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August 2014 Über 222 Mitglieder beim STE! STE-Generalversamm- lung 2014 im Restaurant Werd in Zürich Yves Schihin, membre du bureau d‘architec- ture Burkhalter Sumi, nous a présenté dans son exposé les avantages de la construction en bois dans le domaine de la transformation et de la réaffectation du point de vue de l’architecte. Le restaurant Werd, ou se tenait notre assemblée générale 2014, en est un exemple ou le bois a permis d’offrir à la population zurichoise un res- taurent sur deux étages situé dans le volume cou- vert de la tour du Werd construit dans les années 1975. D’autres projets de réaffectation du bureau Burkhalter Sumi ont également été présentés par Yves Schihin. La partie statuaire de l’assemblée générale menée pour la première fois par Olin Bartlomé a traité les points principaux suivants : l’augmentation du nombre de membres à plus de 222 grâce à la possibilité d’être membre étudiants gratuits ; le nouveau statut de membre junior à moitié-prix jusqu’à l’âge de 29 ans ; le remercie- ment de Noëmi Hug et de Michael Walther en tant que représentants des étudiants au comité et l’élection de Sandro Soricelli, Alois Räber et Christian Kasper au comité en tant que nouveaux représentants des étudiants. La soirée s’est ter- minée par un apéro et un souper au restaurant Werd, qui a permis de soigner les contacts entre les membres. Y ves Schihin vom Büro Burkhalter Sumi Ar- chitekten hat uns in seinem Vortrag «Das Po- tenzial liegt im Bestand» die Vorteile des Holz- baus für die An- und Umbauten aus der Sicht des Architekten vorgetragen. Das Restaurant Werd, in welchem die Generalversammlung stattfand, ist ein gutes Beispiel dafür, was dank Holz mög- lich wurde: der Zürcher Bevölkerung wird ein zweistöckiges Restaurant geboten, dass sich in das Volumen der Säulenhalle unter dem Werd- Hochhaus aus dem Jahre 1975 einfügt. Dank … den Erklärungen Schihins Yves Schihin Le STE compte plus de 222 membres ! Yves Schihin présente les projets récents du bureau d’architecture Burkhalter Sumi et trois nou- veaux représentants des étudiants au comité. Der STE zählt nun mehr als 222 Mitglieder! Yves Schihin stellt aktuelle Projekte von Burkhalter Sumi Architekten vor. Drei neue Studierendenvertreter in den Vorstand gewählt. Text und Fotos von Frédéric Beaud dem Holzbau gelang es die tragenden Säulen des Hochhauses mit ins Konzept zu integrieren, erklärt Schihin. Der formale Einbezug des beste- henden Werd-Hochhauses ging sogar soweit, dass eine hölzerne, den Stahlbetonsäulen zum Aufmerksam folgen die STE-Mitglieder … Restaurant Werd, Burkhalter Sumi Architekten Foto: Heinz Ungers

Lignarius 2014/8

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#Swiss Timber Engineers #STE #Holzingenieur #Generalversammlung #Biogener Kohlenstoff

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Über 222 Mitglieder beim STE! STE-Generalversamm-lung 2014 im Restaurant Werd in Zürich

Yves Schihin, membre du bureau d‘architec-ture Burkhalter Sumi, nous a présenté dans son exposé les avantages de la construction en bois dans le domaine de la transformation et de la réaffectation du point de vue de l’architecte. Le restaurant Werd, ou se tenait notre assemblée générale 2014, en est un exemple ou le bois a permis d’offrir à la population zurichoise un res-taurent sur deux étages situé dans le volume cou-vert de la tour du Werd construit dans les années 1975. D’autres projets de réaffectation du bureau Burkhalter Sumi ont également été présentés par Yves Schihin. La partie statuaire de l’assemblée générale menée pour la première fois par Olin Bartlomé a traité les points principaux suivants : l’augmentation du nombre de membres à plus de 222 grâce à la possibilité d’être membre étudiants gratuits ; le nouveau statut de membre junior à moitié-prix jusqu’à l’âge de 29 ans ; le remercie-ment de Noëmi Hug et de Michael Walther en tant que représentants des étudiants au comité et l’élection de Sandro Soricelli, Alois Räber et Christian Kasper au comité en tant que nouveaux représentants des étudiants. La soirée s’est ter-minée par un apéro et un souper au restaurant Werd, qui a permis de soigner les contacts entre les membres.

