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Suites Françaises - Idagio · 2019. 11. 11. · Erik Satie beeinflusste Komponistengruppe, zu denen neben Francis Poulenc auch Darius Milhaud gehörte. Poulenc hat mehrere Suiten

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Suites Françaises

Francis Poulenc (1899-1963) aus der „Suite Française“ (1935)

1 Bransle de Bourgogne – Gai, mais sans hâte 1:44 2 Pavane – Grave et mélancolique 2:52 3 Bransle de Champagne – Modéré, mais sans lenteur 2:32

Jean-Philippe Rameau (1683-1764) Premier Livre de Pièces de Clavecin (1706)

4 Prélude 2:37 5 Allemande 5:06 6 2e Allemande 1:56 7 Courante 1:45 8 Gigue 2:41 9 1re Sarabande – 2e Sarabande 3:55 10 Vénitienne 1:19 11 Gavotte 1:48 12 Menuet 1:13

Claude Debussy (1862-1918) Suite bergamasque (1890/1905)

13 Prélude – Moderato (tempo rubato) 4:05 14 Menuet – Andantino 4:28 15 Clair de Lune – Andante trés expressif 5:13 16 Passepied – Allegretto ma non troppo 3:44

Darius Milhaud (1892-1974) Suite pour le Piano, op. 8 (1913)

17 Lent 5:39 18 Vif et clair 2:43 19 Lourd et rhythmé 4:40 20 Lent et grave 6:39 21 Modéré 8:50

Wolfgang DöberleinKlavier · Piano

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Suites françaises – eine musikalische ZeitreiseDie Form der Klaviersuite hat, als eine national unterschiedlichen Regeln folgende Aufeinanderfolge von Tanzsätzen oder Charakterstücken, ihren Ursprung im Wesentlichen in der Barockzeit. Komponisten wie Johann Seb. Bach, Georg Friedrich Händel, Domenico Scarlatti, François Couperin und Jean-Philipp Rameau haben hier Bedeutendes geschaffen. Besonders umfangreich ist die Liste französischer Komponisten, die in der Folgezeit die Form der Suite immer wieder aufgegriffen und in einem oder mehreren Werken weiterentwickelt, abgewandelt oder für sich neu definiert haben. Möglicherweise spiegelt sich hier eine typisch französische Mischung aus Traditionsbewusstsein und Innovationsgeist wieder. Stellvertretend zu nennen wären Camille Saint-Saens, Albert Roussel, Maurice Ravel, Jacques Ibert, Claude Debussy, Darius Milhaud und Francis Poulenc.

Francis Poulenc (geb. 1899 in Paris, gest. 1963 in Paris) ist der wohl bekannteste Vertreter jenes französischen Neoklassizismus, der in seiner Zielsetzung eine Abkehr vor allem von allen romantischen Traditionen anstrebte. Programmatisch zusammengefasst wurden diese musika-lischen Ziele durch die „Groupe des Six”, jene von Jean Cocteau und Erik Satie beeinflusste Komponistengruppe, zu denen neben Francis Poulenc auch Darius Milhaud gehörte.

Poulenc hat mehrere Suiten zum Klavierrepertoire beigesteuert. Diese changieren zwischen postromantischer und neoklassizistischer Grund-haltung – mit Ausnahme des „Unikums”, der „Suite française” aus dem Jahre 1935. Der Untertitel „d’après Claude Gervaise – XVIme siècle” verweist auf die musikalischen Quellen: Poulenc verwendet Tanzsätze des Renaissance-Komponisten und Hofmusikers Claude Gervaise, die sich zu ihrer Zeit in der höfischen Gesellschaft von Paris hoher Beliebtheit erfreuten. Poulenc übernimmt das thematische Ma-terial nahezu unverändert und würzt es mit kleinen, für seine eigene Tonsprache typischen klanglichen und harmonischen Eingriffen. Aus der eigentlich siebenteiligen, formal nicht gebundenen Aufeinanderfolge von Tanzsätzen sind auf dieser CD zwei regional wie charakterlich stark divergierende Bransles sowie eine Pavane zu hören.

