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Museum Frieder Burda Wienand ANSELM KIEFER Ausgewählte Arbeiten aus der Sammlung Grothe Œuvres choisies dans la Collection Grothe

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Museum Frieder BurdaWienand

AnselM KieFer

Ausgewählte Arbeiten aus der sammlung GrotheŒuvres choisies dans la Collection Grothe

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C’est à l’ouverture de mon musée en octobre 2004 que j’ai acquis l’œuvre Böhmen liegt

am Meer réalisée par Anselm Kiefer en 1995. Elle semblait faite pour le mur du hall

d’entrée et offrait ainsi d’emblée, dans le nouveau bâtiment, une première impression

de ma collection. Des photographies du musée prises à cette époque montrent que ce

tableau occupe sur ce mur une place idéale, d’où, tel un signal vers la Lichtentaler Allee,

il constitue une invitation à la visite. Lors d’expositions suivantes, la dernière en date

étant La peinture, ça me parle au printemps 2010, l’œuvre fut de nouveau accrochée à

cet endroit précis et je suis particulièrement heureux de la voir marquer aujourd’hui, à

son emplacement d’origine, le début de notre première grande exposition monographi-

que du travail d’Anselm Kiefer, accompli ces trente dernières années.

Le tableau ouvre ainsi l’exposition, mais il fait aussi le lien avec la Collection Hans

Grothe, désormais exclusivement consacrée à l’œuvre d’Anselm Kiefer et devenue

ainsi la plus grande collection au monde de l’œuvre de l’artiste. Le Musée Frieder

Burda a la chance d’en présenter pour la première fois une sélection, parmi laquelle

des œuvres tout à fait nouvelles. Je remercie donc ici avant tout Hans Grothe sincè-

rement pour la générosité de ses prêts.

C’est une grande joie de pouvoir montrer de nouveau et après tant d’années cet

artiste internationalement connu dans son Pays de Bade natal. Je remercie pour

cela également très chaleureusement Anselm Kiefer. Les nombreuses facettes et la

capacité d’adaptation de l’architecture de Richard Meier sont soulignées une nouvelle

fois par les œuvres d’Anselm Kiefer qui semblent en constituer l’exact contraire.

La nature s’invite cette fois non seulement dans un dialogue visuel entre le parc et

le musée, mais elle se retrouve même dans de nombreux tableaux sous la forme

concrète de morceaux de plantes. Dès le premier regard, ce sont les matériaux à la

portée symbolique et leur lien à la terre qui distinguent l’œuvre de Kiefer de celle

d’autres artistes et donnent à sa peinture une dimension sculpturale.

J’adresse maintenant mes remerciements à Walter Smerling, le commissaire de notre

exposition. Les œuvres qu’il a choisies mettent en avant les thèmes judéo-chrétiens

qui se trouvent dans la peinture de Kiefer, thèmes qui m’intéressent et me touchent

particulièrement.

La taille et le poids énorme d’œuvres, réalisées pour certaines à partir de béton et de

plomb, ont été pour nos techniciens un défi particulièrement important. C’est pourquoi je

souhaite leur adresser, ainsi qu’à l’ensemble de l’équipe du musée, mes remerciements

chaleureux et leur exprimer tout mon respect pour la réalisation de ce projet difficile.

Enfin, il me reste à souhaiter à nos visiteurs que cette exposition soit source d’inspi-

ration, qu’elle soit riche en impressions esthétiques et découvertes intéressantes sur

les origines historiques et mythologiques de notre culture, telles qu’Anselm Kiefer les

interprète dans son œuvre.

Zur Eröffnung meines Museums im Oktober 2004 erwarb ich Anselm Kiefers Bild

Böhmen liegt am Meer von 1995. Es schien wie gemacht für die Foyerwand und

bot von hier aus dem Besucher des neuen Gebäudes einen ersten Einblick in meine

Sammlung. Architekturaufnahmen aus dieser Zeit zeigen, wie wunderbar die Arbeit

an genau diese Wand passt und von hier aus einen ersten Gruß, quasi als Einladung

zu einem Ausstellungsbesuch, in die Lichtentaler Allee sendet. Auch in späteren

Ausstellungen, zuletzt bei Die Bilder tun was mit mir… im Frühjahr 2010, hing das

Gemälde wieder an genau dieser Stelle, und ich freue mich sehr, dass es jetzt auch zu

unserer ersten monografischen Ausstellung über die letzten dreißig Schaffensjahre

Anselm Kiefers gewissermaßen an seinem Stammplatz den Auftakt bildet.

Das Bild ist somit die Ouvertüre dieser Ausstellung, aber auch die Verbindung zur ge-

zeigten Sammlung Hans Grothe, welche sich inzwischen ausschließlich auf das Werk

von Anselm Kiefer konzentriert und die weltweit größte Kollektion dieses Künstlers

bildet. Eine Auswahl, darunter einige ganz neue Arbeiten, können wir jetzt im Muse-

um Frieder Burda erstmals vorstellen; Hans Grothe allen voran sei deshalb an dieser

Stelle für seine großzügige Leihgabe vielmals gedankt.