Yves Schihin vom Büro Burkhalter Sumi Ar-chitekten hat uns in seinem Vortrag «Das Po-

tenzial liegt im Bestand» die Vorteile des Holz-baus für die An- und Umbauten aus der Sicht des Architekten vorgetragen. Das Restaurant Werd, in welchem die Generalversammlung stattfand, ist ein gutes Beispiel dafür, was dank Holz mög-lich wurde: der Zürcher Bevölkerung wird ein zweistöckiges Restaurant geboten, dass sich in das Volumen der Säulenhalle unter dem Werd-Hochhaus aus dem Jahre 1975 einfügt. Dank

… den Erklärungen Schihins

Yves Schihin

Le STE compte plus de 222 membres ! Yves Schihin présente les projets récents du bureau d’architecture Burkhalter Sumi et trois nou-veaux représentants des étudiants au comité.

Der STE zählt nun mehr als 222 Mitglieder! Yves Schihin stellt aktuelle Projekte von Burkhalter Sumi Architekten vor. Drei neue Studierendenvertreter in den Vorstand gewählt.

Text und Fotos von Frédéric Beaud

dem Holzbau gelang es die tragenden Säulen des Hochhauses mit ins Konzept zu integrieren, erklärt Schihin. Der formale Einbezug des beste-henden Werd-Hochhauses ging sogar soweit, dass eine hölzerne, den Stahlbetonsäulen zum

Aufmerksam folgen die STE-Mitglieder …

Restaurant Werd, Burkhalter Sumi Architekten

Foto: Heinz Ungers

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verwechseln ähnliche Blind-Säule sämtliche haustechnischen Anlagen beherbergt. Weitere Projekte wie die Weberstrasse, Sunnige Hof, Giesshü-bel, Forsanose und Laudinella wur-den von Schihin vorgestellt und im Detail erklärt. Dabei fällt auf, das in den Projekten von Burkhalter Sumi Architekten der Begriff ‚Bestand‘ weit gefasst wird: Dem Holz wird auch in der lebendigen Form als Baum viel Gewicht beigemessen, denn in fast allen Projekten wird der meist stattli-che Baumbestand bewahrt und kon-zeptuell einbezogen.

Der statuarische Teil der General-versammlung wurde zum ersten Mal von Olin Bartlomé geleitet. Hier kurz zusammengefasst die wichtigsten Punkte: Dank dem erweiterten An-gebot mit den neuen mittagsTalks, den attraktiven HolzTalks hat der STE nun die Grenze von 200 Mitgliedern deutlich überschritten, nun sind es bereits 222 Mitglieder; Neu gibt es die Junior-Mitgliedschaft zum halben Preis bis zum 29. Altersjahr; Noëmi Hug und Michael Walther wurden für ihren Einsatz im Vorstand ver-

dankt; Neu in den Vorstand gewählt wurden Sandro Soricelli, Alois Räber und Christian Kasper als Studieren-denvertreter. Der Abend bot mit dem

Es gibt viel zu reden: die mittagsTalks

Grafik: Entwicklung der Mitgliederanzahl des STE seit 2004 Karte: Verteilung der STE-Mitglieder

Bei den mittagsTalks geht es in erster Linie um ein gemeinsames Mittages-sen. Damit aber nicht nur die Sinne angesprochen werden, gibt es ein kurzes Inputreferat, welches Food for Thoughts bietet: In der lockeren Runde kann man sich anschliessend ungezwungen austauschen.

Die mittagsTalk werden in Zürich, Bern und Luzern durchgeführt. Die Pavatex ist Exklusiv-Partner. Dank dieser Unterstützung kann ein Teil der Konsumationskosten durch den STE übernommen werden.

Wir freuen uns auf interessante Mit-tagsgespräche! Und bitte melde dich, wenn du ein spannendes Thema hast, welches du vorstellen möchtest.

In Zürich und in Bern haben bereits zwei mittagsTalks stattgefunden. In

Zürich in der Wirtschaft zum Vor-bahnhof hat Olin Bartlomé ein kurzes Referat über aktuelle Erkenntnisse aus der subjektiven Wahrnehmung von Schall gehalten halten. In Bern im Re-staurant Desperado beim Hauptbahn-hof referierte Stefan Zöllig über die Timber Structures 3.0 Technologie.

