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Emosson – Vieux-Emosson Geologischer Pfad Vieux-Emosson Emosson – Vieux-Emosson Geologischer Pfad Vieux-Emosson

Emosson – Vieux-Emosson Geologischer Pfad Vieux … · zerteilten Wäldern, und der Pfad ... der Erdkruste, der bei hohen Temperaturen ... komplexeste Bewegung, die für die

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n Emosson – Vieux-Emosson

Geologischer Pfad Vieux-Emosson

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100 m0

Châtelard-Frontière

La Madeleine

Châtelard-Village

Giétroz

Les Vallorbés

Frontièrefranco-suisse

Vers Vallorcine-Chamonix

VersTrient

Martigny

Route de Finhaut

Panneaux didactiquesFort de La Madeleine

Pavillon d’information

Mont-Blanc Express

Nant de Drance

N

SE

W

Natur-/Landschaftsschutz

Fundstelle mit Fussabdrücken

Geologischer Pfad

Zugang nur mit dem Zubringerbus (bus navette)

Wanderwege

CR

Verticalp

Cabane du Vieux-EmossonRestaurant d'Emosson

Information touristique (haute saison) V

Pointe de la Terrasse 2734 m

Col de la Terrasse > Loriaz

Aiguille du Charmoz 2655 m

Grand Perron2674 m

Aiguille du Van2578 m

Barberine1944 m

Bel Oiseau2628 m

Tête du Grenairon2720 m

Pointe de la Finive2837 m

Barrage d'Emosson1930 m

Six Jeur2062 m

VieuxEmosson2205 m

nach Finhaut

Balcon du Mont-Blanc

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Pte de la Veudale 2492 m

Danger névé !

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0 1 km

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Chemin des cols alpins

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Cheval Blanc2830 m

Distanz : 12 kmGesamtsteigung : 880 mGesamtabstieg : 880 mWanderzeit : 5 hDen folgenden Markierungen folgen: Auf dem Hinweg: Vieux-Emosson – «Site à empreintes» Auf dem Rückweg: Emosson über die Gorge de la Veudale

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Profile

Der geologische Pfad Vieux-Emosson

Dieser Lehrpfad wurde 1998 mit Unterstützung von Espace Mont-Blanc durch die Gemeinde Finhaut realisiert. Unter Mitwirkung des Muséum de Genève, sowie mit Unterstützung des Kantons Wallis und des Bundes, wurde er im Jahre 2015 völlig erneuert und ist einer der drei Pfade von Finhaut. Dabei handelt es sich um ein Lehrprojekt mit dem Zweck, die Geschichte und das Erbe der Gemeinde zu präsentieren. Nebst dem geologischen Pfad Vieux-Emosson (früher Sentier des Dinosaures genannt), zeigt der Balcon du Mont-Blanc die Natur des Berghanges zwischen Finhaut und Emosson, mit von Lawinenzügen zerteilten Wäldern, und der Pfad

A Travers Finhaut beschreibt die Geschichte und die Entwicklung der Ortschaften Finhaut-Châtelard-Giétroz, Tourismus-Hochburg der Belle Epoque.Die Strecke, die Ihnen vorgeschlagen wird, ist durchgehend markiert und auf den Wanderkarten der Region eingezeichnet. Wir empfehlen Ihnen gute Wanderschuhe, eine geeignete Ausrüstung und Verpflegung.

Es sei daran erinnert, dass sich die Witterungsverhältnisse in dieser Höhenlage zwischen 1’900 m und 2'500 m schnell ändern können. In der auf halber Strecke liegenden Berghütte Vieux-Emosson können Sie sich auch stärken.