Jean-Philippe Rameau (geb. 1683 in Dijon, gest. 1764 in Paris), zählte zu den universellsten und bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten seiner Zeit. Claude Debussy fasste das folgendermaßen zusammen: „Rameau ist, ob man das nun wahrhaben will oder nicht, eines der sichersten Fundamente der Musik...”. Die Bedeutung Rameaus ruht dabei im Wesentlichen auf drei Säulen: Mit seinen theoretischen Schriften wie die „Abhandlung über die auf ihre natürlichen Grundlagen zurückgeführte Harmonie” und „Über die Fingertechnik beim Cembalospiel” wirkt er als Didaktiker, begründet seine Bedeutung als Musiktheoretiker und legt die Basis für die moderne Harmonielehre. Mit Opern wie „Hippolyte et

Aricie” oder „Les Indes Galantes” gelangt er zu neuen Ausdrucksformen und wird aufgrund der damit verbundenen Erfolge 1745 durch König Louis XV zum „Compositeur de la Musique de la Chambre” ernannt. Mit seinen über 60 Einzelsätzen für Cembalo, die mit Ausnahme des 1747 entstandenen Einzelstückes „La Dauphine” in den Sammlungen „Premier Livre de Pièces de Clavecin” (1706), „Pièces de Clavecin” (1724/31), „Nouvelles Suites de Pièces de Clavecin” (ca. 1728) und „Pièces en Concert” (1741) zusammengefasst sind, führt Rameau die bedeutende Tradition der französischen Clavecinisten stilbildend weiter und steht ebenbürtig neben anderen europäischen Meistern des Cembalos wie Johann Sebastian Bach, Domenico Scarlatti und Georg Friedrich Händel.

Die auf dieser CD vorliegende Suite „Premier Livre de Pièces de Clavecin” entstand 1706; Rameau war gerade nach Paris gekom-men. Sie orientiert sich im Wesentlichen noch an der Satzfolge der traditionellen französischen Suite mit den Tanzformen Allemande, Courante, Gigue, Sarabande, Gavotte und einem abschließenden Menuet. Möglicherweise folgt Rameau hier noch dem Vorbild des berühmten französischen Clavecinisten Louis Marchand, den er in seiner Pariser Zeit kennengelernt hatte. Allerdings erweitert er um ein Charakterstück, die „Vénitienne”, die in ihrem Charakter eine Gondel-fahrt in Venedig zu reflektieren scheint. Bemerkenswert ist auch die zweigeteilte Faktur des eröffnenden „Prélude“: auf einen ersten Teil, der im „non-mésuré”-Stil gehalten ist (das bedeutet, dass nur Tonhöhen mit angedeuteter rhythmisch-metrischer Gliederung notiert sind – die endgültige Ausführung obliegt dem Interpreten) folgt ein schneller Teil im Stil einer Gigue. Erwähnenswert scheint auch die Tatsache, dass es 1895 ausgerechnet der Komponist und Pianist Camille Saint-Saëns war, der eine Erstausgabe der Cembalostücke verantwortete und das vor allem damit begründete, dass das moderne Klavier in besonderer Weise zur Wiedergabe dieser Werke geeignet sei.

Claude Debussy (geb. 1862 in St.-Germain-en-Laye, gest. 1918 in Paris) gilt als der bedeutendste Vertreter des musikalischen Impressionismus. Seine Werke entfernen sich aus der romantischen Fin-de-siécle-Tradition des 19. Jahrhunderts auf eine sehr individuelle Weise und entwickeln eine völlig neue Klangsprache, die auch folgende Komponistengene-rationen maßgeblich beeinflusst hat.

Debussys Werk lässt sich in zwei Stilperioden aufteilen: stehen die früheren, Anfang der 1890er-Jahre entstandenen Klavierwerke wie z.B. die „Arabesques“ oder die „Fantasie für Klavier und Orchester“, noch unter dem Einfluss der französisch-romantischen Tradition, so werden diese Wurzeln mit den ab ca. 1900 entstandenen Werken wie den „Estampes” oder der Suite „Pour le piano” endgültig verlassen und weichen einem sich kontinuierlich fortsetzenden Prozess der kompositorischen Reduktion und Klärung.

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Die „Suite bergamasque”, komponiert 1890 und veröffentlicht 1905, steht nun gleichermaßen auf der Schwelle zwischen diesen beiden Stilperioden. Alfred Cortot beschreibt das wie folgt: „... die Suite bergamasque, weich eingebettet in den Verlaine’schen Atem, enthält bereits jene etwas preziöse Mischung von Modernem und Altertümlichem, die für viele seiner späteren Werke charakteristisch ist, in denen sich die Schatten der Clavecinisten, jener Wahl-Vorfahren Debussy’s, abzeichnen.”