Unsere Veranstaltungen finden Sie alle auf der Alumni-Webseite. Die

Die ersten mittagsTalk in Zürich und Bern, hier die gesellige Runde in Bern

mittagsTalks finden immer an zentra-ler Lage in der Nähe von ÖV jeweils am Mittag um ca. viertel nach zwölf statt. Anmeldung jeweils über den Link im Newsletter STE.

Aperitif und dem Nachtessen im Res-taurant Werd wieder viel Gelegenheit für das Netzwerken und der Pflege der Kameradschaft.

Martin Graf, Philipp Ritter und Uwe Germerott

Markus Meili und Koni Brander

Das Aperitif im Restaurant Werd lud zum Netzwerken ein

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Biogener Kohlenstoff: Der Klimawandel geschieht jetzt

Les 30 années de 1983 à 2012 sont sur l’hémisphère nord les plus chauds depuis 1400 ans. Au moins 60 % du changement climatique peuvent être imputées aux émissions de CO2 provenant de l’activité humaine – princi-palement à cause de l’utilisation de combustibles fossiles. Parmi ces activités, les bâtiments sont à l’origine d’environ 40 % des besoins en énergie et induisent 36 % des émissions de CO2 en Europe. Deux solutions se pré-sentent : primo la réduction des émissions de CO2 ou secundo le captage de CO2 de l’atmosphère. Le bois a un grand avantage : il peut les deux à la fois ! (traduction F. Beaud)

Die 30 Jahre von 1983 bis 2012 waren auf der Nordhalbkugel die wärmste Periode seit 1400 Jahren. Mindestens 60% dieses Klimawan-dels können den CO2-Emissionen durch menschliche Tätigkeiten zugeschrieben werden – vor allem durch die Verbrennung fossiler Energieträger. Gebäude sind dabei für rund 40 % des Energie-verbrauchs und für 36 % der EU-CO2-Emissionen verantwortlich.Es gibt zwei Möglichkeiten, um CO2 in der Atmosphäre zu reduzieren: entweder durch die Reduzierung der CO2 Emissio-nen oder durch den Entzug von CO2 aus der Atmosphäre und damit durch die Bildung einer Kohlenstoff-senke. Holz hat die einzigartige Fähigkeit, in beiderlei Hinsicht Nutzen zu stiften.

Text von Olin Bartlomé

Rund 85% der Energie, die unsere Gesellschaft ermöglicht und an-

treibt, stammt aus der Nutzung fossi-ler Brennstoffe. Eine Verringerung des Verbrauchs fossiler Energieträger und Emissionen in obiger Grössenord-nung würde politisch inakzeptabel sein. Kurz gesagt, die notwendigen Anstrengungen, um die Konzentra-tion von Treibhausgasen auf ein aus klimatischer Sicht wünschenswertes Mass zu reduzieren und dort zu sta-bilisieren, befinden sich nicht im Ein-klang mit der globalen Entwicklungs-strategie auf der Basis einer stetigen Zunahme des Konsums.

Reduzieren des Kohlendioxid-Schadstoffausstosses

Substitution anderer MaterialienEs gibt keinen anderen so breit ver-wendeten Baustoff, der so wenig Energie für seine Bereitstellung braucht wie Holz. Dank der Photo-synthese sind Bäume in der Lage, mit Hilfe der Sonnenenergie CO2 aus

der Luft aufzunehmen, es mit dem Wasser, das sie aus dem Boden be-kommen, zu kombinieren und das organische Material Holz produzie-ren, indem sie den Kohlenstoff aus der Luft zu dessen Aufbau nutzen1. In den meisten Fällen ist die für die Verarbeitung und den Transport von Holz erforderliche Energie geringer als die durch die Photosynthese im Holz gespeicherte Energie.

Nicht nur ist die Herstellung und Verarbeitung von Holz sehr ener-gieeffizient, womit Holzprodukte einen sehr kleinen CO2-Fussabdruck aufweisen. Holz kann oft auch ver-wendet werden, um Materialien wie Stahl, Aluminium, Beton oder Kunst-stoff zu ersetzen, die grosse Mengen an fossilen Energieträgern für ihre Herstellung benötigen. Jeder Kubik-meter Holz, der als Ersatz für einen anderen Baustoff verwendet wird, reduziert die CO2-Emissionen in die Atmosphäre um durchschnittlich 1,1 Tonnen CO2.