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Das Wasserkraftwerk weist drei Staumauern auf, die zwischen 1920 und 1975 erbaut wurden. Die im Jahre 1925 eingeweihte Staumauer Barberine diente der Elektrifizierung des Netzes der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Heute liegt sie 42 Meter unter dem Höchststand des Stausees Emosson und ist nur zu Sommerbeginn sichtbar.Bei der Erbauung der Staumauer Vieux-Emosson zwischen 1952 und 1955 wurde dieses Stauvolumen von 40 Millionen m3 Wasser um zusätzliche 12,5 Millionen m3 erhöht. Zu jener Zeit nahm das Projekt für den Bau eines grossen

Stausees Gestalt an. Die Electricité d'Emosson SA wurde im Jahre 1954 gegründet. Nach langen Verhandlungen, namentlich in Bezug auf den Austausch von Gebieten zwischen der Schweiz und Frankreich (1967), wurde der Beschluss, die Staumauer Emosson zu erbauen, am 19. April 1967 gefasst, und die Arbeiten wurden noch im gleichen Jahr am 15. Juli begonnen. Das Bauwerk wurde am 1. Oktober 1976 eingeweiht.Die Bogenstaumauer mit einer maximalen Höhe von 180 Metern und einer Kronenlänge von 554 Metern kann 225 Millionen m3 Wasser fassen.

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Das Wasserkraftwerk Emosson

Das Projekt Nant de DranceVon 2008 bis 2018 werden gewal-tige Bauarbeiten unternommen, um zwischen den Staumauern Vieux-Emosson und Emosson ein unterirdisches Kraftwerk zu bauen. Das reversibel ausgelegte Kraftwerk ermöglicht es, das Wasser zu turbinieren und es anschliessend in umgekehrter Richtung wieder hochzupumpen. Dieses Pumpspei-cherkraftwerk mit einer Leistung von 900 MW wird jährlich 2,5 Milliarden kWh Spitzenenergie erzeugen. Für die Vollendung des Bauwerkes müssen 17 km Stollen ausgehoben und die Staumauer Vieux-Emosson um 20 m erhöht werden, um das Fassungsvermögen des Stausees zu verdoppeln.

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© François Perraudin

© Alpiq

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2180 mniv. min.

1930 mniv. max.2225 m

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Während der Zeiten starken Stromverbrauchs treibt das Wasser die Turbinen an und liefert die benötigte Spitzenenergie.

Wenn der Stromverbrauch gering ist oder die Produktion aus den neuen erneuerbaren Energien überschüssig ist, wird das Wasser vom unteren in das obere Staubecken gepumpt, um es für den Bedarf an Spitzenenergie bereitzuhalten.

1. Staubecken Vieux-Emosson2. Fallschächte3. Kavernen (Maschinen und Transformatoren)4. Zulaufstollen5. Staubecken Emosson

6. Hauptzugangsstollen von Châtelard aus7. Zugangsstollen und Belüftung8. Zugangsstollen zu den oberen Installationen

© Nant de Drance SA

Die Staumauer wurde an der Stelle eines Gletscherriegels erbaut. Ein Riegel entspricht einer Verengung in einem Tal. Im Allgemeinen folgt darauf ein grosser Absturz. Bei Emosson überragt er das Haupttal um 600 Meter. Die Staumauer stützt sich auf die Felsschultern des Felsriegels. Die Geologen haben die Stabilität der Felsvorsprünge der beiden Ufer durch verschiedene Prospektionsun-tersuchungen nachgewiesen (geomechanische Versuche, Kern-bohrungen, Sondierstollen usw.).Diese Verengung des Tales ist auf die an diesem Ort vorhandenen sehr

harten Gesteine zurückzuführen. Sie werden Mylonit (tektonisch starck deformiertes Gestein) genannt, sind von ausgezeichneter Qualität und widerstehen somit der Erosion. Deshalb wurde das Tal nicht durch den Gletscher verbreitert, und nur die Barberine hat darin eine Schlucht eingegraben.Mylonite sind metamorphe Gesteine. Ursprünglich handelte es sich um vor mehr als 500 Millionen Jahren abgelagerte in einem Becken Sedimente, die während der zahlreichen Transformationen metamor-phisiert wurden.

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Metamorphes Gestein der Felsschulter West

Die mit dem Stausee verbundene Geologie

Die verschiedenen Gesteinstypen

Magmatische Gesteine entstehen aus dem Erstarren von Magma (vom Griechischen: dicke Salbe, geknetete Masse). Magma ist Fels aus dem Mantel oder der Erdkruste, der bei hohen Temperaturen (zwischen 600 und 1500 °C) von einem festen in einen geschmolzenen Zustand übergegangen ist.Sie werden in zwei Gruppen unter-teilt: in vulkanische oder effusive Gesteine (Basalte, Rhyolite) und plutonische Gesteine (Granite, Gabbros).

