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Obstetrica Hebammenausbildung La formation des sages-femmes N o 9 2018 Das Hebammenfachmagazin / La revue spécialisée des sages-femmes

N 9 Obstetrica - hebamme.ch · Obstetrica 03 Antje Kroll-Witzer studierte von 2004 bis 2008 Kommuni kationsdesign an der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung

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Obstetrica

HebammenausbildungLa formation des sages-femmes

No 92018

Das Hebammenfachmagazin / La revue spécialisée des sages-femmes

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Current Clinical Topics3. 10. 2018 Versorgung von Dammverletzungen

13. 11. 2018 Hebammengeleitete Geburten aus berufs-

und gesundheitspolitischer Sicht

14. 11. 2018 Pathologie der Geburt

29. 11. 2018 Schmerzerleben unter der Geburt

30. 11. 2018 Simulationstraining geburtshilfliche Notfälle

16. + 17. 1. 2019 Transkulturelle Kompetenz & Anamnese

12.2.2019 Stress nach der Geburt & Stufengerechtes

Screening für postnatale Depressionen

13. 2. 2019 Kindeswohl – Kindesschutz

28. 2. 2019 Dolmetschen in medizinischen Gesprächen

28. 2. + 1. 3. 2019 Hebammenrelevante Modelle und Konzepte

6. + 7. 3. 2019 Interkulturelle Begegnungen & Religiöse

Hintergründe

13. 3. 2019 Evidenzbasierte Betreuung im physiologischen

Wochenbett

14. 3. 2019 Pathologien im Wochenbett und beim Stillen

20. 3. 2019 Psychopathologie im Kontext von

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett

Module 3. 10. 2018 Geburtsbetreuung durch die Hebamme

29. 10. 2018 Risikoschwangerschaft

16. 1. 2019 Transkulturelle Kompetenzen

12. 2. 2019 Wochenbettbetreuung durch die Hebamme

28. 2. 2019 Hebammenarbeit im Kontext von Best Practice

20. 3. 2019 Regelwidrigkeiten in der Geburtshilfe

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03Obstetrica

Antje Kroll-Witzerstudierte von 2004 bis 2008 Kommuni­kationsdesign an der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung. Seit 2015 leitet sie ihr eigenes Designstudio la kritzer. www.la­kritzer.ch

E D I T O R I A L

«Wir sind darauf bedacht, den gewahrten, adäqua­ten Anspruch beizubehalten und dies unter dem kreativen Deckmantel zu gewährleisten.»

Liebe Leserin,lieber Leser

Nachdem ich die Anfrage erhielt, das Editorial für die erste Neu­ausgabe zu schreiben, jubelte mein Herz, streikte mein Magen und rotierte mein Gehirn. Kurzum: Mich hatte der Mut ebenso schnell

verlassen, wie er gekommen war. Aber Mut heisst machen, heisst zuversichtlich sein, heisst Kräfte bündeln. Und wie Sie sehen können, hat er nicht nur ein paar Einstiegszeilen zu Tage gefördert, sondern ein ganzes Redesign zustande gebracht. Mut war und ist die vorantreibende Kraft, um neue Wege gehen, neues Terrain zu betreten und neue Lösungsansätze entwickeln zu können. Genau das tat der Schweizerische Hebammenverband, als er frohen Mutes voranschritt und vehement auf ein frisches, zeitgemässes Erscheinungsbild gesetzt hat. Und wie Sie bereits festgestellt haben, halten Sie in diesem Moment einen dieser Bestandteile in den Händen.Bitte verzeihen Sie mir an dieser Stelle, wenn ich den trivialen Vergleich mit einer Geburt anbringe. Aber wie auch im Geburtsprozess lag ein gewaltiger Kraftakt hinter uns mit ebenso euphorischen und wie auch schweisstreibenden Momenten, bis das «Baby» «Obstetrica» am 17. April unter speditivem Einsatz aller Involvierten die Welt erblickte. Schlagartig waren Mühen und Anspann­ungen beim Anblick des frisch gebackenen Covers gewichen. Neben dem Titelnovum sowie den detaillierten optischen Veränderungen werden Sie auch in Zukunft nicht auf fachlich gut recherchierte Artikel verzichten müssen. Wir sind darauf bedacht, den gewahrten, adäquaten Anspruch beizubehalten und dies unter dem kreativen Deckmantel zu gewährleisten. So wurden Rubriken neu definiert und gegliedert, Leitartikel mehr in den Fokus gerückt und grosszügiger dargestellt. Zudem spielen erstmals Farbe und das Element Bild eine fundamentale Rolle. Entsprechend findet ein Wechselspiel mit Bildern, Piktogrammen, Flächen und neu aufgestellter Typografie statt, um Infor­mationen ansprechender und prägnanter zu visualisieren. Das neue Layout ist bewusst auffälliger, grosszügiger, farbiger, innovativer, begieriger, moder­ner, lauter und mutiger geworden, um auch in Zukunft, durch einen visuellen Aufschwung, in einer informationsdurchfluteten Gesellschaft Bestand zu haben. – «Der Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann»: Mit diesen Worten von Francis Picabia möchte ich abschliessen und wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Blättern.

Herzlich, Ihre

Antje Kroll-Witzer

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08

14

22

Im Überblick

I N H A L T

04 Obstetrica

T H E M A D E R

A U S G A B E 1 0 / 2 0 1 8

Arbeitsmodelle

T I T E L T H E M A

08«Die Akademisierung stärkt den Berufsstand der Hebammen»Gespräch mit Martina Apel und Céline Schick

14«Der Wandel hat sich gelohnt»Mona Schwager

18Erfahrungen Chantal Staub, Ramona Burri, Larissa Pompeo, Luzia Rappo, Noemi Berecz

21Literaturempfehlungen

F O K U S

22ForschungInterdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich der Frühen FörderungJessica Pehlke-Milde, Rebekka Erdin, Irina Radu, Susanne Grylka-Bäschlin, Astrid Krahl

34Fort- und Weiterbildung

58Stellenangebote

13Impressum

03 Editorial Antje Kroll-Witzer

06Kurz gesagt

28Verband

33Sektionen

Obstetrica

Titelbild: iStockphoto 540512758, sorbetto

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38

50

C O N T E N U

Aperçu

05Obstetrica

T H È M E D E

L ’ É D I T I O N 1 0 / 2 0 1 8

Les différents modèles professionnels

G R A N D A N G L E

40Académisation de la formation: quels effets, quelles perspectives? Nadine Oberhauser, avec les interviews de Daniela del Vecchio, Marika Santaga-Ehinger, Désirée Gerosa et Emanuela Gerhard

46Les défis de la pédagogie inverséeCatia Nunno Paillard

F O C U S

50Recherche Collaboration interdisciplinaire dans le domaine du développe-ment de la petite enfance Jessica Pehlke-Milde, Rebekka Erdin, Irina Radu, Susanne Grylka-Bäschlin, Astrid Krahl

54Travail de bachelorLe sentiment de cohérence des femmes: quels impacts Camille Bérard, Anaïs Bonny

35Formation continue

57Les offres d’emploi

37 Editorial Antje Kroll-Witzer

38En bref

29Fédération / Federazione

13Impressum

Obstetrica

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ZHAW

K U R Z G E S A G T

06

LactaPedia: Onlineglossar über Stillen und Muttermilch

Die Familie Larsson­Rosenquist Stiftung und die University of Western Australia lancieren gemeinsam LactaPedia – A Glossary of Lac­tation for Science and Medicine. LactaPedia ist eine frei zugängliche Onlineplattform für eine einheitliche und forschungsbasierte Terminologie im Bereich der Muttermilchfor­schung. Das Ziel des Onlineglossars ist, eine konsistente Terminologie – und damit auch ein konsistentes Verständnis von Stillen und Muttermilch – zu etablieren. LactaPedia rich­tet sich an Wissenschaftler, medizinische Fachkräfte und Gesundheitsexperten, wird aber auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Das Onlineglossar wird ebenfalls Teil des von der Familie Larsson­Rosenquist Stif­tung herausgegebenen Fachbuchs «Breast­feeding and Breast Milk – from Biochemistry to Impact» sein, das Ende September erschei­

nen soll.Weitere Informationen unter

www.lactapedia.com

Ernährungstipps für Säuglinge und Kleinkinder online abrufen

Neu können Eltern, Betreuungspersonen und weitere Interessierte auf www.kinderanden­tisch.ch Ernährungstipps für Säuglinge und Kleinkinder online abrufen. Die Webseite er­gänzt die Broschüre und den Flyer «Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern». Der Flyer ist neu aufgrund grosser Nachfrage auch in der Sprache Tigrinisch verfügbar. In Zusam­menarbeit mit der Schweizerischen Gesell­schaft für Ernährung und der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwe­sen zudem die Grafik «Einführung der Lebens­mittel beim Säugling» grafisch und inhaltlich überarbeitet. Diese neue Version ist ebenfalls

auf der Website zu finden. Weitere Informationen unter

www.kinderandentisch.ch

Bundesrat will Mittel der Spitex kürzen

Aufgrund der Evaluation der seit 2011 gel­tenden Pflegefinanzierung und der darin gel­tenden Kostenneutralität hat der Bundesrat Anfang Juli vorgeschlagen, die Beiträge der Versicherer an ambulante Pflege zu Hause um 3,6 % zu senken. Auch wenn die Beiträge an die Pflegeheime steigen sollen, ist dieser Vorschlag für den Schweizer Berufsverband der Pflegefachpersonen (SBK) absolut unver­ständlich. «Die Spitexpflege ist bereits jetzt notorisch unterfinanziert. Will man eine qua­litativ gute pflegerische Versorgung im am­bulanten Bereich sicherstellen, müssen die Pflegeleistungen besser finanziert werden. Die vom Bundesrat vorgeschlagene Kürzung führt dazu, dass der Druck auf die Spitex­Mit­arbeitenden und die freiberuflichen Pflege­fachpersonen weiter steigt. Damit wird die Abwanderung von Personal aus den Pflege­berufen zusätzlich verstärkt. Das ist in Zeiten des Fachkräftemangels ein völlig falsches Signal», ärgert sich Yvonne Ribi, Geschäfts­

führerin des SBK.Der SBK fordert mit der Pflegeinitiative eine bessere Finanzierung der Pflegeleistungen. Diese wird demnächst in den Räten behan­delt. «Wir haben in weniger als acht Monaten genug Unterschriften für die Pflegeinitiative gesammelt. Gute Pflege braucht eine ange­messene Finanzierung. Das ist eine Investi­tion in die Versorgungssicherheit. Sogar der Bundesrat hat anerkannt, dass es Massnah­men braucht, und fällt nun derart wider­sprüchliche Entscheide», sagt Helena Zaugg,

Präsidentin des SBK. Quelle: Medienmitteilung

des Schweizer Berufsverbandes der Pflegefachfrauen und

Pflege fachmänner vom 4. Juli 2018

SHV prämiert Bachelorarbeit des ZHAW-Studien-gangs HebammeDoris Keller, Mitglied des Zentralvorstandes des Schweizerischen Hebammenverban-des, überreichte Ende Juni den Preis für die beste Bachelorarbeit von Hebammen-studierenden an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Entgegennehmen durfte ihn Sabine Bührer für ihre Thesis mit dem Titel «Eltern werden in der Schweiz mit der Hilfe einer Leihmutter – braucht es dafür eine Hebamme? Betreuung und Beratung von Wunsch-eltern durch die Hebamme». Miryam Azer

Obstetrica

Die prämierte Absolventin und ihre Betreuerin, zusammen mit der Preisverleiherin (v. l.): Marion

Huber, Sabine Bührer und Doris Keller.

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MSc-Studiengänge: Auflösung der Kooperationen Seit 2010 bieten die Berner Fachhochschule (BFH), die Fachhochschule St. Gal-len (FHS) und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zusammen konsekutive Master-of-Science-Studiengänge (MSc) für Gesund-heitsberufe an. Nach dem gelungenen Start und der gemeinsamen Weiterent-wicklung der Kooperationsstudiengänge haben die BFH und die ZHAW die Auflösung der Kooperationen per 30. Juni 2019 beschlossen, mit dem Ziel, in Zukunft die MSc-Studiengänge an den jeweiligen Standorten interprofessionell auszurichten. Betroffen sind der MSc-Studiengang in Pflege, an dessen Koope-ration alle drei genannten Fachhochschulen beteiligt sind, der MSc in Physio-therapie sowie der MSc Hebamme, die beide in Kooperation der BFH und ZHAW angeboten werden.Die Auflösung der MSc-Kooperationen durch die BFH und ZHAW bedeutet, dass keiner der drei genannten MSc-Studiengänge als Kooperationsstudien-gang weitergeführt wird. Ab Herbstsemester 2019 führt und entwickelt die FHS St. Gallen den bestehenden und bewährten MSc in Pflege weiter. Die BFH und die ZHAW führen je einen eigenen MSc in Pflege und bieten zudem je einen eigenständigen MSc in Physiotherapie und einen MSc Hebamme an.Die BFH, FHS und ZHAW sind bestrebt, weiterhin nach geeigneten Formen der Zusammenarbeit zu suchen und ihre Angebote auch in Zukunft zu koordinie-ren. Im MSc Hebamme können die Studierenden jeweils die hebammen-spezifischen Module beider Fachhochschulen besuchen. Auch bei diesen zwei MSc-Studiengängen werden die Studienleistungen vollständig gegenseitig anerkannt. Die Studierenden der Kohorten 2016, 2017 und 2018 können ihr Studium im bisherigen Modell zu Ende führen. Für die Studiengänge bis und mit Start September 2018 bleiben die Kooperationsvereinbarungen in Kraft.Quelle: Medienmitteilung der Berner Fachhochschule vom 4. Juli 2018

K U R Z G E S A G T

07

Neues Handbuch der WHO zu FGM/C

Mädchen und Frauen, die von weiblicher Genitalbeschneidung (Female Genital Mutilation/Cutting, FGM/C) betroffen sind, brauchen eine gute und an ihre Bedürfnisse angepasste Gesundheitsversor-gung. Um dies zu gewährleisten, hat die Weltgesundheitsorganisa-tion (WHO) ein neues Handbuch für Gesundheitsfachpersonen publi-ziert. In neun einfach zu lesenden Kapiteln bietet das klinische Handbuch wichtige Informationen für Fachpersonen in der Begleitung und Beratung von FGM/C betroffe-nen Mädchen und Frauen. Ebenso beinhaltet es Tipps• zur empathischen und

sensiblen Kommunikation mit betroffenen Mädchen und Frauen,

• zur Kommunikation mit dem Ehemann, Partner oder anderen Familienmitgliedern,

• zur Behandlung gesund-heitlicher Probleme aufgrund FGM/C, inkl. urogynäkolo-gischen Fragen oder Geburts-komplikationen,

• zur Unterstützung von Frauen mit psychischen Problemen und Komplikationen bzgl. ihrer sexuellen Gesundheit in Verbindung mit FGM/C,

• zu einer informierten Ent-scheidung für oder gegen eine Defibulation.

Das Handbuch kann in Englisch heruntergeladen werden unter www.who.int Quelle: News des Netzwerks gegen Mädchenbescheidung Schweiz vom 7. Juni 2018

Obstetrica

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08

I N T E R V I E W :

M I R Y A M A Z E R U N D

C H R I S T I N A D I E B O L D

«Die Akademisierung stärkt den Berufsstand

der Hebammen»

Vor zehn Jahren wurde der Bachelorstudiengang für Hebammen in der Deutschschweiz eingeführt. Martina Apel, ehemalige Leiterin der Hebammen­schule in Luzern, und Céline Schick, Dozentin an der Berner Fachhochschule, blicken zurück: Was hat sich mit der Akademisierung verändert? Worauf wurde davor in der Ausbildung Wert gelegt und was ist heute wichtig? Und wie hat sich die Hebammentätigkeit im Laufe der Jahre verändert?

Obstetrica

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ren ist in der Regel zweistufig: Der erste Teil ist ein schriftlicher Test, der u. a. auch einen Teil zum Berufsbild der Hebamme beinhal­tet. Hat man diesen bestanden, gibt es ein persönliches Gespräch mit Hebammendo­zentinnen von der Fachhochschule und einer in der Praxis tätigen Hebamme, in dem ver­schiedene Fähigkeiten der interessierten Person beurteilt werden: Ethik, Frauen­ und Familienthemen, Gesundheits­ und Fami­lienpolitik, persönliche Motivation, Umgang mit Kritik und Konflikten im privaten und be­ruflichen Alltag, Problemlösungsfähigkeit, Entscheidungsfindung und Belastbarkeit. Die Kandidierenden sollen über eine hohe Sozialkompetenz, Selbstreflexionskompe­tenz, ein starkes Verantwortungsbewusst­sein und Empathie verfügen, belastbar sein und in komplexen Situationen Ruhe bewah­ren können.

Gibt es Unterschiede von früher zu heute, was die Unterrichtsfächer betrifft?

Martina Apel: Neu oder stärker ge­wichtet sind sicher das eigenverantwort­liche Lernen und die wissenschaftlichen Aspekte. Zu Beginn meiner Tätigkeit als Lei­terin der Hebammenschule in Luzern asso­ziierten die Schüler/innen mit dem Wort Forschung überwiegend negative Aspekte. Sie hatten kein Verständnis für deren Nütz­lichkeit und Wesentlichkeit. Das hat sich in den letzten Jahren meiner Ausbildungstä­

«Obstetrica»: Wie stehen Sie der Akademisierung des Hebammenberufes gegenüber?

Céline Schick: Sehr positiv. Ich habe die Ära davor nicht miterlebt. Ich finde, die Akademisierung stärkt den Berufsstand der Hebammen und unterstützt die Entwick­lung hin zu einer eigenen Profession. Der Hebammenberuf hat sich ebenso wie die Gesellschaft entwickelt, und die Fachhoch­schule muss sich daran anpassen, auch im internationalen Kontext, im Vergleich zur EU oder anderen Ländern bspw. und auch im Zusammenhang mit der Bildungssyste­matik in der Schweiz.

Martina Apel: Ich stand immer hinter der Akademisierung.

Sind es die gleichen Typen von Frauen und Männern, die Ihrer Meinung nach heute den Hebammenberuf erlernen, wie vor der Akademisierung?

Martina Apel: Ich sehe – ausser von einem anderen «Lebensrucksack» – keine Veränderung. Es gab damals schon Leute, die älter waren, Berufsabschlüsse hatten, die sich aber für das Frausein an sich einge­setzt haben. Bei den damaligen Bewerbun­gen, besonders bei den sehr jungen Frauen, musste im Vorgespräch darauf geachtet werden, wie stark die Interessierten kleine Kinder mochten. Den Beruf der Säuglings­schwester gab es nicht mehr, und die Be­rufsberaterinnen haben Frauen, die Kinder liebten, geraten, Hebamme zu werden. Ich sagte immer: Wenn man Kinder liebt, sollte man welche kriegen, aber die anderen ge­hören den Müttern.

Céline Schick: Meiner Meinung nach haben sich die Typen der Hebammenstudie­renden auch nicht verändert, weil grund­sätzlich die Motivation, diesen alten, geach­teten Beruf zu erlernen, dieselbe ist. Die Studienanwärter/innen interessieren sich für Frauen­ und Familiengesundheit. Das Fachhochschulniveau resp. die Akademi­sierung entscheidet nicht vordergründig darüber, ob jemand diesen Beruf erlernt oder nicht. Auch schon früher hatte rund die Hälfte der Absolvierenden in Bern die gymnasiale Matur, und so ist das Verhältnis noch heute.

Welche Kriterien musste eine Frau früher erfüllen, um in die Hebammen­schule aufgenommen zu werden?

Martina Apel: Neben dem Alter von mindestens 18 Jahren, einem Schulab­schluss und einem Schnupperpraktikum in einem Spital oder in einer sozialen Einrich­tung gab es schriftliche Tests und Gruppen­aufgaben, in denen die Kommunikation, Improvisation, persönliche Haltung und To­leranz geprüft wurden, z. B. beim gemein­samen Kochen. Wer sich ganz zurückhielt, hätte sich auch nicht für die Frau einsetzen können. Wer nur seine eigene Meinung ver­trat und nicht zu Kompromissen bereit war, wurde ebenfalls abgelehnt. In den ersten Jahren gab es noch Interessierte, die nur acht Schuljahre absolviert hatten. Diese mussten noch eine Vorschule besuchen. Wesentlich waren Fächer wie Naturwis­senschaften, um den Körper zu verstehen. Zum Examen sollten die Frauen höchstens 45 Jahre alt sein.

Und wie sehen die Kriterien heute aus?Céline Schick: Grundsätzlich sind die

Voraussetzungen eine Fachmatur, eine Be­rufsmatur oder eine gymnasiale Matur und ein zweimonatiges Vorpraktikum. Es gibt aber auch Aufnahmen «sur Dossier», und für die verkürzte Ausbildung braucht es einen Abschluss als diplomierte Pflegefachperson auf tertiärem Niveau. Das Aufnahmeverfah­

09

T I T E L T H E M A«Die Akademisierung stärkt den Berufsstand der Hebammen»

Obstetrica

«Etwas Grundlegendes ist, dass wir nicht mehr von

Fächern sprechen, sondern dass die Ausbildung

auf Kompetenzen basiert.»C É L I N E S C H I C K

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tigkeit geändert: An den Abschlussarbeiten war zu sehen, dass sich die Schüler/innen mit anderer Literatur beschäftigt haben.

Céline Schick: Etwas Grundlegendes ist, dass wir nicht mehr von Fächern spre­chen, sondern dass die Ausbildung auf Kompetenzen basiert. Die Inhalte sind wis­senschaftlich evidenzbasiert, neue Erkennt­nisse werden in die Unterrichtssequenzen einbezogen. Neu ist bspw. das Training der Kommunikation mit dem Paar oder inter­professionell sowie das wissenschaftliche Arbeiten, das den Umgang mit der vielen Literatur ermöglichen soll und durch die Bachelorarbeit geprüft wird. Die Interpro­fessionalität hat einen hohen Stellenwert: Es gibt Module mit anderen Studiengängen, wo gemeinsame Projekte durchgeführt wer­den. Die ganze Ausbildung ist digitalisiert worden, alles läuft über eine gemeinsame Onlineplattform und über E­learning. Das Modul Körperarbeit bildet eine gute und wichtige Ergänzung zum wissenschaftlichen Arbeiten: Studierende werden angeleitet und lernen mittels Selbsterfahrung.

Wer ist alles in die Hebammenausbildung involviert? Wer war es früher? Und welche Rolle spiel(t)en die Ärzte?

Céline Schick: Heute sind viele Fach­personen involviert. Grundsätzlich wird der Prozess des selbstständigen Lernens gefördert mit verschiedenen Gefässen wie Skillstrainings, problembasiertes Lernen oder auch Vorlesungen von Fachexperten wie Hebammen, Ärzte und Ernährungsbera­ter. Im Bereich der Physiologie von Schwan­gerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit unterrichten v. a. Hebammen. Sobald es um Regelwidrigkeiten in perinatalen Situatio­nen geht, werden nebst den Hebammen Ärzte und andere Fachpersonen hinzuge­zogen.

Martina Apel: Ärzte spielten eine gros­se Rolle. Das Wort Regelwidrigkeit war lange Zeit völlig verschwunden. Alles, was nicht normal war, auch die Geburt von Zwillingen, wurde von den Ärzten in den Bereich der Geburtspathologie verschoben. Und wir Hebammen mussten schwer kämpfen, da­mit Regelwidrigkeiten wieder in unseren Zuständigkeitsbereich fiel. Denn die Heb­ammen können durchaus eine Geburt mit einer Regelwidrigkeit – z. B. eine Schulter­dystokie – leiten, wenn sie wissen, wie sie damit umzugehen haben. Ich lege Wert auf

«Eine Ausbildung steht immer im Kontext von gesell-

schaftlichen und wirtschaft-lichen Entwicklungen»

M A R T I N A A P E L

Autonomie, natürlich auch auf die Zusam­menarbeit mit Ärzten.

Ich war am Anfang meiner Tätigkeit in der Hebammenschule in Luzern die einzige in der Ausbildung tätige Hebamme mit jah­relanger Berufserfahrung. Daneben unter­richteten Krankenschwestern, Kinderkran­kenschwestern, Ärzte und verschiedene andere Berufsangehörige. Die Zielsetzung der Hebammenausbildung bzgl. Schwan­gerschaft, Geburt oder Wochenbett waren für die anderen Berufsgruppen oft nicht einfach zu verstehen, denn diese schauten aus dem Blickwinkel der Pathologie und der Krankenpflege. Als ich die Hebammen­schule verliess, waren alle Lehrerinnen Heb­ammen mit praktischer Erfahrung und pä­dagogischer Ausbildung.

Und was sagen Sie zum Vorwurf, dass Hebammen mit einem Bachelor weniger Praxiserfahrung mitbringen als die davor ausgebildeten Hebammen?

Céline Schick: Das stimmt meiner Mei­nung nach nicht. Früher waren es 90 Wo­chen Praktikum, heute sind es 80. Wobei heute der Anteil an Skills­ und Simulations­trainings auch zusammen mit Anästhesis­tinnen und Anästhesisten sowie Schauspie­lenden und Kommunikationstrainings viel, viel höher ist. Er überwiegt die zehn Wochen Praxisunterschied bei Weitem. Die Studie­renden sind also nicht schlechter vorbe­reitet für die Praxis. In Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass durch die genannten Trainings die Selbstwirksam­keitserwartung der Hebammen angestie­gen ist. Die Hebammen trauen sich eher zu, nach einem solchen Training in der Praxis mit einer Anästhesistin oder einem Anäs­

thesisten zusammenzuarbeiten, und haben den Mut, in einer Situation zu agieren. Der Unterschied liegt im Aufbau der Praxismo­dule: Früher waren sie eher am Stück, heute sind es Blöcke à zehn oder zwölf Wochen, abgesehen vom Zusatzmodul am Schluss, das zehn Monate am Stück dauert.