Die Verwendung von Holz hilft auch, Energie über die Lebensdauer eines Gebäudes zu sparen: Die Zell-struktur von Holz sorgt für eine her-vorragende Wärmedämmung.

Im Sinne der Kaskadennutzung führt Holz schliesslich auch zu einer ener-getischen Substitution (Altholz statt Erdöl): Wenn Holz nicht weiter ver-wendet oder recycelt werden kann, kann es immer noch durch die ther-mische Nutzung Energie erzeugen. Die so gewonnene Energie ist nichts anderes als gespeicherte Sonnen-energie. Die Menge des CO2 aus der Verbrennung ist nicht grösser als die zuvor gespeicherte Menge. Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung ist damit klimaneutral. Dies wird auch von der Holzindustrie genutzt: Bei der Herstellung von Holzprodukten werden bis zu 75% der dafür benö-tigen Energie aus Restholz aus dem Fabrikationsprozess gewonnen.

Steigerung der Kohlenstoffsenke

Der KohlenstoffkreislaufKohlenstoff ist in unserer Umwelt in einer Vielzahl von verschiedenen Kohlenstoffspeichern vorhanden: in den Ozeanen gelöst, in der Biomas-se von Pflanzen oder Tieren, in der 1 Dieser Prozess erzeugt auch Sauerstoff: Der gesamte Sauerstoff, den wir atmen und auf dem auch sämtliches tierisches Leben beruht, stammt aus der Photosynthese von Pflanzen und Bäumen.

Atmosphäre meist als CO2 ; in Ge-steinen (z.B. Kalkstein, Kohle u.v.m.) etc. Dieser Kohlenstoff wird ständig zwischen den verschiedenen Koh-lenstoffspeichern in einem Kohlen-stoff-Kreislaufprozess ausgetauscht. Da CO2 bei den meisten Kohlenstoff-Austauschvorgängen beteiligt ist, ist die gemeinhin bekannte Kohlen-stoffsenke – also ein Kohlenstoffspei-cher, der zunimmt und somit netto C aufnimmt – eigentlich eine Senke von Kohlendioxid. Diese Senken im Kohlenstoffkreislauf sind in der Lage, CO2 aufzunehmen und damit dessen Konzentration in der Atmosphäre zu reduzieren.Das Ungleichgewicht zwischen dem aktuellen Kohlenstoffausstoss durch die Verbrennung fossiler Energieträ-ger und den nötigen CO2-Emissions-einsparungen ist wie oben beschrie-ben so gross, dass es nicht genügt, nur die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren. Es müssen auch die Kohlenstoffsenken erhöht werden. Eine der einfachsten Möglichkeiten, die Kohlenstoffsenken zu erhöhen, ist die vermehrte Verwendung von Holz.

Wälder als KohlenstoffsenkeDank der Photosynthese können Bäume im Wald grosse Mengen an CO2 aufnehmen und in Form von Holz spei- chern. Zirka 0,9 Tonnen CO2 werden in jedem Kubikmeter Holz eingelagert. Die Wälder der Erde bilden damit ein über Tausen-de von Jahren gewachsenes, riesiges Kohlenstoffdepot, das im Zustand der Reife jedoch in einem

Gleichgewichtszustand verharrt: Es wird von diesen Wäldern laufend un-gefähr ebenso viel neuer Kohlenstoff gebunden, wie durch Absterben und Verrotten von Pflanzen wieder in die Atmosphäre geht. Entsprechend sorgfältig und umsichtig (nachhaltig) muss die Waldbewirtschaftung und Holznutzung sein, um diese Kohlen-stofflager nicht unnötig freizusetzen.

