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920 HELVETICA CHIMICA ACTA. R~~SUMI~. En confirmant l’action plasmoghne du fer chez deux Mycobac- tdries, Mycobacterium phlei et Mycobacterium tuberculosis bovinus, nous avons montrd que la sensibilitd du bacille de la fldole B l’dgard du fer (limite infdrieure de sensibilitd: 0,Ol ?/em3) est spdcifique, ce qui permet d’envisager l’emploi de ce bacille pour le dosage micro- biologique de cet dldment. Institut de Botanique gdndrale de l’Universit8, GenBve. 112. ner das Alkaloid Kamassin aus Gonioma von E. Schlittler und E. GellBrt. (20.111. 51.) Kamassi E. Mey Bei unseren Arbeiten uber die Alkaloide von Buxus sempervirensl) sind wir zum ersten Ma1 auf Gonioma kamassi E. &ley gestossen. Dieser Baum wird als ,,South African Boxwood“ oder ,,Enysna Boxwood“ bezeichnet. Er gehort zur Familie der Apocynaceen. Das Holz von Gonioma kamassi gelangt gelegentlich nach Europa und hat bei seiner Bearbeitung anscheinend schon Anlass LU Gesundheits- schiidigungen gegeben 2). 1911 ist die physiologische Wirkung eines Goniomaextraktes von W. E. Diaod) untersucht worden. Die Arbeit enthalt keine niiheren Angaben uber die Inhaltstoffe von Gonioma, und es kann mit Sicher- heit angenommen werden, dass bis jetzt keine kristallinischen Verbin- dungen aus dieser Pflanze isoliert worden sind. Durch die Freundlichkeit von Herrn Professor T. Reichsteira4) sind wir in den Besitz von ca. 2 kg Rinden von Gonioma kamassi ge- kommen, und durch ein im experimentellen Teil beschriebenea Extrak- tionsverfahren ist es uns gelungen, eines der darin enthaltenen Alka- loide in kristallisierter Form zu isolieren. Aus 2’25 kg Rinde haben wir insgesamt 800 mg krist. Kamassin erhalten. Der grossere Teil der Alkaloide verblieb olig-amorph. Nach unseren Analysen besitzt das Kamassin bochst wahrschein- lich die Formel C,,HZsN2, es schmilzt bei 14344O, seine Drehung 1) E. Schlittler, K. Heusler & W. Friedrich, Helv. 32, 2209 (1949); K. Heusler & E. Schlittler, Helv. 32, 2226 (1949); W. Priedrich & E. Schlittler, Helv. 33, 873 (1950); E. SchlittEer & W. Friedrich, Helv. 33, 878 (1950). 2, J. M. Watt & M. G. Breyer-Brandwijk, The Medicinal and Poisonous Plants of Southern Africa, p. 143, Edinburgh 1932, wo sich weitere Literatur findet. 3, W. E. Dixon, Proc. Roy. Soc. London 83 B, 287 (1911). 4, Gerstner,Nr.6502. Gesammelt am 16.2.48: from the mistbelt forest of “Sourflats”, Knysna district, Eastern Cape Provinz.

Über das Alkaloid Kamassin aus Gonioma Kamassi E. Mey

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Page 1: Über das Alkaloid Kamassin aus Gonioma Kamassi E. Mey

920 HELVETICA CHIMICA ACTA.

R ~ ~ S U M I ~ .

En confirmant l’action plasmoghne du fer chez deux Mycobac- tdries, Mycobacterium phlei et Mycobacterium tuberculosis bovinus, nous avons montrd que la sensibilitd du bacille de la fldole B l’dgard du fer (limite infdrieure de sensibilitd: 0,Ol ?/em3) est spdcifique, ce qui permet d’envisager l’emploi de ce bacille pour le dosage micro- biologique de cet dldment.

Institut de Botanique gdndrale de l’Universit8, GenBve.

112. n e r das Alkaloid Kamassin aus Gonioma von E. Schlittler und E. GellBrt.

(20.111. 51.)