Die Ausbildung dient dazu, rasch hand­lungsfähig zu werden, das bedingt eigen­ständiges Arbeiten, natürlich im ersten Praktikum begleitet. Der Anspruch ist nicht, dass die Studierenden nach dem ersten Praktikum eine ganze Geburt selbst leiten können, das wäre nicht realistisch, aber dass sie viel mit den Händen arbeiten und erfahren können.

Martina Apel: Ich habe keinen Erfah­rungswert. Die Praxiszeit ist verkürzt, das sollte aber nach einer kurzen Einführung am Arbeitsort kein Thema sein. Früher sind manche Hebammen nach dem Examen in den Gebärsaal gegangen und haben dort sofort alleine gearbeitet, nachdem sie viel­

«In Untersuchungen konnte nachgewiesen werden,

dass durch die genannten Trainings die Selbstwirk­samkeitserwartung der

Hebammen angestiegen ist.»

C É L I N E S C H I C K

T I T E L T H E M A

10 Obstetrica

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leicht einen Tag lang eine Einführung erhal­ten hatten, was wo steht oder abgelegt ist. Dieses «Funktionieren» braucht seine Zeit. Es wird in der Ausbildung nicht mehr ge­fordert. Vielleicht ist dieses «Funktionieren» der Grund, weshalb die Leute sagen, die frisch diplomierten Hebammen seien in der Praxis noch nicht so weit. Eine gute theo­retische Ausbildung ist wichtig für eine gute Praxis und umgekehrt. Beide Seiten sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden, das gefährdet den Gedanken der Autono­mie.

Céline Schick: Die Hebammenstudie­renden werden nicht vom «Funktionieren» ausgeschlossen. Es ist lediglich kein Schwer­punkt. Im Zusatzmodul, dem letzten Prak­tikum, wird von den Studierenden verlangt, dass sie bspw. das Telefon bedienen und mehrere Frauen parallel übernehmen. Und klar: In einem Gebärsaal ohne Pflegeassis­tierende oder Reinigungsfachkraft putzen die Studierenden mit.

Welcher Mehrwert bringt die neue Hebammenausbildung?

Céline Schick: Wie erwähnt getrauen sich die Studierenden mehr, das Gelernte in der Praxis umzusetzen. Die Hebammen­kompetenzen werden gestärkt, die Hebam­men bleiben verhandlungsfähig im Aus­tausch untereinander oder mit anderen Berufsgruppen. Das Ermöglichen der ge­meinsamen Sprache mit anderen Berufs­gruppen führt schliesslich zu einer Optimie­rung der Betreuung der Frauen. Ich denke, dass die Forschung einen grossen Teil zur Weiterentwicklung des Berufes oder zur Gesundheitsförderung beitragen kann wie bspw. der Entmedikalisierung der Geburts­

T I T E L T H E M A

hilfe. Durch ein anderes Bewusstsein und das Erarbeiten von neuem Wissen wird die Gesundheit von Frau und Kind gefördert.

Martina Apel: Mich stört das Wort Mehrwert. Wir sollten Ausdrücke im Zusam­menhang mit Wertigkeit sehr sorgfältig einsetzen, abgesehen von der Wertschät­zung. Der Wert der Hebammentätigkeit ist der gleiche. Vielleicht wird er durch die Aka­demisierung anders wahrgenommen und Hebammen können ihren Wert grundsätz­lich besser darstellen. Eine Ausbildung steht immer im Kontext von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen – und in der Geburtshilfe auch medizinischen. Hebammen haben mit der akademischen Ausbildung nicht nur die Möglichkeit, son­dern auch die Pflicht, die Wesentlichkeit ihrer eigenen Erkenntnisse, Erfahrungen, Handlungen auf dem gesamten Gebiet der Hebammengeburtshilfe zu überprüfen, die Wirkung zu beweisen und öffentlich zu machen. Das sind Vorteile für die Frauen, Familien, die Geburtshilfe und das Gesund­heitswesen.

Hebamme ist einer der am schlechtesten bezahlten akademischen Berufe. Gibt es Mittel und Wege in eine bessere Zukunft?

Céline Schick: Bei den frei praktizie­renden Hebammen setzt sich der Schwei­zerische Hebammenverband stark ein mit

den Tarifverhandlungen, was sehr kosten­, ressourcen­ und nervenintensiv ist. Grund­sätzlich ist die Hebamme ein Gesundheits­beruf – ob er akademisiert ist oder nicht, wirkt sich nicht direkt auf den Lohn aus.

Martina Apel: Die Hebammen könnten mit den Pflegefachpersonen zusammen­spannen für eine bessere Bezahlung, denn die Berufsgruppen sind auf einem Niveau. Wenn die Hebammen ihre Arbeit höher qua­lifiziert haben möchten, müssen sie die Wertigkeit ihrer Arbeit publik machen durch Öffentlichkeitsarbeit – nicht nur in der «Obstetrica», sondern auch in anderen Zeit­schriften, um die Notwendigkeit und den Wert für Frauen, Familien und Kinder darzu­stellen. Das ist eine Herkulesarbeit.

«Die Ausbildung dient dazu, rasch handlungsfähig zu

werden.»

C É L I N E S C H I C K

«Die Akademisierung stärkt den Berufsstand der Hebammen»

11Obstetrica

Im Skills-Center der Berner Fachhochschule Gesund-heit, einer geschützten Lernlandschaft, bereiten sich die Studentinnen auf die Berufs praxis vor.

Die Bachelorstuden-tinnen eignen sich den aktuellen Stand des theoretischen Wissens an.

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Wie hat sich aus Ihrer Sicht die Arbeit der Hebammen verändert?

Céline Schick: Die Schwangeren und Mütter sind belesener und nutzen das Inter­net. Mit der Flut an Forschungsergebnissen richtig umgehen zu können, ist eine Heraus­forderung für uns Hebammen. In der Gesell­schaft haben Krankheiten, mit denen die Hebamme konfrontiert ist, zugenommen, die Reproduktionsmedizin stellt neue Her­ausforderung an die Arbeit der Hebamme, der bereits erwähnte vorzeitige Spitalaus­tritt hat Auswirkungen, ebenso der Heb­ammenmangel und der damit verbundene Druck auf das Personal in den Kliniken, der leider oft eine 1:1­Betreuung verunmög­licht.

Martina Apel: Diesen Anspruch gab es früher nicht, die 1:1­Betreuung war gar nicht möglich. Dass Frauen eine Weile alleine sind, war üblich, oder es wurde ein zweites Bett ins Zimmer geschoben, um zwei Frauen gleichzeitig überprüfen zu können. Der Si­cherheitsfaktor hat heute stark zugenom­men. Die Überprüfungen fordern mehr Prä­senz und Wachsein.

Oft wird von Hebammenstudierenden von einer grossen Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis gesprochen. Sehen Sie hier Handlungsbedarf?

Céline Schick: Ich denke, dass diese Diskrepanz in allen Berufen besteht: Man lernt etwas in der Schule – und in der Praxis ist es anders. Geburtenabteilungen werden fast immer von Ärzten geleitet, nicht primär von Hebammen; es gibt spitalinterne Richt­linien, die bspw. auch veraltet sein können. Prozesse zu ändern, dauert lange. Die Fach­

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hochschule versucht, diese Diskrepanz zu schliessen, sie steht in engem Kontakt mit den Berufsbildnerinnen in der Praxis und berücksichtigt Rückmeldungen der Studie­renden. Die Studieninhalte werden ständig überarbeitet und weiterentwickelt.

Die evidenzbasierte Praxis wird oft missverstanden und mit Forschungsergeb­nissen gleichgesetzt. Evidenz setzt sich zum einen Teil aus Forschungserkenntnis­sen und zu einem ebenso grossen Teil aus der beruflichen Erfahrung zusammen. Die Kunst besteht in der Praxis darin, evidenz­basiertes Handeln abzuleiten – mit all den Faktoren, die dazugehören.

Martina Apel: In der Theorie wird im­mer versucht, die optimale Möglichkeit dar­zustellen und wahrscheinliche Zukunftsent­wicklungen einzubeziehen. Man kann die Einflussfaktoren aufzählen, aber nicht im­mer alle durchspielen. Weil es Menschen sind, die eine gesundheitliche Versorgung erfahren, und wir selber sind auch Men­schen und agieren als solche. Das ist nicht so wie in der Mathematik. Die Grundlagen der Theorie bilden in der Praxis einen Boden, von dem aus ich verschiedene Wege gehen kann.

Die Studentinnen befassen sich im Skills-Center der Berner Fachhochschule Gesundheit mit Situationen aus allen Phasen der Schwangerschaft – hier mit der Betreuung des Säuglings im Wochenbett.

Martina Apel,ehemalige Leiterin der Hebammenschule Luzern,

Engagement in verschiedenen Gremien zur Entwicklung des Hebammenberufes, Wieder­

einstiegskurse in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Hebammenverband, zuletzt bis zur

Pensionierung Dozentin an der Hebammenschule Bern, Übergang zur Berner Fachhochschule.

Céline Schick,Hebamme MSc, Berufsbildnerin und fachvertiefte Mitarbeiterin in der Geburtenabteilung des Kantons­spitals Aarau, wissenschaftliche Mitarbeitende an der Berner Fachhochschule, Studiengang BSc Hebamme.

G E S P R Ä C H M I T

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Herausgeberin | Editeur Schweizerischer Hebam­menverband (SHV). Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des SHV wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion | Fédération suisse des sages­femmes (FSSF). Les articles signés ne reflètent pas forcément l’opinion de la FSSF. Toute reproduction est soumise à autorisation de la rédaction Redaktion | Rédaction Redaktorin Deutsch­schweiz: Miryam Azer, [email protected] | Rédactrice romande: Cynthia Khattar, c.khattar@sage­femme.ch Geschäftsstelle SHV | Secrétariat de la FSSF Rosen­weg 25 C, 3007 Bern, T +41 (0)31 332 63 40 Adressände-rungen | Changements d’adresse [email protected] Redaktioneller Beirat | Conseil rédactionnel Marie Blanchard, Aurélie Delouane­Abinal, Christina Diebold, Regula Hauser, Maja Hiltbrunner, Maria­Pia Politis Mercier Konzept, Layout | Concept, mise en page www.la­kritzer.ch Jahresabonnement | Abonnement annuel Nichtmitglieder CHF 109.–, inkl. 2,5 % MWST, Ausland CHF 140.–, Einzelnummer CHF 13.20, inkl. 2,5 % MWST + Porto. Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht bis zum 31. Oktober des laufenden Jahres schriftlich beim SHV gekündigt wird | Non­membres CHF 109.–, 2,5 % TVA inclue, étranger CHF 140.–, prix du numéro CHF 13.20, 2,5 % TVA inclue + porto. L’abonnement est automatiquement renouvelé pour un an s’il n’est pas résilié par écrit auprès de la FSSF au 31 octobre de l’année en cours. Inseratemarketing | Régie d’annonces Kömedia AG, Jessica Magos, Geltenwilenstr. 8a, 9001 St. Gallen, D +41 (0)71 226 92 75, T +41 (0)71 226 92 92, [email protected], www.kömedia.ch Druck | Impression Rub Media AG, Seftigenstr. 310, 3084 Wabern, www.rubmedia.ch Papier PlanoArt 100 gm2, holzfrei, hochweiss matt, säurefrei, FSC­zertifiziert | PlanoArt 100 gm2, sans bois, extra­blanc mat, sans acide, certifié FSC Auflage | Tirage Druckauflage 3350 Exemplare, erhöhte Auflage 4000 Exemplare, verbreitete Auflage 3135 Exem plare (WEMF­ beglaubigt 2016/2017) | Tirage total 3350 exemplaires, distribution supplémentaire 4000 exem­plaires, tirage diffusé 3135 exemplaires (certifié REMP 2016/2017) | ISSN 1662­5862

116. JahrgangOffizielle Zeitschrift des Schweizerischen Hebammen­verbandes | Revue officielle de la Fédération suisse dessages femmes | Giornale ufficiale della Federazionesvizzera delle levatrici | Revista uffiziala da la Federaziunsvizra da las spendreras

Erscheinungsweise10 Mal im Jahr, Doppelausgaben im Januar/Februar und Juli/August | Publié 10 fois par an, numéro double en janvier/février et juillet/août

I M P R E S S U M P R ­ A N Z E I G E

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T E X T :

M O N A S C H W A G E R

«Der Wandel hat sich gelohnt»

Das Bachelorstudium für Hebammen feiert in der Deutschschweiz heuer sein Zehn­Jahre­Jubiläum. Mona Schwager, Studiengangleitung Hebamme BSc, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, blickt stolz auf die vergangene Zeit zurück. Offenheit, Engagement, Pragmatismus und Überzeugung zeichnete die erfahrenen «Pionierinnen» aus, die an der akademischen Entwicklung mitarbeiteten. Sie gestalteten eine neue Ausbildung in einem sehr alten Beruf.

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«Was, das kann man studieren?» wurden un­sere ersten Studierenden oft gefragt. «Wa­rum brauchen Hebammen eine Matura?» Als «akademisierte Neulinge» mussten die angehenden Hebammen vielen Widerstän­den begegnen und ihr Studium gegenüber Praxis und Gesellschaft erklären, oft gar ver teidigen. Praxisferne der Hochschulbil­dung wurde als ein gängiges Vorurteil mo­niert. Mit viel Enthusiasmus, Gelassenheit und einer Portion Idealismus haben die Stu­dierenden und Absolvierenden der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaf­ten (ZHAW) die Akademisierung zum Laufen gebracht und am meisten zu deren grossen Akzeptanz beigetragen. Ihnen gebührt mein grösster Dank und Respekt.

Aufbruch und Umbruch

In der Schweiz wird das Studium zur Heb­amme seit 2008 an den Fachhochschul­standorten Winterthur und Bern angebo­ten, in Lausanne und Genf bereits seit 2002. Die Akademisierung der Hebammenausbil­dung in der Deutschschweiz ist zehn Jahre alt. Am 15. September 2008 startete in Win­terthur der erste Vollzeitstudiengang BSc Hebamme an der ZHAW. Der Bachelorab­

«In der Schweiz wird das Studium zur Hebam-me seit 2008 an den Fachhoch schulstandorten Winterthur und Bern an-geboten, in Lausanne und Genf bereits seit 2002.»

schluss ist ein berufsbefähigender Hoch­schulabschluss, mit dem der erste akade­mische Qualifizierungsgrad erreicht wird 1. Am 13. September 2012 wurden die ersten 42 Bachelordiplome überreicht. In der Schweiz bestanden aufgrund des Fö­deralismus unterschiedliche Ausbildungs­systeme. Mit der Akademisierung wurden Bestrebungen umgesetzt, die Ausbildungen zu vereinheitlichen und an die neuen An­forderungen anzupassen. Mit der Erklärung von Bologna2 sollte die Vergleichbarkeit mit anderen europäischen Hochschulen und damit die Durchlässigkeit von Dozierenden und Studierenden gefördert werden. Der Bildungsrat der Schweizerischen Konfe­renz der kantonalen Gesundheitsdirektoren entschied im Jahr 2005, dass die Hebam­menausbildung in der Deutschschweiz spä­testens ab dem Jahr 2009 auf Fachhoch­schulstufe angeboten werden soll. Als zentralen Punkt für die Entscheidung wurde der eigenständige Auftrag genannt, den eine Hebamme in der Gesundheitsversor­gung hat – im Bereich der Geburtshilfe, der Gesundheitsförderung und Prävention rund um die Mutterschaft. Hebammen für kom­plexe Anforderungen angemessen zu quali­fizieren, führte zur gesamtschweizerischen

und vollständigen Überführung der Hebam­menausbildung auf Fachhochschulstufe.

Die Attraktivität des Berufs nimmt weiter zu

Hebammen sind als autonome Leistungser­bringerinnen in Sinne des Krankenversi­cherungsgesetzes befugt, Frauen und ihre Neugeborenen eigenständig zu betreuen. Gleichzeitig sind sie dem gesetzlichen Pati­entinnen­ und Patientenschutz verpflichtet und müssen auf der Basis wissenschaft­licher Erkenntnisse mit hoher Problemlöse­ und Entscheidungskompetenz arbeiten. Die Hebammen für diese komplexen Anforde­rungen angemessen zu qualifizieren, führte zur Vereinheitlichung und Ansiedelung der Ausbildung auf Fachhochschulstufe. Dieser Prozess trug weiter zur Professionalisierung der Hebammenarbeit und zur Evidenzbasie­rung der Praxis bei. Die damit einhergehen­den neuen beruflichen Möglichkeiten sowie akademische Karriereschritte bis zum Dok­tortitel steigern heute die Attraktivität des Berufs zusätzlich und werden helfen, dem prognostizierten Hebammenmangel entge­genzuwirken.

«Der Wandel hat sich gelohnt» T I T E L T H E M A

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In den Praktika bei den langjährigen Praxispartnern wenden die Studentinnen das Gelernte an.

Dabei erfahren sie ein ganzheitliches und interprofessionelles Denken und Handeln.

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Was ist, kann und soll die neue Ausbildung?

Am Anfang standen viele Fragen. Wie baut man eine Hochschulausbildung mit ihren Strukturierungsmerkmalen auf? ECTS3, was ist das? Wie lange dauert das BSc­Studium, und welche didaktischen Methoden sollen angewendet werden? Wie verstehen wir Wissenschaft? Was heisst wissenschaftlich fundiert? Worauf stützen wir die Theoriebil­dung in der Hebammenarbeit ab? Wie viel interprofessionelle Lehre ist wichtig, und welche Profilschärfung der Hebammen braucht die Praxis? Geht das handwerkliche Können der Hebammen durch die Fachhoch­schulausbildung verloren? Welche Kompe­tenzen müssen sich die Absolventinnen am Ende ihres Studiums angeeignet haben? Wie begründen wir die bescheidene Prak­tikumsentschädigung, die nicht mehr mit den früheren Löhnen während der Ausbil­dung zu vergleichen sind?Vom Wissen zum Tun lautete unsere Devise. Anstelle von Fragen und manchmal auch Skepsis sind im erfahrenen Dozentinnen­team – viele kamen aus den «alten» Hebam­menschulen – schnell Neugier und Begeis­terung entstanden. Ende 2007 starteten wir zusammen mit unseren Praxispartnern und in definierter Kooperation4 mit den Kolle­ginnen an der Berner Fachhochschule die konkrete Entwicklung des BSc­Curriculums. Die Zeit drängte, denn nach einem knappen Jahr begrüssten wir der Studiengang HB08 ins erste Semester. Wir schrieben Konzepte und Lehrmittel, gestalteten Module und Leistungsnachweise und entwickelten mit der Zeit eine Vorstellung der Anforderungen an die zukünftige Hochschullehre und Pra­xis.

Anforderungen an das neue Ausbildungskonzept

Der Bachelorstudiengang wurde auf der Grundlage des von der Berufskonferenz Hebamme formulierten Kompetenzprofils und der gesamtschweizerischen Abschluss­kompetenzen für Fachhochschul­Gesund­heitsberufe entwickelt. Die Abschlusskom­petenzen Hebamme BSc wurden sieben Rollen zugeordnet, die basierend auf dem CanMEDS­Rollenmodell die Aufgaben einer Gesundheitsfachperson abbilden: Expertin, Kommunikatorin, Teamworkerin, Professi­onsangehörige, Lernende und Lehrende,

Managerin und Health Advocate. Von An­fang an lag der Schwerpunkt auf dem Out­come von Fähigkeiten und weniger auf dem Input von Wissen. Handlungsleitend für eine verbesserte Lehre war der Fokus auf die gestellten Anforderungen, um die Stu­dierenden jetzt und in Zukunft zur Ausübung ihrer beruflichen Aufgaben zu befähigen.

Wir stützten das Studium auf die Kompe­tenzbasierung ab, verstanden als direkte Verknüpfung von Theorie und Praxis. Die­ses Ziel war nur zu erreichen, wenn es mit der Persönlichkeitsentwicklung der Studie­renden einherging. Wir etablierten eine durchgängige Lernprozessbegleitung mit Mentorinnen und implementierten trans­ferfördernde Methoden wie problembasier­tes Lernen, Skills­ und Simulationstraining. Es sollten nicht nur Wissenschaftskompe­tenzen ausgebildet werden, sondern Prak­tikerinnen, die in der Lage sind, ihr Handeln zu hinterfragen, sich auf ethische Grund­sätze abzustützen, alternative Handlungs op­tionen kritisch zu prüfen und ihr Vorgehen entsprechend anzupassen. Die Studieren­den sollten zudem mit dem Lernprojekt «Lernen von Schwangeren» bereits im ers­ten Semester und damit vor dem ersten Praktikum mit ihren zukünftigen Klientin­nen in Kontakt kommen, um deren Bedürf­nisse kennenzulernen und zu erfahren, was es heisst, Mutter zu werden.

Die Eckpfeiler des Studiums

Bereits für den ersten BSc­Studiengang meldeten sich fast doppelt so viele Interes­sierte zum Eignungsabklärungsverfahren an, was uns von Beginn an eine angemes­sene Selektion ermöglichte. 60 Studieren­den konnte ein Studienplatz zugewiesen werden. Trotz oder gerade wegen der Aka­demisierung scheinen sich das Studium und

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«Vom Wissen zum Tun lautete unsere

Devise.»

Obstetrica

Mit dem Unterricht für Schulklassen sollen die Kinder möglichst früh dafür sensibilisiert werden, dass Schwanger-schaft, Geburt und Wochenbettzeit in erster Linie gesunde und natürliche Prozesse sind.

Schwangere werden in die Ausbildung einbezogen, damit die angehenden Hebam-men schon zu Studien-beginn ein Verständnis für die besonderen Bedürfnisse in diesem Lebens abschnitt ent­wickeln.

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vorbereitet zu sein, üben die Studentinnen im geschützten Rahmen des Skills­ und Simulationstrainings diejenigen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die in der Praxis häufig vorkommen, komplexe Handlungen oder anspruchsvolle Kommunikationssituatio­nen beinhalten. Es werden Risikosituatio­nen bei Mutter und Neugeborenen trainiert und mit Videoanalysen reflektiert. Faktenwissen eignen sich die Studierenden mehrheitlich in autonomen Selbststudium an, sie kommen meist gut vorbereitet in die Vorlesungen, Seminare und Fallbesprechun­gen. Transformatives Lernen wird durch die von Dozierenden und Studierenden gelei­teten Exkursionen – z. B. für Schulklassen oder für schwangere Migrantinnen in den Skillsräumen – umgesetzt. Kinder, Jugend­liche, aber auch Frauen mit Migrationshin­tergrund sollen den präventiven Charakter von gesunder Schwangerschaft und Geburt erkennen und den Beruf der Hebamme er­leben.

Nach wie vor in guten Händen bei der Hebamme

Das praktische Arbeiten steht in der Fach­hochschulbildung im Zentrum. Theoreti­sches Wissen, manuelle Fähigkeiten und soziale Kompetenzen haben sich dank kon­tinuierlicher Weiterentwicklung des Curri­culums auf hohem Niveau herausgebildet. Ich wünsche mir neben der bestehenden in­terprofessionellen Lehre am Departement Gesundheit eine engere Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft bereits während der Aus­bildung von Hebammen­ und Medizinstu­dierenden. Die Überführung der Hebammenausbildung auf Fachhochschulstufe hat enorme Chan­cen für die Berufsgruppe der Hebammen

möglich gemacht. Sie wird weiter dazu bei­tragen, dass routinemässig durchgeführte Massnahmen in der Geburtshilfe wissen­schaftlich begründet hinterfragt werden und damit in vielen Fällen bessere Ergeb­nisse resultieren. Die Stärkung der Physio­logie könnte zu einer grösseren Arbeitszu­friedenheit der Hebammen in den Spitäler führen.Die Akademisierung der Hebammenaus­bildung ist eine folgerichtige Entwicklung. Nach zehn Jahren Fachhochschulausbil­dung ist die anfängliche Skepsis bei den meisten Hebammen gewichen, die neue Ausbildung hat aus meiner Sicht – und ge­stützt auf Evaluationsresultate – den Pra­xistest bestanden. Mütter und ihre Familien sind nach wie vor in guten Händen bei der Hebamme. Das Studium ist begehrt, die meisten Absolventinnen würden wieder das gleiche Studium an der gleichen Fach­hochschule wählen. Ich hoffe, die jungen Hebammen haben weiterhin nicht nur Lust, in den Beruf einzusteigen, sondern auch im Beruf zu bleiben. Es braucht mehr Hebam­men und mehr Studienplätze. Mit Blick auf die vergangene Dekade finde ich: Der Wan­del hat sich gelohnt, Wissen und Handeln sind verknüpft, das Berufsbild der Hebam­me entwickelt sich weiter und nimmt die Bedürfnisse von Gesellschaft und Praxis auf. Ziel ist und bleibt, Frauen und ihre Fa­milien in einer sensiblen Lebensphase best­möglich zu begleiten.

«Wir stützten das Studium auf die Kompetenzbasierung ab, verstanden als direkte Verknüp-fung von Theorie und Praxis.»

der Beruf der Hebamme nach wie vor gros­ser Beliebtheit zu erfreuen. Seit 2014 kön­nen pro Jahr 66 Studienplätze angeboten werden, die aber weder das mittlerweile dreimal so grosse Interesse am Studium noch den Bedarf der Praxis deckt. Die Stu­dienplatzbeschränkung wird vom Regie­rungsrat des Kantons Zürichs festgelegt. Die Regelstudienzeit umfasst 5400 Stun­den, was 180 Credits entspricht. Dazu kom­men zwei Monate Praktikum vor dem Stu­dium und zehn Monate Praktikum am Ende. Erst dann werden der Bachelortitel und die Berufsbefähigung verliehen.

