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Matthias Pintscher L’espace dernier Libretto Sonntag 18. Mai 2008 20:00

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Matthias PintscherL’espace dernier

Libretto

Sonntag 18. Mai 2008 20:00

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Matthias PintscherL’espace dernier (2002/2003)Musiktheater en quatre partiessur des textes et images autour de l’œuvre et de la vie d’Arthur Rimbaud

Libretto von Matthias Pintscher

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Personen

Sängersoprano drammatico (Sopran, hochdramatisch)soprano acuto (Hoher Sopran, Koloratur)mezzosoprano (Mezzosopran, dramatisch)soprano lirico (Lyrischer Sopran)basso (Bassbariton, Charakterfach)tenore (Hoher Tenor, spinto)16 Vokalsolisten: 8 Soprane, 8 Mezzosoprane

SprechpartienDie Frau (Vitalie Rimbaud, Isabelle Rimbaud und Mutter Rimbaud)Der Mann (Djami, Rimbauds afrikanischer Diener und Begleiter)

Darsteller

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Teil I

(»– warum ist stumm der Himmel und unergründlich der Raum?«)

Das ist die lichte Ruhe, weder Fieber nochErmattung, im Bett oder auf der Wiese.

Das ist der Freund, weder glühend nochschwach. Der Freund.Das ist die Geliebte, weder quälend nochgequält. Die Geliebte.Die Luft und die Welt, die ich nichtsuchte. Das Leben.– War es also das?– Und der Traum wird wieder lebendig.

L’espace dernier (2002/2003)

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Première partie

(»– pourquoi l’azur muet et l’espace insondable?«)

Ein Raum / der »letzte Raum« / auch: der unergründliche Raum . . .

Der Raum zeichnet sich allmählich in der Dunkelheit ab.

Der Mann tritt langsam in den Raum ein ... ... und nimmt an »s e i n e m O r t « Platz. Vielleicht versucht er auf dem Weg zu »sei-nem Ort« die unergründliche Tiefe des Raumes mit seinen Schritten zu vermessen.(Möglicherweise ist es DJAMI, Rimbauds Diener und Gefährte in Afrika. Er ist»heute« ein alter / älterer Mann. Der »Erzähler« ist eine k o n s t a n t e F i g u r. Er hatauf der Spielfläche einen unveränderlichen, n e u t r a l e n O r t – außerhalb des Ge-schehens. Sein Textmaterial ist vornehmlich der Korrespondenz Rimbauds zu seinerFamilie entnommen. Er liest diese Texte aus den Dokumenten, die er mitgebrachthat, vor – er interpretiert sie nicht.)

Ein Körper liegt tot auf einem klinischen Bett (Rimbauds toter Körper auf seinemSterbelager in Marseille). Ärzte / Schwestern (oder Fremde? / oder Angehörige?) schieben das Bett auf diegegenüberliegende Bühnenseite und »entsorgen« den Leichnam.Als eine Projektion verbleibt das Bett mit dem Körper jedoch genau an der ur-sprünglichen Stelle. Der Körper erhebt sich langsam, richtet sich auf und verlässt den »letzten Raum«.Oder: er (ent-)schwebt.Oder: der (projizierte) Körper bleibt liegen, ein zweiter / anders gearteter »Doppel-gänger« entschwebt (»Je est un autre.«) [(»Ich ist ein Anderer.«)]

(Dieser »unergründliche / letzte Raum ist sehr dunkel, löst sich langsam aus voll-kommener Dunkelheit heraus. Alle Lichtwechsel in dieser Szene überhaupt immersehr langsam. Nur die hellen Betten sind stark ausgeleuchtet, evtl. durch Spots anden Köpfen der Ärzte / Schwestern / Fremden / Angehörigen.In diesem Bild agieren zwei Arten von Körpern:– diesseitige und jenseitige– konkrete und auratische– erstarrte und bewegte)

Text vom Band (während der Mann auftritt). Es ist s e i n e Stimme, wie wir späterfeststellen werden.

C’est le repos éclairé, ni fièvre, ni langueur, sur le lit ou sur le pré.

C’est l’ami ni ardent ni faible. L’ami.C’est l’aimée ni tourmentante ni tourmentée. L’aimée.L’air et le monde point cherchés. La vie.– Était-ce donc ceci?– Et le rêve fraîchit. (aus: VEILLÉES: I)

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Warum ist stumm der Himmel und uner-gründlich der Raum?Warum wie Sand das goldene Gewimmel derSterne?Und alle diese Welten im weiten Äther:Erzittern sie zu Tönen einer ewigen Stimme?

Ich singe auch, ich auch!Ich singe auch,Viele Schwestern! Stimmen,keineswegs öffentlich!Umgebt michMit keuschem Ruhm ...

