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Intervention mixed media; Centre PasquArt, Biel/Bienne; Teil der 20-teiligen Monografie von Haus am Gern
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MUSÉE EN GRÈVE
2002
INTERVENTION
MIXED MEDIA
«CROSSING»,
CENTREPASQUART BIEL / BIENNE
Im Rahmen der Ausstellungsreihe «crossing» wur
den im Entrée des Bieler CentrePasquArt von Juni
bis September 2002 (während der Schweizer Lan
desausstellung EXPO 02) nacheinander vier künst
lerische Positionen aus den vier Landesteilen vor
gestellt: Haus am Gern, Katia Bassanini, Gregori
Bezzola, Shahryar Nashat / Ryan Gander.
PROLOG:
Frühjahr 2002, Gewerkschaften marschierten, Pilo
ten demonstrierten, LehrerInnen streikten, Pflege
personal malte Transparente im Akkord und in den
Brockenstuben wurden weisse Bettlaken zur Man
gelware. Einige europäische Museen wurden wegen
massiven Budgetkürzungen ebenfalls bestreikt.
Das zu diesem Zeitpunkt finanziell nicht auf Rosen
gebettete CentrePasquArt ernannte Dolores Denaro
zur neuen Direktorin, welche einen rigorosen Spar
kurs einschlug. Für ihre erste Ausstellungsreihe hat
te sie zwar kein Budget, lud aber trotzdem Kunst
schaffende ein, das Entrée des CentrePasquArt zu
bespielen. In diesem Umfeld präsentierte Haus am
Gern MUSÉE EN GRÈVE, eine Intervention mit klarer
Absicht, reinem Wasser und doppeltem Boden.
1. AUFZUG:
Haus am Gern lancierte für den Auftritt im Entrée
des CentrePasquArt ein «erfrischend stilles» Mine
ralwasser mit dem Namen MUSÉE EN GRÈVE aus
der SOURCE HAUS AM GERN. Das Logo des Mine
ralwassers war einem Streikbanner des Musée de
l’Homme in Paris nachempfunden.
Um in klassischer PRManier auf die Lancierung des
neuen Mineralwassers hinzuweisen, sollte das ver
glaste Eingangsportal des CentrePasquArt auf ganzer
Länge mit dem Schriftzug MUSÉE EN GRÈVE verse
hen werden, was die Direktorin aus Angst vor politi
schen Konsequenzen untersagte. Um das Projekt zu
retten übermalte Haus am Gern am Vorabend der
Vernissage zwei Buchstaben: aus MUSÉE EN GRÈ
VE (Museum im Streik) wurde MUSÉ❚ EN ❚RÈVE
(die Muse träumt). Auch die Etiketten der Wasserfla
schen wurden beim Verkauf mit schwar zem Filzstift
zensuriert.
2. AUFZUG:
Um die Kosten für die Mineralwasserproduktion und
die Ausstellung zu decken, bot Haus am Gern kultu
rellen Institutionen und anderen Kulturschaffenden
günstige Werbeflächen in Form von Streikbannern
und Spruchbändern an, die während der ganzen
Ausstellung gut sichtbar im Entrée des Cen tre
Pasqu Art ausgestellt werden sollten. Da die Vernis
sa ge zeitgleich mit der Eröffnung einer gross an ge
legten nationalen Fotoausstellung des Photoforums
PasquArt stattfand, durfte mit vielen BesucherInnen
gerechnet werden. Das Angebot von Haus am Gern
wurde so rege genutzt, dass die Ausstellung unter
dem Strich mit einem kleinen Überschuss ab
schloss. 1
1 Mit dem Überschuss mietete Haus am Gern einen
Wasserspender mit Wasser aus der SOURCE HAUS
AM GERN, der zur freien Benutzung im Entrée des
CentrePasquArt platziert wurde. Haus am Gern bot
an, die Kosten des Wasserverbrauchs für ein Jahr
zu übernehmen. Nach ca. einem Monat wurde der
Wasserspender zu den Toiletten verbannt, da der
Umsatz des Museumscafés drastisch abgenommen
hatte. Damit war Haus am Gern aber nicht einver
standen und bot den Wasserspender per Inserat im
Kunstbulletin anderen Schweizerischen Museen an.
