enthalten. Jedoch ist eine Anzahlanderer Gegenstände im Grab abgebildet. In dem Grab ist nämlich zum ersten Maldas Heranbringen der persönlichen Gegenstände durch Opferträger dargestellt. Dieauf der Ostwand rechts und links vom Eingang (Abb. 5) und auch auf der Südwand(Abb. 6) des Grabes12 dargestellten Träger bringen die Grabbeigaben, die teilweisedie Opferliste ergänzen. In der Liste und bei den Trägern sind die Kopfstütze, einKasten und ein Schurz belegt. AIs Ergänzung der Liste sind ein Bett und einRuhebett, ein Kleidersack, Gefäße, ein Stab und Sandalen zu sehen. In der Liste istnur die jbr-Salbe erwähnt, von den Dienern wird sowohl jbr-Salbe als auch mr1]t­Salbe herangebracht. Die Bezeichnung 12tm.t, das Versiegelte, bei den Opferträgernund außerhalb der Opferliste ist zum ersten Mal belegt.

Die Darstellungen der Opferträger, die Opfertiere und Opfergabenheranbringen, stellen einen wichtigen und großen Teil der Grabdekoration in der 4.und am Anfang der 5. Dynastie dar. Das Vorkommen der Gegenstände aus derGeräteliste bei den Opferträgern beginnt zu der Zeit, in der die Magazinliste anBedeutung verliert und die Ritualliste an Bedeutung gewinnt. 13 M. M. nach ist die

12 LD II, 4, 6.13 Cr. W. Barta, ap. eil., 44r., 51.

(1997) Über das Verhältnis von Opferliste zu den Darstellungen der Opferträger 85

Entwicklung der Opferliste in unmittelbarerVerbindung mit dem Vorkommen der Möbel undanderer Gegenstände des Totenhausrats bei denOpferträgern zu sehen, d. h. diese Wiedergabenstammen aus diesem Teil der Opferliste undersetzen ihn.

Die Umsetzung der schriftlich festgelegtenGaben in bildliche Darstellungen der Gabenträgerverstehe ieh als eine Art von Inszenierung derOpferliste. Dies ist nur eine andere Ausdrucksweisefür die Absicherung der Bedürfnisse des Toten, dieam Anfang der 3. Dynastie zur Aufnahme derGegenstände in der Opferliste führten. Deswegenbetrachte ich die Wiedergabe der Träger derMöbelstücke, der Schurze, Gefäße usw. bei Mfn alsfrühesten Beleg dieses Prozesses.

Es ist nun aber festzustellen, daß dieOpferträger mit den persönlichen Gegenständennicht ein fester Bestandteil der Aufzüge derOpferträger in der Zeit der 4. Dynastie sind, wie jaauch die Möbelliste nieht in allen Opferlisten der3. Dynastie vorkommt. Z. B. enthält die Opferlistedes ffc.f-flwfw 1., eines der Söhne des ffwfw, keineMagazinliste, doch werden von den OpferträgernWedel, Futteral, Kleidersaek und Schurz Abb.6

86 Vera Vasiljevit

Abb.7

ZFFAXIX

/--./'

/./

herangebracht (Abb. 7).14 Die Inschrift nennt sowohl die herangebrachtenGegenstände als auch die Träger: jy fJtm.t jn fJtm.w "das Heranbringen desVersiegelten durch die Schatzmeister". Die anderen Opferträger in den zwei unterenRegistern bringen Speisen, Getränke und Opfertiere heran, die alle auch in denOpferlisten vorkommen, Die weiteren Gaben der Magazinopferliste sind auf der

14 W. K. Simpson, The Mastabas o[ Kawab, Khafhufu land II, G 7110-20, 7130-40 and 7150 andSubsidiary Mastabas o[ Street G 7100, Giza Mastabas 3, Boston 1978, fig. 33.

(1997) Über das Verhältnis von Opferliste zu den Darstellungen der Opferträger 87

Abb.8

Ostwand zu erkennen- Stoffe, Salben und Schurze, die teilweise getragen werden,teilweise als Magazindarstellung wiedergegeben werden (Abb. 8).15 Auch hier ist derAusdruck lltm.t belegt, wenn auch nur auf die Öle bezogen.

Auch bei W1J,m-kJ am Anfang der 5. Dynastie ist ein Zug von Trägern derpersönlichen Gegenstände wiedergegeben. 16 Dieser besteht aus zwei Teilen, denndie Gaben für W1J,m-k3 und seine Frau sind unter männlichen und weiblichenTrägern aufgeteilt. Die Auswahl der Gegenstände entspricht nach wie vor der derMagazinopferliste. Es werden ein Kleidersack, Sandalen, ein Bett, eine Kopfstütze,ein Schurz, Schmuck und Gefäße wiedergegeben. In der Opferliste auf derSüdwand17 fehlt das Handwaschgerät, welches aber zweimal im Aufzug der Opferträgergezeigt ist. Winfried Barta hat in seiner Arbeit zur altägyptischen Opferliste festgestellt,daß dasje-Gerät allmählich aus der Liste der Speisungsrituals entfällt und in der engültigenVersion der Ritualopferliste nicht mehr vorkommt.18 Es wird dort aber in der Hand derim Speiseritual handelden Personen dargestellt. Da das je-Gerät auch in der alten Zeitin der Magazinliste vorkommt, hat das bei W1J,m-k3 dargestellte Handwaschgerätwohl in der Magazinliste seine Herkunft.