Sedimentgesteine – lockere oder kom-pakte und sehr häufig geschichtete und fossilhaltige Gesteine – bilden sich auf der Erdoberfläche, auf dem Boden oder auf dem Wassergrund (Meere, Ozeane, Seen). Ihre Entstehung ist auf drei Hauptursprünge zurückzuführen: einen detritischen Ursprung (Verwitterung von bereits existierenden Gesteinen – Kon-glomerate, Sand, Sandsteine, gewisse Tone), einen organischen Ursprung (Bil-dung von Korallen- oder Algenriffen – gewisse Kalke) und einen chemischen Ursprung (Abscheidung von gelösten Elementen – Silex, Steinsalz).

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Im Laufe der Jahrmillionen wechseln die meisten Gesteine ihr Gesicht. So werden bei der Entstehung einer Bergkette Felsen tief eingegraben (Dutzende von Kilometern). Aufgrund des erhöhten Umgebungsdruckes bzw. der Umgebungstemperatur verändert sich ihre Textur und ihre Mineralogie. So entstehen metamorphe Gesteine, Gesteine mit massivem oder schieferi-gem Aussehen.

Die Plattentektonik

Die Plattentektonik ermöglicht es, die wichtigsten geologischen Phänomene zu erklären: Erdbeben, Vulkanausbrüche, Entstehung der Bergketten … Die äussere Schicht unseres Planeten besteht aus etwa 15 mehr oder weniger grossen steifen Lithosphärenplatten. Diese Platten sind nicht unbeweglich, sondern verschieben sich mit einer Geschwindigkeit von einigen cm pro Jahr. Ihre Bewegungen sind auf Konvektionsströme zurückzufüh-ren, die in den Tiefen des Mantels entstehen.

Sie können an den mittelozea-nischen Rücken auseinanderdriften (Rifting), sich einander nähern (die komplexeste Bewegung, die für die meisten Verformungen unseres Planeten verantwortlich ist: Alpen, Himalaya) oder unter eine andere Platte tauchen (Subduktion; Anden).

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Extension Kompression

Schematischer Querschnitt durch die Erde

RiftingSubduktion

Bergkette

obererMantel

flüssiger äusserer Kern86% Eisen, 12% Schwefel, 2% Nickel

fester unterer Mantel 80% Eisen, 20% Nickel

Erdkruste

Ozeanische Platten

Kontinentale Platten

Oberer Mantel

Das Paläozoikum oder die vor-alpine GeschichteDas Massiv der Aiguilles Rouges, welches hauptsächlich aus magma-tischen und metamorphen Gesteinen besteht, zeugt von einer höchst komplexen geologischen Geschichte, die bis vor die Bildung der Alpen zurückreicht. Vor 500 bis 400 Millionen Jahren gab es an dieser Stelle bereits eine Bergkette.Das Szenario seiner Entstehung musste Ähnlichkeiten mit jenem aufweisen, welches zur Entstehung der Alpen führte. Zunächst kam es zur Ausdehnung einer kontinentalen Kruste und wahrscheinlich zur Entstehung eines Ozeans. Dann schloss sich der Ozean infolge einer Kompressionsphase und die beiden

kontinentalen Krusten prallten aufeinander.Bedingt durch die Erosion, war unsere Bergkette vor 300 Millionen Jahren stark erodiert und formte eine Fastebene. Die Erosion hat die Sedimente erzeugt, die heute die Konglomerate und Schiefer des Trient-Tales bilden. Die Granite der Region entstammen dieser Periode.Die Gesamtheit dieser alten Gesteine bildet den Sockel der Aiguilles Rouges. Sie sind entlang des Wanderweges sichtbar: der Granit auf der Höhe des Parkplatzes am Pass von La Gueulaz, dann verschiedene Gneise und Glimmerschiefer zwischen den beiden Staumauern.

07Bändergneis (oben) und Augengneis (unten) des Sockels der Aiguilles Rouges

Die Gesteine von Vieux-Emosson

Bei Vieux-Emosson ist der Sockel der Aiguilles Rouges mit Sediment-gesteinen bedeckt, die sich vor der Bildung der Alpen abgelagert haben. Auf diesem Sockel, entlang des Weges am rechten Seeufer und in der Umgebung der Fundstätte mit den Abdrücken, findet man von unten nach oben Sandsteine, Tonschiefer, Dolomite und Rauhwacken.