Das Angebot wurde nicht wahrgenommen.
MUSÉE EN GRÈVE
Die folgenden Organisationen und Kunstschaffenden haben
ein Banner gekauft:
art&politics, lüdi+burgener, Bern
Art-ROOM / Kunstkeller, Bern
Bill-Haus, Biel
Peter Brand, Künstler, Bern
CentrePasquArt, Biel/Bienne
Franz Dodel, Schriftsteller, Boll
ensemb!e Theater der Regionen Biel-Solothurn
F & F, Schule für Kunst und Mediendesign, Zürich
Fachschaft des Instituts für Kunstgeschichte
der Universität Bern
Galerie B, Bernhard Bischoff, Thun
Pascale Grau, Künstlerin, Basel
Martin Guldimann / Eduardo Vinuëza, New York
Hans AFF – Traberproduktion, Rikon
Happypets, Lausanne
Kaskadenkondensator, Basel
Köfer/Hess, Uster
KulturOrt, Chrige Fankhauser, Bern
Künstlerhaus S 11, Solothurn
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz
Kunstmuseum Thun
Kunstraum Kreuzlingen
Sara Masüger, Künstlerin, Rijksakademie Amsterdam/Baar
Barbara Meyer Cesta, Künstlerin, Biel/Bienne/Paris
Susanne Muller, Künstlerin, Prêles/Berlin
Musée Museum Neuhaus, Biel/Bienne
Museum 42 – Beat Gugger
Musée d’art et d’histoire de la Ville de Neuchâtel,
département des arts plastiques
Museum für Kommunikation, Bern
Museum Schwab, Biel/Bienne
Musée des Anges, Chrige Fankhauser, Bern
Fritz Ryf, Künstler, Muri
San Keller, Künstler, Zürich
Schulen für Gestaltung Bern und Biel
Schützenmuseum Bern
Vreni Spieser, Künstlerin, Zürich
Stadtgalerie Bern
Tilo Steireif, Künstler, Lausanne
Stiftung von Rütte-Gut, Sutz
UNO: U.Gehbauer, M.Weisenstein, E.Trachsel
value-concept: Christoph Lang, Stephan Meylan
videocompany.ch
Visarte Bern
Visarte Biel/Bienne
Peter Vittali, Künstler, Zürich/Baar
Zusammenstoss Luzern
Die Bieler Beschäftigungsgruppe Bill-Haus füllte das Quellwasser ab, klebte die
Etiketten und unterstützte Haus am Gern beim Malen der Streikbanner.
3. AUFZUG UND FINALE
Die Museumsleitung reagierte mit einer öffentlichen
Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Peter J. Schnee
mann (Direktor der Abteilung für Kunstgeschichte
der Mo der ne und der Gegenwart, Institut für Kunst
geschich te der Universität Bern), Dolores Denaro (Di
rek torin CentrePasquArt) und Haus am Gern unter
der Mode ration von Rita Jost (Radio DRS) im Centre
PasquArt zum Thema «Wie weit darf Kunst gehen?».
Der nachfolgende Text wurde Haus am Gern am
Vorabend des Podiumsgesprächs per Mail zuge-
stellt. Es handelt sich um einen Bericht des Art Pro-
cess Inspector API (ein Projekt von Haus am Gern,
das von Herrn Dr. Dipl.-Ing. Peter Vittali in eigener
Verantwortung und ohne materielle Gegenleistung
von Haus am Gern verkörpert wird). Haus am Gern
hat den Bericht (mit einer kleinen Änderung und An-
merkung) vor Beginn des Podiumsgesprächs an alle
Teilnehmenden verteilt.
Prof. Dr. Peter J. Schneemann, Dolores Denaro – Zensur der Etikette
Eröffnung von Photographie à la Carte und MUSÉE EN GRÈVE
CREDITS
Veranstalter CentrePasquArt Biel / Bienne
Kuratorin Dolores Denaro
Ausrüstung BillHaus Beschäftigung in
geschütztem Rahmen,
Biel / Bienne
Bericht Art Process Inspector
Podium Dolores Denaro
Prof. Dr. Peter J. Schneemann
Rita Jost
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