Lernen in Praktika auf der Basis von Theoriewissen

Insgesamt 80 Wochen verbringen die Stu­dierenden in Praktika in den verschiedenen geburtshilflichen Abteilungen der Kliniken und erleben so in jedem Studienjahr eine Umsetzung der Theorie in die Praxis und umgekehrt. Einzelne Praxismodule können in Geburtshäusern, bei frei praktizierenden Hebammen und im Ausland absolviert wer­den. Um bestmöglich auf den Berufsalltag

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«Der Wandel hat sich gelohnt»

1 Der zweite Grad ist ein Masterabschluss, der dritte Grad das Doktorat.

2 Der Bologna­Prozess wurde 1999 gestartet, um einen europäischen Hochschulraum zu schaffen.

3 Das europäische Punktesystem European credit transfer system (ECTS) dient der Vergleichbar­keit von Studienleistungen und beschreibt den Umfang des Arbeitsaufwandes für Lernaktivitäten, die notwendig sind, um ein bestimmtes Lern­ergebnis zu erreichen, z. B. 1 Credit entspricht 30 Stunden Lernaufwand.

4 Kooperationen mit der Berner Fachhochschule bestanden im Zusammenhang mit dem Eignungs­abklärungsverfahren, der Praktikumsplatzbewirt­schaftung und der Entwicklung von Lehrmitteln für das Skillstraining.

Mona Schwager, Studiengangleitung Hebamme BSc, Zürcher Hochschule für Angewandte

Wissen schaften, Winterthur.

A U T O R I N

Dieser Artikel ist eine gekürzte und abgeänderte Version des Textes aus der Festschrift von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zum Zehn­Jahre­Jubliäum des Bachelorstudiums.

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Berufsbildnerin Chantal Staub begleitet im Spital Limmattal seit bald zwei Jahren angehende Hebammen in den Praxismodulen. Ihr ist es wichtig, dass die Hebam­menstudierenden auf allen Ebenen lernen können und auch Fehler machen dürfen. Sie erlebt diese als sehr aufmerksam und ist durch deren Fragen immer wieder aufgefordert, ihr eigenes Handeln zu hinterfragen.

Ich habe selber die Ausbildung als Hebamme an der Zürcher Hoch­schule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur besucht und 2014 als dritter Jahrgang abgeschlossen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass hinsichtlich der ersten Abgänger eine gewisse Skepsis und das Verständnis für die Akademisierung nicht überall vorhanden war. Hebamme sei ein praktischer Beruf und gehöre nicht an eine Hochschule. Man hatte Angst vor Theoretikerinnen, die das praktische Hebammenhandwerk zu wenig lernen und ver­stehen würden.

Eindrücklich, wie sich die Studierenden entwickeln

Meiner Meinung nach bringen die heutigen diplomierten Hebam­men FH alle nötigen Voraussetzungen für den Berufsalltag mit, und die Akademisierung auf Fachhochschulstufe ist sinnvoll und zeitge­mäss. Doch die Praxisnähe im Studium an der Fachhochschule ist essenziell und unabdingbar. Durch die vier Praxismodule im Haupt­studium und das obligatorische zusätzliche vierte Ausbildungsjahr, das sogenannte Zusatzmodul, das die Studierenden im Anschluss an die drei Jahre des Bachelorstudiums nur in der Praxis verbrin­gen, wird die nötige Praxiserfahrung sichergestellt. Ich finde es im­mer wieder eindrücklich, zu beobachten, wie sich die Studierenden in diesem Jahr entwickeln. Sie lernen, mit der Verantwortung um­zugehen und diese auch in komplexen Situationen zu übernehmen, und gewinnen enorm an Selbstvertrauen, sodass sie sich danach dafür gewappnet fühlen, als diplomierte Hebamme zu arbeiten, und sich auf die neue Herausforderung freuen.Die Studierenden lernen durch das wissenschaftliche Arbeiten im Studium, evidenzbasierte Informationen zu suchen, zu interpre­tieren und in ihrer Aussagekraft und Qualität zu beurteilen. Dies ist nicht nur für das Studium wichtig, sondern auch für den Be­rufsalltag. Die Medizin ist sehr schnelllebig, daher ist es für die

Bewahrung und Entwicklung der Fachkompetenz wichtig, à jour zu bleiben und schliesslich gestützt auf evidenzbasierten Informa­tionen argumentieren und Routinehandlungen auch kritisch hin­terfragen zu können. Ich beobachte, dass die Studierenden durch das Studium eine Ei­genverantwortung für ihren Lernprozess übernehmen und wissen, wie und über welche Kanäle sie sich theoretische Grundlagen oder Stu dien beschaffen können. Sie lernen, sich und ihre Arbeit zu re­flektieren, was in der Praxis stark spürbar und von grosser Wich­tigkeit ist für die persönliche Entwicklung und für diejenige ihrer Professionalität. Ich erlebe die Studierenden als sehr aufmerksam, und durch das Fragen, warum diese für mich routinierte Handlung bspw. so ausgeführt wird, lerne auch ich immer wieder, wie wichtig es ist, kritisch zu bleiben und Massnahmen in Frage zu stellen.

Ganzheitliches Lernen «mit Kopf, Herz und Hand»

Als Berufsbildnerin ist es spannend, die Studierenden in den unter­schiedlichen Praxismodulen begleiten zu können. Die Hebammen­studierenden bringen neben einem fundierten theoretischen Fach­wissen erste handwerkliche Fertigkeiten mit, die sie im Studium in den Skillsmodulen erlernen, oder bereits Erfahrungen aus vorher­gehenden Praxismodulen. Die Aufgabe der verantwortlichen Per­sonen in einer Institution und somit für mich als Berufsbildnerin ist, die Studierenden darin zu unterstützen, die Theorie in die Praxis zu transferieren und anhand von realen Situationen die Zusam­menhänge zu erkennen, zu verstehen und dementsprechend zu handeln. Ich erlebe die Studierenden als ausgesprochen neugierig, interessiert und motiviert, das Gelernte umzusetzen und neues Wissen zu generieren. Die Studierenden erfahren, wie individuell die zu betreuenden Frauen und Paare sind und dass es unsere Auf­gabe ist, empathisch, flexibel und aufmerksam zu sein und zu eru­ieren, mit welchen Worten und Mitteln wir die Frauen bestärken können. Die Studierenden erleben, was es heisst, Schichtarbeit zu leisten oder sehr arbeitsintensive Dienste zu bewältigen. Sie wer­den mit Emotionen wie Freude, Enttäuschung, Angst, Trauer kon­frontiert oder auch mit ethischen Fragestellungen und Konflikten. Hier ist es ebenfalls die Aufgabe der Praxis, die Studierenden abzu­holen, sie in ihrem Reflexionsprozess zu unterstützen und gemein­sam mögliche Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie wichtig die Rolle der Berufs­bildnerin ist und dass sie zu einem erfolgreichen Lernprozess der Studierenden beiträgt. Mir ist es wichtig, die Hebammenstudieren­den so begleiten zu können, dass für sie ein geschützter Rahmen entsteht, in dem sie auf allen Ebenen lernen können und auch Feh­ler machen dürfen. Der Grundsatz vom ganzheitlichen Lernen «mit Kopf, Herz und Hand» (Johann Heinrich Pestalozzi, 1746 – 1827) hat sich meiner Meinung nach auch mit der Akademisierung nicht ver­ändert.

Chantal Staub, Hebamme FH und Berufsbildnerin, Geburtenabteilung Spital Limmattal.

«Heutige diplomierte Hebammen FH bringen alle nötigen

Voraussetzungen mit»

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T I T E L T H E M AErfahrungen

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«Ausgelernt habe ich als Hebamme nie»

Als neunjähriges Mädchen begann meine Begeisterung für den Hebammenberuf durch die Nachbarin – selbst Hebamme – meiner damals besten Freundin. Ich konnte nicht genug von ihren Ge­schichten aus dem Berufsalltag kriegen, schaute mir Bücher und Filme über Schwangerschaft und Geburt an. Eine Liebe und Beru­fung, die weiterhin ständig wächst.Seit 2008 gibt es in der Deutschschweiz nur den Weg über die Fach­hochschule, um Hebamme zu werden. Dies ergibt meines Erachtens Sinn. Der Hebammenberuf als einer der ältesten Frauenberufe lässt sich nicht nur durch theoretischen Frontalunterricht erlernen. Es braucht die Vermittlung von Erfahrungswissen in einem praxisbe­zogenen Umfeld. An der Berner Fachhochschule findet das Lernen teils fast in einem «familiären» Umfeld statt. Dabei denke ich z. B. an das Modul Körperarbeit und an den Kontakt zu meinen Mitkom­militoninnen.Im Bachelorstudium wurde ich durch die breit angelegten Themen und Vertiefungen optimal auf den Beruf der Hebamme vorbereitet. In den verschiedenen Praxiseinsätzen habe ich vielfältige Erfah­rungen gesammelt. Die einzelnen Vorlesungen und Skillstrainings waren als Vorbereitung für die Praxismodule sehr wichtig. Die Hauptheraus forderung sehe ich in der Umsetzung der Theorie in die Praxis: Kompetenzen erlernen, Physiologie betreuen, Patholo­gie einschätzen und interdisziplinär zusammenarbeiten.Nach dem dritten Studienjahr hatte ich bereits einen prall gefüllten Rucksack mit viel theoretischem Wissen. Während des Zusatz­moduls B konnte ich dieses Wissen mit der Praxis verknüpfen, individuali sieren und ausdehnen. Ausgelernt habe ich als Hebam­me nie. Das Masterstudium ist für mich eine persönliche Bereiche­rung. Die Inhalte verhelfen mir zu fachlicher Argumentation im Arbeitsalltag. Ich be ginne meinen Blickwinkel von der Mikroebene zur Makroebene zu weiten. Und: Ein Masterabschluss schliesst die Arbeit in der Praxis nicht aus. Im Gegenteil: Die Praxisarbeit wird durch Innovation und Engagement sehr bereichert. Eine Herausfor­derung sehe ich in der Etablierung von akademisierten Hebammen in unserer Gesellschaft und dem bestehenden Gesundheitswesen.Die Akademisierung des Hebammenberufes erachte ich als not­wendig. Das Bachelorstudium vermittelt angehenden Hebammen eine evidenzbasierte Lehre und Praxis und ist der Grundstein für eine vielfältige Laufbahn (Lehre, Forschung, Leitungsfunktionen) als Hebamme. Mir ist es wichtig, mit verschiedenen Fachpersonen auf gleichem Niveau zu diskutieren, Studien interpretieren und mit­reden zu können. Schliesslich will ich mich für das Wohl der Frau und Familie einsetzen.

Ramona Burri, Hebamme BSc, absolviert zurzeit das Master-studium an der Berner Fachhochschule in Bern.

«Erster Einsatz in der Praxis war physisch wie auch mental sehr anstrengend»

Medizinische Grundlagen, Hebammenlehre, Berufsrollen in der Hebammenprofession und Skills, mit diesen vier Modulen durf­te ich 2015 gemeinsam mit 65 Kommilitoninnen das Studium zur Hebamme starten. Im ersten Jahr lernten wir innerhalb des Skills­ und des Theorie unterrichts unzählige neue Dinge, die zum Teil noch sehr abstrakt wirkten. Dabei waren v. a. die Erzäh­lungen aus der Praxiserfahrung der dozierenden Hebammen sehr wertvoll.Voller Tatendrang, aber auch mit etwas wackligen Knien sind wir dann ins erste Praxismodul gestartet. Für mich hiess es ab aufs Wochenbett. Nach anfänglicher Berührungsangst merkte ich schnell, dass die Neugeborenen nicht ganz so zerbrechlich sind, wie sie aussehen, und die Frauen und deren Familien mich trotz meiner Position als Hebammenstudierende ernst nahmen und respektierten. Der erste Einsatz in der Praxis war zu Beginn phy­sisch wie auch mental sehr anstrengend. Ich merkte, wo in der Theorie noch Lücken bestanden, und versuchte, diese nach dem Dienst noch zu füllen.Eine Frage, die mir und auch vielen Kolleginnen während meines Weges zur Hebamme immer wieder gestellt wurde, war: «Warum hast Du nicht Medizin studiert?» Als Hebamme dürfen wir die Frauen und deren Familien auf einer sehr engen, intimen und persönlichen Ebene kennenlernen und betreuen. Wir dürfen die Physiologie und Natur der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts jeden Tag aufs Neue hautnah erleben. Ärzte hinge­gen werden hauptsächlich zur Geburt des Kindes und bei regel­abweichenden oder regelwidrigen Situationen hinzugezogen. Der enge, persönliche Kontakt zu den Frauen ist ihnen aufgrund der personellen Ressourcen in der Klinik oft nicht möglich.Nun, nach Abschluss der theoretischen Ausbildung, stehe ich vor den letzten 40 Wochen Praktikum, vor meiner Diplomierung zur Hebamme. Mein theoretisches Wissen befindet sich momen­tan wohl an seinem Höhepunkt, nun gilt es, praktisches Erfah­rungswissen zu sammeln. Ein bisschen Nervosität entsteht bei dem Gedanken, in einer neuen Klinik mit einer anderen Ge­burtshilfe und Philosophie anzufangen, schon. Dazu kommt, dass erwartet wird, dass wir immer mehr Verantwortung über­nehmen, und zu wissen, dass wir in knapp einem Jahr auf uns selbst gestellt sein werden. Die Vorfreude und Neugierde, Ge­lerntes umzusetzen und Familien auf ihrem persönlichen Weg zu ihrem Wunder zu begleiten, überwiegt jedoch deutlich.

Larissa Pompeo, Hebammenstudentin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur, 6. Semester.

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T I T E L T H E M A

20 Obstetrica

«Weitere Erfahrung zu sammeln, liegt nun in meiner Verantwortung»

Diese Zeilen entstehen während meiner letzten Tage als Hebam­menstudierende. Die Gelegenheit, die vergangenen vier Jahre an der Berner Fachhochschule Revue passieren zu lassen. Wa­rum Hebamme? Die Frage wurde mir schon so oft gestellt, dass mir die Antwort fast auswendig gelernt erscheint. Ich wollte ei­nen sinnvollen Beruf erlernen. Und was ergibt mehr Sinn, als Hebamme zu sein? Bei meiner mündlichen Aufnahmeprüfung erläuterte ich drei Aspekte: einerseits mein Interesse für Anato­mie und Medizin. Andererseits meine Leidenschaft für die Arbeit mit Menschen. Als drittes die Überlegung, den Beruf weltweit anwenden zu können, was mir als Reisebegeisterte entgegen­kommt. Heute würde ich einen weiteren Punkt anfügen: den Fokus auf Frauenthemen, vom Recht auf Selbstbestimmung bis zur Lohn(un)gleichheit, die im Hebammenalltag unumgäng­lich sind. Insbesondere der zweite und der letzte Punkt liessen mich die Ausbildung zur Hebamme wählen und nicht ein Medi­zinstudium. Das erste Studienjahr mit dem Schwerpunk Physiologie habe ich als unglaublich faszinierend in Erinnerung. Dann die ersten Prak tika, eine gute Erfahrung, aber auch ein nicht immer ein­faches Erwachen. Die Vorstellung der behüteten Natürlichkeit, die einer Geburt innewohnt, kollidiert mit der Wirklichkeit: stressige Arbeitsverhältnisse, unterschiedliche Wertvorstellun­gen im Team und medizinische Komplikationen. Letztere ver­stehen und managen zu lernen, war Inhalt des zweiten Stu­dienjahrs. Eine geballte Ladung an Wissen, anspruchsvoll, aber spannend. Im dritten Jahr die Bachelorthesis, Studien kritisch lesen und analysieren. Wichtig für den Berufsstand der Hebam­men, teilweise schwierig zu integrieren im Praxisalltag. Das Studium hat mir theoretisches Basiswissen mitgegeben, die Skillseinheiten brachten mir die Grundlagen des Handwerks Hebammenberuf bei. Ich lernte, gezielt zu kommunizieren, und das wissenschaftliche Arbeiten ermöglicht fundiertes Argu­mentieren im Berufsalltag. Der Inhalt sprengt den Rahmen von vier Jahren und somit existieren Lücken, die den Transfer in die Praxis erschweren. Diese ergeben sich aus den stets diskutier­ten Richt linien, sich wandelnden Leitfäden und deren unter­schiedliche Auslegung je nach Arbeitsort. Und es gibt eine weitere Lücke, die zu schliessen nicht Aufgabe des Studiums ist: die Erfahrung. Der Grundstein ist mit insgesamt 80 Wochen Praxis gelegt. Weitere Erfahrung zu sammeln, liegt nun in mei­ner Verantwortung, und das ist ein lebenslanger Prozess, auf den ich mich sehr freue.

Luzia Rappo, Hebamme BSc.

«Als grösste Herausforderung habe ich die Praktika erlebt»

2014 hatte ich das grosse Glück, für das Hebammenstudium in Winterthur aufgenommen zu werden. Ich bin in Österreich aufge­wachsen, mein Vater ist aber Schweizer, und daher gefiel mir die Idee, hier zu studieren und mein zweites Heimatland besser kennen zu lernen. Seit meiner Kindheit bin ich fasziniert von Schwanger­schaft und Geburt. Nach meinem Schulabschluss verbrachte ich drei Monate in einem Säuglingswaisenhaus in Uganda. Ich war er­schüttert, zu erkennen, dass viele Frauen heute noch bei der Geburt sterben. Der Wunsch, als Hebamme Frauen zu begleiten und zu unterstützen, entwickelte sich dort.Die Ausbildung zur Hebamme ist in der Schweiz wie auch in Öster­reich akademisch und findet in der Fachhochschule statt. Die vorgege bene Unterrichtsstruktur hat meiner Lernweise gut ent­sprochen, die Praxisorientierung und das Klassensystem habe ich als bereichernd empfunden. Ich schätze an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften sehr, dass die Ausbildung indivi­duell ist und man nicht als eine von vielen untergeht. Besonders gut am Studium gefiel mir der praktische Unterricht. Ich hatte Freude, jede Woche neue Fertigkeiten zu erlernen. Am allerbesten haben mir die «Kritischen Ereignisse» aus dem Modul Hebammenlehre im letzten Unterrichtssemester gefallen. Die Modulverantwortliche, Ilke Hasler, besitzt die Fähigkeiten, die für mich eine gute Dozentin ausmachen, wie: komplexe Inhalte in einzelne verständliche Vor­gänge zerlegen können, sicherstellen, dass der Unterrichtsstoff verstanden wird und Inhalte miteinander vernetzen. Die interpro­fes sionellen Module, die ich teilweise als nicht so praxisrelevant empfand, mochte ich weniger.Als grösste Herausforderung im Studium habe ich, trotz guter Vor­bereitung durch den Unterricht, die Praktika erlebt: das Gelernte in die Praxis umsetzen, die Schichtarbeit, in Notfallsituationen ru­hig bleiben. Dank der Möglichkeit von Auslandspraktika konnte ich auch das Berufsbild der Hebamme in Österreich kennenlernen. Eine gute Hebamme ist für mich geduldig, freundlich, empathisch und besitzt das Feingefühl, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen wahrzunehmen. Meiner Meinung nach verdienen Frauen eine selbstbestimmte Geburt, und ich sehe die Aufgabe der Hebam­me darin, sich diesbezüglich für diese stark zu machen. Leider er­lebe ich in meinem Umfeld, dass die Kompetenzen von Hebammen unbekannt sind und die Wertschätzung für den Beruf oft fehlt. Die Umstellung der Ausbildung auf ein akademisches Studium finde ich einen wich tigen Schritt für eine bessere Anerkennung des Berufs in unserer Gesellschaft.

Noemi Berecz, Hebammenstudentin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur, 6. Semester.

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Literaturempfehlungen

Fachstelle Hochschuldidaktik der Berner Fachhochschule (2018)

Gelungene Unterrichtseinheiten

www.bfh.chDie Website der Fachstelle ist eine Fundgrube an interessanten Fallbeispielen für gelungene Unterrichtseinheiten. Dazu liegen mehrere Publikationen vor, z. B. zum Führen eines E­Portfolios oder im «CS Award for Best Teaching 2015» ein Artikel dazu, wie angehen­de Hebammen und angehende Anästhesis­ten zusammen üben, gesundheitskritische Situationen im Gebärzimmer zu bewältigen.

Weltgesundheitsorganisation (2016)Midwives’ Voices – Midwives’ Realities

http://apps.who.intDiese spannende Publikation fasst die Stim­men von 2470 Hebammen aus weltweit 93 Ländern zusammen. Der Report zeigt die unwürdigen Realitäten auf, denen Hebammen und gebärende Frauen täglich ausgesetzt sind. Um die Qualität der Gesundheitsver­sorgung von Mutter und Kind zu steigern, so der Ansatz des Berichts, muss die Berufs­realität von Hebammen verbessert werden. Hebammen aus unterschiedlichen Ländern stimmen darin überein, dass sie behindert werden, eine qualitativ hochstehende Ver­sorgung von Frauen und ihren Familien an­bieten zu können. Als Beispiele dafür wer­den Respektlosigkeit gegenüber Hebammen und Frauen im Berufsalltag, eingeschränkte Kompetenzen durch Ärzteschaft, Diskriminie­rung aufgrund des Geschlechts und schlechte Entlöhnung genannt. Der Bericht will dazu beitragen, dass die Stimmen der Hebammen gehört werden.

United Nations Population Fund (UNFPA, 2014)

State of the World’s Midwifery 2014: A universal pathway. A woman’s right

to health

www.unfpa.orgIm Bericht wird ein neues Rahmenkonzept beschrieben, das eine frauenzentrierte Be­treuung in der reproduktiven und sexuellen Gesundheit vorsieht. «Midwifery 2030, a Path­way for Health» (UNFPA, 2014, S. 46, 47) ist für Frauen und Hebammen aus Ländern mit einem niedrigen, mittleren, aber auch hohen Einkommen gedacht, so ein erklärender Kom­mentar von ten Hoope­Bender et al. in «Mid­wifery» (2016). Im Kapitel 3 des Berichts wer­den künftige Herausforderungen aufgezeigt, und es wird konsequent definiert, was unter einer frauenzentrierten Begleitung und Be­treuung zu verstehen ist. Die Abbildung im Bericht auf Seite 46 und 47 nimmt die we­sentlichen Aspekte einer künftig verbesser­ten Gesundheitsversorgung durch Hebam­men auf.

Schweizerische Akademie für Medizinische Wissenschaften (SAMW, 2014, 2017)

Zusammenarbeit der Fachleute im Gesundheitswesen (2014)

undDie Praxis gelingender

interprofessioneller Zusammenarbeit (2017)

www.samw.chDie SAMW hat zur interprofessionellen Zusam­menarbeit zwei wichtige Empfehlungen ver­öffentlicht. In der Charta «Zusammenarbeit der Fachleute im Gesundheitswesen» (2014)

werden Verpflichtungen formuliert, die Vor­aussetzung für eine gelungene interprofes­sionelle, bedarfs­ und bedürfnisorientierte, qualitativ hochstehende Gesundheitsversor­gung der Bevölkerung sind. Im Bericht «Die Praxis gelingender interprofessioneller Zu­sammenarbeit», eine Studie im Auftrag der SAMW (2017), werden drei unterschiedliche Modi gelungener interprofessioneller Zusam­menarbeit beschrieben und dazu Hand­lungsoptionen aus Makro­, Meso­ und Mikro­ebene vorgeschlagen.

(Dunston, R. et al., 2014)Curriculum renewal for

inter professional education in health

https://derby.openrepository.comNiemand würde es in der Zwischenzeit wagen, die Wichtigkeit einer guten interprofessio­nellen Zusammenarbeit für eine effektive, ef­fiziente und nachhaltige Gesundheitsversor­gung von Frau und Kind in Frage zu stellen. Trotzdem fehlt es noch an interprofessionell ausgerichteten Ausbildungsangeboten im Studium und in der Praxis. Diese umfangrei­che Dokumentation zur interprofessionellen Schulung hat einen grossen Vorteil: Sie legt nicht nur den eigenen konzeptuellen Rah­men offen, sondern vergleicht auch sechs weitere wichtige Kompetenzraster zur Inter­professionalität. Zudem sind Fallbeispiele zum interprofessionellen Lernen im Anhang ausführlich beschrieben.

Lisa Fankhauser, Dozentin, und Dorothée Eichenberger, Leiterin der Abteilung Geburtshilfe; beide Berner

Fachhochschule Gesundheit.

Z U S A M M E N G E S T E L L T V O N

T I T E L T H E M ABücher und Studien

21Obstetrica

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B Ä S C H L I N , A S T R I D K R A H L

Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zeigt, dass Hebammen soziale Belastungen in den Familien erkennen und Sorge dafür tragen, dass die Familien mit Neugeborenen im Zugang zu weiterführenden Ange boten der Frühen Förderung unterstützt werden. Die damit verbundene intra­ und interdisziplinäre Vernetzung wird fallbezogen wie auch in Netzwerken erbracht.

Die Geburt eines Kindes ist in der Regel ein freudiges Ereignis. Aber nicht alle Familien können ihren Neugeborenen optimale Chancen

bieten. Insbesondere Armut, die einherge­hen kann mit niedrigen Bildungsabschlüs­sen, Fluchterfahrungen, häuslicher Gewalt, sozialer Isolation oder gesundheitlichen Er­krankungen, machen eine zusätzliche Un­terstützung erforderlich. Kommen mehrere Belastungsfaktoren zusammen und fehlen Ressourcen in den Familien bzw. ihrem Um­feld, ist eine Beeinträchtigung der gesun­den kindlichen Entwicklung zu erwarten (Bøe et al., 2018; Bradley und Corwyn, 2001). In der Schweiz liegt die Armutsgefährdungs­quote für Paare mit Kindern unter drei Jah­

ren bei 17,9 % (Bundesamt für Statistik, 2017). Insbesondere Eltern, die alleine mit minderjährigen Kindern leben, oder Fami­lien nach Fluchterfahrung sind in einem höheren Mass von Armut betroffen.