Kamassi E. Mey

Bei unseren Arbeiten uber die Alkaloide von Buxus sempervirensl) sind wir zum ersten Ma1 auf Gonioma kamassi E. &ley gestossen. Dieser Baum wird als ,,South African Boxwood“ oder ,,Enysna Boxwood“ bezeichnet. Er gehort zur Familie der Apocynaceen. Das Holz von Gonioma kamassi gelangt gelegentlich nach Europa und hat bei seiner Bearbeitung anscheinend schon Anlass LU Gesundheits- schiidigungen gegeben 2).

1911 ist die physiologische Wirkung eines Goniomaextraktes von W. E. Diaod) untersucht worden. Die Arbeit enthalt keine niiheren Angaben uber die Inhaltstoffe von Gonioma, und es kann mit Sicher- heit angenommen werden, dass bis jetzt keine kristallinischen Verbin- dungen aus dieser Pflanze isoliert worden sind.

Durch die Freundlichkeit von Herrn Professor T. Reichsteira4) sind wir in den Besitz von ca. 2 kg Rinden von Gonioma kamassi ge- kommen, und durch ein im experimentellen Teil beschriebenea Extrak- tionsverfahren ist es uns gelungen, eines der darin enthaltenen Alka- loide in kristallisierter Form zu isolieren. Aus 2’25 kg Rinde haben wir insgesamt 800 mg krist. Kamassin erhalten. Der grossere Teil der Alkaloide verblieb olig-amorph.

Nach unseren Analysen besitzt das Kamassin bochst wahrschein- lich die Formel C,,HZsN2, es schmilzt bei 14344O, seine Drehung

1) E. Schlittler, K . Heusler & W. Friedrich, Helv. 32, 2209 (1949); K . Heusler & E. Schlittler, Helv. 32, 2226 (1949); W. Priedrich & E. Schlittler, Helv. 33, 873 (1950); E . SchlittEer & W . Friedrich, Helv. 33, 878 (1950).

2, J . M . Watt & M . G. Breyer-Brandwijk, The Medicinal and Poisonous Plants of Southern Africa, p. 143, Edinburgh 1932, wo sich weitere Literatur findet.

3, W . E. Dixon, Proc. Roy. Soc. London 83 B, 287 (1911). 4, Gerstner,Nr.6502. Gesammelt am 16.2.48: from the mistbelt forest of “Sourflats”,

Knysna district, Eastern Cape Provinz.

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Voluinen XXXIV, Fasciculus III (1951) -No. 112. 921

in Chloroform bei 1 8 O betrligt - 99O. Kamassin, enthtilt keine N- Nethylgruppe. Nach Kuhlz- Roth konnte jedoch eine C-Methylgruppe wahrscheinlich gemacht werden. Die Zerewitilzoff-Bestimmung zeigte ein aktives Wasserstoffatom an. Kamassin ist eine ziemlich schwaehe Base. Mit Mineralsliuren konnten keine krist. Sake erhalten werden, doeh lieferte das Kamassin ein krist. 1,8-Antnrachinondisulforiat und ein kist . Pikrat. Die Analyse des letzteren bestlitigte die Richtigkeit unserer Bruttoformel. Kamassin gibt mit einer titherischen Losung von Chloranil eine himmelblaue FBrbung l).

log E

T

2

3

350 300 250 20G v

1.

log E

i i

350 300 250 200 rnp

Fig. 1. UV.-Absorptionsspektren in Alkohol.

Kurve 1 : Kamessina). Kurve 2 : N-&,hyl-tetrahydro-carbazolS).

Ober die Konstitution des Kamassins wissen wir bis heute wenig, und in Anbetracht der schweren Zugtingliehkeit des Pflanzenmaterials ist zu befurchten, dass wir in absehbarer Zeit keine grosseren Mengen von Kamassin werden darstellen konnen. Bus der Zugehorigkeit von Gonioma zur Familie der Apocynaceen und vor allem aus dem UV.-

R.Ciusa & ff.Ciamickn, R. A. L. [5 ] 18, 11, 101 (1909); G.41, I, 667 (1909). 2, Das Spektrum wurde von uns mit einem Beckman- Quarz-Spektrophotometer

3, Das Spektrum wurde von Raymond-Hamet, C. r. 228,1360 (1949), aufgenommen. Model1 DU aufgenommen.