Nachhaltig genutzte Wirtschaftswäl-der lassen sich gezielt zugunsten des Klimas einsetzen und dabei in ihrer Wirkungsweise optimieren. Ihre Wirkung als Kohlenstoffsenke unter Einbezug der Holzprodukte als C-Speicher kann unter einer nach-haltigen Bewirtschaftung signifikant höher sein als bei Wäldern, die der Natur überlassen werden. Einerseits absorbiert ein jüngerer Baumbestand im nachhaltig bewirtschafteten Wald

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dank des kräftigeren Wachstums mehr CO2 als Wälder mit reiferen Bäumen. Anderseits sterben und verrotten in einem bewirtschafteten Wald keine alten Bäume, was bei der Natur überlassenen Wäldern zu einer Rückführung des gespeicherten Kohlenstoffs in die Atmosphäre führt. Geerntete Bäume speichern auf der anderen Seite weiterhin das eingela-gerte CO2 während der gesamten Le-bensdauer des daraus hergestellten Holzprodukts.

Holzprodukte als Kohlenstoffspeicher

Holzprodukte sind eher Kohlenstoff-speicher als Kohlenstoffsenken, da sie nicht CO2 aus der Atmosphäre absorbieren. Sie übernehmen aber eine wichtige Rolle bei der Verbesse-rung der Wirksamkeit der CO2-Sen-kenleistung der Wälder – einerseits durch die Verlängerung der Zeitdau-er, in welcher das von den Wäldern in Holz eingebundene CO2 der At-mosphäre entzogen ist, anderseits durch die Förderung eines erhöhten Waldwachstums.

Nach jüngsten Schätzungen variiert die durchschnittliche Lebensdauer von Holzprodukten zwischen zwei Monaten für Zeitungen und 75 Jahre für im Baubereich eingesetztes Holz. Je länger die Nutzugsdauer ist, desto besser für die Umwelt: nicht zuletzt wegen der besseren Nutzung der Waldressourcen.2 Die aktive und ver-mehrte Nutzung von Holz ist damit eine einfache Möglichkeit zur Dämp-fung des Klimawandels.

Die Rolle von Holzprodukten aus nachhaltiger Waldwirtschaft

Entgegen dem verbreiteten Irrtum, dass es einen überall geltenden di-rekten kausalen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Holz und der Zerstörung der Wälder gebe, leistet die verstärkte Nutzung von Holz aus nachhaltig genutzten Wirt-schaftswäldern einen positiven Bei-trag zur Erhaltung und Erweiterung dieser Wälder. Allerdings muss hier zwischen Wäldern in tropischen und sub-tropischen sowie temperierten Klimazonen unterschieden werden. Die Waldfläche in tropischen bzw. sub-tropischen Zonen nimmt in der Tat ab. Gründe dafür sind unter ande-

2 Verkürzt sich die durchschnittliche Lebens-dauer von Holzprodukten, so nimmt der Pool bei gleichem Holzverbrauch ab, d. h. er wird eine Quelle. Wird dadurch mehr Holz verwen-det, reduziert sich der Senkeneffekt im Wald und der Wald kann gar zur Quelle werden.

rem das Bevölkerungswachstum, Ar-mut oder auch Defizite im instituti-onellen Bereich. In den allermeisten Fällen ist die Holznutzung also nicht der Treiber hinter diesen Entwal-dungsprozessen. Im Gegenteil, eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und Holznutzung kann dem Wald ei-nen Marktwert geben, der für lokale Gemeinschaften ein wichtiger Anreiz sein kann, den Wald längerfristig zu erhalten.

In allen europäischen Regionen hat sich die Waldfläche seit 1990 erhöht. Europa ist die einzige Region, welche eine positive Nettoveränderung der Waldfläche in den letzten 20 Jahren aufweist. Europa hat seit 2005 5,1 Mio. ha Wald und andere Waldflä-chen und seit 1990 insgesamt 16,69 Mio. ha gewonnen. Das europäische Bestandesvolumen belief sich im Jahr 2010 auf 96 252 Mio. Kubikmeter,

davon 21 750 Mio. Kubikmeter in den EU-27-Ländern. Der jährliche Nettozuwachs der EU-27 wird auf 620 Mio. Kubikmeter geschätzt. In der Praxis werden aktuell aber nur 64% des jährlichen Nettozuwachses geerntet.

Die europäische Forstindustrie ist sich bewusst, dass die eigene Zukunft in der Zukunft der eigenen Wälder liegt. Zusammen mit den Waldbe-wirtschaftungsvorschriften und der Entwicklung von Zertifizierungssyste-men führt das zu einer nachhaltigen Stabilität, unter der unsere Wälder weiterhin gedeihen.