Es ist uns eine große Freude, Werke dieses international bekannten Künstlers nach

langer Zeit wieder in seiner badischen Heimat zeigen zu können. Auch Anselm Kiefer

selbst möchte ich dafür sehr herzlich danken. Seine Bilder unterstreichen wieder ein-

mal die Wandelbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Architektur von Richard Meier,

zu der sie im kruden Gegensatz zu stehen scheinen. Sie bringen diesmal die Natur

nicht nur im visuellen Dialog von der Allee ins Haus: Sie lässt sich sogar anhand kon-

kreter Pflanzenteile in einigen Bildern wiederentdecken. So sind es auf den ersten

Blick vor allem die symbolträchtigen, erdverbundenen Materialien, die Kiefers Werk

von dem anderer Künstler unterscheiden und seine Malerei fast zu dreidimensionalen

Skulpturen werden lassen.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei Walter Smerling, dem Kurator unserer

Ausstellung, bedanken. Mit seiner Bildauswahl lenkt er den Fokus auf die christlich-

jüdischen Themen in der Malerei Kiefers, die mich persönlich an seinem Werk beson-

ders interessieren und berühren.

Die Größe und das enorme Gewicht der zum Teil aus Beton und Blei bestehenden

Werke haben unsere Museumstechniker dieses Mal in besonderem Maße herausgefor-

dert. Darum möchte ich ihnen sowie dem gesamten Museumsteam hier meinen herz-

lichen Dank und Respekt für die Umsetzung dieses schwierigen Projekts aussprechen.

Schließlich bleibt mir noch, unseren Besuchern einen anregenden Ausstellungsbe-

such zu wünschen, mit besonderen ästhetischen Eindrücken und aufschlussreichen

Erkenntnissen zu den historischen und mythologischen Ursprüngen unserer Kultur,

so wie sie Anselm Kiefer in seinem Werk interpretiert.

VorWortFrieder BurdaW

AVAnt-propos Frieder Burda

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Maurer, Architekt, Banker, Immobilienhändler, Hotelbesitzer, Bauunternehmer, Investor

und Kunstsammler – das alles ist Hans Grothe. Der heute 81-jährige Unternehmer

brachte es auf vielfältigen Wegen zu Reichtum und Anerkennung, ist mit enormer Tat-

kraft und Willensstärke ausgestattet und kann es noch immer nicht lassen. Er plant

schon wieder das nächste Projekt: eine private Halle für die über dreißig Werke des

deutschen Künstlers Anselm Kiefer aus seiner Privatsammlung, die er 2005 behielt, als

er seine große Kunstsammlung an das Ehepaar Ströher in Darmstadt verkauft hat.

Den wesentlichen Teil dieser Sammlung von Arbeiten Anselm Kiefers zeigt nun das

Museum Frieder Burda in Baden-Baden – ein guter Anlass für ein Gespräch, das ich

gemeinsam mit Götz Adriani im Privathaus von Hans Grothe in Duisburg-Homberg

führen konnte. Mit Homberg ist er wohl auf dieser Welt am engsten verbunden: 1930

wurde er hier, wo Rhein und Ruhr zusammenfließen, geboren. In der »Kolonie« aufge-

wachsen, lernte er in der Stadt des Bergbaus seine erste Frau kennen und hat sein

erstes Bild bestellt. Auch heute ist er immer noch am liebsten hier und trifft sich mit

seinen Skatbrüdern, meistens am Wochenende, vormittags. Sechzig Jahre geht das

schon so, und wenn auch nicht mehr in der ursprünglichen Besetzung, so trifft man sich

doch regelmäßig. Hans Grothe findet in Homberg bis heute heimatliche Geborgenheit.

Die Beziehung zur Kunst entwickelte er während des Ingenieurstudiums in Trier. Ei-

gentlich wollte er ja Architekt werden, aber das Wirtschaftswunder meinte es zu-

nächst anders mit ihm. In jungen Jahren betätigte er sich erfolgreich als Hypothe-

ken-Akquisiteur, bevor er anschließend Immobilien verwaltete und sogar zum Banker

avancierte. Das Bild seiner ersten Ehefrau wollte er nicht von einem Fotografen ab-

gelichtet haben, nein, es sollte vielmehr ein Kunstwerk werden, ein Porträt. Damit

beauftragte er 1950 den holländischen Maler Brower, der in der Nähe von Duisburg

sein Atelier hatte. Das vom Maler voller Stolz präsentierte Porträt fand nun ganz

und gar nicht die Zustimmung des jungen, aufstrebenden Auftraggebers, und eine

Abnahme des Bildes kam nicht infrage. Grothe entschied sich für ein anderes Bild

aus dem Atelier des Malers, denn das Honorar hatte er ja bereits bezahlt – und bei

Leistung stand und steht bei Hans Grothe immer die Gegenleistung.