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der Mann (Djami): (an »seinem Ort«): Pourquoi l’azur muet et l’espace insondable?Pourquoi les astres d’or fourmillant commeun sable?Et tous ces mondes-là, que l’éther vaste embrasse,Vibrent-ils aux accents d’une éternelle voix?(aus: Soleil et Chair)

mezzosoprano:(nah:)Pourquoi l’azur muet et l’espace insondable?(introspektiv:) insondable?Pourquoi les astres d’or fourmillant commeun sable?Et tous ces mondes-là, que l’éther vaste embrasse,Vibrent-ils aux accents d’une éternelle voix?

Die FRAU erscheint (von fern).

die Frau:sehr fragil und unsicher, fast geflüstert ...Pourquoi (...) l’azur (...) muet (...) et l’espace insondable?

Sie »verschwindet« ...

die Frau:plötzlich wieder »da«!(heller, erstaunt, wie eine Invokation ...)l’espace (!)(schwächer) l’espace (!)(geflüstert) insondable

(Sie »verschwindet« wieder)

mezzosoprano:Je chante aussi, moi:Je chante aussi, Multiples sœurs! voixPas du tout publiques!Environnez-moiDe gloire pudique ... (aus: Age d’Or)

Die VOKALSOLISTEN sind plötzlich sichtbar:

die Vokalsolisten:voixPas du tout publiques!Pas du tout publiques!Environnez-moi (...)

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Dann singt sie.

Warum ist stumm der Himmel und unergründlich der Raum?

Ich verbringe Nacht und Tag damit, über Ver-kehrsmittel nachzudenken: eine wahre Qual!Ich möchte dieses und jenes tun, hierhin unddorthin gehen, schauen, leben, wegfahren:unmöglich, unmöglich, zumindest für langeZeit, wenn nicht für immer! Ich sehe nebenmir nur diese verfluchten Krücken: ohnediese Stöcke kann ich keinen Schritt tun,kann ich nicht leben.

(...) mit alldem muss man jeden Tag denAkrobaten spielen, damit man den Anscheinhat zu leben.

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mezzosoprano:Je chante aussi, moi:Multiples sœurs! (zart) voix(noch zarter und geheimnisvoller) Environnez-moiDe gloire pudique ...gesprochen (flüchtig) etcetera ...(wieder kraftvoller ...) Puis elle chante. (... und dann ganz schwach, sich entfernend) moi:Je chante aussi,Multiples sœurs!gesprochen (tief geflüstert) Environnez-moi

Sie verschwindet langsam in der Tiefe des Raumes.Gleichzeitig, woanders im Raum:Ein weiterer projizierter »Rimbaud-Körper« (oder der gleiche / verdoppelte Körper)geht auf einen sich öffnenden gleißend hellen Lichtschacht zu und durch ihn hin-durch, bis er in der Helligkeit des Ausschnittes unsichtbar wird.

die Vokalsolisten:l’azur

der Mann (Djami):Pourquoi l’azur muet et l’espace insondable?

die Vokalsolisten:l’azur muetet l’espacel’azurl’espace insondable

der Mann (Djami):Je passe la nuit et le jour à réfléchir à desmoyens de circulation: c’est un vrai supplice!Je voudrais faire ceci et cela, aller ici et là,voir, vivre, partir: impossible, impossible aumoins pour longtemps, sinon pour toujours!Je ne vois à côté de moi que ces mauditesbéquilles: sans ces bâtons, je ne puis faire unpas, je ne puis exister.

die Vokalsolisten:l’azur muet

der Mann (Djami):(...) avec tout cela il faut faire l’acrobate toutle jour pour avoir l’air d’exister.

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(...) Wenn mich jemand in diesem Fall umRat fragen würde, würde ich ihm sagen: Siehaben nun diesen Zustand erreicht: lassenSie sich aber niemals amputieren. Lassen Siesich zerhacken, zerfetzen, in Stücke zerle-gen, aber lassen Sie nicht zu, dass man Sieamputiert. Wenn der Tod kommt, wird dasimmer noch besser sein als ein Leben mitfehlenden Gliedern.

Warum?

Das nette Ergebnis ist: Ich sitze da, und vonZeit zu Zeit stehe ich auf und mache hüpfendetwa hundert Schritte an meinen Krücken,und dann setze ich mich wieder. MeineHände vermögen nichts zu halten. Wenn ichgehe, kann ich meinen Kopf nicht von mei-nem einzigen verbleibenden Fuß und vonden Spitzen meiner Krücken abwenden. Kopfund Schultern neigen sich vornüber, und Siewölben sich wie ein Buckliger.

Man lacht höhnisch, wenn man Sie so hüp-fen sieht. Sitzen Sie wieder, haben Sie rast-lose Hände und eine wunde Achselhöhleund das Aussehen eines Idioten. Die Ver-zweiflung erfasst Sie wieder und Sie bleibensitzen wie ein ganz gebrechlicher Mensch,flennend und auf die Nacht wartend, diewieder ewige Schlaflosigkeit bringen wirdund einen Morgen, der noch trauriger seinwird als der Vortag ...