Die rund zehn Meter dicke Abfolge von Sandsteinen besteht aus Strand- und Lagunen-Ablagerungen. Sie bildeten sich im seichten Wasser und ragten teilweise aus dem Wasser. Gemäss den neuesten Interpretationen handelte es sich um eine Flussebene. Man findet konglomeratische Sandsteine, quarzreische Sandsteine, dann eine

08Sandsteine mit Wellenrippeln

Wechselfolge von Sandsteinen und grünen und gelben Tonschiefern. Die Wellenrippeln weisen darauf hin, dass die Wasserbedeckung gering war. Oberhalb des Fundortes mit den Abdrücken findet man sogar durch Austrocknung entstandene Polygone (Trockenrisse). Die entstandenen Risse wurden dann durch feinen Sand aufgefüllt.

Rauhwacken Sandsteine mit Trockenrissen

Die Schicht mit den Abdrücken liegt im oberen Bereich der quarzreichen Sandsteine.Darüber befinden sich 3 bis 4 m gefärbte Gesteine. Es handelt sich um ziegelrote oder braune Tonschie-fer, dann um eine Wechselfolge von grünem Tonschiefer und gelben Dolomiten.

Schliesslich sind an der Oberg-renze der triassischen Einheit Rauhwacken und von grauen Dolo-miten überlagerte gelbe Dolomite zu finden, wahrscheinlich die Reste einer Karbonatplattform, die der heutigen Ostküste Australiens ähnlich ist.

Die Rauhwacken sind leicht erkenn-bare poröse Felsen von beige-oranger Farbe: Sie sehen dem Travertin oder dem Kalktuff ähnlich. Die Löcher sind durch das Herauslösen von Gips entstanden.

Bei Vieux-Emosson ist der Sockel der Aiguilles Rouges mit Sediment-gesteinen bedeckt, die sich vor der Bildung der Alpen abgelagert haben. Auf diesem Sockel, entlang des Weges am rechten Seeufer und in der Umgebung der Fundstätte mit den Abdrücken, findet man von unten nach oben Sandsteine, Tonschiefer, Dolomite und Rauhwacken.

Die rund zehn Meter dicke Abfolge von Sandsteinen besteht aus Strand- und Lagunen-Ablagerungen. Sie bildeten sich im seichten Wasser und ragten teilweise aus dem Wasser. Gemäss den neuesten Interpretationen handelte es sich um eine Flussebene. Man findet konglomeratische Sandsteine, quarzreische Sandsteine, dann eine

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Stratigraphischen Abfolge Vieux-Emosson(nach Demathieu et Weidmann, 1982)

Wechselfolge von Sandsteinen und grünen und gelben Tonschiefern. Die Wellenrippeln weisen darauf hin, dass die Wasserbedeckung gering war. Oberhalb des Fundortes mit den Abdrücken findet man sogar durch Austrocknung entstandene Polygone (Trockenrisse). Die entstandenen Risse wurden dann durch feinen Sand aufgefüllt.

Die Gesteine von Vieux-Emosson

Graue Dolomite

Die Schicht mit den Abdrücken liegt im oberen Bereich der quarzreichen Sandsteine.Darüber befinden sich 3 bis 4 m gefärbte Gesteine. Es handelt sich um ziegelrote oder braune Tonschie-fer, dann um eine Wechselfolge von grünem Tonschiefer und gelben Dolomiten.

Rote und grüne Tonschiefer

Schliesslich sind an der Oberg-renze der triassischen Einheit Rauhwacken und von grauen Dolo-miten überlagerte gelbe Dolomite zu finden, wahrscheinlich die Reste einer Karbonatplattform, die der heutigen Ostküste Australiens ähnlich ist.

GRAUEN DOLOMITE

RAUHWACKEN

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SANDSTEINE

KONGLOMERATISCHE SANDSTEINE

VERWITTERTER GNEIS

GELB DOLOMITE undROTE UND GRÜNE TONSCHIEFER

ROTE TONSCHIEFER

FEINSANDGRÜNE UND GELBE TONSCHIEFER

HORIZONT MIT FÄHRTEN

Die Rauhwacken sind leicht erkenn-bare poröse Felsen von beige-oranger Farbe: Sie sehen dem Travertin oder dem Kalktuff ähnlich. Die Löcher sind durch das Herauslösen von Gips entstanden.