Damit weist Cortot auf zwei wesentliche Sachverhalte hin: zum einen auf Debussys Bekenntnis zur Tradition der französischen Clavecinisten wie Couperin und Rameau; zum anderen auf eine der wesentlichen Inspirationsquellen, die die Entstehung der „Suite bergamasque” au-ßermusikalisch gespeist haben mögen, nämlich die Gedichtsammlung „Fêtes Galantes” des Dichters Paul Verlaine. Dessen Werke erfreuten sich im ausgehenden 19. Jahrhundert großer Beliebtheit und erzählen, angeregt durch die Bilder z. B. eines Henri Watteau, sinnlich-verspielte Geschichten aus der Welt des 18. Jahrhunderts und der Commedia del’ Arte. Schon im ersten Poem ist von „Seelenlandschaften”, in denen „Masken und Bergamasken tanzen und Laute spielen”, zu lesen – und dieses Poem trägt, ebenso wie der zunächst als „Prome-nade sentimentale” betitelte dritte Satz von Debussy’s Suite, den Titel „Clair de Lune”. Hier sind die Zusammenhänge zwischen Verlaine und Debussy also mehrfach und offensichtlich. Dennoch dienen Debussy diese außermusikalischen Quellen lediglich als Impulse zur Initialisierung eines kompositorischen Geschehens, das von völlig eigenem Wert ist.

Jenes „Clair de lune” ist das wohl berühmteste Werk Debussys über-haupt. Es ist ein von zarter, beinahe naturalistischer Klangpoesie geprägtes Nachtstück und, wenn man so möchte, das einzige „Cha-rakterstück” der Suite. Alle anderen Sätze greifen historische Vorbilder auf: das eröffnende „Prélude” changiert zwischen Pomp und graziösem Schweben. Der „Passepied” (in der Erstfassung noch als „Pavane” bezeichnet) und das „Menuet” tänzeln gleichermaßen auf musika-lischen Zehenspitzen einher und beziehen aber auch lyrisch-sangliche Episoden mit ein. Bezaubernd die Schlüsse im gleichermaßen öffnenden pianissimo – als ob die Feiernden der Feste aus längst vergangenen Tagen wieder in jene Zeit verschwinden würden, aus der sie für kurze Zeit gekommen waren...

Darius Milhaud (geb. 1892 in Aix-en-Provence, gest. 1974 in Genf), Zeitgenosse Poulencs und ebenso wie dieser Mitglied der „Groupe des Six”, war als Komponist mit einer schier unglaublichen Schaffenskraft ausgestattet: über 400 Werke umfasst sein Werk insgesamt. Auch sein Œuvre für Klavier ist inhaltlich wie umfänglich bemerkenswert: es beinhaltet fünf Klavierkonzerte, Werke für zwei Klaviere, Sonaten, Sonatinen, Sammlungen, einzelne Charakterstücke und, als Erstlings-werk, die „Suite pour le Piano” op. 8 aus dem Jahre 1913. Obwohl der Titel auf Debussys 1901 erschienenes Schwesterwerk „Pour le

Piano” zu verweisen scheint, sind die Unterschiede zwischen Debussy und Milhaud größer als die Gemeinsamkeiten: So verzichtet Milhaud in seinem Werk auf jede Bezugnahme auf historische Tanzformen und übergeordnete formale Gliederungen und auch die Tonsprache ist frei von impressionistischen Abstraktionen. Vielmehr ist seine Suite eine Aufeinanderfolge von unterschiedlichen Charakterstücken.

Milhaud widmet die Einzelsätze, ähnlich wie Ravel in seiner Suite „Tombeau de Couperin”, verschiedenen Persönlichkeiten vorwiegend aus dem musikalisch-künstlerischen Umfeld seiner Zeit. Der von ungebrochener und auch ein wenig belangloser Heiterkeit geprägte zweite Satz trägt die von Milhaud in seinem Gesamtwerk wohl am häufigsten gebrauchte Vortragsbezeichnung „Vif et clair” und steht am deutlichsten für das musikalische Ideal des Neoklassizismus, zu dem sich Milhaud später als Mitglied der „Groupe des Six” bekennt. In heftigstem Kontrast hierzu erscheint der vierte Satz („Lent et grave”), der nach bedrohlicher Düsternis und fast Bartók’schen Ruppigkeiten zu einem überraschend friedlichem Ende kommt.