Berücksichtigung von Holz in der internationalen Klimapolitik

Im Rahmen der Klimakonvention (UNFCCC) haben sich alle Annex-I-Staaten (faktisch alle westlichen Industrieländer) dazu verpflichtet, ihre Emissionen von anthropogenen Treibhausgasen sowie deren Reduk-tion durch Senken jährlich in einem nationalen Inventarbericht zu veröf-

fentlichen. Der Begriff «Reduktion von Treibhausgasen durch Senken» bezieht sich hierbei auf die Absorpti-on von atmosphärischem CO2 durch das Wachstum von Biomasse.

Für den Zweck der Berichterstattung sind die Emissionen (und Reduk-tionen) in sechs Quellengruppen zusammengefasst. Diese Gruppen stellen jedoch nicht Wirtschaftssek-toren dar. Zum Beispiel sind alle Emissionen in Zusammenhang mit der Energieerzeugung innerhalb der Gruppe 1 inventarisiert. Auf der anderen Seite werden Emissionen und Reduktion durch Wälder in der Gruppe 5 – Landnutzung, Landnut-zungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) inventarisiert.

Diese Inventarisierungsregeln be-rücksichtigen die verzögerten Emissi-onen aus der Kohlenstoffspeicherung

in Holzprodukten nicht. Zur Vereinfachung wurde an-genommen, dass sich die Kohlenstoffspeicher in Holz-produkten im Laufe der Zeit nicht wesentlich ändern, so dass sich die Eingänge an Holz (und der damit ver-bundene gespeicherte Koh-lenstoff) und die Ausgänge an Holz (und der damit verbundene gespeicherte Kohlenstoff) ausgleichen. Als Folge treten in der Systema-tik keine Netto-Senken- oder

-Quellen-Effekte aus dem Kohlen-stoffpool von Holzprodukten auf.

Mit dieser Perspektive endet nach der Holzernte die Berücksichtigung der CO2-Bilanz innerhalb des Sek-tors. Denn da die Kohlenstoffemis-sionen der Holzernte bereits explizit innerhalb der LULUCF-Quellengrup-pe inventarisiert werden, können sie, wenn die Verwendung von Holz energetisch inventarisiert werden soll, nicht wieder in der Energiequel-len-Gruppe erfasst werden, da dies zu einer doppelten Erfassung von Emissionen führen würde. Daher wird die energetische Nutzung von Holz in der Regel als klimaneutral betrachtet.

Neben der jährlichen Berichterstat-tung im Rahmen der Klimakonven-tion hatten sich einige Länder im Rahmen des Kyoto-Protokolls dazu verpflichtet, ihre Treibhausgasemis-sionen innerhalb der sogenannten ersten Verpflichtungsperiode (2008– 2012) unter das Basisjahr 1990 zu re-duzieren. Für den Forstsektor muss-

Nur Holz aus hei-mischen Wäldern

kann als Beitrag zum C-Speicher

berücksichtigt werden!

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ten gemäss Artikel 3.3 des Protokolls alle Treibhausgasemissionen von Landnutzungsänderungen im Zu-sammenhang auf einer verbindlichen Grundlage gemeldet werden – ins-besondere die Aufforstung, die Wie-deraufforstung und Entwaldung. Zu-sätzlich konnten gemäss Artikel 3.4 des Protokolls die Netto-Emissionen/-Reduktionen der Aktivität ‹Waldbe-wirtschaftung› auf freiwilliger Basis gemeldet werden. Die Absicht dieser Regel war, Anreize für die Reduktion der Treibhausgas- Emissionen aus der Waldbewirtschaftung zu schaffen.

Mit den Entscheidungen, die in Dur-ban während der Konferenz der Ver-tragsparteien im Jahr 2012 getroffen wur- den, wurde das Kyoto-Protokoll verlängert. Dabei wurden auch eini-ge Regeln bezüglich Inventarisierung und Quantifizierung der Forst- und Holzbranche überarbeitet. Unter anderem wurden die Berichterstat-tung und der Einbezug der Waldbe-wirtschaftung obligatorisch, und die temporären, dynamischen Veränderungen im Kohlen-stoffpool von geerntetem und verwendetem Holz müssen explizit berücksich-tigt werden.