Die Entdeckung und Untersuchung der Fundstelle

Die paläontologische Fundstelle wurde am 23. August 1976 vom französischen Geologen Georges Bronner entdeckt. Während dieses besonders heissen und trockenen Sommers machte er diese berühmte Entdeckung, da der Firnschnee, der gewöhnlich die Platte bedeckte, weggeschmolzen war.Der Bedeutung der Fundstätte bewusst, taten sich die Museen von Sitten, Lausanne, Basel, Genf und Zürich zu gemeinsamer Arbeit zusammen. Georges Demathieu von der Universität Dijon wirkte als Fährtenspezialist mit.

Die Feldarbeiten dauerten vom 17. bis 28. September 1979. Es wurden eine topografische Aufnahme einer Zone von 350 m2 und eine geologische Aufnahme mit einem detaillierten stratigra-phischen Profil (Gesteinsprofil) ers-tellt. Die untersuchte Oberfläche wurde vollständig fotografiert und eine Karte im Massstab von 1:20 erstellt. Es wurden rund hundert Abdrücke mittels Gussverfahren mit Silikonkautschuk sowie eine Oberfläche von 12 m2 mittels Gussverfahren kopiert. Insgesamt wurden mehr als 800 Abdrücke aufgelistet.

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Ansicht der Fundstelle während der Arbeiten 1979.© MHN, Genève

Die Abdrücke von Vieux-Emosson

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Rekonstruktion des Ticinosuchus und ausgegossener Abdruck der Fährten© MHN, Genève

Im Jahre 2008 hat eine neue Entdeckung des italienischen Paläontologen Marco Avanzini das wissenschaftliche Interesse für die Fundstätte neu geweckt. Ein Abdruck auf einem losgelösten Felsblock hat es ermöglicht, die Tierart, die diese Abdrücke produziert hat, zu bestimmen und neue Hypothesen hinsichtlich der Datierung aufzustellen.Die Gesteine erwiesen sich älter als der Zeitabschnitt, in welchem sich die echten Dinosaurier entwic-kelten; die Spuren sind urzeitlichen Reptilien zuzuschreiben, die zu der Gruppe der Archosaurier gehören, unter denen die Ahnen der Dinosaurier und der Krokodile zu finden sind.

Somit ähneln die Reptilien von Emosson den Dinosauriern, zeigen aber noch nicht alle charakteristischen Merkmale.Die auf diesem Abdruck gefundenen Details haben es ermöglicht, die Fährte mit einem Reptil in Zusammenhang zu bringen, das einem rund 1,5 m langen Krokodil gleicht, eine kürzere Schnauze aufweist und auf vier Pfoten steht. Es gehört zur Art Isochirotherium (der Name wird dem Typ von Abdrücken zugeteilt) und könnte Ähnlichkeiten mit dem Skelett des Ticinosuchus aufweisen, welches in der Mitteltrias im Tessin gefunden wurde. Die Untersuchung des Fundortes geht weiter, denn es handelt sich hier um die ältesten fossilen Spuren von Wirbel-tieren in der Schweiz.

In der Trias (Beginn des Mesozoikums, ca. -240 Millionen Jahre) beginnt das alpine Abenteuer. Pangäa, der Superkonti-nent beginnt auseinander zu brechen. Vom Osten her wird Pangäa durch den Thetys-Ozean in zwei Blöcke geteilt: im Norden Laurasia und im Süden Gondwana. Die ältesten Sedimente der Alpen lagern sich auf dem kristallinen Sockel ab, der sich aus noch älteren, von paläozoischen Gesteinen gebildet hatte und heute im Massiv der Aiguilles Rouges sichtbar ist.

Vor 190 Millionen Jahren, zu Beginn der Jurazeit, wird die kontinentale Platte starken Ausdehnungen ausgesetzt. Die kontinentale Kruste wird dünner und die ozeanische Kruste entsteht. Der alpine Ozean ist geboren. Er ist im Osten mit der Tethys und im Westen mit dem Atlantik verbunden, der seine Öffnung begonnen hat.