Mit dem Anfang der 5. Dynastie ist die Ritualliste fest geformt. 19 Die Magazin­und Inventarliste ist entfallen.20 Dem Bedürfnis nach einem Totenhausrat wird im

15 Jbid., fig. 30.16 H. Kayser, Die Mastaba des Uhemka, Ein Grab in der Wüste, Hannover 1964, Abb. auf den S. 36·37.17 Jbid., Abb. auf der S. 32.180p. eil., 57.19 Jbid., 47ff.20 Jbid., 57.

88 Vcra Vasiljevic ZFFAXIX

Bildprogramm durch die Abbildung des Magazins und der darin enthaltenenGegenstände entsprochen. Die Darstellungen der mit den persÖnlichenGegenständen betrauten Opferträger werden ab der Zeit auch seltenerwiedergegeben.21

Ab der 6. Dynastie sind die Magazindarstellungen aus den oberirdischenKulträumen in den unterirdischen Sarkophagraum verlegt. Die Gegenstände desMagazins sind teils bildlich, teils auch nur schriftlich, wie einst in der Opferliste,bezeichnet. Solche Gerätefriese werden ab dem Mittleren Reich auch auf denSarb'Wänden abdebildet.

Die Inszenierung der Opferliste ist m. M. nach nicht auf die Opferträger, dieMÖbel, Schurze und Gefäße heranbringen, begrenzt. In derselben Weise waren auchdie verschiedene Tiere heranbringenden Opferträger als Ersatz der zur Magazinlistegehörigen Speiseliste zu deuten. Zu den Speisen der Inventarliste gehören: Gänse,Rinder, Antilopen, Gazellen. Es sind dies Opfertiere, die dem Verstorbenenherangebracht werden und deren Zucht, Fang und Mast ab der 5. Dynastie in denGräbern dargestellt wird. In den Bildern der Handwerkstätten wird die Herstellungvon Gefäßen und MÖbeln, die auch zur Opferliste gehörten, wiedergegeben. DieDarstellungen zeigen auch den Anbau von Flachs und Getreide von derVorbereitung des Ackers bis hin zur Ernte.zz Das Getreide gehört zur Speiselisteder Inventaropferliste. Flachs wird für die Herstellung der dem Grabherrn durch dieOpferliste beigegebene Stoffe und Kleidung verwendet.

M.M. nach ist die Übereinstimmung der Gaben der Opferliste mit einer Anzahlder sogenannten Szenen aus dem täglichen Leben ein Zeichen dafür, daß ein Teildes erweiterten "dramatisierten"2J Bildprogramms seinen eigentlichen Ursprung inder Inventarliste und im Totenhausrat hat. Die Dramatisierung der Listen erklärtsich aus der Neigung der alten Ägyptern zum Expliziten. Die Gegenstände desTotenhausrats werden ab der 4. Dynastie nicht mehr in der Liste verzeichnet,sondern von Opferträgern ins Grab getragen. Ab der 5. Dynastie werden dieEinzelheiten der Herstellung und der Erwerbung der Gaben gezeigt und durch dieDarstellung für alle Zeiten gesichert.

Ein Teil der Darstellungen übernimmt damit dieselbe Rolle, die ursprünglich dieInventaropferliste hatte. Es läßt sich erkennen, daß die Versorgung des Toten mitdem Hausrat ununterbrochen im Bildprogramm der Gräber des Alten Reichesabgesichert wird, wobei sich in den verschiedenen Epochen der etwa 300 jährigenGeschichte des Alten Reiches nur die Ausdrucksweise geändert hat.

24.06.1996.

21 Sie werden allmählich mit dem seit der 5. Dynastie vorkommenden und aus dem kÖniglichenBildprogramm übernommenen Dienermotiv, d. h. mit den Wiedergaben der ähnlich ausgestattetenPersonen aus dem Grabherrngefolge, gleichgesetzt. S. V. Vasiljevic, Untersuchungen zum Gefolge desGrabhemz in den Gräbern des Alten Reiches, CAt 15, Belgrad 1995, 97, 118f.

22 Über die begrenzte Auswahl der I'Oanzcn deren I\nbau im ßildprogrammm gezeigt ist. s. K. R.Wecks. Art, Word and the Egyptian World View, in: K. R. Wecks (Ed.), Egyptolof!J' alld the SocialSciences, Cairo 1979, 61ft".