Es ist mehrfach belegt, welche starke Wirkung die Provence, in der Milhaud Kindheit und Jugend verbracht hatte, auf den Komponisten und sein Werk hatte. Sucht der Hörer nun nach solchen Spuren in Milhauds Klaviersuite, so mag er sie wohl am ehesten in den lichtdurchfluteten, langen Melodiebögen der Nummer I („Lent”) und dem rustikalen Tanzen der Nummer III („Lourd et rhythmé”) finden. Der letzte Satz („Modéré”) greift thematisches Material aus den vorausgehenden Sätzen im Sinne einer chronologischen Collage wieder auf und führt das Werk zu einem resümierenden Ende.

Wolfgang Döberlein

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Suites françaises – a musical journey through timeThe form of the piano suite as a series of dance movements or character pieces following different national rules largely stems from the Baroque period. Composers such as Johann Sebastian Bach, George Frideric Handel, Domenico Scarlatti, François Couperin, and Jean-Philipp Rameau contributed significant works to this genre. Particularly extensive is the list of French composers who in later periods again took up the form of the suite and developed, varied, or newly defined it in one or more works. This possibly reflects a typical French blend of consciousness of tradition and innovative spirit. Composers who represent this tendency include Camille Saint-Saëns, Albert Roussel, Maurice Ravel, Jacques Ibert, Claude Debussy, Darius Milhaud, and Francis Poulenc.

Francis Poulenc (born in 1899 in Paris; died in 1963 in Paris) is probably the most well-known representative of the French neoclassicism that above all strove for the renunciation of all Romantic traditions. These musical goals were summarized programmatically by the “Groupe des Six,” a group of composers influenced by Jean Cocteau and Erik Satie, and which, in addition to Françis Poulenc, also included Darius Milhaud.

Poulenc contributed to the piano repertoire a number of suites that oscillate between post-Romantic and neoclassical attitudes – with the exception of the “unique” Suite française from 1935. The subtitle “d’après Claude Gervaise - XVIme siècle” points to the musical source: Poulenc employed dance pieces by the Renaissance composer and court musician Claude Gervaise, who enjoyed great popularity in Paris’ courtly society of the sixteenth century. Poulenc took over the thematic material nearly unchanged, seasoning it with little timbral and harmonic devices typical of his own musical language. From the original seven-part, formally unconnected series of dance pieces, two branles, very different in terms of their regions of origin and characters, as well as a pavane are to be heard on this CD.

Jean-Philippe Rameau (born in 1683 in Dijon; died in 1764 in Paris) numbered among the most universal and important musician person-alities of his time. Claude Debussy summarized: “Rameau is, whether one wants to accept it or not, one of the most secure foundations of music.” Rameau’s importance essentially rests upon three pillars: with his theoretical writings, such as the Traité de l’harmonie réduite à ses principes naturels (Treatise on Harmony Reduced to its Natural Principles) and Pièces de clavecin avec une méthode pour la mécanique des doigts (Pièces de Clavecin with a Method for Finger Technique), he had an ef-fect as a pedagogue, established his importance as a music theorist, and laid the foundation for the modern theory of harmony. With operas such as Hippolyte et Aricie and Les Indes Galantes, he arrived at new forms of expression and, owing to the successes in connection with this, was appointed Compositeur de la Musique de la Chambre by Louis XV in

1745. With his over sixty individual movements for harpsichord, which, with the exception of the individual piece La Dauphine from 1747, are compiled in the collections Premier Livre de Pièces de Clavecin (1706), Pièces de Clavecin (1724), Nouvelles Suites de Pièces de Clavecin (ca. 1728), and Pièces en concerts (1741), Rameau carried on the important tradition of the French clavecinistes and was on a par with the other European masters of the harpsichord such as Johann Sebastian Bach, Domenico Scarlatti, and George Frideric Handel.

The suite Premier Livre de Pièces de Clavecin presented on this CD was written in 1706, just after Rameau’s arrival in Paris. It is largely oriented on the movement order of the traditional French suite with the dance forms allemande, courante, gigue, sarabande, gavotte, and concluding menuet. Rameau possibly followed here the model of the famous French clavecinist Louis Marchand, whom he had met during his time in Paris. However, he expanded it by a character piece, the “Vénitienne,” which appears to depict a gondola ride in Venice. Re-markable is also the two-part structure of the opening Prélude: the first part, which is in “non-mésuré” style (that is to say, that the pitches are notated with only an implied rhythmic-metric disposition – the ultimate rendition was left to the performer), is followed by a quicker section in the style of a gigue. Worthy of mention is also the fact that it was the composer and pianist Camille Saint-Saëns, of all people, who was responsible for the first modern edition of the harpsichord pieces, with the justification that the modern piano was particularly suitable for the performance of these works.