Hier bin ich nun, am armorikanischenStrand. Wie die Städte sich im Abend ent-zünden. Mein Tag ist gemacht; ich verlasseEuropa. Die Seeluft wird mir die Lungen ver-brennen; die einsamen Landstriche werdenmeine Haut beizen.(...) Ich werde wiederkommen, mit Gliedernaus Eisen, die Haut braungebrannt, das Augewütend: wer meine Fratze sieht, wird micheiner starken Rasse zuordnen. Ich werdeGold haben:

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(...) Si quelqu’un dans ce cas me consultait,je lui dirais: vous en êtes arrivé à ce point:mais ne vous laissez jamais amputer. Faites-vous charcuter, déchirer, mettre en pièces,mais ne souffrez pas qu’on vous ampute. Sila mort vient, ce sera toujours mieux que lavie avec des membres de moins.

die Vokalsolisten:Pourquoi?

der Mann (Djami):Voilà le beau résultat: je suis assis, et detemps en temps, je me lève et sautille unecentaine de pas sur mes béquilles, et je merassois. Mes mains ne peuvent rien tenir. Jene puis, en marchant, détourner la tête demon seul pied et du bout des béquilles. Latête et les épaules s’inclinent en avant, etvous bombez comme un bossu.

die Vokalsolisten:l’azur muet

der Mann (Djami):On ricane à vous voir sautiller. Rassis, vousavez les mains énervées et l’aisselle sciée, etla figure d’un idiot. Le désespoir vousreprend et vous restez assis comme un impo-tent complet, pleurnichant et attendant lanuit, qui rapportera l’insomnie perpétuelleet la matinée encore plus triste que la veille,...

Der basso ist p l ö t z l i c h d a – ohne Auftritt, mit dem ersten Ton:

basso:(wuchtig, kraftvoll)Me voici sur la plage armoricaine. Que lesvilles s’allument dans le soir. Ma journée estfaite; je quitte l’Europe. L’air marin brûlerames poumons; les climats perdus me tan-neront.

(...) Je reviendrai, avec des membres de fer,la peau sombre, l’œil furieux: sur monmasque, on me jugera d’une race forte. J’aurai de l’or:

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Ich bin vollkommen gelähmt: ich möchtemich also beizeiten an Bord einfinden.Sagen Sie mir, um wie viel Uhr ich an Bordgeschafft werden soll ...

Es ist wahr, ich habe zuviel geweint.Die Morgendämmerung tut weh.

Jeder Mond ist böse und jede Sonne machtleiden.

Was mich betrifft, so ist alles, was ich mache,weinen, Tag und Nacht, ich bin ein toterMann, ich bin für mein ganzes Leben ver-stümmelt. Ich werde nur noch mit Krückengehen können. Was das künstliche Bein be-trifft, so sagt der Arzt, dass man sehr langewarten muss, mindestens sechs Monate!Was werde ich in dieser Zeit machen,wo werde ich bleiben?Ich weiß überhaupt nicht was tun.Alle diese Sorgen machen mich verrückt: ichschlafe nie auch nur eine Minute.Kurz: mein Leben ist ein Elend, ein Elendohne Ende!Warum leben wir denn?

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Der basso »verschwindet« nach seinem letzten Ton so plötzlich, wie er auftauchte.

Der soprano acuto, der soprano lirico und der mezzosoprano werden an ver-schiedenen Positionen im Raum sichtbar.

soprano acuto, soprano lirico, mezzosoprano:(a) – Vokalisen

der Mann (Djami):(sehr eindringlich, bewegt)Je suis complètement paralysé: donc je dé-sire me trouver de bonne heure à bord.Dites-moi à quelle heure je dois être trans-porté à bord ...(viel heftiger als zuvor): Dites-moi à quelleheure je dois être transporté à bord!

soprano acuto, soprano lirico, mezzosoprano:Mais vrai, j’ai trop pleuré.Les aubes sont navrantes.

der Mann (Djami):(sehr erregt und nachdrücklich)Dites-moi à quelle heure je dois être trans-porté à bord ...! Er sinkt betroffen zusammenund bewegt sich an seinen »Ort« zurück.

soprano acuto, soprano lirico, mezzosoprano:Toute lune est atroce et tout soleil amer.

mezzosoprano:(geflüstert, wie ein Echo aus der Erinnerung)tout soleil (...)

der Mann (Djami):Pour moi, je ne fait que pleurer jour et nuit,je suis un homme mort, je suis estropie pourtoute ma vie. Je ne pourrai marcher qu’avecdes béquilles. Quant à une jambe artificielle,le médecin dit qu’il faut attendre très long-temps, au moins six mois!Pendant ce temps que ferai-je,où resterai-je?Je ne sais pas du tout quoi faire.Tous ces soucis me rendent fou: je ne dorsjamais une minute.Enfin, ma vie est une misère, une misèresans fin!Pourquoi donc existons nous?