Hebammen sind wichtige Akteure

Die Weichen für eine gesunde Entwicklung der Kinder werden in den ersten Lebensjah­ren gestellt. Je früher die Familien Unter­stützung erhalten, desto höher ist die Chan­ce auf eine gesunde Entwicklung des Kindes (Lanfranchi und Burgener Woeffray, 2013; Stamm, 2009; Wustmann Seiler und Simoni, 2016). Die Unterstützung ist also dann be­sonders wirksam, wenn sie bereits während

Interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich der Frühen

Förderung

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F O K U S

24 Obstetrica

der Schwangerschaft oder im Wochenbett erfolgt, von qualifizierten Fachkräften er­bracht wird und die Eltern in ihrer Schlüs­selrolle einbezieht. Übersichtsarbeiten zu Studien zur frühkindlichen Bildung, Be­treuung und Erziehung in der Schweiz zei­gen allerdings, dass der frühe Zugang zu diesen Unterstützungsangeboten insbe­sondere für sozial belastete Familien in der Schweiz schwierig ist (Burger et al., 2017). Hebammen, insbesondere wenn sie ein Vertrauensverhältnis zu den Eltern aufbau­en können und Einblick in die häuslichen Umstände im Rahmen von Hausbesuchen gewinnen, sind besonders prädestiniert, Brücken zu weiterführenden Unterstüt­zungsangeboten im Bereich der Frühen Förderung aufzubauen. In vielen Ländern Europas sind Hebammen daher als wich­tige Akteure der Frühen Förderung oder in Bereichen der Frühen Hilfen eingebunden (Ayerle, 2012; Denktas et al., 2014; Renner, 2010). Inzwischen betreuen frei praktizierende Hebammen (fpH) die Mehrheit aller Fami­lien nach einer Geburt im häuslichen Um­feld, mit steigender Tendenz (Erdin et al., 2017b). Durch die aufsuchende Betreuung bis zum 56. Tag nach der Geburt bekommen Hebammen einen tiefen Einblick in die fami­liäre Situation. Erste Analysen zeigen, dass neben medizinischen auch zunehmend so­zioökonomische oder psychoso ziale Risi­kofaktoren in den Familien wahrgenommen werden (Erdin et al., 2017a). Ziel des hier beschriebenen Forschungsprojekts war es, diese Entwicklung aus Perspektive der fpH in der Schweiz genauer zu unter suchen und darzustellen, wie Hebammen diesen Her­ausforderungen begegnen.

Expertinneninterviews und Onlinebefragung

Um herauszufinden, wie Hebammen soziale Belastungen erkennen, die Betreuung ge­stalten und sich vernetzen, wenn die Le­bensumstände der jungen Familien dies er­forderlich machen, befragte die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaf­ten (ZHAW) fpH aus drei Sprachregionen der Schweiz, die im Jahr 2016 in der Wochen­bettbetreuung tätig waren. In der ersten Phase des Projekts führte sie qualitative Expertinneninterviews durch, um einen Zugang zur Thematik der Zusammenarbeit und Vernetzung zu gewinnen. Die Inter­

views wurden transkribiert und inhalts­analytisch ausgewertet. Die Ergebnisse der zweiten Phase des Projekts, bei dem alle 1379 beim Schweizerischen Hebammen­verband registrierten fpH zu einer Online­befragung eingeladen wurden, sind im publizierten Bericht einsehbar (Krahl et al., 2018). Für die Durchführung der Studie liegt eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der Ethikkommission des Kantons Zürich vor (BASEC­Nr. Req­2016­00252).

Insgesamt wurden von Mitte Juli bis Mitte Oktober 2016 elf qualitative Interviews durchgeführt. Die Teilnehmerinnen arbei­teten zum Zeitpunkt der Befragung in den Kantonen Basel­Stadt, Bern, Genf, Grau­bünden, Luzern, Neuchâtel, St. Gallen, Tes­

sin, Thurgau und Zürich. Sie waren im Durchschnitt ca. 48 Jahre alt und arbeiteten im Mittel seit 23 Jahren im Beruf. Zusam­menfassend können zwei zentrale Themen herausgearbeitet werden, die im Folgenden ausgeführt werden.

Hebammen arbeiten zusammen

Grundsätzlich sind Zusammenarbeit und Vernetzung integrale Bestandteile der beruf­lichen Identität der befragten Hebammen. Die Art und Weise der Zusammenarbeit ori­entiert sich auf der einen Seite an der je­weiligen Bedürfnislage der betreuten Fami­lie, auf der anderen Seite entspricht sie den persönlichen Möglichkeiten der Gestaltung des Arbeitsalltags. Sie zeigt sich in einer fallorientierten, zeitlich befristeten Zusam­menarbeit oder Ad­hoc­Vermittlung bis hin zu Formen einer institutionalisierten Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams oder in Netzwerken der Frühen För­derung. Die unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit und Vernetzung sind im Berufsfeld nicht trennscharf definiert. «Also ich komme zuerst als Hebamme hin­ein, und wenn ich sehe, dass das Schwierig­keiten gibt, übernehme ich verschiedene Rollen. (…) Aber ich bleibe immer eine Ver­trauensperson, die versucht, die Familie eben zu vernetzen mit anderen Institutio­nen.»*

Insbesondere Eltern, die alleine mit minder­jährigen Kindern leben,

oder Familien nach Flucht erfahrung sind in einem höheren Mass von

Armut betroffen.

Die Expertinnen zeigen sich überzeugt, dass Hebammen

grundsätzlich eine positive Haltung gegenüber der

inter disziplinären Zusammen-arbeit haben.

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ation. Damit einhergehend fühlen sie sich zunehmend für die qualifizierte Begleitung sozial benachteiligter Familien verantwort­lich. «Also ich glaube, der Einblick ist natürlich nochmals ein anderer. Du bist viel länger in den Familien und auch näher bei den Eltern. Das hat sich schon verändert. (…) Wo ich vorher vielleicht schneller das Gefühl hatte,

ja gut, ich gebe jetzt ab. Jetzt bin ich nicht mehr zuständig. Und mich auch ein biss­chen schützen konnte. Und jetzt fühle ich mich mehr verantwortlich.»

Der Aufwand nimmt zuAus Sicht der befragten Hebammen steigt der Bedarf an einer organisierten Netzwerk­arbeit, um gezielt Familien mit sozialer Be­lastung zu betreuen und den Zugang der Eltern zu weiterführenden Angeboten der frühen Bildung, Betreuung und Erziehung zu unterstützen. Damit erhöht sich auch der Anspruch an Hebammen, geeignete Fach­personen und Institutionen zu kennen und gegebenenfalls hinzuziehen zu können. «Ja und das ist natürlich, die Komplexität hat vielleicht zugenommen respektive auch die Ansprüche haben zugenommen und auch die Hilfsangebote sind massgeschnei­

Was gefällt und bemängelt wirdDie Expertinnen zeigen sich überzeugt, dass Hebammen grundsätzlich eine positive Hal­tung gegenüber der interdisziplinären Zu­sammenarbeit haben. Vorteile einer mehr oder weniger institutionalisierten Netzwerk­arbeit sehen die Hebammen darin, dass die­se effizient ist für sozial belastete Familien und ins besondere den Kindern zugutekom­men. Sie erweitert den Blick der Hebammen auf die komplexen Lebenssituationen und Problemlagen der Familien und helfen, die Verantwortung zu tragen.«‹Um zehn Uhr kommen wir beide zu Dir. Wir machen ein Gespräch am Tisch und ich übergebe Dich sozusagen an die Mütter­/Väterberaterin.› Das habe ich immer sehr positiv erlebt. Weil die Frau dann wusste, jetzt ist die andere Person zuständig und die hat das Wissen.»Die zeitintensive Zusammenarbeit könnte, nach Ansicht der Befragten, wesentlich effizienter organisiert und gestaltet wer­den. Insbesondere fehlende Strukturen und unklare Verantwortlichkeiten werden be­mängelt. «Und es gibt zu wenig standardisierte Pro­zesse (…). Es gab so einzelne Settings, die haben gut funktioniert. Aber ich wüsste nicht, dass diese Modelle dann Schule ge­macht hätten. (…) Und das ist eigentlich mein grösster Kritikpunkt, dass es immer noch auf der persönlichen Ebene läuft und vom Interesse abhängt, diese Zusammen­arbeit durchzuführen.»Dennoch wird von den befragten Hebam­men auch eine skeptische Haltung gegen­über der Netzwerkarbeit eingenommen. Als unbezahlte Tätigkeit kann sie als zusätz­liche Arbeit verstanden werden, die nicht zum zentralen Aufgabenbereich von Heb­ammen gehört. «Dass ich verpflichtet bin, den vulnerablen Familien Hilfe zu geben und sie weiterzulei­ten oder einem Netzwerk zuzuführen. Also mir wäre das nicht bekannt.»

Betreuung sozial belasteter Familien

Zu den beruflichen Anforderungen der Zu­kunft befragt, beschreiben die Expertinnen einen zunehmenden Bedarf in der Betreu­ung sozial belasteter Familien. Durch die Ausweitung des Zeitraums bis zum 56. Tag nach der Geburt erhalten die Hebammen einen tieferen Einblick in die familiäre Situ­

derter. Wir müssen ja auch evaluieren kön­nen, wer gehört jetzt da hinein überhaupt und warum gehört er hier hinein.»Die häusliche Betreuung und die häufig aus­geprägte Vertrauensbeziehung zur Frau oder zur gesamten Familie ermöglichen der Hebamme, Probleme und Unterstützungs­bedarf frühzeitig zu erkennen. In der Arbeit mit den Familien weitet sich der Betreu­ungsaufwand meist stark aus, und eine fort­laufende Neueinschätzung der Situation ist

Jessica Pehlke-Milde, Prof. Dr., ist Leiterin Forschungsstelle Hebammenwissenschaft, Institut für Hebammen, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur. Sie arbeitete von 1989 bis 2002 als Hebamme in Berlin und betreute insbesondere sozial belastete Familien während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Rebekka Erdin, Hebamme und MSc ETH, war bis Ende 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle Hebammenwissenschaften der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur. Aktuell arbeitet sie im Team der Heb­ammenpraxis Zürich und begleitet zusammen mit zwei Kolleginnen Familien im Wochenbett in Zürich Nord.Irina Radu, Soziologin, erwarb 2015 ihren Master of Arts in Soziologie an der Universität Genf. Ihre Forschungstätigkeiten (2014 bis 2017 am Soziologischen Institut der Universität Genf; seit 2017 an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissen­schaften, Winterthur) drehen sich um Gesundheits­soziologie, Migration und visuelle Soziologie.Susanne Grylka-Bäschlin, MSc Midwifery, PhD Epidemiologie, ist stellvertretende Leiterin und Dozentin an der Forschungsstelle Hebammenwissen­schaft, Institut für Hebammen, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Winterthur. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Hebammenver­sorgungsmodelle, Kaiserschnitte, vaginale Geburten nach Kaiserschnitt und die Wochenbettzeit.Astrid Krahl ist Hebamme und dipl. Pflegewirtin. Sie arbeitet als Dozentin am Institut für Hebammen, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissen schaften, Winterthur, und promoviert derzeit an der Universi­tät Witten/Herdecke (D).

A U T O R I N N E N

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Forschung

Durch die Ausweitung des Zeitraums bis zum

56. Tag nach der Geburt erhalten die Hebammen einen tieferen Einblick

in die familiäre Situation. 

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erforderlich. Ebenfalls geht die Vermittlungs­arbeit zu angemessenen Unterstützungs­diensten nicht selten mit einem hohen zeit­lichen Aufwand einher. «Viele Hebammen, die sehen auch, dass es ein riesiger Aufwand ist, wenn wirklich Krise ist, dann bin ich nur beschäftigt mit Aufglei­sen und Telefongespräche führen. Ich bin auch viel erreichbar, wenn etwas vorfällt in der Familie, dann gehe ich hin.»

Mehr Kompetenzen nötigDie Betreuung und Weitervermittlung von Familien mit erweitertem Unterstützungs­bedarf erfordert den Erwerb neuer, erwei­terter Kompetenzen. «Ich habe mir überlegt was ich zum Arbeiten brauche. Und das war schnell klar. Ich brau­che eine Gesprächsführung (…). Ich muss mich wirklich besser ausdrücken können oder eben auch auf einem niedrigschwelli­gen Niveau. Wie gehe ich mit den Familien um?»Vor dem Hintergrund der veränderten An­forderungen werden auch die Grenzen des

LiteraturAyerle, G. M. (2012) Frühstart: Familienhebammen im Netzwerk Frühe Hilfen. Köln: Nationales Zentrum Frühe Hilfen.Bundesamt für Statistik (2017) Familien in der Schweiz: Statistischer Bericht 2017. Neuchâtel. www.bfs.admin.chBurger, K. et al. (2017) Studien zur frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in der Schweiz. Eine Bestandsaufnahme erstellt im Auftrag der Jacobs Foundation.Bøe, T. et al. (2018) Cumulative effects of negative life events and family stress on children’s mental health: the Bergen Child Study. «Social Psychiatry and Psychiatric Epidemiology», 53 (1), 1–9. doi:10.1007/s00127­017­1451­4.Bradley, R. H. und Corwyn, R. F. (2001) Socioeconomic Status and Child Development, 32. Denktas, S. et al. (2014) Design and outline of the Healthy Pregnancy 4 All study. «BMC Pregnancy Childbirth», 14, 253. doi:10.1186/1471­2393­14­253.Erdin, R. et al. (2017a) Postpartum midwifery care and familial psychosocial risk factors in Switzerland: A secondary data analysis. «International Journal of Health Professions», 4 (1). doi:10.1515/ijhp­2016­0024.Erdin, R. et al. (2017b) Tätigkeitserfassung der frei praktizierenden Hebammen der Schweiz: Bericht zur Erhebung 2016.Krahl, A. et al. (2018) Netzwerkarbeit der freiprak­tizierenden Hebammen in der Schweiz: Zugang der Familien mit Neugeborenen zu weiteren Angeboten

der Frühen Förderung. Winterthur: Nationales Programm gegen Armut und Familystart Zürich.Lanfranchi, A. und Burgener Woeffray, A. (2013) Familien in Risikosituationen durch frühkindliche Bildung erreichen. In: M. Stamm und D. Edelmann (Hrsg.), Handbuch frühkindliche Bildungsforschung (S. 603–616). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. doi:10.1007/978­3­531­19066­2_42.Meier Magistretti, C. et al. (2015) Was macht Netzwerke wirksam? Erfolgsfaktoren in Netzwerken am Beispiel der Frühen Förderung Stadt Luzern. «SozialAktuell», Nr. 4.Renner, I. (2010) Zugangswege zu hoch belasteten Familien über ausgewählte Akteure des Gesundheits­systems: Ergebnisse einer explorativen Befragung von Modellprojekten Früher Hilfen. Bundesgesund­heitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 53 (10), 1048–1055. doi:10.1007/s00103­010­1130­z.Stamm, M. (2009) Frühkindliche Bildung in der Schweiz. Eine Grundlagenstudie im Auftrag der Schweizerischen Unesco­Kommission. Fribourg: Universität Fribourg Departement für Erziehungs­wissenschaften.Wustmann Seiler, C. und Simoni, H. (2016) Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung in der Schweiz. Erarbeitet vom Marie Meierhofer Institut für das Kind, erstellt im Auftrag der Schweizerischen Unesco­ Kommission und des Netzwerks Kinderbetreuung Schweiz. Zürich, 58.

eigenen Kompetenzbereichs diskutiert und die Relevanz eines verbesserten Schnitt­stellenmanagements aufgezeigt. «Vom Hebammenwissen her würde ich dann schon irgendwann am Anschlag sein. Also dann, weisst Du, wenn es jetzt wirklich län­ger wäre als die 56 Tage, hätte ich das Ge­fühl, das wäre nicht mehr mein Gebiet. Ich hätte das Gefühl, dann müsstest Du dann schon eher wie eine Sozialarbeiterin sein, dass Du auch die ganzen Abläufe kennst, Schuldensanierung usw. Wo ich einfach kei­ne Ahnung habe eigentlich.»Der Austausch zwischen Hebammen wie auch die Zusammenarbeit mit anderen Fach­personen wird in der Betreuung sozial belas­teter Familien als unabdingbar verstanden. «Der erste Grund ist, dass die Frauen und Familien, wenn sie spüren, dass es eine Zu­sammenarbeit gibt, dass es eine gute Kom­munikation gibt zwischen den verschiede­nen Partnern, die sich um sie kümmern, dass sie physisch und emotional in Sicher­heit sind, merken sie das und sind beru­higt.»

* [sic], gilt für alle Zitate in diesem Artikel: Die mündlichen Äusserungen wurden trotz teils sprachlichen Ungereimtheiten redaktionell nicht korrigiert.

F O K U S

Diskussion und Empfehlungen

Die im Rahmen der hier beschriebenen Stu­die befragten Hebammen sehen es als ihre Aufgabe, Familien nach der Geburt so zu be­treuen, dass eine gesunde Entwicklung der neugeborenen Kinder unterstützt und ge­fördert werden kann. Entsprechend ihres Verständnisses, die ihnen anvertrauten Men­schen als bio­psycho­soziale Einheit anzu­schauen, sehen sie die Herausforderung, zunehmend soziale Risiken zu erkennen und den Familien auch in dieser Hinsicht ei­nen möglichst guten Start zu ermöglichen. Um dies zu gewährleisten, erbringen sie um­fassende Leistungen in der Betreuung und Vermittlung von Familien und arbeiten eng mit weiteren Akteuren aus dem Sozial­ und Gesundheitswesen zusammen. Die Rahmenbedingungen für die Zusam­menarbeit und Netzwerkarbeit im Bereich der Frühen Förderung sind dabei sehr unter­schiedlich, und es erfordert häufig ein ho­hes persönliches Engagement, um regional angepasste, flexible und kreative Lösungs­wege zu erarbeiten. Eine elternorientierte Arbeit sowie eine auf gegenseitigem Res­pekt und Anerkennung beruhende inter­disziplinäre Netzwerkarbeit kommen aus Sicht der Hebammen letztlich den Familien und Kindern zugute. Voraussetzungen für eine gelingende Netzwerkarbeit sind vie­lerorts noch nicht gegeben oder hängen häufig ausschliesslich vom persönlichen Engagement der einzelnen Hebamme ab (Meier Magistretti et al., 2015). Zudem be­nötigen Hebammen für die Betreuungsar­beit in Familien mit sozialen Belastungen erweiterte Kenntnisse und Kompetenzen. Fort­ und Weiterbildungsangebote sollten Anforderungen im Assessment, in der Kom­munikation und der ethisch fundierten El­ternarbeit aufgreifen.

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V E R B A N D / F É D É R A T I O N

Delegiertenversammlung des Schweizerischen Verbandes

der Berufsorgani sationen im Gesundheitswesen

18 Personen aus acht unterschiedlichen Be­rufsverbänden nahmen am 29. Mai an der Delegiertenversammlung des Dachverban­des der schweizerischen Berufsorganisatio­nen im Gesundheitswesen in Bern teil. Es wurde Wissen aus diesem Netzwerk der Ge­sundheitsberufe zu unterschiedlichen The­men wie bspw. E­Health ausgetauscht. Teilnahme: Andrea Weber, Geschäfts-führerin SHV; Petra Graf, ZV-Mitglied SHV

Mitgliederversammlung der Interessen gemeinschaft

nachhaltige Geburtshilfe

21 Personen haben sich am 1. Juni in Zürich anlässlich der zweiten Mitgliederversamm­lung getroffen. Nach Abschluss der offiziellen Geschäfte fand eine öffentliche Gesprächs­runde zum Thema «Gewalt in der Geburts­hilfe» mit Fachpersonen sowie einer betrof­fenen Mutter statt. Teilnahme: Petra Graf, ZV-Mitglied SHV

Nationales Symposium des Schweizer Forums

für Integrierte Versorgung

Rund 250 Personen setzen sich am 13. Juni in Bern aus unterschiedlichen Bereichen (Amtsvertretende, Medizin, Wirtschaft, Bil­dung, Versicherungen) mit dem Thema «Inte­grierte Versorgung: Bund/Kantone/Gemein­

Informationen aus dem VerbandAn dieser Stelle informiert der Schweizerische Hebam-menverband (SHV) über Teilnahmen an interprofessionel-len Netzwerkanlässen, nationalen Workshops oder Vorstandssitzungen von Partnerverbänden, bei denen er Mitglied ist, sowie über Einsitznahmen in nationalen Arbeitsgruppen. Das Protokoll der einzelnen Sitzungen des Zentralvorstandes (ZV) kann weiterhin auf der SHV-Website im Intranet heruntergeladen oder via E-Mail auf der Geschäftsstelle angefordert werden.

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den als Spielmacher oder Schiedsrichter?» auseinander. Im Plenum wurde es von unter­schiedlichen Fachpersonen beleuchtet; an­schliessend wurden in Kleingruppen mög­liche Szenarien kritisch diskutiert. Ergebnis: Es gibt keine Patenrezepte, weil das födera­listische System komplex ist. Zukünftig sind Lösungsfähigkeit und lernende Systeme ge­fragt, diese werden vorwiegend auf kanto naler Ebene angesiedelt sein. Teilnahme: Petra Graf, ZV-Mitglied SHV

Zukunftsworkshop Bachelor studiengang Hebamme

der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

Studierende, Dozierende, Leitungspersonen aus der Praxis, Hebammenexpertinnen und Mütter diskutierten am 20. Juni anlässlich eines Zukunftsworkshops über die aktuelle und zukünftige Hebammenausbildung an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissen­schaften. Welche Kompetenzen sind zukünftig besonders gefragt? Diese und andere Frage­stellungen wurden angeregt besprochen. Teilnahme: Barbara Stocker Kalberer, Präsidentin SHV

Qualität im Gesundheitswesen: Wann ist gut wirklich gut?

Anlässlich der Rahmenveranstaltung zur Ge­neralversammlung von santésuisse referier­ten am 18. Juni verschiedene Experten über Aspekte der Qualitätssicherung und Quali­tätsmessung. Erkenntnis: Es werden umfang­reiche Qualitätssicherungs­ und Überprü­

Neuer Tarifstrukturvertrag eingereicht

Anlässlich der Delegiertenversammlung vom 16. Mai informierte der Schweize­rische Hebammenverband (SHV) aus­führlich über den Stand der Tarifver­handlungen. Die Delegierten haben mit einer grossen Mehrheit dem Antrag für eine allfällige Kündigung des Struktur­vertrages zugestimmt. Die Verwaltungsräte von den zwei Kran­kenkassenverbänden curafutura und santé suisse haben das Gesamtpaket (Tarifstrukturvertrag inkl. Anhänge) im Juni genehmigt. Die erste grosse Hürde

fungsmassnahmen auf die Leistungserbringer zukommen, da auch das Parlament entspre­chende Vorstösse von Politikerinnen und Po­litikern angenommen hat. Teilnahme: Barbara Stocker Kalberer, Präsidentin SHV; Andrea Weber, Geschäfts-führerin SHV

Fachlicher Beirat Disziplin Geburtshilfe der

Berner Fachhochschule

Am 13. Juni wurde der fachliche Beirat über die Arbeiten der Berner Fachhochschule infor­miert. Es werden zwei neue Fortbildungen an­geboten: ein CAS in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Tropen und Public Health­ Institut für maternale und neonatale Gesund­heit im humanitären Kontext und ein Fachkurs für Notfälle in der Geburtshilfe. Im Weiteren wurde die Akademie­Praxis­Partnerschaft vorgestellt, diese soll für die Berner Fachhoch­schule und das Inselspital Synergien schaffen in Lehre, Forschung und Praxisentwicklung. Seit dem 1. Januar ist Urs Brügger Leiter des Departementes Gesundheit. Teilnahme: Nathalie Kaufmann, ZV-Mitglied SHV

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Informations de la FédérationCette rubrique, la Fédération suisse des sages-femmes (FSSF) la consacre désormais aux informations sur nos participations à des manifestations de réseautage interprofessionnelles, des ateliers à l’échelle nationale, des séances avec des organisations partenaires dont elle est membre, ainsi qu’à des groupes de travail au niveau national. Comme jusqu’ici, les procès-verbaux des diverses séances du Comité central (CC) sont disponibles dans l’intranet du site internet de la FSSF ou s’obtiennent sur demande auprès du secrétariat par courriel.