Der Kohlenstoffpool von geerntetem und verwende-tem Holz wird demnach basierend auf dem verwen-deten Schnittholz, Holz-werkstoffen und Papier geschätzt. Holz, welches im Bausektor – einem der wichtigsten Abnehmer von Holz und Holzprodukten – Anwendung findet, wird damit erfasst. Abgesehen von einer realistischeren Betrachtung der Kohlenstoffflüsse bezüglich der Verwendung von Holz fördert es auch die Anwendung von Holz in langlebigen Holzprodukten im Bauwesen und schafft Anreize für zusätzliche positive Substituti-onseffekte im Hinblick auf die Ver-wendung von Holz im jeweiligen nationalen Zusammenhang der Kli-mapolitik.

Um die Auswirkungen der zugrunde-gelegten Klimaneutralität von Holz in Bezug auf die CO2-Bilanz der Wälder zu reflektieren, aus denen Holz bezogen wird, kann nur Holz aus heimischen Wäldern als Beitrag zum C-Speicher in Holzprodukten berücksichtigt werden, welches ge-mäss Artikel 3.4 des Kyoto-Protokolls inventarisiert wird. Folglich ist Holz

aus Abholzung aus der Bilanzierung ausgeschlossen.

Diese in Durban vereinbarten Bi-lanzierungsregeln wurden rechtlich in der Entscheidung Nr. 529/2013 / des Europäischen Parlaments und des Europäischen Rates in den Bi-lanzierungsregeln für die Treibhaus-gasemissionen und der Degradation hinsichtlich Landnutzung, der resul-tierenden Land-Nutzungsänderung und der Forstwirtschaft implemen-tiert.

Quantifizierung des Holzprodukte-Beitrags um den Klimawandel zu bremsen

Lebenszyklusanalysen (LCA) oder «Ökobilanzen» sind eine etablierte Methode zur Quantifizierung des Umweltprofils eines Produktes. Sie erlauben es auch, Umwelteffekte zwischen verschiedenen Produkten zu vergleichen. Auf diese Weise eru-ierte Informationen sind der Schlüs-

sel dazu, die positiven Klimaeffekte von Holz aufzuzeigen und in den Kontext der Entscheidungsfindung zu integrieren.

LCAs bewerten die Umweltauswir-kungen eines Bauteils über den ge-samten Weg seines Lebens. Das wird immer wichtiger, da immer mehr Planer verpflichtet sind, die Umwelt-auswirkungen der ausgewählten Pro-dukte und Materialien zu betrachten, dies unter Berücksichtigung dessen, woher das Material kommt, wie es in ein Produkt konver- tiert und im Gebäudekontext verwendet wird, bis hin zu dessen Entsorgung oder Wie-derverwendung/Recycling.

Die sachlich richtige Berücksichti-gung der komplexen Kohlenstoffflüs-

se aus Wachstumsprozessen, der Forstwirtschaft, der Produktion von Holzprodukten, der temporären Spei-cherung von Kohlenstoff in Holzpro-dukten sowie aus dem Recycling, der energetischen Verwertung und der Beseitigung bilden den Schlüssel für eine unvoreingenommene und an-gemessene Quantifizierung des Um-weltprofils von Holzprodukten, ins-besondere des Treibhauspotentials bzw. des Global Warming Potentials (GWP). Verschiedene Initiativen ver-suchen derzeit, Regeln zu definieren, wie biogene Kohlenströme in der Ökobilanzierung und dem CO2-Fuss-abdruck definieren werden sollten. Diese Initiativen kommen hauptsäch-lich aus dem Normungswesen und sind zum Beispiel:• Innerhalb des CEN TC 175; im

Rahmen der Erarbeitung Holz-spezifischer Regel für die Erstel-lung von Umweltproduktdeklara-tionen (EPDs) für Holzprodukte mit Bezug zu EN 15804,

• Innerhalb des CEN TC 411; Regeln für die Ökobilanz von bio-basierten Materialien,

• Innerhalb des ISO TC 207; Regeln für die Quantifizierung eines CO2-Fussabdrucks von Produkten,

• durch die Europäische Kommis-sion im Rahmen der Festlegung von Regeln für die Berechnung des «ökologischen Fussabdrucks» von Produkten.