Ab der oberen Kreide (-80 Millionen Jahre) ist die Situation umgekehrt. Es kommen Kompressionskräfte ins Spiel. Der alpine Ozean wird sich wieder schliessen. Die ozeanische Kruste schiebt sich unter die afrikanische kontinentale Kruste, es ist dies eine Subduktion (siehe Schema S. 6).

Nach der Subduktion des Ozeans vor rund 35 Millionen Jahren prallen die kontinen-talen Krusten Europas und Afrikas aufeinan-der. Vor 20 Millionen Jahren ist das Auftauchen der Alpenkette vollzogen.

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Trias (-240 Millionen Jahre)

Basel

Genf

Mont-BlancMatterhorn

Cervin Lugano

600 km

Pangäa

An der Jura/Kreide-Grenze (-145 Millionen Jahre) sind somit von Norden nach Süden folgende Einheiten zu unterscheiden:1. der europäische Kontinentalrand mit einem

aufgetauchten Kontinent (das französische Zentralmassiv) und eine Zone mit kontinenta-ler Kruste, die von einem untiefen Meer bedeckt ist. Der vom Meer überdeckte Teil entspricht den künftigen Massiven des Mont-Blanc und der Aiguilles Rouges. Die Sedimente, die sich dort ablagern, sind heute unter anderem in der Morcles-Decke und in der autochtonen Decken der Aiguilles Rouges wiederzufinden;

2. ein Ozean;3. der afrikanische Kontinentalrand mit einer

vom Meer bedeckter Plattform und weiter entfernt ein aufgetauchter Kontinent.

Die Geschichte der Alpen in Kürze

In der Trias (Beginn des Mesozoikums, ca. -240 Millionen Jahre) beginnt das alpine Abenteuer. Pangäa, der Superkonti-nent beginnt auseinander zu brechen. Vom Osten her wird Pangäa durch den Thetys-Ozean in zwei Blöcke geteilt: im Norden Laurasia und im Süden Gondwana. Die ältesten Sedimente der Alpen lagern sich auf dem kristallinen Sockel ab, der sich aus noch älteren, von paläozoischen Gesteinen gebildet hatte und heute im Massiv der Aiguilles Rouges sichtbar ist.

Vor 190 Millionen Jahren, zu Beginn der Jurazeit, wird die kontinentale Platte starken Ausdehnungen ausgesetzt. Die kontinentale Kruste wird dünner und die ozeanische Kruste entsteht. Der alpine Ozean ist geboren. Er ist im Osten mit der Tethys und im Westen mit dem Atlantik verbunden, der seine Öffnung begonnen hat.

Ab der oberen Kreide (-80 Millionen Jahre) ist die Situation umgekehrt. Es kommen Kompressionskräfte ins Spiel. Der alpine Ozean wird sich wieder schliessen. Die ozeanische Kruste schiebt sich unter die afrikanische kontinentale Kruste, es ist dies eine Subduktion (siehe Schema S. 6).

Nach der Subduktion des Ozeans vor rund 35 Millionen Jahren prallen die kontinen-talen Krusten Europas und Afrikas aufeinan-der. Vor 20 Millionen Jahren ist das Auftauchen der Alpenkette vollzogen.

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Jura/Kreide-Grenze (-145 Millionen Jahre)Aquitanien (-20 Millionen Jahre)

Kreidezeit (-80 Millionen Jahre)

An der Jura/Kreide-Grenze (-145 Millionen Jahre) sind somit von Norden nach Süden folgende Einheiten zu unterscheiden:1. der europäische Kontinentalrand mit einem

aufgetauchten Kontinent (das französische Zentralmassiv) und eine Zone mit kontinenta-ler Kruste, die von einem untiefen Meer bedeckt ist. Der vom Meer überdeckte Teil entspricht den künftigen Massiven des Mont-Blanc und der Aiguilles Rouges. Die Sedimente, die sich dort ablagern, sind heute unter anderem in der Morcles-Decke und in der autochtonen Decken der Aiguilles Rouges wiederzufinden;

2. ein Ozean;3. der afrikanische Kontinentalrand mit einer

vom Meer bedeckter Plattform und weiter entfernt ein aufgetauchter Kontinent.