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Die VOKALSOLISTEN sind überall im Raum verteilt.Die FRAU, Isabelle, bewegt sich zwischen ihnen – spricht zu ihnen. Auch die Vokal-solisten »bewegen« sich um die Frau herum.

die Frau (Isabelle):Pauvre Arthur, je comprends ce que tu souf-fres, et je sens bien que tu as encore plus demal au moral qu’au physique;oh oui, c’est bien dur de dire adieu auxbeaux projets d’avenir, et de regarder aussidans le passé le bonheur qui ne reviendrapas.Mais qui sait? si l’avenir entrevu et souhaiténe peut plus arriver jamais, c’en sera peut-être un autre plus paisible et encore heureuxà sa façon; il ne faut jamais se désespérer;de même que le malheur vous frappe aumoment où l’on s’y attend le moins, la sécu-rité et la paix reviennent vous trouver où l’onse désespère le plus.(...)ici, on se désole parce qu’il pleut toujours, etles vivres vont pourrir dans les champs. Lafenaison est arrêtée, on ne récoltera point deblé, et les empouilles de mars sont couchéessur la terre et en grand péril, enfin, à lagrâce de Dieu.Je te dis au revoir, mon cher Arthur, et t’em-brasse de cœur.Sie wendet sich von den Vokalsolisten ab undscheint den Raum verlassen zu wollen. Dannganz plötzlich zum Publikum (ganz andererTonfall):La mort vient à grands pas.

Quand je suis rentrée près de lui, il était trèsému, mais ne pleurait pas, il était sereine-ment triste, comme je ne l’ai jamais vu. Il meregardait dans les yeux comme il ne m’a ja-mais regardée. (...) C’est ne plus un pauvremalheureux réprouvé qui va mourir près demoi: c’est un juste, un saint, un martyr, unélu!

Armer Arthur, ich verstehe, was du leidest,und ich fühle sehr wohl, dass deine Seelenoch mehr geplagt ist als dein Körper;oh ja, es fällt wirklich schwer, sich von denschönen Zukunftsplänen zu verabschiedenund auch in der Vergangenheit nur das Glückzu sehen, das nicht wiederkommt.Doch wer weiß? Wenn die geahnte und ge-wünschte Zukunft nie mehr wird kommenkönnen, wird es vielleicht eine anderegeben, eine friedlichere und auf ihre Artglückliche; man darf nie verzweifeln; so, wiedas Unglück einen in dem Augenblick trifft,wo man es am wenigsten erwartet, so fin-den Sicherheit und Frieden dann zu einemzurück, wenn man am meisten verzweifelt.(...)Hier grämt man sich, weil es immer regnet,und auf den Feldern wird die Frucht verfau-len. Die Heuernte wurde abgebrochen, manwird kein Getreide ernten, und die jungenMärzhalme liegen geknickt auf der Erde undsind in großer Gefahr – nun, hoffen wir dasBeste.Ich sage dir auf Wiedersehen, mein lieberArthur, und umarme dich zärtlich.

Der Tod kommt in großen Schritten.

Als ich zu ihm zurückkehrte, war er sehr ge-rührt, weinte aber nicht, er war auf eine ab-geklärte Art traurig, wie ich ihn nie gesehenhabe. Er schaute mir in die Augen, wie ermich nie zuvor angeschaut hat. (...) Das istkein armer, unglücklicher Verdammter, derin meinem Beisein sterben wird: das ist einGerechter, ein Heiliger, ein Märtyrer, einAuserwählter!

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Im Laufe der vergangenen Woche haben dieGeistlichen der Klinik ihn zweimal besucht(...) Am Sonntagmorgen nach der Haupt-messe schien er ruhiger und bei vollem Be-wusstsein: einer der Geistlichen ist zurück-gekommen und hat ihm vorgeschlagen zubeichten; und er wollte sehr wohl! (...) Erschaute mich immer mit Augen an, die denHimmel in sich trugen; mich auch: Er wolltemich umarmen. (...) Er ist immer wieder inLethargie gefallen, in einen Scheinschlaf,während dem er alle Geräusche mit einerseltsamen Klarheit wahrnahm. (...) Wiederwach, beschließt er sein Leben in einer Artständigem Traum; er sagt sehr leise wunder-liche Dinge, mit einer Stimme, die mich ver-zaubern würde, durchbohrte sie mir nichtdas Herz. Was er sagt, sind Träume, – doches ist ganz anders als damals, als er Fieberhatte. (...)Er erkennt jeden. Ich selber, ich heißemanchmal Djami, doch weiß ich, dass diesso ist, weil er es so will und dies so gewolltwieder in seine Träume eintritt; davon abge-sehen verwechselt er aber alles – auf kunst-reiche Art.Wir sind in Harar, wir wollen immer nochnach Aden fahren, und man muss Kameleauftreiben, die Karawane organisieren; (...)Rasch, rasch, man erwartet uns, schließenwir die Koffer und reisen wir ab. (...)Wir werden ein paar Ausflüge auf schönenMauleseln mit üppigem Geschirr machen;(...)Er ist zum Skelett abgemagert und hat dieGesichtsfarbe einer Leiche! Und all seinearmen, gelähmten, verstümmelten, totenGlieder um ihn herum! Ach, Gott, was für einJammer!