Zusammenfassung

• Das Ungleichgewicht zwischen dem aktuellen Kohlenstoffauss-toss durch die Verbrennung fossi-ler Energieträger und den nötigen CO2-Emissionseinsparungen ist so gross, dass eine alleinige Ver-ringerung des Verbrauchs fossiler Energieträger und Emissionen in obiger Grössenordnung politisch inakzeptabel sein würde.

• Nebst der Reduzierung der CO2 Emissionen gibt es jedoch eine weitere Möglichkeit, um CO2 in der Atmosphäre zu reduzieren: Durch den Entzug von CO2 aus der Atmosphäre und damit durch die Bildung einer Kohlenstoff-senke.

• Holz hat die einzigartige Fähig-keit, in beiderlei Hinsicht Nutzen zu stiften.

• Jeder Kubikmeter Holz, der als Ersatz für einen anderen Baustoff verwendet wird, reduziert die CO2- Emissionen in die Atmo-sphäre um durchschnittlich 1,1 Tonnen CO2. Hinzu kommt die

Holz hat die einzig-artige Fähigkeit in

doppelter Hinsicht Nutzen zu Stiften : Als Subtitution von

CO2-emmitierenden Werkstoffen und als

CO2-Senke beim her-anwachsen im Wald

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Veranstaltungen4.–7. Septermber 2014Bauen & ModernisierenMesse Zürichwww.bauen-modernisieren.ch

18. September 2014Infoabend Weiterbildung HolzBFH AHB Bielwww.ahb.bfh.ch

23. und 27. September 2014Informationstage Bildungsangebot HolzBFH AHB Bielwww.ahb.bfh.ch

24. September 2014InteriorDayMöbel- und InnenraumbrancheBFH AHB Bielwww.interiorday.ch

25.–26. September 2014COST Timber Bridge Conference – CTCB 2014BFH AHB Bielwww.ahb.bfh.ch

1. Oktober 2014Unternehmenstag Holz BielBFH AHB Bielwww.ahb.bfh.ch

Agenda STE27. August 2014HolzTalk HolzfassadenKählin & Co. AG, Winterthurwww.swisstimberengineers.ch

27. Februar 201524. STE-Generalversammlungwww.swisstimberengineers.ch

Partner Swiss Timber Engineers

anschliessende Energetische Sub-stitution (Altholz statt Erdöl) im Sinne der Kaskadennutzung.

• Über die Lebensdauer eines Holz-Produktes werden 0,9 Ton-nen CO2 pro Kubikmeter Holz aus der Atmosphäre entzogen und im Holz gebunden.

• Das grösste Potential, die CO2-Einsparungen zu nutzen, liegt bei der Anwendung eines grösseren Anteils von Holzprodukten, der Verwendung von Holzprodukten mit einer längeren Lebensdauer und im Substituieren energiein-tensiver Materialien durch Holz und Holzprodukte.

• Bei der Herstellung von Holzpro-dukten werden bis zu 75% der dafür benötigen Energie aus Rest-holz aus dem Fabrikationsprozess gewonnen.

• Aus jedem Molekül CO2 produ-ziert ein Baum mittels Photosyn-these zwei wesentliche Schlüs-selkomponenten für das Leben: Kohlenstoff, auf dessen Grundlage alles Lebendige besteht, und Sauer-stoff, auf dem sämtliches menschli-che und tierische Leben beruht.

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• Entgegen dem verbreiteten Irrtum, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Holz und der Zerstörung der Wälder gebe, leistet die verstärkte Nutzung von Holz aus nachhaltig genutzten Wirtschaftswäldern einen posi-tiven Beitrag zur Erhaltung und Erweiterung dieser Wälder.

• Im Rahmen der Klimakonvention (UNFCCC) haben sich faktisch alle westlichen Industrieländer dazu verpflichtet, ihre Emissionen von Treibhausgasen sowie deren Reduktion durch Senken jährlich in einem nationalen Inventarbe-richt zu veröffentlichen. Die in Durban vereinbarten Bilanzie-rungsregeln wurden rechtlich in der Entscheidung Nr. 529/2013 / des Europäischen Parlaments und des Europäischen Rates in den Bilanzierungsregeln für die Treibhausgasemissionen und der Degradation hinsichtlich Landnutzung, der resultierenden Land-Nutzungsänderung und der Forstwirtschaft implementiert.