V E R B A N D / F É D É R A T I O N

Assemblée des délégués de la Fédération suisse des associations

professionnelles du domaine de la santé

Le 29 mai, 18 personnes provenant de huit différentes associations professionnelles ont pris part à l’Assemblée des délégués de la Fédé­ration suisse des associations professionnelles du domaine de la santé, à Berne. A cette occasion, des échanges de savoir entre profes­sionnels de la santé ont eu lieu sur différents sujets, p. ex., l’e­health. Participation: Andrea Weber, secrétaire générale FSSF; Petra Graf, membre du CC FSSF

auf dem Weg zu einem neuen Rahmenvertrag ist so­mit genommen. Das ist ein grosser Erfolg, über den sich der SHV sehr freut. Dieses Ja bedeutet, dass die vier Tarifpartner curafutura, santésuisse, Interessengemein­schaft der Geburtshäuser Schweiz und der SHV Ende Juni den gemeinsam erarbeiteten Entwurf einer neuen Struktur für ambulante Hebammenleistungen mit ei­nem gemeinsamen Genehmigungsantrag an das Bun­desamt für Gesundheit (BAG) einreichen konnten. Was heisst das nun für den SHV? Eine Kündigung ist hin­fällig geworden. Das BAG wird den Entwurf des neuen Strukturvertrages prüfen und mit Empfehlung auf Ge­nehmigung an den Bundesrat weiterreichen, oder es kann diesen zurückweisen und/oder weitere Unterlagen (Daten) nachfordern. Dies ist die zweite Hürde auf dem Weg zu einer neuen Tarifstruktur. Der Bundesrat ent­scheidet in jedem Fall endgültig. Gemäss Antrag soll der neue Vertrag per 1. Januar 2019 Gültigkeit haben.Barbara Stocker Kalberer, Präsidentin SHV; Andrea Weber-Käser, Geschäftsführerin SHV

Zeit, einen Schritt weiterzugehen

Nach neun Jahren als Qualitäts­beauftragte für frei praktizie­rende Hebammen beim SHV ist es für mich Zeit, einen Schritt weiter zu gehen und eine neue berufliche Herausforderung an­zunehmen. Ich blicke auf einen bunten Strauss an Erinnerungen zurück. In diesen neun Jahren hat sich im SHV und im Hebam­

menberuf vieles bewegt. Es war für mich interessant und bereichernd, den Verband und die Hebammen auf diesem Stück Weg begleiten zu dürfen. Danken möchte ich dem Team der Geschäftsstelle für die gute Zusam­menarbeit und gegenseitige Wertschätzung. Den Heb­ammen wünsche ich viel Mut und Zuversicht für die weiteren Herausforderungen, die in den nächsten Jah­ren anstehen.Ella Benninger

29Obstetrica

Statistikbericht der frei praktizierenden Hebammen der Schweiz 2017

Wie gross ist die Nachfrage an frei praktizierenden Hebammen in der Schweiz? Welche Leistungen erbringt eine Hebamme bei der Betreuung einer Frau und einer Familie? Wann ist eine Frau am meisten auf die Hilfe einer Hebamme angewiesen? Aus der Erhebung 2017 wurden die wichtigsten Tätigkeiten der frei praktizie­renden Hebammen während der Schwangerschaft, der Geburt, im Wochenbett und während der Stillzeit zu­sammengefasst. Dieser Statistikbericht – bisher «Tätig­keitserfassung der frei praktizierenden Hebammen» genannt – ist als Beilage dieser Ausgabe zu finden. Der SHV dankt den beiden Sponsoren der Statistikwebsite www.statistik­hebamme.ch, Omida und Pangas, für die freundliche Unterstützung. Miryam Azer

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Assemblée générale de la Communauté d’intérêts pour des

soins périnatals durables

En tout, 21 personnes se sont rencontrées le 1er juin à Zurich, à l’occasion de la deuxième assemblée générale. Après le traitement des affaires officielles, une table ronde publique a eu lieu au sujet de la violence périnatale, avec des professionnels ainsi qu’une mère concernée.Participation: Petra Graf, membre du CC FSSF

Symposium national du Forum suisse des soins intégrés

Le 13 juin, environ 250 personnes de diffé­rents domaines (représentants de l’adminis­tration, de la médecine, de l’économie, de la formation et des assurances) ont débattu sur la question: «Confédération, cantons et com­munes: meneurs ou arbitres des soins inté­grés?». Au plénum, différents experts ont ap­porté leur éclairage sur la question; puis les scénarios possibles ont été discutés de fa­çon critique en petits groupes. Résultat: il n’y a pas de recette miracle, car le système fédé­raliste est complexe. A l’avenir, il faudra une faculté de résolution et des systèmes à capa­cité d’apprentissage; on les trouvera princi­palement au niveau cantonal.Participation: Petra Graf, membre du CC FSSF

Atelier pour le futur – filière d’études de Bachelor

sage-femme de la Haute école zurichoise des sciences

appliquées (ZHAW)

Le 29 juin, des étudiant∙e∙s, des ensei­gnant∙e∙s, des personnes dirigeantes de la pratique, des expertes sages­femmes et des mères ont discuté lors d’un atelier pour l’avenir de la formation actuelle et future des sages­femmes à la ZHAW. Quelles seront à l’avenir les compétences particulières de­mandées? Cette question ainsi que d’autres ont donné lieu à une vive discussion. Participation: Barbara Stocker Kalberer, présidente FSSF

Nouveau contrat de structure tarifaire présenté

A l’occasion de l’Assemblée des délé­guées du 16 mai, la Fédération suisse des sages­femmes (FSSF) a donné aux déléguées une information complète sur l’état actuel des négociations tarifaires. Les déléguées ont approuvé à une grande majorité la proposition d’une éventuelle résiliation du contrat sur la structure tarifaire. Les conseils d’administration des deux associations de caisses­maladie curafu­tura et santésuisse ont approuvé l’en­semble du paquet (contrat de structure tarifaire, y compris les annexes) en juin. Le premier grand obstacle sur la voie d’un nouveau contrat­cadre a ainsi été surmonté. Il s’agit là d’une grande vic­toire, dont la FSSF peut se réjouir. Ce oui signifie que les quatre partenaires tarifaires curafutura, santésuisse, Asso­ciation Suisse des Maisons de Naissance et la FSSF ont pu présenter fin juin à l’Office fédéral de la santé publique (OFSP) le projet élaboré ensemble d’une nouvelle structure pour les prestations ambulatoires des sages­femmes, ac­compagné d’une demande commune d’approbation. Qu’est­ce que cela signifie pour la FSSF? Une résiliation n’est désormais plus né­cessaire. L’OFSP va maintenant examiner le nouveau contrat de structure tarifaire et le transmettre avec une recommanda­tion d’approbation au Conseil fédéral; il peut aussi le rejeter et/ou demander d’autres documents (données). C’est là le deuxième obstacle sur le chemin vers la nouvelle structure. Dans tous les cas, la décision du Conseil fédéral sera défini­tive. Selon la proposition, le nouveau contrat devrait entrer en vigueur le 1er janvier 2019.Barbara Stocker Kalberer, présidente FSSF; Andrea Weber-Käser, secrétaire générale FSSF

F É D É R A T I O N

30 Obstetrica

Qualité dans le domaine de la santé: quand est-ce

vraiment bien?

Lors de la manifestation accompagnant l’As­semblée générale de santésuisse le 18 juin, divers experts ont tenu des exposés sur des aspects de l’assurance­qualité et de la mesure de la qualité. Constat: les fournisseurs de prestations seront soumis à de nombreuses mesures d’assurance­qualité et de contrôle, car le Parlement a adopté des interventions d’hommes et de femmes politiques allant dans ce sens. Participation: Barbara Stocker Kalberer, présidente FSSF; Andrea Weber, secrétaire générale FSSF

Comité consultatif technique pour la discipline

obstétrique de la Haute école spécialisée bernoise

Le 13 juin, le comité consultatif technique a été informé des travaux de la Haute école spécialisée bernoise. Deux nouvelles forma­tions continues sont proposées: un CAS en collaboration avec l’Institut suisse de méde­cine tropicale et de santé publique, sur la san­té maternelle et néonatale dans le contexte humanitaire, et un cours spécialisé sur les urgences en obstétrique. Par ailleurs, le par­tenariat académie­pratique a été présenté; celui­ci a pour but de créer, pour la Haute école spécialisée bernoise et l’Hôpital de l’Île, des synergies dans l’enseignement, la recherche et le développement de la pra­tique. Urs Brügger est le directeur du Dépar­tement de la santé depuis le 1er janvier. Participation: Nathalie Kaufmann, membre du CC FSSF

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F É D É R A T I O N / F E D E R A Z I O N E

Informazioni da parte della FederazioneLa Federazione svizzera delle levatrici (FSL) informa in questa sede in merito alla partecipazione a eventi di networking interprofessionali, workshop nazionali, riunioni del comitato delle associazioni partner di cui è membro e anche della sua presenza in gruppi di lavoro nazionali. I verbali di ciascuna riunione del Comitato centrale (CC) possono essere scaricati dal sito intranet della FSL o richiesti per e-mail al segretariato.

Assemblea dei delegati della Federazione svizzera delle associazioni professionali sanitarie

18 persone, provenienti da otto diverse associazioni professionali, hanno preso parte all’assemblea dei delegati dell’associazione man­tello delle organizzazioni professionali svizzere nel settore sanitario che si è tenuta a Berna il 29 maggio. Questa rete di professionisti della sanità ha dato vita ad uno scambio di conoscenze su vari temi, come p. es. l’e­health.Partecipanti: Andrea Weber, segretaria generale FSL; Petra Graf, membro CC FSL

Assemblea generale del gruppo d’interesse Ostetricia sostenibile

21 persone si sono incontrate in occasione della seconda assemblea generale che ha avuto luogo il 1° giugno a Zurigo. Al termine delle attività ufficiali si è tenuta una riunione pubblica sul tema «Violenza ostetrica», ai cui hanno partecipato professionisti del settore e madri coinvolte.Partecipante: Petra Graf, membro CC FSL

Simposio nazionale del Forum svizzero delle cure integrate

Lo scorso 13 giugno, circa 250 persone provenienti da diversi settori (istituzioni, medicina, economia, istruzione, assicurazioni) hanno trattato il tema «Confederazione, cantoni e comuni: leader o arbitri delle cure integrate?». L’argomento è stato affrontato da diversi esperti; successivamente sono stati esaminati criticamente e discussi in piccoli gruppi dei possibili scenari. Conclusione: non esistono solu­zioni universalmente valide perché il sistema federale è complesso. In futuro, sono richiesti capacità di risoluzione dei problemi e sistemi di apprendimento, che saranno presenti prevalentemente a livello cantonale.Partecipante: Petra Graf, membro CC FSL

31Obstetrica

Il est temps de faire un pas de plus

Après neuf ans passés à la Fédé­ration suisse des sages­femmes en tant que chargée de qualité pour les sages­femmes indé­pendantes, il est temps pour moi d’aborder une nouvelle étape de ma vie et de m’investir dans un nouveau projet profes­sionnel. Je conserverai de nom­breux bons souvenirs de cette

période dont les grands changements ont marqué la FSSF et la profession. En accompagnant la Fédération et les sages­femmes pendant ces quelques années, j’ai suivi l’évolution de la situation avec grand intérêt, tout en enrichissant mes connaissances. J’adresse de cha­leureux remerciements à l’équipe du secrétariat pour l’excellente collaboration et l’estime réciproque. Aux sages­femmes, je souhaite courage et espoir pour af­fronter les nouveaux défis qui les attendent ces pro­chaines années.Ella Benninger

Rapport statistique des sages- femmes indépendantes en Suisse 2017

Quelle est la demande pour les sages­femmes indé­pendantes en Suisse? Quelles sont les prestations qu’une sage­femme fournit lors du suivi d’une femme et d’une famille? Quand une femme a­t­elle le plus sou­vent besoin de l’aide d’une sage­femme? L’enquête 2017 résume les principales activités des sages­femmes indépendantes au cours de la grossesse, de l’accouche­ment, du post­partum et de la période d’allaitement. Ce rapport statistique – anciennement connu sous le nom «Recensement des activités des sages­femmes in­dépendantes» – est inclus avec cette édition. La FSSF remercie les deux sponsors du site web des statistiques www.statistik­hebamme.ch, à savoir Omida et Pangas, pour leur aimable soutien. Miryam Azer

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Future workshop sul corso di studi per levatrice presso l’Università di scienze

applicate di Zurigo

Il 20 giugno l’Università di scienze applicate di Zurigo ha ospitato un seminario, nel corso del quale studenti, docenti, professionisti, leva­trici e madri hanno discusso della formazione ostetrica, attuale e fu­tura. Quali competenze saranno particolarmente richieste nel futuro? Queste e altre domande sono state discusse animatamente.Partecipante: Barbara Stocker Kalberer, presidente FSL

Qualità nel settore sanitario: quando va bene davvero?

In occasione dell’incontro del 18 giugno, tenutosi a margine dell’as­semblea generale di santésuisse, diversi esperti hanno affrontato vari aspetti che riguardano la garanzia e la misurazione della qualità. Con­clusione: i fornitori di prestazioni dovranno affrontare ampie misure di controllo per la garanzia della qualità, tenendo anche conto che il Parlamento ha accolto iniziative presentate in tal senso dalle forze politiche.Partecipanti: Barbara Stocker Kalberer, presidente FSL; Andrea Weber, segretaria generale FSL

Comitato consultivo disciplina ostetrica della scuola universitaria professionale di Berna

Il 13 giugno, il comitato consultivo di esperti è stato informato rigu­ardo alle iniziative della scuola universitaria professionale di Berna, la quale ha reso disponibili due nuovi corsi di formazione: un CAS in collaborazione con l’istituto tropicale e di salute pubblica svizzero, per la salute materna e neonatale in un contesto umanitario, e un cor­so specialistico sulle emergenze ostetriche. Inoltre, è stata pre sentata la partnership accademico­pratica, che mira a creare sinergie nell’in­segnamento, nella ricerca e nello sviluppo della pratica tra la scuola universitaria professionale bernese e l’Inselspital. Dal 1° gennaio Urs Brügger è a capo del dipartimento della salute.Partecipante: Nathalie Kaufmann, membro CC FSL

32 Obstetrica

F É D É R A T I O N / F E D E R A Z I O N E

Presentata la nuova convenzione sulla struttura tariffaria

In occasione dell’Assemblea delle delegate del 16 mag­gio, la Federazione svizzera delle levatrici (FSL) ha in­formato ampiamente le partecipanti sullo stato dei ne­goziati tariffari. Le delegate hanno approvano a larga maggioranza la mozione che prevedeva un’eventuale disdetta della convenzione sulla struttura tariffaria. A giugno i membri del consiglio d’amministrazione delle due associazioni delle assicurazioni malattia svizzere, curafutura e santésuisse, hanno approvato l’intero pac­chetto (convenzione sulla struttura tariffaria compresi gli allegati). Il primo grande ostacolo sulla via di un nuo­vo accordo quadro è stato così superato. La FSL è molto soddisfatta di questo grande successo. Questo sì ha reso possibile presentare a fine giugno all’Ufficio fede­rale di sanità pubblica (UFSP) una domanda congiunta per l’approvazione del progetto messo a punto dai quat­tro partner dei negoziati tariffari (curafutura, santé­suisse, associazione svizzera delle case della nascita e FSL), relativo alla nuova struttura tariffaria per le pre­stazioni ambulatoriali di assistenza ostetrica. Cosa significa questo per la FSL? L’eventualità di una disdetta da parte della FSL è ormai superata. L’UFSP, dopo avere esaminato il progetto per la nuova conven­zione sulla struttura tariffaria, lo potrà inviare al Con­siglio federale per l’approvazione, lo potrà respingere oppure richiedere altra documentazione. Questo è il secondo ostacolo sulla via della nuova struttura. In ogni caso, la decisione finale verrà presa dal Consiglio fede­rale. Come previsto nella proposta, la nuova conven­zione entrerebbe in vigore il 1° gennaio 2019.Barbara Stocker Kalberer, presidente FSL; Andrea Weber-Käser, segretaria generale FSL

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S C H W E I Z E R I S C H E R H E B A M M E N K O N G R E S S

C O N G R È S S U I S S E S D E S S A G E S - F E M M E S

C O N G R E S S O S V I Z Z E R O D E L L E L E V A T R I C I

W W W . H E B A M M E N K O N G R E S S . C H

KKLLuzern

22./23.5. 2019

Frau HebammeGesellschaft

Femme Sage-femmeSociété

DonnaLevatriceSocietà

33Obstetrica

S E K T I O N E N / S E C T I O N S

Sektion Aargau-SolothurnLinda Bassin, Endingen

Sektion BernClaudia Scheidegger­ Wütschner, Burgdorf Simona Offner, Bern

Sektion Beide BaselLieve Decoster, ArlesheimSophie Day, Basel

Sektion Geburtshäuser/Section Maisons de naissanceDorothee Linnenschmidt, Winterthur

Section GenèveGaëlle Bartels, GenèveNezha Abidou, Cluses (F)Nathalie Besson, Grand-Lancy

Sektion OstschweizJulia Hirsbrunner, SteckbornMijin Cavallini, Niederteufen

Sektion SchwyzJanine Erne, SeewenPearl Birchler, Einsiedeln

Sektion TessinNicole Melis, Cermenate (I)

Section Vaud-Neuchâtel-JuraCatea Reis, PayerneElisabeth Urvoy, Nyon

Sektion ZentralschweizIsabelle Wallimann, Giswil

Sektion Zürich u. Umg.Celina Welti, Dietikon Tiffany Stieger, Dänikon

Präsidentin | PrésidenteBarbara Stocker KalbererRosenweg 25 C, 3007 Bern

Sektionen | SectionsAargau­SolothurnSula [email protected] 11, 4562 BiberistT 079 208 61 21

Beide Basel (BL/BS)Ursula Lü[email protected] 4, 4142 MünchensteinT 061 411 68 80, M 079 795 66 33Andrea [email protected] 20, 4106 TherwilT 061 721 92 70, M 079 938 41 03

BernMarianne [email protected] 171 B, 3765 Oberwil i. S.T 033 783 01 70

FribourgLorraine Gagnauxinfo@sage­femme­fribourg.chCh. de Chanta­Grelet 16, 1730 EcuvillensT 026 411 00 05

GenèveCaroline [email protected] de Champel 6, 1206 GenèveT 079 964 47 35

OberwallisRuth [email protected]ühlackerstr. 26a, 3930 VispT 027 945 15 56

Ostschweiz (SG/TG/AR/AI/GR)Bettina [email protected]. Peterzellerstr. 12, 9633 HembergT 071 277 13 35, M 078 613 38 86

SchwyzChristine Fä[email protected] 26, 8863 ButtikonT 055 445 21 54, M 079 733 18 48Marie-Gabrielle von [email protected], 6432 RickenbachT 041 811 13 26, M 079 516 08 59

TicinoFrancesca Coppa-Dottiinfo@levatrici­ti.chVia Raslina 5, 6763 MairengoT 091 866 11 71Veronica Grandiinfo@levatrici­ti.chVia alla Motta 3, 6517 ArbedoT 091 857 06 08, M 079 681 01 78

Valais romandDaniela [email protected]. de Tourbillon 60, 1950 SionT 079 471 41 60

Vaud­Neuchâtel­Jura (VD/NE/JU)Laurence [email protected] du Bugnon 21, 1823 GlionT 079 732 06 64Sarah Vradis-Di [email protected] de l’Europe 18, 2000 NeuchâtelT 076 433 80 73

Zentralschweiz (LU/NW/OW/UR/ZG)Karien Nä[email protected] 40, 6033 BuchrainT 041 442 08 00, M 079 743 88 14Carmen Zimmermann-Steigerkontakt@hebamme­luzern.chGärtnerweg 20, 6010 KriensT 041 320 63 06, M 079 565 05 82

Zürich und Umgebung (ZH/GL/SH)Fabienne Eberhard (Sekretariat)info@shv­zh.chBergstrasse 72, 8712 StäfaT 079 443 01 09

Sektion GeburtshäuserSection maisons de naissanceJacqueline [email protected]önegg 1, 6034 InwilT 079 548 81 76 Neumitglieder / nouveaux membres

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Bedarfsanalyse Fort- und Weiterbildung 2019/2020Das erste Halbjahr 2018 ist bereits wieder vorbei, und ich mache mir Gedanken über die Zusammensetzung des Fort- und Weiterbildungsprogramms des nächsten Ausbildungszyklus’ Sommer 2019 bis Sommer 2020. Es ist mir ein Bedürfnis, auch zukünftig ein praxisorien-tiertes und abwechslungsreiches Angebot zu planen. Wer Wünsche betreffend Themen oder Inhalten zu Kursen hat oder eine/n Dozentin/Dozenten kennt, die/der unbedingt angefragt werden sollte, kann mir dies per E-Mail mitteilen an [email protected]. Vielleicht möchten Sie sich als Dozent/in in der Fort- und Weiterbildung der Hebammen engagieren und Ihr Fachwissen in einem geburtshilflichen Themenbereich an Kolleginnen weitergeben? Auch in diesem Fall bitte ich Sie, mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich freue mich über Ihre Rückmeldungen und bin bestrebt Ihre Ideen und Bedürfnisse im nächsten Programm zu berücksichtigen.

Marianne Luder

F O K U S Fort­ und Weiterbildung

Marianne Luder-JuferT 031 529 15 [email protected] der SHV­Kurse und Anmeldungen unter www.e-log.ch

B I L D U N G S B E A U F T R A G T E

D E U T S C H S C H W E I Z

K U R S 1 3

Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen

8. November 2018, OltenIm Bewusstsein, dass in der frühen Kindheit in Bezug auf die spä­tere Entwicklung allergischer Krankheiten die Weichen gestellt werden, organisiert der Schweizerische Hebammenverband in Zu­sammenarbeit mit dem Allergiezentrum Schweiz dieses Weiterbil­dungsangebot. Teilnehmende erwerben Fachwissen und stärken ihre Beratungskompetenz zum Thema Nahrungsmittelallergien und ­intoleranzen, um Eltern von betroffenen Kindern im Alter von null bis fünf Jahren optimal zu unterstützen.

K U R S 1 6

Emotionelle Erste Hilfe (EEH) in der Geburtsbegleitung

16./17. November 2018, WinterthurUnter der Geburt erleben werdende Eltern und Hebammen oftmals Momente von Freude und Verbundenheit sowie Zu­stände von Stress und Komplikationen. In dieser Fortbildung werden bindungs­ und körperbasierte Methoden der Emo­tionellen Ersten Hilfe (nach Thomas Harms) vorgestellt und erprobt, mit denen die Resilienz und die Beziehungsfähigkeit von werdenden Eltern und begleitenden Hebammen verbes­sert werden können.

K U R S 1 9

Daten- und Persönlichkeitsschutz im Berufsalltag der Hebammen

22. November 2018, OltenVom eHealth­Zeitalter, dem Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen, sind auch Hebammen betroffen. Kurs teilnehmende kennen die Grundsätze des Daten­ und Persönlichkeitsschutzes und können sie im Berufsalltag an­wenden. Das Berufsgeheimnis und die Folgen von dessen Verletzung sind ihnen ebenso vertraut wie die diversen ge­setzlichen Pflichten, Daten auch ohne Einverständnis der Betroffenen weiterzu leiten. Sie kennen die Rechte der Pati­entinnen und der Väter der Kinder auf mündliche Auskunft und Einsicht in die Patientendokumentation. Sie können praktische Fälle und Fragen in ihrem Aufgabenbereich lösen.

K U R S 2 1

Körperwahrnehmung während Schwangerschaft und Geburt

26./27. November 2018, BernSchwangere Frauen sind heute durch die vorwiegend risiko­orientierte Betreuung oft verunsichert und haben wenig Ver­trauen in ihre eigenen Ressourcen. Frauen und Paare sind vielen Einflüssen und Angeboten ausgesetzt, mit der Gefahr, dass sie den Kontakt zu sich und ihren eigenen Fähigkeiten verlieren können. In diesem Kurs werden Elemente aus der Körperarbeit und der Kommunikation erarbeitet. Durch ihre Arbeitsweise kann die Hebamme einen Raum schaffen, wo die Frauen und Paare in Kontakt mit sich, ihren eigenen Res­sourcen und ihrer Selbstverantwortung sind.

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F O C U SFormation continue

Formation continue 2019/2020Le premier semestre 2018 étant terminé, je suis en pleine réflexion quant’au prochain programme de formation de l’été 2019 à l’été 2020. Si vous avez des demandes concernant les sujets ou le contenu des cours ou si vous connaissez un∙e conférencier∙ère qui devrait être con tacté∙e, merci de me le faire savoir par e-mail à [email protected]. Ou peut-être aimeriez-vous vous impliquer en tant que conférencière dans la formation continue des sages-femmes et transmettre votre expertise dans un domaine de l’obstétrique à vos collègues, dans ce cas je vous prierais de me con tacter. J’attends avec impatience vos retours et j’essaierai de tenir compte de vos idées et de vos besoins dans le prochain programme.

Tiffany Buffier

Tiffany BuffierT 031 331 35 [email protected] des cours de la FSSF et inscriptions sur www.e-log.ch

C H A R G É E D E L A F O R M A T I O N D E L A S U I S S E R O M A N D E E T D U T E S S I N

C O U R S 3

La sexualité du couple autour de la grossesse

1er octobre 2018, LausanneL’objectif spécifique de ce module vise la description de l’état actuel du couple, son évolution et l’énumération des difficultés conju­gales et familiales, ceci pour outiller l’intervenant∙e à faire prendre conscience de la réalité du couple aux couples consultants, ainsi que des attitudes et aptitudes à développer pour former un couple heureux. Une attention particulière sera portée à l’influence sur le couple de l’arrivée et de l’éducation des enfants.

C O U R S 5

Aromathérapie pendant la grossesse, en post-partum et

chez le nouveau-né

5 et 12 novembre 2018, FribourgCe cours permet de transmettre les bases d’aromathérapie et de connaître les huiles essentielles pouvant être utilisées pendant la grossesse, en post­partum et chez le nouveau­né en toute sécurité.

C O U R S 6

Introduction à la santé environnementale et concepts

6 novembre 2018, LausanneCette journée et la première d’une série de trois formations qui se complètent. Après cette formation, vous serez apte à comprendre les principaux concepts de la santé environne­mentale en sachant identifier divers agents (physiques et chimiques) et leurs impacts environnementaux et sanitaires, particulièrement lors de la grossesse et de la petite enfance. Aussi vous pourrez identifier les moyens permettant de limi­ter les expositions aux principaux agents connus ou soup­çonnés pathogènes dans l’environnement.

C O U R S 7

Suture périnéale

8 novembre 2018, VeveyDans ce cours, les connaissances des participantes seront actualisées et approfondies pour leur permettre d’effectuer correctement une suture. Des exercices pratiques viendront compléter le tableau. Tout ceci pour qu’à la fin du cours vous soyez à même d’effectuer une suture d’une épisiotomie ou d’une déchirure de degré I et II.

35Obstetrica

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E D I T O R I A L

Chère lectrice, cher lecteur,

Lorsque j’ai été sollicitée pour rédiger l’éditorial de ce premier numéro du nouveau magazine, mon cœur s’est emballé, mon estomac s’est noué et mon cerveau s’est mis à cogiter. Bref, j’ai aussitôt perdu

courage. Or, qui dit courage dit action, confiance, regroupement des forces. Et comme vous pouvez le constater, ce courage n’a pas seulement produit les quelques lignes que voici, mais aussi une conception graphique entièrement nouvelle. Le courage, c’est la force qui stimule la découverte de nouvelles voies et l’envie de se lancer sur des terrains inconnus, de rechercher de nouvelles solutions. En misant avec détermination sur une image rajeunie et contempo­raine, c’est précisément ce que la Fédération suisse des sages­femmes souhaitait entreprendre. Vous en tenez le résultat entre vos mains.