Die Geschichte der Alpen in Kürze

Basel

Genf

Mont-BlancMatterhorn

Cervin Lugano

KontinentaleKruste

10 kmMantel

EUROPA 1'500 km AFRIKA

Kontinentale Kruste

MantelOzeanische Kruste

Océan

Heute

BaselGenf Mont-Blanc

MatterhornCervin

Lugano

KontinentaleKruste

10 km

Mantel

EUROPA 200 km

Kontinentale KrusteMantel

AFRIKA

BaselGenf Mont-Blanc

MatterhornCervin Lugano

Kontinentalekruste

10 km

Mantel

EUROPA 300 km

Kontinentale KrusteMantel

AFRIKAAlte ozeanische KrusteBasel

Genf

Mont-Blanc

MatterhornCervin

Lugano

KontinentaleKruste

10 km

Mantel

EUROPA 600 km

KontinentaleKruste

Mantel

AFRIKAAlte ozeanische Kruste

© MHN, Genève

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Die Morcles-Decke

Während sich der rechte Hang des Tales von Vieux-Emosson aus den Gesteinen des Sockels und aus seiner triassischen Bedeckung zusammensetzt, besteht der linke Hang aus Sedimentgesteinen. Diese wurden in einem grossen Becken abgelagert, das vor mehr als 150 Millionen Jahren die Mas-sive der Aiguilles Rouges und des Mont-Blanc voneinander trennte. Bei den Sedimenten handelt es sich hauptsächlich um Kalkschie-fer und Mergel. Sie gehören zur überschobenen Morcles-Decke.Eine überschobene Decke ist ein Gesteinspaket welches über ein anderes Gesteinpaket geschoben wurde, das ursprünglich mehr oder

weniger weit entfernt lag (einige Dutzende bis einige Hunderte von km). Die Kollision zwischen den kontinen-talen Krusten Afrikas und Europas erzeugt eine Stauchung und eine Verdickung der Erdkruste. Vor rund 30 Millionen Jahren wurde das Mont-Blanc-Massiv an jenes der Aiguilles Rouges geschoben. Diese Bewegung hat das Wegschieben der Gesteine des Sedimentbeckens nach Nordwesten hin verursacht. Die Beckengesteine wurden mit Geschwindigkeiten von einigen Milli-metern pro Jahr zur Morcles-Decke aufgefaltet und über das Aguilles Rouges Massiv geschoben.

14 Falten und Gesteine der Morcles-Decke

Morcles-Decke

Massiv der Aiguilles RougesMont-Blanc-Massiv

0 5 10 km

Paläozoischer Sockel (570-250 Ma)

Permo-Karbon-Trog (350-250 Ma)

Trias (250-200 Ma)

Lias (200-175 Ma)Dogger (175-155 Ma)

Malm (155-140 Ma)

Kreide (140-65 Ma)

Tertiär (65-2 Ma)

Region Vieux-Emosson

M. Bürri 1994 und D. Decrouez 1999

Die Hebung des Massivs und seine Erosion

Das Aiguilles Rouges Massiv mit seiner triassischen Bedeckung fällt mit 30 bis 80° nach Nordwesten ein. Diese Neigung der Schichten ist auf dem Foto nebenan gut sichtbar.Die Kristallingesteine, die tiefer als die Sedimentgesteine versenkt waren, welche die Morcles-Decke bilden, wurde von den Verformun-gen ebenfalls betroffen. Infolge der vorher beschriebenen Benegungen haben sich die Massive der Aiguilles Rouges und des Mont-Blanc gehoben. Diese Hebung und das Kippen nach Nordwesten fand vor 10 bis 5 Millionen Jahren statt.Die kristallinen Massive der Alpen

bildeten sich in der Tiefe und erst in einem weiteren Schritt, unter der Einwirkung der Kollision, wurden sie herausgehoben, zunächst im Südosten (Simplon-Gotthard), dann im Nordwesten (Mont Blanc, Aiguilles Rouges). Seit 2 Millionen Jahren hat sich das Relief kaum mehr geändert; die Alpen heben sich zwar weiterhin um jährlich einen Zentimeter, doch dies wird durch die Erosion, welche die Berge seit ihrer Bildung erleiden, kompensiert. Ohne diese Erosion würden die höchsten Gipfel heute mehr als 6'000 Meter erreichen. Die Fährten wurden somit in

die Höhe geschoben und dann durch die Erosion zutage gefördert.