... und ich, ich heiße Isabelle ...

Und der Horizont flieht in einer ewigenFlucht ...

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Pendant le courant de la semaine passée, lesaumôniers étaient venus le voir deux fois;(...) Dimanche matin, après de la grand-messe, il semblait plus calme et en pleineconnaissance: l’un des aumôniers est revenuet lui a proposé de se confesser; et il a bienvoulu! (...) Il me regardait toujours avec leciel dans les yeux; moi aussi: Il a voulum’embrasser. (...) Il est le plus souventplongé dans une léthargie qui est un som-meil apparent, pendant lequel il perçoit toutles bruits avec une netteté singulière. (...)Éveillé, il achève sa vie dans une sorte derêve continuel; il dit des choses bizarres trèsdoucement, d’une voix qui m’enchanterait sielle ne perçait le cœur. Ce qu’il dit, ce sontdes rêves, – pourtant ce n’est pas la mêmechose du tout que quand il avait la fièvre.(...)Il reconnaît tout le monde. Moi, il m’appelleparfois Djami, mais je sais que c’est parcequ’il le veut, et que cela rentre dans son rêvevoulu ainsi; au reste, il mêle tout et ... avecart.Nous sommes au Harar, nous partons tou-jours pour Aden, et il faut chercher deschameaux, organiser la caravane; (...) Vite, vite, on nous attend, fermons lesvalises et partons. (...)Nous faisons quelques tours de promenadesur des beaux mulets richement harnachés;(...) Il a la maigreur d’une squelette et le teintd’un cadavre! Et tous ses pauvres membresparalysés, mutilés, morts autour de lui! ÔDieu, quelle pitié!Die Frau tritt langsam und betroffen aus demRaum heraus, dann aber plötzlich wieder inihn zurück, als ob sie etwas vergessen hätte.Dann, zu den im Raum verteilten Vokalsolis-ten:... et moi, je m’appelle Isabelle ...

Ab. – (erneut)

der Mann (Djami):Et l’horizon s’enfuit dans une fuite éternelle ...

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»Der große Himmel ist offen! Die Geheim-nisse sind totVor dem Mann, der mit gekreuzten, starkenArmen da stehtIm ungeheuren Glanz der unerschöpflichenNatur!Er singt ... und der Wald singt, und der FlussmurmeltEin Lied über das Glück, das zum Licht auf-steigt! ...– Das ist die Erlösung; das ist die Liebe! Dasist die Liebe! ...«

(»– Intensiver und schnell vorübergehenderTraum von rührseligen Gruppen mit Wesenaller Art in allen möglichen Erscheinungen.«)

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Ein akustischer und optischer »Riss« bricht plötzlich in das (Klang-)Bild ein und eröff-net dasTextgewitter [Die im Textgewitter verwendeten Texte finden sich im Anhangdes Librettos, S. 28 ff.]

ein sich allmählich aufbauender, verdichtender und sich steigernder Flüsterchor.S t i m m e n ü b e r a l l ! (im Bühnenraum verteilt, dann als Zuspielungen aus dem Or-chestergraben, von den einzelnen Gruppen ausgehend, von den Seitenbühnen flankie-rend und schließlich auch aus dem Zuschauerraum kommend – aus allenRichtungen).

Bei zunehmendem Anschwellen des Flüsterchores (Textgewitter) bleiben die Texte, ein»integrales Textglomerat« um Rimbaud, weitgehend unverständlich.Dazu: P r o j e k t i o n ( e n ) . Buchstaben / Wortfetzen / Zentralworte Rimbaudscher Dichtung / Worte, die Rimbaudimmer wieder gesetzt hat, die ihn immer wieder »gesetzt« haben, rieseln herab aufden Grund des Bühnenbodens wie eine ablaufende Sanduhr.

»Jemand« tippt an einem Notebook in maximaler Geschwindigkeit »um sein Leben«.Die produzierten Textbänder werden projiziert.Der Raum wird durch die in ihm umherirrenden Personen »beschrieben« – konkret wievirtuell.

D i e W o r t e » v e r b r e n n e n « . Langsam (oder blitzartig!).