Pardonnez­moi d’oser ici la comparaison banale avec un accouchement. Mais comme pour toute naissance, un véritable tour de force a été nécessaire, avec autant de moments euphoriques que décourageants, jusqu’à ce que le «bébé» «Obstetrica» voie le jour le 17 avril, après des efforts de tous les instants des personnes impliquées. D’un coup, à la vue de ce nouveau bébé, les diffi­cultés et tensions avaient disparu. Même avec le nouveau titre et les modifica­tions visuelles, vous pourrez toujours compter sur des articles bien documentés. Nous avons à cœur de maintenir et de garantir le niveau des exigences avec une créativité renouvelée. Ainsi certaines rubriques sont redéfinies et restruc­turées, les articles phares sont mis en valeur avec plus de générosité. Par ailleurs, la couleur et l’image jouent un rôle fondamental. L’interaction entre les photos, les pictogrammes, les surfaces et la nouvelle typographie permet une meilleure visualisation des informations. Volontairement plus audacieuse, généreuse, colorée, innovante, vive, moderne et attrayante, cette nouvelle présentation a pour but de faire perdurer le magazine dans notre société sub­mergée par l’information. – «Notre tête est ronde pour permettre à la pensée de changer de direction»: c’est avec ces mots de Francis Picabia que je termine cet éditorial en vous souhaitant beaucoup de plaisir avec votre nouveau magazine.

Cordialement

Antje Kroll-Witzer

Obstetrica

Antje Kroll-Witzera étudié de 2004 à 2008 le design en communication à la Haute école de technologie, d’économie et des arts appliqués de Constance. Depuis 2015, elle dirige son propre bureau de design la kritzer. www.la­kritzer.ch

«Nous avons à cœur de maintenir et de garantir le niveau des exigences avec une créativité renouvelée.»

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Renvois forcés: épargner les femmes enceintes?Les policiers gèrent généralement de manière professionnelle les rapatriements sous contrainte d’étrangers par avion. La Commis-sion nationale de prévention de la torture (CNPT) salue des progrès, mais ne veut plus de renvois de femmes en fin de grossesse.Le bilan publié début juillet porte sur les renvois forcés entre avril 2017 et mars 2018. Durant cette période, la commission a accompagné 78 transferts à l’aéroport et 57 rapatriements sous contrainte par voie aérienne. Au total, 317 personnes dont 28 familles ont été ainsi renvoyées.Les escortes policières ont dans l’ensemble agi avec respect envers elles. Elles ont régulière-ment dialogué avec les personnes pour réduire leur stress ou désamorcer des situations ten-dues. Les policiers disposaient de connaissances linguistiques suffisantes dans la majorité des cas.Les moyens de contrainte durant le transfert doivent être limités au strict nécessaire, rappelle la commission. Or 65 % des étrangers concernés ont été entravés durant le transfert. Dans le canton de Zurich, deux femmes enceintes de respectivement sept et huit mois ont été concer-nées, alors qu’elles n’opposaient aucune résistance physique.Entraver des parents coopérants est inaccep-table pour la commission. La CNPT invite les autorités à renoncer à tout renvoi sous contrainte de femmes enceintes au-delà de la 28e semaine de grossesse et jusqu’à huit semaines après l’accouchement. La mesure expose à une situation de stress aiguë qui peut notamment déclencher des contractions prématurées, justifie-t-elle. Source: news ATS reprise par le Matin

du 12 juillet

Le Conseil fédéral veut réduire les ressour-ces allouées aux soins à  domicileDans le cadre de l’évaluation du financement des soins en vigueur depuis 2011 et de la neutralité des coûts y relative, le Conseil fédéral a proposé début juillet de réduire de 3,6 % la contribution des assureurs aux soins ambulatoires à domicile. Cette proposition est vivement critiquée par l’Association suisse des infirmières et infirmiers (ASI), alors que les soins à domicile sont déjà sous-financés. Or, les prestations doivent être mieux financées si l’on veut assurer une bonne qualité des soins dans le domaine ambulatoire. La réduction proposée par le Conseil fédéral ne fera qu’augmenter la pression déjà exercée sur les collaborateurs travaillant dans les soins à domicile ainsi que sur les infirmières et infirmiers indépendants. «Le Conseil fédéral a reconnu que des mesures étaient néces-saires, mais il prend des décisions totalement contre- productives», explique la présidente de l’ASI Helena Zaugg. En outre, elle souligne que le Conseil fédéral n’est pas clair lorsqu’il parle dans son communiqué de presse de «compétences étendues pour le personnel soignant en termes d’identification et de détermination des besoins en soins des patients». L’ASI n’a d’ailleurs pas été impli-quée dans les discussions. La balle est maintenant du côté du Parlement. Source: communiqué de presse de l’ASI du 4 juillet, www.sbk.ch

Obstetrica

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E N B R E F

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«Dispute»: réinventer le système de santé

L’Académie suisse des sciences et l’Académie suisse des sciences humaines organisent une «Dispute» dans le cadre du salon Planète San­té live, le vendredi 5 octobre 2018, de 13h30 à 16h30 sur le site de Palexpo à Genève. Cet événement réunissant le grand public pré­sent au salon, des scientifiques, des porteurs de projets et des experts doit permettre de penser l’avenir du système de santé et d’es­quisser des modèles et des pratiques envisa­geables pour la Suisse. Les deux Académies ont lancé à cette occasion un appel à posters sur le thème «Comment soigner, financer le système de santé, vivre avec la maladie et aborder la fin de vie, différemment?» Le but est de faire connaître, à travers ce support, des projets innovants qui s’inscrivent dans la recherche de solutions pratiques, nationales et internationales, aux problèmes du système de la santé. Il est également d’encourager le

dialogue avec les visiteurs du salon. Plus d’informations sur

www.samw.ch

Conseils de nutrition en ligne

Les parents, le personnel soignant et toutes personnes intéressées peuvent désormais consulter des conseils nutritionnels pour les nourrissons et les jeunes enfants en ligne sur le site www.bonappetitlespetits.ch. Le site web complète la brochure et le dépliant «Nu­trition des nourrissons et des tout­petits». En raison de la forte demande, le dépliant est désormais disponible en langue Tigrin. En collaboration avec la Société suisse de nutri­tion et la Société suisse de pédiatrie, l’Office fédéral de la sécurité sanitaire des aliments et des affaires vétérinaires a également révi­sé les graphiques et le contenu du tableau «In­troduction d’aliments pour bébés». Le nou­veau graphique peut également être trouvé

sur le site Web.Plus d’informations sur

www.bonappetitlespetits.ch

LactaPedia: un nouveau glossaire pour la lactation

Au cours de la Semaine mondiale de l’allaitement maternel 2018, la Fondation Family Larsson­Rosenquist (FLRF) et la University of Western Australia (UWA) ont lancé la pre­mière version de LactaPedia – Un glossaire de la lactation pour la science et la médecine (www.Lacta Pedia.com) qui vise à assurer une terminologie cohérente dans le domaine de l’al­laitement afin d’améliorer globalement la communication future au sein de la science et de la médecine. LactaPedia a été développé à l’UWA par la chercheuse Melinda Boss et le profes­seur Peter Hartmann. Le glossaire vise à éliminer les incohérences dans la terminologie – qui entraînent des incohérences dans la compréhension – de l’allaitement. LactaPedia est destiné aux scientifiques et aux professionnels de la santé mais sera également ouvert au public. Le glossaire en ligne fera également partie du livre Breastfeeding and Breast Milk – from Bioche-

mistry to Impact, édité par la Fondation Larsson­Rosenquist, qui sera publié fin septembre.Plus d’informations sur www.lactapedia.com

Risque de malfor-mation cardiaque foetal associé à l’hyper glycémieUn mauvais contrôle glycé-mique trois mois avant ou au début de la grossesse est associé à une augmentation du risque de malformation car-diaque et ce, dès une hémoglo-bine glyquée (HbA1c) inférieure à 6,5 % pourtant conforme aux recommandations. C’est ce que montre une étude de cohorte suédoise ayant inclus près de 2500 enfants vivants nés de mères diabétiques de type 1. Ces travaux sont parus dans le British medical journal.Plus le contrôle glycémique est mauvais, plus le risque de malformation est important. Les auteurs n’ont en revanche pas retrouvé d’autre type de malformation associée aux ano-malies glycémiques.L’étude était destinée à étudier l’asso-ciation entre diabète de type 1 et risque de malformation fœtale cardiaque ou non car-diaque selon le taux d’HbA1c mesuré dans le trimestre précédant la conception ou le premier trimestre de grossesse. Source: www.mediscoop.net,

actualité du 11 juilletRéférence de l’étude: Ludvigsson J.F. et al. (2018), Periconception glycaemic control in women with type 1 diabetes and risk of major birth defects: population based cohort study in Sweden, BMJ 2018;362:k2638

Obstetrica

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T E X T E :

N A D I N E O B E R H A U S E R

Académisation de la formation:

quels effets, quelles perspectives?

Doyenne de la filière sage­femme à la Haute école de Santé Vaud, Nadine Oberhauser revient sur l’évolution de la formation sage­femme depuis sa mise en place il y a quinze ans au sein des hautes écoles et analyse en quoi ces études contribuent à la reconnaissance de la profession.

Obstetrica

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Dès 1994, les cantons romands et le Tessin ont décidé de se réunir pour former la Haute école de Suisse occi dentale (HES­SO)1. En passant

au niveau HES dès 2002, la formation des sages­femmes a changé de manière signi­ficative. Les accords de Bologne signés en 1999 par la Suisse ont également eu un im­pact sur l’organisation des études et sur leur niveau. A l’origine, les accords des Bologne avaient comme but de:• Créer un modèle des études supérieures

en trois grades: bachelor, master et doctorat afin de faciliter la reconnais­sance des diplômes européens sur le plan international, et faciliter la mobilité des étudiants

• Partager un système commun de créditation des enseignements avec l’introduction des crédits ECTS2

• Modulariser les programmes et les organiser en semestres d’enseignement.

Quel bilan?Quinze plus tard, peut­on dire que ces buts ont été atteints et qu’ils permettent au­jourd’hui une meilleure reconnaissance de la formation de ces professionnels au plan national et international ? La réponse n’est pas simple. Wihlborg et Teelken (2014) donnent quelques pistes de réponse sur cette réforme: diversité des ef­

fets selon les pays, manque de recherche sur les effets de la réforme, tensions dues à la difficulté d’implanter le modèle.Dans le cadre de la HES­SO, l’implantation du système en trois grades est partielle­ment atteinte: les bachelor et master3 sont en place pour la profession sage­femme, mais les doctorats doivent encore être mis sur pied et ils restent rattachés aux universi­tés. La mobilité des étudiantes est facilitée par la structure des programmes à modules et crédits, mais les contenus sont souvent différents et rendent les échanges compli­qués; néanmoins les étudiantes apprécient la mobilité qui leur est offerte (Marshall, 2014). Le titre obtenu (bachelor ou master) permet de poursuivre des études universi­taires dans d’autres pays et d’y faire un doc­torat, attestant de la reconnaissance des titres sur le plan international.La reconnaissance professionnelle est en marche, mais les nouveaux titres doivent encore faire leur preuve, surtout au niveau national où la coexistence des anciens et nouveaux titres professionnels génère des questions sur les niveaux de compétences et de responsabilités. Le référentiel de compétences de la forma­tion sage­femme donnée dans le cadre de la HES­SO s’inspire largement de celui de l’International confederation of midwives (ICM) et des standards internationaux, tout

en incluant les spécificités nationales, et les contenus du programme sont basés sur des données probantes (Evidence-based prac-tice), exigence incontournable des hautes écoles.

Evidence-based practice: un enjeu majeur

La pratique basée sur des données pro­bantes est certainement le changement majeur pour la formation et la pratique pro­fessionnelle. Elle implique une recherche active dans le domaine sage­femme, et une pratique professionnelle qui questionne les conduites à tenir dans chaque situation afin de pouvoir justifier d’un choix qui prend en compte non seulement les besoins et choix des femmes, ainsi que le contexte, mais également les résultats de recherches scientifiques qui légitiment les pratiques professionnelles. Il s’agit probablement du changement le plus important entre les an­ciennes et les nouvelles formations des pro­fessionnels de la santé aujourd’hui. C’est un enjeu fondamental pour les sages­femmes dans les années à venir afin de garantir la qualité et la sécurité des soins.

G R A N D A N G L EAcadémisation de la formation des sages­femmes

La reconnaissance profes-sionnelle est en marche, mais

les nouveaux titres doivent encore faire leur preuve,

surtout au niveau national.

1 HES­SO : historique2 système européen de transfert et

d’accumulation de crédits (ECTS)3 https://www.hes­so.ch/fr/master­

sciences­sciences­sante­mscsa­8985.html, et http://www.hesav.ch/formation/sage­femme/master­ of­science­in­midwifery

41Obstetrica

La pratique basée sur des données probantes

est certainement le change­ment majeur pour la

formation et la pratique professionnelle.

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J’ai commencé ma formation au moment du passage ES­HES , et j’ai fait partie de la volée «test» pour l’accréditation du pro­gramme. La pédagogie était différente et visait à nous rendre plus critiques et plus efficients par rapport à la pratique et trou­ver des solutions car il n’y avait pas de ré­ponse toute faite. J’ai pu le vérifier en stage. Ma façon de penser a changé, de linéaire, elle est devenue circulaire avec une prise en compte de multiples facteurs. Dans la pra­tique, il y avait conflit entre ce qui était enseigné et l’ancienne vision qui véhiculait l’image de l’infirmière exécutante, le rôle propre n’était pas valorisé, ni l’autonomie et la responsabilité. J’ai pu le constater dans différents environnements: hôpitaux de zone ou universitaire, et aussi dans mes missions humanitaires.Au fil des années, les études de niveau HES ont prouvé l’efficience du rôle autonome de l’infirmière qui est de plus en plus valorisé, et j’ai pu constater récemment l’évolution des profils des professionnels de la santé en encadrant une étudiante en Soins infirmiers qui avait un positionnement professionnel fort et un leadership affirmé sur la base de compétences cliniques avérées.

Aujourd’hui, la HES­SO est la deuxième haute école du pays, et son réseau fait bé­néficier tous les cantons partenaires d’une formation et d’une recherche de niveau uni­versitaire et professionnalisantes (Vaccaro, L., 2018). La formation sage­femme a le pourcentage de formation pratique le plus élevé puisqu’il atteint 50 % du temps total de formation. La Haute école de Santé Vaud (HESAV), en offrant une formation seconde, permet un accès à la profession facilité pour les personnes au bénéfice d’un Bachelor en soins infirmiers. Les étudiantes de ce cur­sus spécifique, de niveau HES intégré aux accords de Bologne ont la chance de béné­ficier d’un enseignement de qualité auquel participent les professionnels de terrain, se distinguant des universités par l’alternance et le développement de capacités réflexives indispensables sur le terrain.

Compétences des enseignants élargies

Relevons enfin que l’académisation des for­mations a également eu un impact sur le profil des enseignants des HES, qui sont au­jourd’hui pour la plupart au bénéfice d’un titre de niveau master, voire de doctorats. Les professionnels de santé accompagnant les étudiantes dans l’acquisition des com­pétences requises pour exercer leur profes­sion ont également fait partie de cette ré­forme puisqu’ils sont au bénéfice d’une formation (Certificate of advanced studies de praticien formateur. C’est tout un sys­

G R A N D A N G L E

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Nadine Oberhauser, doyenne de la filière sage­femme de la Haute école de Santé Vaud à Lausanne depuis 2004, BSc. en Sciences de l’éducation et MSC en Sciences de l’éducation, Université de Genève.

A U T E U R E

Obstetrica

RéférencesCluett, E.R., (2006) Evidence­based practice, in Principles and practice of research in midwifery, Elsevier health science, Churchill Livingstone, LondonGraf, L. (2016) The rise of work­based academic education in Austria, Germany and Switzerland, Journal of Vocational Education & Training, 68:1, 1–16, DOI : HES­SO : Historique. Repéré à https://www.hes­so.ch/fr/historique­6069.htmlMarshall, Jayne E. (2017) Experiences of student midwives learning and working abroad in Europe: The value of an Erasmus undergraduate midwifery education programme, Midwifery 44 (7–13)Processus de Bologne. Repéré à https://www.sbfi.admin.ch/sbfi/fr/home/hs/hautes­ ecoles/processus­de­bologne.htmlWihlborg, M., Teelken, C., (2014) Striving for Uni formity, Hoping for Innovation and Diversification: a critical review concerning the Bologna Process – provinding an overview and reflecting on the criticism, Policy Futures in Education Volume 12, number 8

«L’exercice de la profession de sage­femme n’est pas un

dogme, la formation apprend à s’adapter.»

tème qui s’est transformé, où les connais­sances et les compétences des différents acteurs se sont élargies et approfondies.Ces acquis doivent être préservés, défendus et améliorés afin d’asseoir la légitimité de l’exercice professionnel des sages­femmes.

Pour illustrer ces changements, nous avons choisi de donner la parole à des étudiantes et à une sage-femme diplô-mée, qui illustrent, par leur témoignage, leur vécu et leur vision de la formation qui est proposée par les HES. Elles sont aujourd’hui les mieux à même de repré-senter l’évolution de leur formation. Ce sont elles qui porteront ces réformes et leur donneront tout leur sens.

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«Au fil des années, les études de niveau HES ont prouvé l’efficience du rôle autonome de  l’infirmière qui est de plus en plus valorisé.»D A N I E L A D E L V E C C H I O

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Obstetrica

Académisation de la formation des sages­femmes

Responsabilité importante Mes études de sage­femme montrent égale­ment l’efficacité en pratique de l’ensei­gnement HES, avec une responsabilité pro­fessionnelle très importante, des habilités cliniques et un suivi en autonomie et une collaboration avec le médecin dans les situa­tions complexes. Le rôle de la sage­femme dans l’accompagnement des femmes a un impact démontré par la recherche sur la sa­tisfaction des femmes, la sécurité et les coûts de la santé. L’exercice de la profession de sage­femme n’est pas un dogme, et la formation apprend à s’adapter, à chercher des alternatives, à anticiper et à prendre des décisions argumentées sur la base de données probantes.Les besoins des femmes, des enfants et des familles ont beaucoup évolué. Il y a de plus en plus d’informations disponibles, les pro­jets de naissances sont variés et à la sortie des études, nous avons plusieurs cartes en main et de savoirs qui nous permettent de prouver le bien­fondé de certaines pra­tiques après analyse, et d’être critique sur d’autres. La formation académique contri­bue à la construction de l’identité et de la responsabilité professionnelle en sollicitant de notre part une mise à niveau perma­nente de nos connaissances et de nos pra­tiques: une responsabilité individuelle et professionnelle de questionner et aller cher­cher les résultats de recherche.

Je pense que la perception de la formation académique et des étudiantes qui la suivent par les lieux de pratique démontre une ou­verture à entendre ce qui vient de la forma­tion, mais l’étudiante doit faire d’abord la preuve de ses compétences auprès des professionnels. Dans les différents lieux de stage où je me suis formée, on remarque des différences de pratiques significatives selon les lieux et les formations suivies, l’utilisation des données probantes ou non.

Mise en pratiqueAprès mon diplôme, je pense être prête à travailler, les outils sont en place, et je sais où aller chercher les informations néces­saires, mais je vais avoir besoin d’un mo­ment, j’ai besoin de pratique. J’ai cepen­dant les bases nécessaires pour garantir la sécurité, dépister les complications et anti­ciper, j’ai développé ces compétences du­rant ma formation. Elle m’a appris que les connaissances transmises en cours ne suf­fisent pas, et qu’il faut travailler à côté pour élargir, approfondir et intégrer les complé­ments nécessaires pour faire face à la diver­sité des situations.J’ai beaucoup apprécié la mobilité durant mes cursus de formation en soins infirmiers et sage­femme, c’est important de voir dif­férents statuts et pratiques. A Madagascar, j’étais dans un centre médico­chirurgical et je faisais des visites en brousse avec une sage­femme, j’ai pu exercer une approche

de santé communautaire et exploiter les situations vécues dans une perspective globale. En Belgique, l’association Aquarelle qui prend en charge des personnes en situation ir­régulière (migrants, squat­ters, réfugiés) m’a montré ce qu’une sage­femme peut faire en accompagnement global, surtout sur les plans psychique et social. Autre expérience, celle faite en rejoignant Gyné­cologues sans Frontières à Ca­lais, où j’ai travaillé en binôme.Mon travail de bachelor m’a

permis d’intégrer une recherche en cours à HESAV, et de découvrir l’approche socio­logique combinée à celle de la sage­femme dans le cadre de la consommation d’alcool pendant l’allaitement. J’ai développé des compétences de recherche et élargi ma fa­

çon de penser en intégrant la prise en compte des représentations et des normes – celles de la «bonne mère», incitant à une responsabilité individuelle plutôt que par­tagée.Je vais exercer en milieu hospitalier avant de repartir en mission avec une ONG. A long terme? j’envisage une pratique indépen­dante me permettant une approche de san­té communautaire.

Daniela del Vecchio (1986), étudiante sage-femme dernière année (HESAV), infirmière diplômée (Bachelor 2009), Diplôme en médecine tropicale.

J’ai passé par l’université, mais je me suis rendue compte que ce n’était pas ce que j’attendais. Après des stages, j’ai décidé d’être sage­femme et de m’investir dans les soins en maternité. J’ai toujours été inté­ressée par la recherche et après avoir été confrontée à un soin particulier durant un stage, j’ai essayé de trouver de la littérature et des résultats de recherche sur le sujet pour en faire mon travail de bachelor, sans rien trouver. J’ai réorienté ma thématique, et pu effectuer une première étape pour documenter ce type de soins. Après avoir réalisé mon travail de bachelor, j’ai réalisé que j’avais envie d’aller plus loin, et que c’était important de baser ses soins sur des données probantes pour légitimer ma pra­tique professionnelle.

«La prise en compte du vécu et des ressentis

des autres professionnels est indispensable.»

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J’ai travaillé en tant qu’assistante en phar­macie pendant deux ans et demi, cepen­dant, suite à cette expérience, je souhaitais m’investir davantage dans la santé. J’ai effectué un stage en maison de naissance et je me suis décidée à reprendre des études pour devenir sage­femme, en commençant par une maturité. La reprise des études m’a demandé beaucoup d’adaptations, c’est pourquoi j’ai fait le choix de poursuivre di­

G R A N D A N G L E

44 Obstetrica

Durant ma dernière année de formation sage­femme, j’ai entendu parler du Master en Sciences de la santé qui débutait, et je me suis dit qu’avec mon envie de découvrir et apprendre, se poser des questions sur ma pratique, j’avais très envie de poursuivre mes études. Je n’ai pas été encouragée dans cette démarche par les professionnels de terrain, mais j’ai décidé d’aller de l’avant.

Décentration de la professionIl me reste encore mon travail de master qui sera la suite de mon travail de bachelor, mais ce que je peux dire, c’est que je ne re­grette pas mon choix. C’est beaucoup de travail, mais les compétences développées permettent une décentration de la profes­sion et de ce qui a été appris pour avoir une autre vision, complémentaire.J’ai vraiment appris les méthodes de re­cherche qui permettent de développer de nouvelles pratiques, et la gestion de projet pour pouvoir implémenter le changement. Je vois les compétences développées dans le master comme un soutien aux profes­sionnels pour travailler sur la base de don­nées probantes et de modèles de soins, et questionner les pratiques de routine. Les pratiques sont enracinées dans un contexte, et il est difficile de les faire changer. La prise en compte du vécu et des ressentis des autres professionnels est indispensable. L’économie et les politiques de santé per­mettent de changer de niveau et de com­prendre les enjeux liés à la santé des femmes et des familles.

«Les compétences dévelop pées permettent une décentration de la profession et de ce qui a été appris pour avoir une autre vision, complémentaire.» M A R I K A E H I N G E R ­ S A N T A G A T A

J’ai développé une autre vi­sion de ma profession et des professionnels de santé, j’ai appris à considérer les pra­tiques professionnelles dans leur contexte et à les ques­tionner plutôt qu’à les juger.Mes projets? Avoir un poste où je peux proposer des nou­

velles choses pour soigner de la meilleure manière qui soit.

Marika Ehinger-Santagata (1992), sage-femme (2017), étudiantes en Master Sciences de la Santé

rectement avec un master. Le bachelor est une formation de grande qualité qui per­met de développer et d’acquérir les diffé­rentes compétences du métier. Cependant, j’avais envie d’approfondir, d’avoir une vi­sion «méta» pour m’investir davantage dans cette profession, avoir une ouverture d’es­prit, développer mon esprit critique et avoir des arguments.

Beaucoup d’échangesJ’apprécie énormément le côté interprofes­sionnel du master qui me permet de créer des réseaux et de découvrir d’autres ma­nières de communiquer et de penser. Il y a beaucoup d’échanges entre les étudiants et différentes approches.Cette formation m’apprend à réfléchir quant à l’intégration des savoirs issus de la recherche face aux réalités des terrains, l’ouverture d’esprit, l’échange et la récep­tivité à l’argumentation. J’ai appris à tem­pérer mes visions et je découvre d’autres dimensions, politiques et économiques qui me permettent de mieux percevoir le fonc­tionnement des systèmes. Au­delà des compétences transversales, j’ai affiné mon écriture, approfondi des mo­dèles et des méthodes y compris pour ini­tier et accompagner des changements. J’ai envie de faire évoluer la profession, avoir du poids en ayant des connaissances et des arguments. La formation bachelor se concentre plus sur l’activité, alors que le master élargit la vision de la profession.Après? J’aimerai transmettre mes connais­sances, m’investir dans ma profession et dans une pratique faite de sources fiables, dans un souci d’efficience, et de collabora­tion. J’aimerais participer à des projets de recherche au sein d’une maternité.