Dieses andere Bild hatte nichts mit einem naturalistischen Porträt zu tun, sondern

war eine abstrakte Arbeit in Blau-Grau-Tönen, die bis heute in Grothes Haus in Spa-

nien an seine ersten konkreten Erfahrungen mit Kunst erinnert. Schließlich ist sie das

Ergebnis des ersten Atelierbesuchs in seinem Leben und steht gewissermaßen am

Beginn einer langen Reise durch die Welt der Kunst, in jedem Fall durch die Kunst-

landschaft der Bundesrepublik Deutschland.

DAs HeiMWeH Des sAMMlers

Walter smerling

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Mutatuli 1991

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Kind und Jugendlicher, Kiefer wuchs in den Trümmern des Dritten Reichs auf, nicht von

ungefähr hat sich die deutsche Geschichte als ein zentrales Thema seines Schaffens

herausgestellt. Als Künstler will er Deutschland mit seiner Vergangenheit konfrontie-

ren. Die Geschichte ist für Kiefer aber auch Atmosphäre, sie ist ein konzeptuelles und

emotionales Feld, das beides in Erinnerung ruft: die großen Mythen, die fernere und die

jüngste Vergangenheit. Eine weitere Version von Lilith beispielsweise ist mit dem blei-

ernen Flugzeug, das in einer ruinösen Umgebung einem Hochhaus die Spitze abreißt,

visionär. Solche visionären Bilder gelingen dem Künstler immer wieder.

»Kiefer«, so sagt Hans Grothe, »setzt den Mehrwert des Kaputten ein. Dies macht sei-

ne Bilder so verständlich.« Er ist ein Archivar kriegsversehrter Landschaften. Beson-

ders deutlich ist das bei den Bildern Böhmen liegt am Meer und Jakobs himmlisches

Blut (2002) zu sehen und zu empfinden. Nur selten dringt ein Hoffnungsschimmer

durch die düstere Schwere der Bilder. Der Künstler behauptet, in verschiedenen Ebe-

nen zu denken, die sich historisch aufgetürmt haben: »Ich denke vertikal, und eine

der Ebenen war der Faschismus. Doch ich sehe alle diese Schichten. Ich erzähle in

meinen Bildern Geschichten, um zu zeigen, was hinter der Geschichte ist. Ich mache

ein Loch und gehe hindurch.« Kiefer malt verkohlte Landschaften nach der Schlacht,

trostlose, öde Orte, die von versteinerten Farnen und Dornenbüschen bevölkert wer-

den, so in Mutatuli oder Königskerze. Es sind Visionen einer Welt nach der Apokalyp-

se, in der es kein Überleben gibt. Seine Seegemälde zeigen ein totes Meer, auf dem

verrostete Schiffe treiben wie in einer ewigen Schlacht.

Kiefers Werk ist von einer stark symbolisch aufgeladenen Bildsprache geprägt. Das

Feuer, das erschafft und zerstört, der labyrinthische Wald, das Wasser der Sintflut

und des Ursprungs allen Lebens, die Erde, die gibt und wieder nimmt. Nicht wenige

seiner Arbeiten enthalten Motive, die auf die Kabbala verweisen und die nur schwer

oder gar nicht zu entschlüsseln sind. Und das ist es auch, was den Betrachter immer

wieder aufs Neue motivieren kann, sich auf einen Künstler einzulassen, der mit sei-

nen Werken auf der Suche ist, zu verstehen, was hinter uns und was vor uns liegt.

Kiefer bedient sich einer scheinbar endlosen Sammlung von Geschichten und Mythen,

aus denen er immer neue Fantasien und Metaphern entwickelt. Für die Gestaltung

verwendet er verschiedenste Materialien und Gegenstände, die er der Alltagswelt

und auch deren Schrotthalden entnimmt. Im Fokus seiner Arbeit steht dabei das Blei,

das eine vielschichtige Bedeutung hat. Im erkalteten Zustand wirkt es skulptural, bei

Erwärmung ist es flüssig und formbar. Somit ist das Matte und Harte wie auch das

Glänzende und Schöne mit dem gleichen Material darstellbar. Die Gegensätze pral-

len nicht nur aufeinander, sie laden sich auf und gewinnen dadurch eine besondere

Ausstrahlung, zu sehen etwa in den Arbeiten Bergkristall, Königskerze oder Mutatuli.

shebirat Ha Kelim 1990

Königskerze 1992

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Wege der Weltweisheit: Die Hermannsschlacht 1978/91Holzschnitt auf Papier | Xylographie sur papier, 400 x 580 cm

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schlacht über england 1994 Öl, Emulsion und Blei auf Leinwand | Huile, émulsion et plomb sur toile, 190 x 280 cm Detail Seite | détail page 56

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the secret life of plants for robert Fludd 2001/02198 x 340 cm

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