Während die Wortprojektionen »verbrennen«, tritt aus diesem Wortevorhang, aus die-ser imaginären Wortewand der soprano drammatico hervor und somit in das neueBild ein.

soprano drammatico:»Le grand ciel est ouvert! les mystères sontmorts Devant l’Homme debout, qui croise ses brasfortsDans l’immense splendeur de la riche na-ture!Il chante ... et le bois chante, et le fleuvemurmureUn chant plein de bonheur qui monte vers lejour! ...– C’est la Rédemption; c’est l’amour! c’estl’amour! ...« (aus: Soleil et Chair)

Währenddessen verändert sich der Bühnenraum.Es folgt: eine »Choreographie« ohne Akteure, assoziative Bilder-Gitter.(»– Rêve intense et rapide de groupes senti-mentaux avec des êtres de tous les caractèresparmi toutes les apparences.«)

Die unsichtbaren Seitenräume sind übervoll mit szenischen Requisiten, Erinnerungsfetzen,biographischen Momenten und Andeutungen, bildgewordenen Dichtungen.

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(»Fotografien aus vergangenen Zeiten«)

Teil II

ÜBER »AUFBRUCH«

Wie viele Male habe ich mich an diesenwunderbaren Juliabenden, wenn alles nachdem Genuss der Hitze des Tages in der Ein-samkeit der Nacht ruhte, auf die kleineSteinbank unter dem Laubengang in unse-rem kleinen Garten gesetzt, wo ich mich, inGedanken und verlassen, den süßen Empfin-dungen hingab, die die Schönheiten derNatur in mir hervorriefen. Der Mond gingvornehm auf inmitten von Wolken und warfseinen Silbermantel auf den Rücken derSchatten, die zu dieser Stunde wie Riesenerschienen, die ihren Besitz absuchen; einfunkelndes, reich geschmücktes Tuch brei-tete sich über mir aus, und vom dunkel-blauen Himmel hoben sich goldene Diaman-ten ab; mitunter türmten sich im Gegensatzdazu gewaltige Wolken am Himmel, die aus-sahen wie eine Herde eiliger Schafe; diebleiche und matte Königin der Nacht ver-steckte sich weit weg von uns; der Windwurde immerzu stärker, gerade eingeschla-fene Geräusche erwachten wieder; dieBäume wogen ihre schweren Äste; von wei-tem hörte man schon den Donner grollen;

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Ein Erinnerungsfundus(»Photographies des temps passées«)

Sie können durch eine Spiegelmechanik in den Raum projiziert werden (auch blitz-schnell) und bleiben doch un(be)greifbar.

Wo Leere ist, ist Rimbaud. – Aber er ist nicht anwesend.

séquence I (scène intermédiaire)

Verwandlung des Raumes

Deuxième partie

SUR »DÉPART«

Dieser Teil ist das eigentliche »Chorbild«. Die 16 Vokalsolisten agieren als klin-gende, aber bewegliche Wand – durchlässig für »fremde« Impulse, aber auch»knallhart«. Während dieses Teils treten die Solostimmen (mezzosoprano und soprano acuto) quasi aus der Chorwand heraus.

die Frau (Vitalie):Combien de fois ne suis-je pas allée, dansces délicieuses soirées de juillet, quand tout,après avoir joui de la chaleur du jour, repo-sait dans la solitude de la nuit, m’asseoir surle petit banc de pierre situé sous une char-mille dans notre jardinet, et là, pensive etabandonnée, je me laissais aller aux doucesémotions que me procuraient toutes lesbeautés de la nature. La lune se levant no-blement du milieu des nuages jetait sonmanteau d’argent sur le dos des ombres quiparaissaient à cette heure de grands géantsexplorant leur propriété; une riche nappescintillante déployait au-dessus de moi et,de l’azur foncé, se détachaient des diamantsd’or; quelquefois au contraire, de gros nua-ges s’amoncelaient au ciel, semblables à untroupeau de moutons pressés; la reine desnuits pâle et languissante se cachait loin denous; le vent s’agitait de plus en plus, lebruit à peine endormi s’éveillait de nouveau;les arbres secouaient leurs rameaux appe-santis; déjà au loin on entendait gronder letonnerre;

Djami geht auf Vitalie zu.Ganz nah bei ihr, zu ihr:

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das Gewitter entlud sich;

die dicken Wolken lösten sich in einen strö-menden Regen auf, und nach und nach be-ruhigten sich die entfesselten Elemente undnahmen ihren gewohnten Lauf wieder auf;kleine Schluchten ließen das Wasser ablau-fen, die Erde trank den Regen, der Windschwieg: alle Menschen, die durch das Blit-zen und das Heulen des Windes in Aufre-gung versetzt worden waren, legten sich be-ruhigt wieder hin; man hörte nur noch dieRegentropfen von Blatt zu Blatt und auf dieErde fallen;der Himmel wurde wieder klar und eröffneteuns den Blick auf eine wie nie zuvor strah-lende Königin der Nacht. Solche Abendehabe ich an diesem Ort so oft erlebt,Abende, die mir immer sehr gut gefielenund denen ich mit Vergnügen noch ein paarflüchtige Andenken widme.

Genug geschaut.