Désirée Gerosa (1992), sage-femme (2017), étudiante en Master Sciences de la Santé.

«Besoin d’avoir une vision «méta»

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J’exerce comme sage­femme indépendante et je propose le suivi global. Le bagage ap­porté par le master me permet d’avoir une crédibilité supplémentaire acquise par les connaissances développées au cours de cette formation. Dans ma pratique quoti­dienne, j’utilise différentes recommanda­tions (celles de la Fédération suisse des sages­femmes, de la Société suisse de gyné­cologie et d’obstétrique, de l’Organisation mondiale de la santé, de l’International confederation of midwives, les guidelines du Nice … etc.) sur lesquelles je construis mon fonctionnement. En travaillant sous ma propre responsabilité, je me base sur des données probantes pour avoir une pratique à jour correcte et structurée. Ma pratique professionnelle se doit d’être rigoureuse, définie et reconnue. Cela me permet aussi de pouvoir partager avec les autres profes­sionnelles des normes et des références communes. Ces éléments sont déjà ensei­gnés en bachelor, mais les démarches de pratique réflexive, de méthodologie et d’analyse exercées tout au long de la forma­

45

G R A N D A N G L E

Obstetrica

tion de master permettent une lecture cri­tique approfondie des articles de recherche, des avis et autres recommandations ainsi qu’une recherche ciblée d’informations pour donner des réponses basées sur des données probantes, in­dispensables à la réflexion et à la prise de décision. En fait, le master permet de déve­lopper des ressources profes­sionnelles concrètes en ré­pondant à certaines situations rencontrées sur le terrain, en faisant le lien entre l’expé­rience et les connaissances nécessaires aux pratiques. Il permet d’argumenter en s’ap­puyant sur la littérature et sur des pratiques profession­nelles intra­ et pluridiscipli­naires fiables et reconnues.Je partage ces ressources avec les autres sages­femmes et les différents profession­nels avec lesquels je collabore, ce qui nous donne un consensus sur les prises en charge, une meilleure communication et une confiance réciproque. La femme est la première bénéficiaire de ces éléments qui lui permettent d’avoir un sentiment de sé­curité et de satisfaction. C’est primordial.

Connaissances de plus en plus appréciéesLors de ma formation master, nous n’étions que quelques sages­femmes en Suisse ro­mande à entreprendre ces études et cette situation m’a confrontée quelquefois à des questions ou remarques de mes collègues sur l’utilité ou l’intérêt de cette formation

pour ma pratique. Petit à pe­tit, les connaissances parta­gées ont été appréciées et valorisées durant les discus­sions et elles ont permis des micro­ changements voir des améliorations conséquentes de la pratique sage­femme, respectées par les équipes mé­dico­soignantes. Le position­nement professionnel argu­menté sur la base de données probantes, de recommanda­tions et des bonnes pratiques me donne les ressources pour défendre les demandes des femmes, valider la pertinence de leurs demandes. Progres­

Académisation de la formation des sages­femmes

«J’apprécie énormément le côté interprofessionnel du master qui me permet de créer des réseaux et de découvrir d’autres manières de communi-quer et de penser.»D É S I R É E G E R O S A

«Ma pratique professionnelle se

doit d’être rigoureuse, définie et reconnue.»

E M A N U E L A G E R H A R D

«Le master permet d’argumenter»

sivement, une pratique commune référen­cée se dé veloppe, ainsi qu’une vision par­tagée des situations. Les compétences spécifiques des sages­femmes sont recon­nues par les différents professionnels. Cela se remarque lors des différents échanges (briefings et débriefings) entre les profes­sionnels de santé, en extrahospitalier éga­lement.Evidemment une formation de niveau mas­ter est utile pour l’enseignement, pour construire des cours sur la base de résultats de recherche. Faire référence à des études est important pour les étudiantes, mais aussi dans le cadre de l’enseignement aux mères et aux couples pour justifier les pos­sibilités, donner du poids à des propositions ou des alternatives en ayant des preuves venant de la littérature. Enfin, l’accompa­gnement des travaux de bachelor, ou de certains scénarii de pratique simulée de­mande des connaissances étendues et une pratique réflexive soutenue.Aujourd’hui, ma formation et mon expé­rience sont valorisantes pour ma pratique professionnelle. Elles m’apportent la recon­naissance de mes compétences par mes collègues mais aussi et avant tout celle des mères, des nouveau­nés et des familles que j’accompagne consciencieusement.

Emanuela Gerhard (1981), sage-femme Bachelor 2006 et Master européen en Midwifery (2013).

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T E X T E :

C A T I A N U N N O P A I L L A R D

Les défis de la pédagogie inversée

Que signifie le terme de pédagogie inversée? La littérature (scientifique ou pas) est de plus en plus abondante sur ce sujet. Dans cet article, Catia Nunno Paillard explique le fonctionnement de ce nouveau type d’enseignement et son application à la filière sage­femme de la Haute école de santé à Genève.

46 Obstetrica

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Des classes de maternelles à l’uni­versité, de plus en plus d’ensei­gnants utilisent le nouveau concept de classe inversée qui a vu le jour

aux Etats­Unis au début des années 90 (Dumont et Berthiaume, 2016). Différentes terminologies sont utilisées pour nommer ce dispositif. En français on utilise plus volontiers le terme classe inver­sée ou pédagogie inversée. Les anglo­saxons utilisent également les termes inverted classroom, flipped classroom, flipped lear-ning.Une définition de cette approche pédago­gique nous est proposée par Thobois­Ja­cob, Christoffel et Marquet (2017): «La classe inversée est souvent présentée comme un moyen innovant d’améliorer l’apprentis­sage en profondeur des étudiants, en adop­tant une logique de développement des compétences, et un moyen d’intégrer les technologies numériques de manière rai­sonnée, au service d’une pédagogie centrée sur l’apprenant.» (p. 4). Pour Mazur, Brown et Jacobsen (2015), la classe inversée «est un modèle pédagogique qui met à profit l’apprentissage hors des heures en classe et qui est rehaussé par la technologie pour maximiser l’engagement et l’apprentissage des apprenants en classe».

Une méthode difficile à évaluer

Souvent, elle est présentée comme une mé­thode appliquant le principe de Lectures at home and Homework in class (traduction libre: cours à la maison et devoirs en classe) (Peraya, 2015). Le principe est finalement assez simple. Le contenu du cours peut être vu, revu, appris à la maison, à son propre rythme, et les devoirs, l’ancrage du contenu, sera réalisé en classe avec l’enseignant·e.Bissonnette et Gauthier (2012) ont publié une revue systématique de données pro­bantes en 2012. Ils ont relevé qu’aucune étude scientifique sur la classe inversée ne permettait d’évaluer au final que les élèves étaient plus performants (mesurer les effets de la pédagogie inversée). Ils re­commandent à la prudence et à une évalua­tion plus formelle du dispositif. Thobois­ Jacob, Christoffel et Marquet (2017) mettent en évidence qu’il est plus difficile d’éva­luer ce genre de dispositif dont la plus­value n’est pas uniquement visible en terme de contenus acquis, mais aussi en terme de

La pédagogie inversée permettrait entre autres de

rendre l’étudiant·e acteur·trice de sa formation, d’augmenter

le sentiment de maîtrise ou de compétence.

compétences transversales développées. Selon ces derniers, l’évaluation finale ne de­vrait pas être pensée en un seul bloc (c’est­à­dire à la fin d’un module par exemple), mais en terme d’évaluation continue sur des sujets, des compétences construites. C’est le processus d’apprentissage qui est diffé­

rent. Pourtant, malgré cela, la littérature spécifique sur le sujet est de plus en plus florissante. Certains ouvrages en font une méthode pour enseigner différemment. Des publications en tout genre, comme celle de Wouters et Raucent (2017), incitent les en­seignants à se lancer, oser innover.La pédagogie inversée permettrait entre autres de rendre l’étudiant·e acteur·trice de sa formation, d’augmenter le sentiment de maîtrise ou de compétence d’étudiant·e, de donner à l’étudiant·e davantage de contrôle sur les tâches qu’on lui propose, de l’auto­

Les défis de la pédagogie inversée G R A N D A N G L E

47Obstetrica

Pour des élèves qui sont connectés quasiment

continuellement, il faut développer une autre forme

d’attractivité afin de rendre les enseignements

plus séduisants.

nomiser dans son apprentissage, et d’intro­duire l’usage des nouvelles technologies de l’information et de la communication (TIC) dans un programme (Thobois­Jacob et al., 2017). L’investissement dans le processus d’apprentissage par l’étudiant·e est donc essentiel. Et selon Peraya (2015), la classe inversée permettrait, «lors de cours en face à face, (d’)accroître les interactions entre l’enseignant·e et les élèves, ainsi que celles entre les élèves eux­mêmes, (d’)indivi­dualiser l’apprentissage, (de) développer les méthodes actives et une pédagogie col­laborative enfin, (de) créer un environne­ment d’apprentissages et des activités qui rendent les élèves plus autonomes et res­ponsables de leur propre apprentissage.» (p. 2).

Un défi pour l’ancrage dans la pratique obstétricale

Après plusieurs années dans l’enseigne­ment des pathologies obstétricales sur un semestre, et aux vues des évaluations mi­tigées d’étudiantes sages­femmes de fin de deuxième année, nous avons pensé à pro­diguer ces enseignements sous une autre forme. Le contenu complexe reste iden­tique, nous voulions essayer une autre forme d’apprentissage.Certes les professeurs ou les contenus sont intéressants et spécifiques, mais le défi ne se situe pas seulement au niveau d’un conte­nu actualisé, mais bien au niveau de l’an­crage et du transfert de ces éléments dans la pratique obstétricale. Comment faire pour

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peut approfondir le sujet en partant de leurs demandes. C’est là toute la plus­value de cette approche. Le·la médecin n’a pas besoin de créer un cours, il vient pour une discussion, et surtout pour expliquer un cadre théorique complexe. Le·la médecin ne donne plus de cours ex­cathedra, mais il·elle répond aux questions de compré­hension des étudiantes grâce aux contenus des vignettes cliniques, il·elle peut ainsi les aider à comprendre des savoir complexes.Aujourd’hui, les enseignants ne sont plus les seules sources de savoir pour les étudiants. Pour des élèves qui sont connectés quasi­ment continuellement, il faut développer une autre forme d’attractivité afin de rendre les enseignements plus séduisants. Cela affecte aussi notre rôle, nous devenons non seulement des enseignants, mais aussi des accompagnants. Les étudiantes ont du temps en amont du cours pour travailler les huit vignettes cli­niques créées par les enseignants sous su­pervision des médecins de chaque spécia­lité. Ici la plus­value réside dans le fait que les étudiants ont révisé les bases théo­riques de chaque pathologie. De plus, les étudiantes connaissent donc tout le champ de l’examen puisque celui­ci porte direc­tement sur ce qu’elles auront travaillé dans les vignettes cliniques ni plus ni moins.Les enseignantes disposent aussi d’un temps de retour pour d’éventuelles dernières ques­tions sur les vignettes cliniques aménagées

après les enseignements des médecins et sages­femmes. Pour consolider cet appren­tissage, les étudiantes ont des pratiques si­mulées formatives et des ateliers durant le module (hémorragies, clinical assessment dermatologie et neurologie).

Cours informatisé

Classiquement nous avons 60 % par ECTS de cours ex­cathedra. Aujourd’hui, nous avons pu diminuer ce temps de face à face à 30 %. Cela veut dire que les étudiantes ont un temps important dans le cursus scolaire aménagé spécifiquement. Ainsi l’appren­tissage ne se fait pas après le cours, mais bien par l’étudiante, en amont et durant les heures habituelles de cours. Pour cela, des références spécifiques ont été créées pour ces enseignements. Chaque thème possède une bibliographie fournie, avec des sites in­ternet, des articles de recherche scienti­fique, ou encore des sites internet d’autres universités ou des guidelines nationaux et/ou internationaux. Là aussi, il est important de déterminer les sites internet ou articles scientifiques utiles pour amener des ré­ponses aux différentes questions des vignettes cliniques. Certes, l’accès à inter­net et aux connaissances est aisé de nos jours, mais encore faut­il bien trier, juger, et catégoriser les informations et les sources.Dès la prochaine rentrée scolaire, un cours sera totalement informatisé. Grâce aux nou­velles technologies, les étudiantes pourront ainsi travailler un contenu spécifique et pro­gresser à leur propre rythme. L’enseignant∙e sera présent∙e pour répondre aux étudiants sur leurs difficultés de compréhension,

qu’elles utilisent plus facilement ces conte­nus théoriques dans le champ profession­nel pratique. Habituellement, ces cours, pour la plupart, portent sur des pathologies précises, aigües et peu rencontrées. Le transfert de connais­sances semblait plus difficile car les expé­riences sont moins nombreuses en stage sur ces problèmes obstétricaux. Nous avons donc fait appel à différents intervenants, des médecins souvent, très pointus dans leurs domaines. Par exemple, pour les pro­blématiques du système digestif durant la grossesse, un·e spécialiste gastroentéro­logue anime le cours. Le contenu est clair mais le·la médecin doit adapter son mes­sage à des élèves de deuxième année dans un cursus Bachelor dont les bases théo­riques et physiologiques en la matière sont parfois moins connues car moins utilisées en pratique durant les stages. En peu de temps, ils doivent amener différentes no­tions, des exemples cliniques et toute la prise en soins pour les sages­femmes. Les cours deviennent lourds et complexes, lais­sant l’étudiante parfois sans réponse après coup. Alors comment faire pour que l’acqui­sition de connaissance puisse être facilitée et plus rapide dans le cursus scolaire?

Des vignettes cliniques

Nous avons donc choisi de partir des com­pétences des sages­femmes dans des situa­tions cliniques au travers de vignettes cli­niques, et de demander aux étudiantes de mobiliser les connaissances de base et de créer un savoir supplémentaire à partir de là. Pour ce même exemple, la physiologie

est mobilisée et mise en lien avec la patho­logie et les soins à prodiguer. Mais évidem­ment dans des domaines pointus, il faut des connaissances bien plus spécifiques. Le·la médecin, lors de son intervention en classe,

G R A N D A N G L E

48 Obstetrica

Il ne s’agit pas de confondre avec un objectif

quantitatif visant à tout prix un meilleur taux de réussite aux examens.

A V A N T A P R È S

enseignement vignettes cliniques contextualisées

temps de consolida­tion de l’apprentissage personnel à la maison

temps de révision et d’apprentissage durant

le temps scolaire

temps de révision pour les examens

cours réponsesTemps de partage et

de questions avec tuteurs/enseignants

test de connaissances

test de connaissances théoriques et pratique

(sous forme de pratique simulée)

Catia Nunno Paillard est sage­femme et maître d’enseignement à la Haute

école de santé de Genève, titulaire d’un master en santé publique, elle est responsable des modules

d’enseignement «Interprofession nalité» et «De la grossesse à l’accouchement en situation complexe I».

A U T E U R E

Les défis de la pédagogie inversée

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Obstetrica

RéférencesPeraya, D. (2015) La classe inversée peut­elle changer l’école? Résonances. Mensuel de l’école valaisanne. No 6, p. 8­9.Mazur Amber D., Brown B. , Jacobsen M. (2015) Learning designs using flipped classroom instruction. Canadian Journal of Learning and Technology. Vol 41(2), spring 2015, p.1­26.Dumont A., sous la direction de Denis Berthiaume (2016) La pédagogie inversée. Enseigner autre­ment dans le supérieur avec la classe inversée.  Louvain­la­ Neuve: De Boeck Supérieur. Bissonnette, S. et Gauthier, C. (2012) Faire la classe à l’endroit ou à l’envers? Formation et profession, 20(1), 23­28. http://dx.doi.org/10.18162/fp.2012.173 Wouters, R. et Raucent, B. (2017) La classe à l’envers pour apprendre à l’endroit. Guide pratique pour débuter en classe inversée. Louvain­la­Neuve: Louvain Learning Lab.Thobois-Jacob, L.et al. (2017) L’adhésion des étudiants à la classe inversée: une approche par le style d’apprentissage. Sticef, vol. 24.

L’innovation pédagogique dans l’enseignement en santé

L’innovation est un terme fréquemment mis en avant dans les plans de développement des hautes écoles et des universités. Pour exemple, chaque année la Haute école spécialisée de Suisse occidentale (HES­SO) lance un appel à projets pour l’innovation pédagogique. Des programmes tels que l’intégration des technologies 2.0 dans les enseignements, l’apprentissage par micro­pro­jets inter­filières ou encore la mise en place d’une lo­gique de classe inversée ont ainsi été soutenus et développés entre 2014 et 2018. Sans oublier la systéma­tisation depuis une dizaine d’années de la simulation et de l’enseignement interprofessionnel dans les cursus de formations en santé romands (HES et facultés de médecine), l’innovation pédagogique représente un axe majeur de développement des institutions. Mais finale­ment pourquoi innover? Rompre avec les pratiques d’enseignements classiques d’une discipline donnée a toujours eu pour objectif d’améliorer les apprentissages des étudiants. Certes. Mais il ne s’agit pas de confondre avec un objectif quan­titatif visant à tout prix un meilleur taux de réussite aux examens; il s’agit plutôt d’une volonté de permettre aux étudiants d’accéder à une compréhension globale et approfondie des savoirs enseignés. De les entraîner à développer un sens critique par rapport aux savoirs et leur apprendre à construire des connaissances. L’in­novation peut consister à introduire de nouvelles mé­thodes d’enseignement, tout comme à l’utilisation de nouvelles technologies, l’une et l’autre de ces options n’étant pas forcément associées. L’envie d’innover peut aussi simplement venir du constat des enseignants que leurs cours ne fonctionnent pas comme ils le souhaite­raient: étudiants inattentifs et non intéressés, rejet de la thématique enseignée, échecs et manque de travail des étudiants. En effet les méthodes actuelles d’ensei­gnement ne correspondent souvent plus aux connais­sances sur l’appren tissage, aux technologies à disposi­tion, ni aux attentes des étudiants issus des nouvelles générations. Ils ont un temps d’avance en termes de compétences en multi médias et ils ont grandi dans un environnement d’accès rapides et multiples aux sources des connaissances. Dans ce contexte, adapter ses mé­thodes en innovant et en mettant l’apprentissage des étudiants au centre prend tout son sens.

Barbara Kaiser, responsable filière sage-femme à la Haute école de santé de Genève, coordinatrice filière sage-femme HES-SO.

mais il n’y aura plus de cours ex­cathedra pour l’une des théma­tiques travaillées dans ce module.

L’avis des étudiantes

Après évaluation de ce concept pédagogique, les étudiantes ont pu évaluer le module. Voici ce qui ressort de leurs appréciations: «Cours théoriques bons, approche des enseignants par rapport à leurs connaissances bien, module qui pousse à mobiliser des connaissances, bon moyen d’apprentissage, pousse au raisonne­ment, riche et formateur, bon concept d’approche par des vignettes cliniques, représentatif du terrain de stage/de la clinique, permet une réflexion avant le cours, temps à disposition cohérent, examen cohérent». Le module est évalué à environ 80 % positif, contraire­ment aux autres années où il était évalué à 60 % environ de positif.Concernant les éléments du module à améliorer, il s’agit surtout de mieux aménager le temps de travail en lien avec les autres tra­vaux à faire durant le semestre, ainsi que des précisions sur le contenu et les réponses des vignettes cliniques qui leur sert de support de révision pour l’examen final. De plus, comme ce concept pédagogique est nouveau pour les étudiantes, il leur faut un temps d’adaptation. Ce module qui a été mis en place il y a deux ans est évalué pour la première fois dans le programme bachelor. Cependant, aux vues des résultats finaux, il semble que les étudiantes aient acquis les connaissances théo­riques nécessaires pour l’acquisition du module.Nous travaillons avec des étudiants qui doivent apprendre des connaissances théoriques en classe en très peu de temps, dévelop­per un esprit critique des différents modèles proposés en classe et dans la pratique, analyser des pratiques complexes, et finalement la capacité à se positionner dans un système interprofessionnel. Cette nouvelle typologie d’apprentissage semble prometteuse. En tant qu’enseignante, l’objectif final visé est atteint. Il reste mainte­nant à savoir si ces nouvelles modalités porteront leurs fruits par la suite.

G R A N D A N G L E

49Obstetrica

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50 Obstetrica

T E X T E :

J E S S I C A P E H L K E ­ M I L D E ,

R E B E K K A E R D I N , I R I N A R A D U ,

S U S A N N E G R Y L K A ­ B Ä S C H L I N ,

A S T R I D K R A H L

Une étude de la Haute école des sciences appliquées de Zurich (ZHAW) montre que les sages­femmes identifient les difficultés sociales dans les familles et veillent à ce que les familles avec des nouveau­nés soient soutenues dans leur accès à des offres de développement de la petite enfance. Le travail en réseau intra­ et interdisciplinaire qui s’y rapporte est fourni au cas par cas ainsi que dans différents réseaux.

La naissance d’un enfant est en géné­ral un évènement heureux. Mais les familles ne peuvent pas toutes offrir des chances optimales à leurs nou­

veau­nés. La pauvreté, qui peut être asso­ciée à un faible niveau d’éducation, l’expé­rience de l’exil, les violences domestiques, l’isolement social ou les problèmes de san­té, notamment, rendent un soutien sup­plémentaire nécessaire. Si plusieurs fac­teurs de stress s’accumulent et qu’il y a un manque de ressources dans les familles ou leur entourage, on peut s’attendre à une détérioration du développement normal de l’enfant (Bøe et al., 2018; Bradley et Corwyn, 2001). En Suisse, le taux du risque de pauvreté pour les couples avec enfants de moins de trois ans est de 17,9 % (Office

fédéral de la statistique, 2017). Ce sont en particulier les parents qui vivent seuls avec des enfants mineurs et les familles de réfu­giés qui sont le plus touchés par la pauvreté.

Les sages-femmes, actrices importantes

Les jalons pour un développement sain de l’enfant sont posés au cours des premières années de vie. Plus tôt les familles re­çoivent un soutien, meilleure est la chance pour l’enfant de se développer sainement (Lanfranchi et Burgener Woeffray, 2013; Stamm, 2009; Wustmann Seiler et Simoni, 2016). Ainsi, le soutien est particulièrement efficace s’il a lieu déjà durant la grossesse ou au cours du post­partum, qu’il est fourni par des professionnels qualifiés et qu’il im­

Collaboration interdisci-plinaire dans le domaine du développement de la

petite enfance

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51Obstetrica

plique les parents dans leur rôle essentiel. Cependant, les revues d’études sur l’accueil et l’éducation des jeunes enfants en Suisse montrent que l’accès précoce à ces offres de soutien est particulièrement difficile pour les familles socialement défavorisées dans notre pays (Burger et al., 2017). Les sages­femmes, notamment quand elles peuvent établir une relation de confiance avec les parents et se familiariser avec la situation familiale lors de visites à domicile, sont par­ticulièrement prédestinées à jeter des pas­serelles vers des offres en matière de déve­loppement de la petite enfance. Dans de nombreux pays européens, on fait donc appel aux sages­femmes en tant qu’actrices importantes du développement des jeunes enfants ou dans le domaine des aides pré­coces (Ayerle, 2012; Denktas et al., 2014; Renner, 2010).Aujourd’hui, les sages­femmes indépen­dantes (sfi) prennent en charge la majorité des familles après un accouchement à domi­cile, et cette tendance est à la hausse (Erdin et al., 2017b). Grâce aux visites à domicile jusqu’au 56e jour après la naissance, les sages­femmes obtiennent une vision ap­profondie de la situation familiale. Les pre­mières analyses montrent une perception accrue des facteurs de risque socioécono­miques ou psychosociaux dans les familles, en plus des facteurs médicaux (Erdin et al., 2017a). L’objectif du projet de recherche présenté ici était d’étudier de manière plus précise cette évolution sous l’angle des sfi en Suisse et de décrire comment les sages­femmes relèvent ces défis.

Interview d’expertes et sondage en ligne

Afin de découvrir comment les sages­femmes reconnaissent les difficultés so­ciales, organisent la prise en charge et se mettent en réseau lorsque les conditions de vie des jeunes familles l’exigent, la ZHAW a interrogé, dans trois régions linguistiques de Suisse, des sfi qui étaient actives dans le suivi post­partum en 2016. Dans la première phase du projet, elle a procédé à des inter­

views qualitatives d’expertes, afin d’obtenir des informations au sujet de la collabora­tion et du réseautage. Une transcription des interviews a été effectuée ainsi qu’une analyse. Pour la deuxième phase du projet, où les 1379 sfi enregistrées à la Fédération suisse des sages­femmes ont été invitées à prendre part à un sondage en ligne, les résultats peuvent être consultés dans le rapport publié (Krähl et al., 2018). Une dé­claration de conformité de la Commission d’éthique du canton de Zurich a été émise

En Suisse, le taux du risque de pauvreté pour les couples avec enfants de moins de trois ans est de 17,9 %.

pour la réalisation de l’étude (BASEC­Nr. Req­2016­00252).De mi­juillet à mi­octobre 2016, onze inter­views qualitatives ont été effectuées. Au moment de l’enquête, les participantes travaillaient dans les cantons de Bâle­Ville, Berne, Genève, Grisons, Lucerne, Neuchâ­tel, St­Gall, Tessin, Thurgovie et Zurich. Elles avaient 48 ans en moyenne et étaient ac­tives dans la profession depuis 23 ans en moyenne. En résumé, deux problèmes es­sentiels ont pu être identifiés; ils sont pré­sentés ci­après.