23 S. W. Wolf, Kulturgeschichte des Alten A'f!J'ptell, Stullgart 1977, 184.

(1997) Über das Verhältnis von Opferliste zu den Darstellungen der Opferträger 89

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)KpTBeHa JII1CTa ce cacTojl1 113 nBa neJIa: npBH Canp)l(H napOBe 3a pHTyaJIHH06pen 11 03Ha'-laBa ce Kao pHTyaJIHa )I(pTBeHa JIHCTa, a npyrH neo rrpenCTaBJbajenHoKpaTHe napOBe, OnHOCHO "rroKylicTBo", a Ha3HBa ce MaraUHHCKOM HJIH I1H­BeHTapHOM )KpTBeHOM JII1CTOM 11 canp)l(l1, 113Mel']y OCTaJIOr, HaMewTaj, oneny, no­CYlle 11 IIp. nOTpe6e nOKojHHKa y nOrJIeilY "noKynCTBa" Haj60Jbe cy H3pa)l(eHe y)KpTBeHI1M JII1CTaMa 113 3. 11 no nO'-leTKa 4. lll1HacTl1je. )lo6pl1 npHMepl1 3a TO cyJIHCTe lfcj-bzw-zkr-a 11 l-belOBe cyrrpyre Nfr-htp-ht-hr 113 CaKape. MaraUI1HCKH lleo)I(pTBeHe JIHCTe je y rp06HHUH Rc-hfp-a 113 MenyMa 03Ha'-leH Kao f!:tm.t nt pr rJ.t(3arre'lalieHe CTBapl1 Kyne Be'-lHOCTI1). On rrO'-leTKa 4. nl1HacTl1je MaraUHHCKa JII1­CTa ry611 3Ha'-laj y )I(pTBeHoj JIHCTI1, a on CTBapal-ba BeJII1Ke pHTyaJIHe JII1CTenO'-leTKOM 5. nHHacTl1je ce BHwe He nojaBJbyje.

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npenCTaBe HOCa'-la )I(pTBeHHX llapOBa, KOjl1 npl1BOne )I(pTBeHe )I<HBOTl1l-be HnOHoce )KpTBeHe npl1JIore, '-II1He Ba)l(HH H BeJIHKI1 neo rp06He neKopaUl1je y 4. 11Ha nO'-leTKy 5. nl1HacTl1je. npeilMeTI1 ca )I(pTBeHe JIHCTe KOil OBI1X HOCa'-la npl1Ka­3yjy ce Oll BpeMeHa Kana MaraUHHCKa JIHCTa ry6H, a pHTyaJIHa llo611ja Ha 3Ha'-lajy.MO)l(e ce 3aKJbY'-lHTI1, na pa3Boj )I(pTBeHe JIHCTe HenocpeilHO YTI1'-1e Ha rrojaByHaMewTaja 11 npyrHx rrpenMeTa nOKylicTBa nOKojHI1Ka KOn HOCa'-la napOBa, Tj. naOBe npenCTaBe rrOTI1'-1Y 113 MaraUI1HCKOr neJIa )I(pTBeHe JIHCTe 11 3aMel-byjy ra. Ho­ca'-ll1 JII1'-1HI1X npenMeTa He nojaBJbyjy ce y CBI1M nOBopKaMa HOCa'-la )I(pTBeHI1XnapoBa 4. nl1HaCTl1je, Kao WTO HI1 CBe )I(pTBeHe JII1CTe 3. llHHacTl1je He canp)l(eJII1CTY HaMewTaja. 3aMel-bHBal-be y nl1caHoj cj:JOPMI1 3acTynJbeHI1X npl1JIora JII1­KOBHI1M npellCTaBaMa Hoca'la llapOBa npellCTaBJba jellHY BpCTy I1HCueHl1pal-ba)I(pTBeHe JII1CTe.

nO'-leTKOM 5. nHHacTHje pHTyaJIHa JII1CTa je '-IBpCTO 06JII1KOBaHa. MaraUHHcKa(I1HBeHTapHa) JII1CTa ce 1130CTaBJba. nOTpe6a nOKojHHKa 3a rroKylicTBoM 3anOBO-

90 Vera Vasitjevic ZFFAXIX

JbaBa ce y nHKOBHOM nporpaMy npHKa3HBal-heM MaraUHHa ca o.urOBapajynHMnpe.uMeTHMa y l-heMy. JIH9HH npe.uMeTH ce o.u Tor BpeMeHa pel)e npHKa3yjy KO.uHoca9a )l(pTBeHHX .uapOBa.

I1cTpa)l(HBal-he yKa3yje .ua HHcueHHpal-he )l(pTBeHe nHCTe HHje orpaHHgeHO HanH9He npe.uMeTe nOKojHHKa, Ben o6yxBaTa H3BeCHH 6poj TJB. cueHa H3 CBaKO.u­HeBHor )l(HBOTa, y KojHMa cy npe.uCTaBJbeHH rajel-he, npOH3Bo.ulDa HnH npH6aB­Jbal-he pa3nH9HTHX npHnora. THMe .ueo npe.uCTaBa npeY3HMa ynory KOjy je npBO­6HTHO HMana )l(pTBeHa nHCTa. nOTpe6e nOKojHHKa cy npeMa TOMe HenpeKH.uHOo6e36el)HBaHe y nHKOBHOM nporpaMy npHBaTHHX rpo6HHua CTapora uapCTBa, aTOKOM BpeMeHa Mel-haO ce caMO Ha9HH H3pa)l(aBal-ha.