Wie schön ist die weite Wiese in diesem Mo-ment; sie ist sehr grün und lacht. Ein Kanal,der von großen Pappeln gesäumt ist, derenRauschen ich zu vernehmen meine, wennder Gewitterwind sie schüttelt, ein beängs-tigendes Rauschen, das aber wieder sehrsanft und sehr zart wird, wenn es von derleichten, duftenden Brise eines schönenHerbstabends herrührt;auf diese Weise höre ich diese großenBäume nun in mein Ohr sprechen; sie erin-nern mich ganz sanft, fast tonlos, an dieSchläge meines Herzens, wenn ich den Kanalüber die Brücke überquerte, um mich zumeiner Tante zu begeben, wo ich doch indieser Zeit nur den Wunsch hatte, in dieserwirklich zauberhaften Umgebung zu sein.

Die Vision begegnete mir unter allen Him-meln.Genug gehabt. Lärm der Städte, am Abend,und in der Sonne, und immer.Genug gekannt. Lärm und Visionen!

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der Mann (Djami):l’orage éclatait;Er bewegt sich wieder zurück an »seinen Ort«.

die Frau (Vitalie):(den Vortrag dem »Gewitterklang« der Celli anpassen)les épais nuages se dispersaient en une pluieabondante et peu à peu les éléments dé-chaînés se calmaient et reprenaient leurscours ordinaire; les ravins laissaient écoulerles eaux, la terre buvait la pluie, le vent setaisait: toutes les personnes elle-mêmesmises en émoi par les éclats de la foudre, lavoix des vents, allaient se reposer mainte-nant rassurées; on n’entendait plus que lesgouttes de pluie tombant de feuille enfeuille jusqu’à terre;le ciel se déridait, nous laissant voir la reinedes nuits cette fois encore plus radieuse quejamais. Voilà les soirées que j’ai remarquéessi souvent dans cet endroit, soirées qui m’onttoujours beaucoup plu et auxquelles jedonne encore avec plaisir quelques sou-venirs fugitifs.

die Vokalsolisten:Assez vu.

die Frau (Vitalie):Qu’elle est belle en ce moment la vaste prai-rie; elle est bien verte et bien riante. Lecanal bordé de grands peupliers dont il mesemble entendre le bruit qu’ils font quand levent de l’orage les secoue, bruit alors ef-frayant, mais bruit bien doux et bien suavequand, au contraire, il est causé par la briselégère et embaumée d’un beau soir d’au-tomne;c’est ainsi que j’entends ces grands arbresparler à mon oreille maintenant; ils me rap-pellent tout doucement, presque tout bas,les battements de mon cœur quand je tra-versais le pont du canal pour me rendre chezma tante alors que je n’avais dans ce tempsque le désir de demeurer dans ces lieuxréellement charmants.

die Vokalsolisten:La vision s’est rencontrée dans tous les airs. Assez eu. Rumeurs des villes, le soir, et ausoleil, et toujours.Assez connu. Rumeurs et Visions!

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Der mezzosoprano (solo) tritt langsam aus der »Chorwand« heraus und bewegt sichan eine dem Chor entgegengelegende Position.

die Frau (Vitalie):Départ dans l’affection (...)

mezzosoprano:(in weitem Abstand zum Chor)Ô

1. mezzosoprano der Vokalsolisten:(tritt einige Schritte aus der »Chorwand« heraus)Ô(tritt wieder in die »Chorwand« ein)

die Frau (Vitalie):Je me souviens de sa chambre de pourpre, àvitres de papier jaune: et ses livres, cachés,qui avaient trempé dans l’océan! Mais j’étaisabandonné, dans cette maison de campagnesans fin: ému jusqu’à la mort par le mur-mure du lait du matin et de la nuit du siècledernier.

die Vokalsolisten:(der 2. soprano tritt etwas aus der »Chorwand« heraus ...)Les arrêts de la vie. (... und wieder in sie zurück)

die Frau (Vitalie):J’étais dans une chambre très sombre: quefaisais-je?

mezzosoprano:Je chante aussi, moi:Multiples sœurs! voixPas du tout publiques!Environnez-moiDe gloire pudique ... (aus: Âge d’Or)

die Frau (Vitalie):Puis, ô désespoir, la cloison devint vague-ment l’ombre des arbres, et je me suis abîmesous la tristesse amoureuse de la nuit.

die Vokalsolisten:Assez connu.Ô Rumeurs et Visions!

Aufbruch in Liebe (...)

Ich erinnere mich an sein purpurrotes Zim-mer mit den Scheiben aus gelbem Papier:und seine Bücher, die im Ozean nass gewor-den waren: versteckt! Doch ich war hilflos, indiesem endlos weiten Landhaus: zu Tode er-regt vom Murmeln der Morgenmilch und derNacht des letzten Jahrhunderts.

Die Haltepunkte des Lebens.

Ich war in einem sehr finsteren Zimmer: wasmachte ich?

Ich singe auch, ich auch:Viele Schwestern! Stimmen,Keineswegs öffentlich!Umgebt michMit keuschem Ruhm ...