Claude Debussy (born in 1862 in St.-Germain-en-Laye; died in 1918 in Paris) is considered the most important representative of musical impressionism. His works departed in a very individual manner from the Romantic fin-de-siécle tradition of the nineteenth century and developed an entirely new tonal language that also decisively influenced the following generations of composers.

Debussy’s works can be divided into two stylistic periods: while the earlier piano works composed at the beginning of the 1890s, such as the Arabesques or the Fantasia for piano and orchestra, still stood under the influence of the French-Romantic tradition, these roots were left behind once and for all starting with the works composed around 1900, such as the Estampes or the Suite “pour le piano,” and gave way to a steadily progressing process of compositional reduction and clarification.

The Suite bergamasque, composed in 1890 and published in 1905, stands on the threshold, so to speak, between these two stylistic periods. Alfred Cortot described it as follows: “The Suite bergamasque, softly embedded in Verlaine’s breath, already contains that somewhat precious mixture of modernism and ancientness that is characteristic of many of his later works in which the shadows of the clavecinistes, Debussy’s ancestors of choice, stand out.”

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With this, Cortot points to two significant facts: first, to Debussy’s com-mitment to the tradition of the French clavecinistes such as Couperin and Rameau; second, to an important source of inspiration that may have contributed to the creation of the Suite bergamasque, namely the collection of poems Fêtes Galantes by the poet Paul Verlaine. Verlaine’s works enjoyed great popularity in the late nineteenth century and relate, inspired by the pictures of, for example, Henri Watteau, sensual-playful stories from the world of the eighteenth century and the commedia del’arte. Already in the first poem we read of “landscapes of the soul” in which “masques and bergamasques are danced and lutes are played” – and this poem bears the title “Claire de Lune,” just like the third move-ment, initially entitled “Promenade sentimentale,” of Debussy’s Suite. The connections between Verlaine and Dubussy are thus manifold and obvious here. Nevertheless, these extra-musical sources serve Debussy merely as an impulse for the initialization of a compositional event that has its entirely own value.

“Claire de Lune” is undoubtedly Debussy’s most famous work. It is a nocturne informed by delicate, nearly naturalistic tonal poetry and, if you will, the only character piece in the suite. All the other pieces take recourse to historical models: the opening “Prélude” oscillates between pomp and a graceful floating in the air. The “Passepied” (still called “Pavane” in the first version) and the “Menuet” both dance about on musical tiptoes and also include lyrical-cantabile episodes. The conclusions are enchanting in the likewise opening pianissimo – as if the revelers from times of the distant past again disappear into the remote age from which they came for a short time...

Darius Milhaud (born in 1892 in Aix-en-Provence; died in 1974 in Geneva), Poulenc’s contemporary and like him a member of “Groupe des Six,” was a composer endowed with an almost unbelievable crea-tive power: his œuvre encompasses a total of over four hundred works. His works for piano, too, are remarkable both in terms of content and extent: they include five piano concertos, pieces for two pianos, sonatas, sonatinas, collections, individual character pieces, and, as his first work, the Suite pour le Piano, op. 8, from 1913. Although the title seems to refer to Debussy’s sibling work Pour le Piano from 1901, the differences between Debussy and Milhaud are greater than the similarities: thus, in his work, Milhaud dispenses with all references to historical dance forms and superordinate formal structures, and also the musical language is free of impressionistic abstractions. His suite is rather a succession of different character pieces.

Like Ravel in his suite Tombeau de Couperin, Milhaud dedicates the individual movements to different personalities, predominantly from the musical-artistic scene of his time. The second movement, characterized by an unbroken and also slightly trivial cheerfulness, carries the expres-sion mark – “Vif et clair” – the marking that Milhaud probably used most often in his oeuvre and that most clearly stands for the musical ideal of

neoclassicism, with which Milhaud later identified as a member of the “Groupe des Six.” The most intensive contrast to this is provided by the fourth movement (“Lent et grave”) that comes to a surprisingly peaceful conclusion after menacing darkness and almost Bartókian gruffness.