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922 HELVETICA CHIMICA ACTA.

Spektrum des Alkaloids lasst sich ableiten, dass Kamassin ein Indol- alkaloid sein muss. Das Kamassinspektrum zeigt grosse Ahnlichkeit mit demjenigen des N-Athyl-tetrahydro-carbazols. Uberdies zeigen bisher nur amorph gefasste Selendehydrierungsprodukte intensive Ehrlich-Reaktion. Der nichtbasische Stickstoff N( a ) muss infolge- dessen einem Indolsystem angehoren. Uber die Lage und Beschaffen- heit des basischen Stickstoffs N(Bj sind wir dagegen noch gar nicht orientiert. Die Zerewitinoff-Bestimmung wiirde fur eine NH-Gruppe sprechen. Die Acylierung lieferte anscheinend ein Gemisch yon Neu- tralkorpern und basischen Verbindungen. Ein normales Jodmethylat konnte nicht gefasst werden. Bei der Hydrierung des Kamassins ha- ben wir festgestellt, dass das Alkaloid 4 H, aufnimmt, dabei wird wahrscheinlich der Indolkern hydriert. Kristallisierte Produkte waren bei der Hydrierung nicht zu fassen, auch die Selendehydrierung hat bis jetzt keine krist. Produkte geliefert.

E xp er im en t e l l er T eil.

Nach zahlreichen Vorversuchen wurde das Rindenmaterial wie folgt aufgearbeitet :

2,25 kg Rinden wurden 3mal mit 8 Liter Methanol (2% Eisessig enthaltend) aus- geriihrt und der gesamte Extrakt im Vakuum bei 46O auf zwei Liter eingedampft. D a m wurden zwei Liter Wasser zugesetzt und am folgenden Tag vom Harz abfiltriert und dann im Vakuum bei 40° wieder auf zwei Liter eingeengt.

Der gesamte Extrakt wurde dann mit Sodalosung alkalinisiert und mit &her aus- geschuttelt. Die sich bildendc Emulsion muss auszentrifugiert werden. Der feste Boden- korper wird in Essigsaure gelost und alkalisch wiederholt mit Ather ausgeschiittelt. Siimt- liche wasserig alkalischen Fraktionen werden bis zur Erschopfung mit Ather ausgezogen. Eine nachfolgende Chloroformausschuttelung entzieht sozusagen kein Alkaloid mehr. Dem Ather werden die Alkaloide durch 10-proz. Essigsaure (Extrakt A) und 2-n. Salz- saure (Extrakt B) wieder entzogen.

E x t r a k t B muss die schwachen Basen enthalten. Er wird mit NaOH stark alkalisch gemacht und mit Ather ausgeschuttelt. Dieser Prozess wird noch zweimal wiederholt, wo- bei der &her stets zuerst mit 10-proz. Essigsaure und anschliessend mit 2-n. HC1 aus- geschiittelt wird. Die essigsauren Ausziige werden jeweils zum Extrakt A gegeben. Die atherischc Losung der schwachen Basen wird schliesslich vollig eingeengt. Der Riickstand ist ein rotbraunes 01, das fast momentan kristallinisch erstarrt. Durch wiederholtes Um- kristallisieren &us Athano1 erhalt man aus 340 mg Rohprodukt schliesslich 140 mg eines farblosen Kristallisats vom Smp. 129-1310.