Les sages-femmes collaborent

En principe, la collaboration et le réseau­tage font partie intégrante de l’identité pro­fessionnelle des sages­femmes interrogées. Le mode de collaboration dépend d’une part des besoins relatifs à la famille suivie et, d’autre part, des possibilités person­nelles d’organisation du travail quotidien. Il peut aller d’une coopération au cas par cas, limitée dans le temps, ou d’une entremise ad hoc à des formes de collaboration insti­tutionnalisée dans des équipes interprofes­sionnelles ou dans des réseaux de dévelop­pement de la petite enfance. Les différentes formes de collaboration et de mise en ré­seau ne sont pas clairement définies dans le domaine professionnel. «Eh bien, j’interviens d’abord en tant que sage­femme et, quand je vois qu’il y a des difficultés, j’assume divers autres rôles. (…) Mais je reste toujours une personne de confiance, qui essaie de mettre la famille en relation avec d’autres institutions.»*

Ce qui est apprécié et déploréLes expertes sont persuadées que les sages­femmes ont généralement une attitude po­sitive envers la collaboration interdiscipli­naire. Pour les sages­femmes, les avantages d’un travail en réseau plus ou moins institu­tionnalisé réside dans le fait que celui­ci est efficace pour les familles socialement défa­vorisées et profitable surtout aux enfants. Il étend la vision des sages­femmes aux situa­

«J’interviens d’abord en tant que sage­femme et, quand je vois qu’il y a

des difficultés, j’assume divers autres rôles.»

F O C U SRecherche

* [sic], vaut pour toutes les citations dans cet article: Malgré quelques incohérences linguistiques, les déclarations orales n’ont pas été corrigées sur le plan éditorial.

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Suivi de familles socialement défavorisées

Interrogées sur les exigences profession­nelles du futur, les expertes décrivent un besoin croissant dans le suivi des familles socialement défavorisées. Grâce à l’exten­sion jusqu’au 56e jour après la naissance, les sages­femmes obtiennent une vision plus approfondie de la situation familiale. Par conséquent, elles se sentent de plus en plus responsables de l’accompagnement qualifié des familles socialement défavori­

sées. «Eh bien, je crois que la vision est bien sûr encore une fois différente. Tu es bien plus longtemps dans les familles et aussi plus proche des parents. Il y a bien eu un change­ment. (…) Là où avant j’avais peut­être plus vite le sentiment ‹maintenant, c’est bon. Je ne suis plus responsable› et que je pouvais

F O C U S

52 Obstetrica

tions de vie complexes et aux problèmes des familles et aide à prendre responsabili­té.«‹A dix heures, nous venons les deux chez toi. Nous faisons un entretien autour d’une table et je te transmets pour ainsi dire à la puéricultrice.› J’ai toujours vécu cela très positivement. Car la femme sait que main­tenant l’autre personne est responsable et qu’elle a le savoir.»Selon les personnes interrogées, la collabo­ration (qui prend beaucoup de temps) pour­rait être organisée de manière beaucoup plus efficace. On déplore en particulier l’ab­sence de structures et de définition claire des responsabilités. «Et il y a trop peu de processus standardisés (…). Il y avait bien des systèmes qui ont fonctionné. Mais je ne pourrais pas dire que ces modèles ont fait école. (…) Et ma plus grande critique est que les choses se font encore aujourd’hui au niveau personnel et dépendent de l’intérêt à collaborer.»Néanmoins, les sages­femmes interrogées ont également une attitude sceptique à l’égard du travail en réseau. N’étant pas ré­munérée, cette activité peut être considé­rée comme du travail supplémentaire, qui ne fait pas partie des tâches essentielles des sages­femmes. «Que je suis tenue d’apporter de l’aide aux familles vulnérables et de les transmettre plus loin ou de les amener dans un réseau, je n’ai jamais entendu dire ça.»

Interrogées sur les exigences professionnelles du futur,

les expertes décrivent un besoin croissant dans

le suivi des familles socialement défavorisées.

aussi me protéger un peu, je me sens main­tenant davantage responsable.»

Les exigences augmententSelon les sages­femmes interrogées, il y a un besoin croissant de travailler en réseau organisé pour assurer de manière ciblée le suivi des familles socialement défavorisées et l’accès des parents aux offres d’accueil et d’éducation des jeunes enfants. Cela augmente également la nécessité pour les sages­femmes de connaître les profession­nels et les institutions appropriés et, le cas échéant, d’y faire appel. «Oui et c’est normal, la complexité a peut­être augmenté, et aussi les exigences, et les offres d’aide sont mieux taillées sur mesure. Nous devons aussi pouvoir évaluer qui en fait partie et pourquoi.»Le suivi à domicile et la relation de confiance souvent excellente avec la femme ou l’en­semble de la famille permettent à la sage­femme de reconnaître très tôt les pro­blèmes et le besoin de soutien. Dans le travail avec les familles, le temps consacré au suivi augmente le plus souvent forte­ment, et une réévaluation continue de la situation est nécessaire. De même, il est rare que le travail d’entremise avec les ser­vices de soutien appropriés ne demande pas beaucoup de temps. «Beaucoup de sages­femmes qui voient le temps énorme qu’il faut consacrer quand il y a vraiment une crise pensent: ‹Je ne fais plus qu’orienter et téléphoner. Je dois aussi rester joignable, et quand il y a quelque chose dans la famille, alors j’y vais›.»

Besoin de plus de compétencesLe suivi et l’orientation des familles présen­tant un large besoin de soutien demandent l’acquisition de compétences nouvelles et plus vastes. «J’ai réfléchi à ce qu’il me faudrait pour tra­vailler. Et c’était vite clair. Je dois apprendre à conduire un entretien (…). Je dois pouvoir m’exprimer mieux, ou aussi à un niveau ac­cessible. Comment est­ce que je fais avec les familles?»Dans le contexte d’un changement des exi­gences, il y a également une discussion sur les limites de son propre domaine de com­pétences et une mise en évidence de la per­tinence d’une meilleure gestion de l’inter­face.

Jessica Pehlke-Milde, professeure, est responsable du Centre de recherches en sciences sages­femmes, Institut des sages­femmes, Haute école des sciences appliquées de Zurich (ZHAW), Winterthour. Elle a travaillé de 1989 à 2002 en tant que sage­femme à Berlin et s’occupait notamment de familles socialement défavorisées durant la grossesse, l’accouchement et le post­partum. Rebekka Erdin, sage­femme et MSc ETH, a été jusqu’en 2017 collaboratrice scientifique au Centre de recherches en sciences sages­femmes de la Haute école des sciences appliquées de Zurich, Winterthour. Elle travaille actuellement dans l’équipe du cabinet de sages­femmes de Zurich et accompagne avec deux collègues les familles durant le post­partum dans la région Zurich Nord.Irina Radu, sociologue, a obtenu en 2015 son Master of Arts en sociologie à l’Université de Genève. Ses

travaux de recherche (2014 à 2017 à l’Institut de sociologie de l’Université de Genève; depuis 2017, à la ZHAW, à Winterthour) portent sur la sociologie de la santé, la migration et la sociologie visuelle.Susanne Grylka-Bäschlin, MSc Midwifery, PhD épidémiologie, est responsable suppléante et enseig­nante au Centre de recherches en sciences sages­ femmes, Institut des sages­femmes, Haute école des sciences appliquées de Zurich, Winterthour. Ses recherches portent principalement sur les modèles de soins gérés par des sages­femmes, les césariennes, les accouchements par voie basse après césarienne et le post­partum.Astrid Krahl est sage­femme et diplômée en gestion des soins de santé. Elle travaille comme enseignante à l’Institut des sages­femmes, Haute école des sciences appliquées de Zurich, Winterthour, et prépare en ce moment une thèse à l’Université Witten/Herdecke (D).

A U T E U R E S

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«Avec les connaissances de la sage­femme, je serais à un moment donné au maximum. Donc, tu sais que si ça dépassait vraiment les 56 jours, j’aurais le sentiment que ce n’est plus mon domaine. J’aurais le senti­ment: ‹alors tu devrais plutôt être une assis­tante sociale et aussi connaître tous les pro­cessus, l’assainissement des dettes, etc.›. Je n’ai en fait aucune idée de tout cela.»L’échange entre sages­femmes et la colla­boration avec d’autres professionnels sont considérés comme indispensables dans le suivi des familles socialement défavorisées.«La première raison est que lorsque les femmes et les familles sentent qu’il y a une collaboration, qu’il y a une bonne commu­nication entre les différents partenaires qui s’occupent d’elles, qu’elles sont physi­quement et émotionnellement en sécurité, elles le remarquent et ça les tranquillise.»

Discussion et recommandations

Les sages­femmes interrogées dans le cadre de l’étude présentée ici considèrent que c’est leur travail de suivre les familles après la naissance afin de soutenir et de favoriser un développement sain des nouveau­nés. Considérant les personnes qui leur sont confiées comme des unités bio­psycho­so­ciales, elles se retrouvent face au défi de reconnaître de plus en plus les risques so­ciaux et de permettre aussi à cet égard un bon départ aux familles. Pour ce faire, elles fournissent des prestations complètes dans le suivi et l’entremise des familles et colla­borent étroitement avec d’autres acteurs du domaine social et de la santé. Les conditions­cadres pour la collaboration et le travail en réseau dans le domaine du développement de la petite enfance sont

très différentes et il faut souvent un haut niveau d’engagement personnel pour éla­borer des solutions adaptées à la région, flexibles et créatives. Du point de vue des sages­femmes, un travail axé sur l’appren­

tissage et un réseautage interdisciplinaire fondé sur le respect mutuel et la reconnais­sance profite en fin de compte aux familles et aux enfants. Dans beaucoup d’endroits, les conditions requises pour le succès du travail en réseau ne sont pas encore réali­sées ou dépendent souvent uniquement de l’engagement personnel de la seule sage­femme (Meier Magistretti et al., 2015). En outre, pour le suivi de familles socialement défavorisées, les sages­femmes ont besoin de connaissances et de compétences élar­gies. Les offres de formation continue de­vraient répondre aux exigences en matière d’évaluation, de communication et d’édu­cation parentale fondée sur l’éthique.

Le suivi et l’orientation des familles présentant un

large besoin de soutien demandent l’acquisition

de compétences nouvelles et plus vastes.

F O C U SRecherche

53Obstetrica

Il faut souvent un haut niveau d’engagement personnel pour élaborer des solutions adaptées à la région, flexibles et créatives. Références

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F O C U S

54 Obstetrica

T E X T E :

C A M I L L E B É R A R D E T A N A Ï S B O N N Y

L’accouchement physiologique, c’est­à­dire un accouchement spontané par voie basse sans analgésie péri­durale (Downe, 2008), est associé à

un taux plus faible de morbidité grave et de mortalité maternelle (Subtil et al., 2000), à une meilleure adaptation néonatale (Han­sen et al., 2008) et à de meilleures inter­actions mère­enfant (DiMatteo et al., 1996). Or, malgré ces nombreux bienfaits, les ac­couchements physiologiques sont de plus en plus rares dans notre société.

SalutogenèseDans le but de potentialiser la santé de la mère et du nouveau­né, il semble alors pri­mordial de s’interroger sur la manière de maintenir la physiologie lors du processus de la naissance. La diminution des interven­tions technologiques systématiques semble être une piste mais ce n’est pas la seule. Le rôle de la femme dans le maintien de sa santé et son positionnement par rapport à la naissance serait également un axe à in­vestiguer. Dans ce contexte, s’intéresser à l’étiologie de la santé plutôt qu’à la maladie provient entre autres des recherches me­nées par le sociologue Aaron Antonovsky

Sentiment de cohérence des femmes: quels impacts?

La physiologie de la naissance est devenue de plus en plus rare dans la société actuelle alors qu’elle participe à diminuer de nombreuses morbidités pour la femme et le nouveau­né. Parmi les éléments qui peuvent influencer ce processus naturel, la femme elle­même semble jouer un rôle essentiel. Plus précisément, l’intensité de son sentiment de cohérence aurait le potentiel d’orienter son comportement vers sa santé et celle de son enfant, et ainsi augmenter ses chances de vivre une naissance physiologique.

dans les années 1980. En effet, ce chercheur s’est demandé ce qui faisait que des per­sonnes vivant un événement stressant tel que l’Holocauste pouvaient rester en bonne santé. Il développa alors la théorie de la saluto genèse avec le concept du sentiment de cohérence (SOC) en son centre pour rendre compte de l’attitude de l’individu face à la vie, lui permettant de maintenir et de promouvoir sa santé. Le SOC comprend trois dimensions (Figure 1) (Lindström et Eriksson, 2012):• Capacité du sujet à comprendre

une situation stressante (intelligibilité)• Aptitude à lui donner du sens

(signification)• Capacité à estimer qu’il a les

ressources pour faire face à cet événement (capacité à gérer)

Dans ce champ d’investigation, les résultats des études montrent qu’un SOC élevé est associé à une meilleure santé mentale et physique. Il protège aussi contre l’anxiété et la dépression et diminue la consommation d’alcool et de tabac (Eriksson et Lindström, 2006; Albertsen et Borg, 2001; Cilliers, 2003).En obstétrique, le sentiment de cohérence

Antje

Kro

ll-W

itzer

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55Obstetrica

Travail de bachelor F O C U S

commence à faire l’objet de nombreuses re­cherches dès les années 2000. L’hypothèse est que les femmes avec un SOC élevé se­raient plus susceptibles de comprendre les stimuli environnants en lien avec la gros­sesse et l’accouchement, de les évaluer comme non stressants et de puiser dans leurs ressources pour y faire face. Cette atti­tude face à la naissance entraînerait une réduction du risque de complications obs­tétricales. Un SOC élevé serait donc un fac­teur protecteur et prédicteur d’un accou­chement physiologique.A partir de ces hypothèses, une revue de lit­térature a été réalisée sur la base de cinq articles scientifiques provenant de moteurs de recherche reconnus (PubMed, Cinhal, Mi­dirs, …). Une réflexion a également été me­née autour du rôle de la sage­femme dans le développement et le maintien du SOC.

Impacts et enjeux du sentiment de cohérence

Les résultats de la revue de littérature confirment que le SOC a une influence sur la promotion de la santé et la physiologie de la naissance. Plus précisément, il ressort qu’un SOC élevé durant la grossesse pro­tège les femmes de la césarienne et diminue le risque de recourir à un traitement pour une menace d’accouchement prématuré (MAP) (Ferguson et al., 2015, Oz et al., 2009). Ce concept semble dès lors une piste inté­ressante d’axe de prise en soin des femmes pour favoriser la santé et réduire le taux de césarienne selon les recommandations de l’Organisation mondiale de la santé (OMS, 2015).

Résultats contradictoires

La relation entre le SOC et l’accouchement instrumenté ne fait pas l’unanimité dans les études. Certaines femmes obtiennent une

diminution (Ferguson et al., 2015) de cette intervention en cas de SOC élevé et d’autres une augmentation (Oz et al., 2009). Les au­teurs expliquent cette augmentation par le fait que les femmes au SOC élevé uti­lisent mieux les ressources à leur disposi­tion. L’instrumentation serait alors perçue comme un moyen pour favoriser leur santé et celle de leur enfant (Ferguson et al., 2015).Les études retenues dans la revue de litté­rature ne montrent pas de relation directe entre le niveau du SOC de la femme et l’ac­couchement par voie basse, l’utilisation de la péridurale et les issues néonatales. Or, même si les femmes avec un SOC élevé n’accouchent pas forcément par voie basse, les études montrent qu’elles vont davan­tage s’orienter vers un accouchement phy­siologique (Ferguson et al., 2014). Pour com­prendre ce résultat contradictoire, il serait intéressant de connaître l’indication des interventions technologiques et médicales quand elles se présentent dans le but de distinguer celles relatives à l’urgence de la situation de celles propres aux habitudes du service.Ce questionnement quant à l’indication des interventions est aussi soulevé concernant l’absence de relation entre la péridurale et le SOC. En effet, les études montrent qu’un SOC élevé chez la femme l’amène à choisir préférentiellement un accouchement sans péridurale et il ressort que cette décision est majoritairement suivie au moment de l’accouchement. Ainsi, l’absence de lien entre la péridurale et le SOC pourrait être dûe au fait que l’indication de cette anal­gésie n’est pas toujours dépendante de la femme mais également liée à des contextes médicaux tels que l’instrumentation, la pro­vocation ou la césarienne.Enfin, les issues néonatales pourraient être influencées de manière indirecte par le SOC étant donné que cette variable protège de

Anaïs Bonny, sage­femme à l’Hôpital fribourgeois (HFR).

Camille Bérard, sage­femme à l’hôpital neuchâtelois de Pourtalès et psychologue.

A U T E U R E S

la MAP et des morbidités néonatales liées à une naissance par césarienne.Ces hypothèses de lien indirectes sont cor­roborées par les résultats concernant les issues psychologiques. Effectivement, il ressort qu’une femme avec un SOC élevé présente un niveau de stress perçu et une peur de l’accouchement plus faible qu’une femme avec un SOC bas. Elle se retrouverait ainsi indirectement protégée des morbidi­tés associées à ces issues, telles que la césa­rienne, la péridurale ou la dépression.

Satisfaction de l’accouchement

Les études abordent également la question de la satisfaction de l’accouchement. Il ressort que le SOC n’influence pas cette variable mais permettrait aux femmes de mieux vivre les interventions non prévues

rencontrées lors de la naissance par le fait qu’elles puissent mieux les comprendre, leur donner un sens et les gérer. A l’inverse, il semble que la satisfaction de l’accou­

Sentiment de cohérence

Intelligibilité Capacité à gérer SignificationFigure 1. Tirée de Lindström et al., 2012, p.20

Le suivi sage­femme est reconnu comme augmentant la satisfaction des femmes,

leur confiance et leur sentiment de contrôle.

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Promouvoir la santé et l’empowerment

Le sentiment de cohérence de la femme a le potentiel de favoriser le processus physio­logique de la naissance, en diminuant no­tamment le risque de césarienne et de menace d’accouchement prématuré. Bien qu’un SOC élevé ne semble pas protéger de toutes les autres complications obsté­tricales, il paraît avoir le potentiel de per­mettre à la femme qui va les rencontrer de les comprendre, de leur donner du sens et de les gérer. Ainsi, son vécu et sa santé se­ront améliorés.Une prise en soin sage­femme axée sur la femme et son sentiment de cohérence semble alors pertinente, puisqu’elle per­mettrait à la fois de promouvoir la physio­logie du processus de la naissance et la santé de la dyade mère­enfant, tout en en­courageant la femme à devenir actrice de sa maternité et de sa santé, à travers une prise en soin centrée sur la personne.

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56 Obstetrica

chement puisse faire fluctuer le SOC de la femme en post natal vers le haut ou vers le bas en fonction du déroulement de la nais­sance et de sa satisfaction. Ainsi la relation entre le SOC et la naissance serait bidirectionnelle. D’une part, le SOC semble avoir le potentiel de favoriser le processus physiologique de la naissance ou de protéger la femme de certaines inter­ventions médicales comme la césarienne. D’autre part, un accouchement physiolo­gique, ou vécu de manière positive même en cas de complications, pourrait augmen­ter l’intensité du SOC.

Un levier dans la pratique sage-femme

A l’heure actuelle, il n’existe pas de données concernant l’application des résultats pré­sentés précédemment dans la pratique sage­femme. Or, il semble pertinent de se demander quels rôles les professionnels de la santé en général, les sages­femmes en particulier, peuvent jouer dans le maintien de la physiologie de la naissance. Partant de ce constat et des résultats de la revue de littérature, des hypothèses d’outils et d’ac­compagnements permettant de renforcer le SOC des femmes peuvent être émises.Tout d’abord, il serait possible d’effectuer, lors d’une consultation prénatale, un dépis­tage du score du SOC des femmes (échelle SOC­9) dans le but d’identifier celles avec un score faible et donc plus à risque de vivre des issues non physiologiques de la nais­sance comme la césarienne, la MAP et la dépression. Ensuite, un accompagnement approprié pourrait leur être proposé pour prévenir ces risques. Parmi ces accompagnements, le suivi sage­femme est reconnu comme augmentant la satisfaction des femmes, leur confiance et leur sentiment de contrôle (Hodnett et al., 2007; Sandall et al., 2016). Ces concepts res­sortent comme étant corrélés au SOC, c’est pourquoi il est fortement probable qu’un suivi global de la femme par une sage­femme (grossesse, naissance et post­partum) ren­forcerait le sentiment de cohérence.

Dans la pratique sage­femme de manière générale, deux autres outils pourraient être utilisés en systématique dans l’accompa­gnement des femmes afin de renforcer les trois dimensions du SOC. Le premier est le guide du Calgary­Cambridge de l’entrevue médicale (figure 2), développé dans le but d’améliorer la communication entre soi­gnant∙e et patient∙e. Le deuxième est l’entretien psycho­éducatif périnatal, qui est reconnu pour diminuer le stress perçu et renforcer les stratégies de coping des femmes en partant de leurs représentations (Razurel, 2015). Ce type d’entretien est déjà implanté dans le service post­partum du CHUV.Pour terminer, l’approche salutogénique ainsi que les outils proposés précédem­ment pourraient être intégrés dans le cur­sus de base des sages­femmes et des méde­cins, comme c’est déjà le cas dans le Bachelor sage­femme de la Haute école de santé de Genève. De plus, des formations continues dans le cadre de la Fédération suisse des sages­femmes ou des modules spécifiques du CAS de périnatalité pourraient être pro­posés dans le but de favoriser la physiologie de la naissance en partant du postulat que la femme est actrice de sa santé.

Cet article est basé sur le travail de bachelor «Le sentiment de cohérence et le processus physiologique de la naissance» réalisé en 2017 par les auteures, sous la direction de Chantal Razurel, dans le cadre de leurs études sage­femme à la Haute école de santé de Genève. Retrouvez toutes les références de cet article sur notre site www.sage­femme.ch dans la rubrique Actualités.

Débuter l‘entrevue

Recueillir l‘information

Faire l‘examen physique

Expliquer et planifier

Terminer l‘entrevue

Structurer l‘entrevue

en rendant explicite son organisation

en prêtant attention au déroulement

– Préparer la rencontre– Établir le premier contact

– ldentifier Ia (les) raison(s) de consultation

– Fournir la quantité etle type adéquats d‘information

– Aider le·la patient·e à retenir etcomprendre les informations

– Arriver à une compréhension partagée:intégrer Ia perspective du·de la patient·e

– Planifier: une prise de décision partagée

– Préparer la fin de l‘entrevue– Planifier les prochaines étapes

Explorer les problèmes du·de la patient·e pour découvrir:

› la perspective biomédicale› la perspective du·de la patient·e

› les informations de base – le contexte

Constuirela relation

en utilisant un comportement non­

verbal approprié

en développant une relation

chaleureuse et harmonieuse

en associant le·la patient·e à la démarche clinique

Figure 2. Le Guide Calgary­Cambridge

de l’entrevue médicale

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Prérequisn Etre titulaire d’un diplôme de sage-femmen Etre titulaire d’un droit de pratique dans le canton de Genève

n Expérience significative en salle d’accouchement n Expérience en allaitement maternel

Compétences n Sens de l’organisation et de la rigueurn Capacité d’analyse et d’anticipationn Bonne résistance au stressn Courtoisie, empathie et diplomatien Entraide, collaboration et polyvalencen Bonnes connaissance de l’anglais

Entrée en fonction de suite

Dépôt du dossierLes dossiers complets (lettre de motivation, CV, diplômes et certificats de travail) sont à adresser à l’adresse suivante : [email protected]

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57Obstetrica

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Beleghebamme (w/m)

◼ Ihr AufgabengebietAls qualifizierte und erfahrene Hebamme unterstützen undergänzen Sie unser bestehendes Team. Das Spital Frutigenverfügt über ein Beleghebammensystem, welches von werden-den Eltern sehr geschätzt wird und in dieser Form weit über dieRegion hinaus einzigartig ist. Sie als Beleghebamme arbeitengrundsätzlich selbständig und tragen einen äusserst wichtigenBeitrag zu unserer Einzigartigkeit bei. Die Mitgestaltung vonInformationsabenden für werdende Eltern stellt ebenfalls einwichtiger Teil der Arbeit dar.

◼ Ihre KompetenzenSie führen bereits eine frei praktizierende Tätigkeit als Hebammeaus oder sind bereit, den Schritt in die Selbständigkeit zuwagen. Nebst Ihren Fach- wie auch Sozialkompetenzen bringenSie mindestens zwei Jahre Berufserfahrung mit. Die grossePortion an Motivation, Belastbarkeit und Teamgeist ergänzen IhrEngagement für unsere Patientinnen, Ihre Kundenorientierungsowie Ihre Flexibilität. Mit Freude nutzen Sie die Möglichkeit,unsere Geburtenabteilung aktiv mitzugestalten und kontinuierlichweiterzuentwickeln.

◼ Wir bieten IhnenSie finden ein eingespieltes Team von acht Beleghebammen vorund eine gute Zusammenarbeit mit den Gynäkologen sowie derWöchnerinnenabteilung. Sie haben bei uns die Möglichkeit Ihreeigene Arbeitsweise einzubringen. Die Infrastruktur bietetmoderne Geburten- und ein Familienzimmer. Pro Jahr verzeich-nen wir 250 – 300 physiologische Geburten, welche zu 60% imWasser stattfinden. Für die gezielte Einarbeitungszeit bieten wireine befristete Anstellung, die Höhe des Beschäftigungsgradessowie die Dauer sind verhandelbar. Die Anstellung als Beleg-hebamme nach der Einarbeitung ist unbefristet. ModerneArbeitsbedingungen sind garantiert.

◼ Wir freuen uns auf Sie!Weitere Auskünfte erteilt Ihnen gerne Frau Susanne Whyte,Beleghebamme, Tel. +41 33 672 24 10, +41 78 653 41 99,[email protected] oder Herr Fritz Nyffenegger,Leiter Betriebe /Vizedirektor, Tel. +41 33 826 26 79,[email protected].

Bitte bewerben Sie sich direkt online aufwww.spitalfmi.ch.

Spitäler Frutigen Meiringen Interlaken [email protected], www.spitalfmi.ch

58 Obstetrica

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