The strong influence of Provence, where Milhaud spent his childhood and adolescence, on the composer and his works has been pointed out repeatedly. If the listener seeks traces of this in Milhaud’s piano suite, he/she is most likely to find them in the bright, long melodic arches of no. 1 (“Lent”) and in the rustic dance of no. 3 (“Lourd et thythmé”). The last movement (“Modéré”) takes up thematic material from the preceding movements in the sense of a chronological collage and leads the work to a summarizing conclusion.

Wolfgang Döberlein

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studierte am Mozarteum in Salzburg (bei Alfons Kontarsky) und an der Musikhochschule in Würzburg (bei Peter Hollfelder und Kirsti Hjort), wo er auch die Meisterklasse bei András Hamary absolvierte. Weitere künstlerische Anregungen brachten Meisterkurse bei Barbara Fry, Rudolf Kehrer, Jürgen Uhde, Peter Feuchtwanger und Detlef Kraus.

Als Solist und Partner renommierter Musikerkolleginnen und -kollegen konzertiert er in Deutschland, Frankreich, Tschechien, Österreich und der Schweiz und ist Gast bei verschiedenen Festivals wie dem Internationalen Klaviersommer Terezín, TDNM Würzburg, Kultursommer Nordfriesland u.a. Als Juror wird er zu nationalen und internationalen Wettbewerben eingeladen, darunter Liszt-Weimar, Méknes/ Marokko, Karlóvy Vary u.a.

Bei MUSICAPHON sind bereits zwei vielbeachtete CD’s erschienen, die sich entlegenem Repertoire widmen: 2002 eine Zusammenstellung von Klaviermusik, die im Konzentrationslager Theresienstadt entstanden ist („Expression und Virtuosität”, M56850) und 2005 eine Gesamtein-spielung des Klavierwerkes von Karl Amadeus Hartmann (M56856).

Döberlein war Preisträger beim Würzburger Hochschulwettbewerb für Pianisten und wurde mit dem Kulturpreis der Stadt Rehau sowie der Ehrenmedaille in Silber des Bezirks Oberfranken ausgezeichnet. Er ist Professor an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth.

www.doeberlein.de

studied at the Mozarteum in Salzburg (with Alfons Kontarsky) and at the Würzburg College of Music (with Peter Hollfelder and Kirsti Hjort), where he also attended the master class of András Hamary. He received additional artistic inspiration master classes with Barbara Fry, Rudolf Kehrer, Jürgen Uhde, Peter Feuchtwanger, and Detlef Kraus.

Wolfgang Döberlein has appeared in concert as a soloist and with together with renowned colleagues in Germany, France, the Czech Republic, Austria, and Switzerland, and as a guest at various festivals, including the International Piano Summer Terezín, Tage der Neuen Musik Würzburg, and the Culture Summer North Friesland. He has been invited to be a juror at national and international competitions, including Liszt-Weimar, Méknes (Morocco), and Karlóvy Vary (Czech Republic). Two highly acclaimed CDs dedicated to unusual repertoire have already appeared on MUSICAPHON: in 2002 a compilation of piano music that was composed in the Theresienstadt concentration camp (“Expression and Virtuosity”, M56850) and in 2005 a complete recording of the piano works of Karl Amadeus Hartmann (M56856).

Wolfgang Döberlein was prizewinner at the Würzburg College Competi-tion for Pianists and awarded the Cultural Prize of the City of Rehau and the Medal of Honor in silver of the Region of Upper Franconia. He is Professor at the College of Protestant Church Music in Bayreuth.

www.doeberlein.de

Wolfgang Döberlein

ImpressumAufgenommen · recorded: 20. Oktober und 17./18. November 2014, Festsaal der Freiheitshalle, Hof

Tonmeister · recording engineer: Dominik Streicher (Rondeau Production)

Klavierstimmung · piano tuning: Nikolaus Metz, Regensburg

Instrument: Steinway D (Hofer Symphoniker)

Fotos: Florian Miedl (www.florianmiedl.de)

Translation: Howard Weiner

Cover: Claude Monet, „Impression Soleil levant” (1872)

Executive Producer: Rainer Kahleyss

© und P 2015 Klassik Center, Kassel

Herzlicher Dank für freundliche Unterstützung geht an Ingrid Schrader, Intendantin der Hofer Symphoniker, und Bernd Gemeinhardt und das Team der Freiheitshalle HofThanks to Ingrid Schrader, manager of the Hof Symphony Orchestra, and Bernd Gemeinhardt and the team of the Freiheitshalle Hof for kind support

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