E x t r a k t A. Mit Extrakt A werden zuerst Salzbildungsversuche durchgefuhrt. Siimtliche Salze sind jedoch amorph. Extrakt A wird nun alkalinisiert und mit &her ausgeschiittelt. Dem Ather werden die Basen mit kleinen Meiigen 10-proz. Essigsaure entzogen. Nach der achten Ausschuttelung ist die Mayer-Reaktion negativ. Die beiden ersten EssigsLureextrakte sind dunkelbraun gefarbt, die folgenden sechs Extrakte nur noch hellgelb. Diese sechs Extrakte werden vereinigt, alkalinisiert und mit Ather aus- geschiittelt. Dieser hinterliisst beim Abdampfen ein dunkelbraunes Rohkristallisat, das rnit demjenigen aus Extrakt B identisch ist. Die Fraktionen 1 und 2 werden vereinigt und wie oben verarbeitet. Man erhalt bei den schwacheren Basen nochmals ein Rohkri- stallisat. Die beiden ersten Fraktionen dieser zweiten Trennung sind sehr dunkel gefarbt ; sie sind sehr alkaloidreich, wurden aber bisher noch nicht aufgearbeitet.

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Volunien XXXIV, Fasciculus 111 (I 951) - KO. 112. 923

Samtliche Rohkristallisate des Extraktes A wurden in einer Losung von 1 Teil Benzol und 1 Teil Petrolather an Aluminiumoxydl) chromatographiert und jeweils mit dem gleichen Losungsmittelgemisch eluiert. Wenn Benzol-Petrolather nichts mehr eluierte, wurde der ganze Rest mit Methanol abgelost. Diese Fraktion stellte ein dunkelbraunes 61 dar, das noch nicht weiterbearbeitet wurde. Die Benzol-Petrolather-Eluate wurden im Vakuum zur Trockene verdampft und der Riickstand wiederholt aus Hexan umkristalli- siert. Def Schmelzpunkt lag nun bei 143-144". Die Alkaloidfraktion aus Extrakt B zeigte, an Aluminiumoxydl) chromatographiert und aus Hexan umkristallisiert, den gleichon Schmelzpunkt. Die beiden Fraktionen sind identisch. Zur Analyse wurde 16 Stun- den lang bei 0,Ol mm und 18" getrocknet.

CI9H26NZ Ber. C 80,80 H 9,28 N 9,92 ,,H" 0,36 N-CH3 0% C-CH, 5,3% Gef. ,, 80,50 ,, 9,lO ,, 10,08 ,, kalt 0,38; 0,39 ,, 0% ,, 1,54; 132%

,, heiss 0,38; 0,41

Drehung in Chloroform: [a]: = - 98O, - 100". K a m a s s i n p i k r a t : 32,5 mg Kamassin wurden in 0,5 cm3 Athano1 gelost und mit

einer gesattigten alkoholischen Pikrinsaurelosung versetzt. Das Pikrat fallt zuerst amorph, kristallisiert aber nach kurzer Zeit in prachtvollen, orangeroten Nadelbiischeln. Nach 6 Stunden wurde es abfiltriert, zweimal mit wenig Athanol gewaschen und dann getrock- net. Es wurden derart 57 mg Pikrat vom Smp. 178-179° erhalten. Die Gesamtmenge wurde nochmals aus 7 cms Athano1 umkristallisiert. Man erhielt so das Pikrat in schonen orangeroten Stabchen mit dem Smp. 1810. Zur Analyse wurde im Exsikkator bei 15 mm und 18" zwei Tage lang getrocknet.

Cz5Hz9O7N5 Ber. C 58,70 H 5,71 N 13,60% Gef. ,, 58,39; 58,39 ,, 5,79; 5,89 ,, 13,57%

Die Hydrierung, die Acylierung mit Benzoylchlorid und Acetanhydrid, die Jod- methylatbildung und die Selendehydrierung haben bis jetzt keine einwandfreien Resul- tate geliefert, weswegen diese Versuche erst baschrieben werden sollen, wenn mehr Material zur Verfiigung stehen wird.

Die Mikroanalysen und das Spektrum des Kamassins verdanken wir dem Mikro- analytischen Laboratorium der Ciba Aktiengesellschaft Base1 (Leitung Dr. H . Gysel).

Zu s ammenf a s sung.

Aus Gonioma kamassi E. Mey wurde das krist. Alkaloid R a - m ass i n isoliert und seine Eigenschaften beschrieben.

Forschungslaboratorien der Ciba Aktiengesellschaft (Pharm. Abt.) und Organisch-Chemische Anstalt der Universitiit Basel.

1) Alox, CIBA, grob.