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Felsen derMorcles-Decke

TriasKristallin der

Aiguilles Rouges

GneissGlimmerschiefer

KalkeMergel

DolomiteRauhwacken

TonsteineSandsteine

Die Flora

Vom Gueulaz-Pass bis zur Fund-stelle mit den Abdrücken von Vieux-Emosson bietet sich Ihren Augen eine sehr vielfältige Flora.Beim Aufstieg quert man die letzten Lärchen und Arven auf der Höhe der Staumauer Emosson und durchquert dann Wiesen, auf denen der Purpur-Enzian und der Getüpfelte Enzian nebeneinander auftreten und sich mitunter hybridi-sieren. Dann erreicht man das steinige Gebiet von Vieux-Emosson, wo der Gletscher-Hahnenfuss wächst. Im Tal La Veudale finden wir die gelben Blüten der Grossblütigen Gämswurz und die stacheligen

Alpen-Kratzdisteln, aber auch die Früchte tragenden Kuhschellen, den blauen Stengellosen Enzian oder den Bayerischen Enzian, die gelben Pyramiden des Klapper-topfs, die rosaroten Blüten des Alpen-Klees und die zarten weissen Pompons der Kleinen Sterndolde – ohne alle Blumen zu nennen, welche die Moore, die Felsenklüfte, die lockeren Gesteine, die windigen Kämme oder die alpinen Heiden zieren und den Pfad säumen: Wollgras, Blauer Eisenhut, Sternblütiges Hasenohr, Bach- Steinbrech, weisse Silberwurz, Rhododendron usw.

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Alpen-KratzdistelSternblütiges Hasenohr

Purpur- und Getüpfelter Enzian Wollgras

Gletscher-Hahnenfuss Bach-Steinbrech

Die Fauna

Wer auf dem Weg zur Fundstätte Vieux-Emosson spaziert, kann die grosse Alpentiere bestaunen. Den Steinbock, der Menschen gegenü-ber wenig scheu ist, bekommt man am leichtesten zu sehen. Er hält sich oft friedlich in den Felsen des Tals La Veudale auf. Es gibt auch Gämsen, aber es braucht schon etwas Glück, um sie zu erblicken. Das Murmeltier ist allgegenwärtig, doch hört man sein durchdringendes warnendes Pfeifen häufiger als man das Tier wirklich zu sehen bekommt – es sei denn, man rüstet sich mit einem Fernglas aus oder setzt sich am

frühen Morgen oder am Abend auf die Terrasse der Berghütte Vieux-Emosson!Unter den Vögeln der Region ist die Alpendohle zu erwähnen, schwarz mit gelbem Schnabel, die sich gerne den Picknickern nähert; der völlig schwarze Kolkrabe ist an seinem tiefen Krächzen zu erkennen, wenn er vorbeifliegt. Viele scheuere Vögel leben hier in der Höhe, darunter das Schneehu-hn, die Alpenbraunelle und der Mauerläufer. Wer den Blick nach oben richtet, kann manchmal einen Steinadler oder sogar einen Bartgeier erblicken.

Gämse

SchneehuhnAlpendohle

MurmeltierSteinbock

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Realisation: Gemeinde Finhaut mit Unterstützung der Dienststelle für Wald und Landschaft des Kantons Wallis und des Bundesamtes für Umwelt

Konzept und Redaktion:

Bureau d’études Impact SA in Zusammenarbeit mit dem Muséum d’histoire naturelle de la Ville de Genève

Übersetzung: www.interserv-sa.ch

Grafik und Druck: www.pir2.ch

Fotografien: Sandro Benedetti, wenn nicht anders vermerkt

© 2015

Diese Broschüre beschreibt den geologischen Pfad Vieux-Emos-son. Die rund 12 Kilometer lange Strecke führt Sie zu den ältesten Fussabdrücken der Schweiz. Die Broschüre ist auf Französisch, Englisch und Deutsch im Maison du Tourisme in Finhaut und Emosson sowie in der Berghütte Vieux-Emosson erhältlich.

Maison du TourismePlace de la Gare 1CH – 1925 FinhautTél. : +41(0)27 768 12 78Email : [email protected]