Dann, Verzweiflung! wurde der Verschlagzum schemenhaften Schatten der Bäume,und ich bin in der verliebten Traurigkeit derNacht versunken.

Genug gekannt.Oh Lärm und Visionen!

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Ich war in einem Zimmer ohne Licht.(...) Verzweiflung ergriff mich! (–) Namen-lose Verzweiflung (...)Ich ging ohne Ziel in die Stadt.Ach, welche Mühsal!Ertrunken in der tauben Nacht und in derFlüchtigkeit des Glücks. Es war wie eine Win-ternacht, mit so viel Schnee, dass die Weltdarunter ersticken muss.

Aufbruch(?)Aufbruch ... in Liebe.

Die Haltepunkte

Die Haltepunkte des Lebens.Aufbruch in Liebe

Kenne ich die Natur noch? Kenne ich mich?– Kein Wort mehr.

Ich begrabe die Toten in meinem Bauch.Schreie, Trommeln, Tanz, Tanz, Tanz, Tanz!Ich sehe nicht einmal die Stunde, in der dieWeißen aus dem Schiff steigen und ich insNichts fallen werde.Hunger, Durst, Schreie, Tanz, Tanz, Tanz, Tanz!

und der Lärmdie LiebeAufbruch

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die Frau (Vitalie):J’étais dans une chambre sans lumière. (...) une détresse me prit! (–) Une détressesans nom (...) Je sortis dans la ville sans fin.(hervor) Ô Fatigue! Noyé, dans la nuit sourde et dans la fuite dubonheur. C’était comme une nuit d’hiver,avec une neige pour étouffer le monde dé-cidément.

mezzosoprano:(gesprochen) Départ (?)Départ ... dans l’affection.

die Vokalsolisten:(im ganzen (Bühnen-)Raum verteilt:) Les arrêts

mezzosoprano:Les arrêts de la vie. Départ dans l’affection

die Vokalsolisten:Départ dans l’affectionl’affection

die Frau (Vitalie):Connais-je encore la nature? me connais-je?– Plus de mots.

die Vokalsolisten:(...) neufs!

die Frau (Vitalie):J’ensevelis les morts dans mon ventre. Cris,tambour, danse, danse, danse, danse! Je ne vois même pas l’heure où, les blancsdébarquant, je tomberai au néant. Faim, soif, cris, danse, danse, danse, danse!

die Vokalsolisten:et le bruit (geschrien) l’affection(hoher, ekstatischer Schrei) Départ

soprano acuto:DépartSie verschwindet. Blitzschnell!

die Vokalsolisten:neufs!

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Teil IIIEine Zeit in der Hölle

Genug! Nun droht die Strafe. – Vorwärts!Ah, die Lungen brennen, die Schläfen dröh-nen! Die Nacht wälzt sich in meinen Augen,und das bei Sonne! Das Herz ... die Glieder ...

Wo geht es hin? Zum Kampf? Ich binschwach! Die andern schreiten voran. DieWerkzeuge, die Waffen ... die Zeit! ...

Feuer! Feuer gegen mich! Hierher! Oder ichergebe mich. – Feiglinge! – Ich töte mich!Ich werde mich vor die Hufe der Pferde wer-fen!

Ah! ...

– Ich werde mich daran gewöhnen.

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séquence II (scène intermédiaire)

Verwandlung des Raumes

Troisième partieUne Saison en Enfer

Apokalypse � Genesis

Dies ist das Bild der Solostimmen: soprano drammatico (der »Nukleus«des Ensembles), soprano acuto und mezzosoprano – tenore und basso.

Der tenore wird plötzlich in einem engen Ausschnitt (Riss?) sichtbar. Erbewegt sich darin wie eingeklemmt, mechanisch, ruckartig.Eine Situation von traumatischer Vorahnung.

tenore:verzerrt, grotesk, teuflischAssez! voici la punition. – En marche!Ah! les poumons brûlent, les tempes gron-dent! la nuit roule dans mes yeux, par cesoleil! le cœur ... les membres ...

Où va-t-on? au combat? Je suis faible! lesautres avancent. Les outils, les armes ... letemps! ...

Feu! feu sur moi! Là! ou je me rends. – Lâ-ches! – Je me tue! Je me jette aux pieds deschevaux!

Ah! ...

– Je m’y habituerai.

Der tenore springt aus dem Ausschnitt heraus und »fällt« so in dasnächste Bild hinein.

Plötzlich wird der Blick frei auf:

EntblößungIndiskretionSchamlosigkeitGrenzenlosigkeitEntpersönlichung

Daraus Bilder, die man sieht (oder die wir selbst weiterzudenken haben).

Apokalyptische Bilder, in ihrer bewussten Reduktion von bedrückenderEindrücklichkeit und bedrohlicher Stille. Der »Raum« ist mit amorphenKörpern übersät. Sie sind von verschieden gearteter Gestalt und doch einander sehr ähnlich.

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Deren physische »Bewegungsreste« sind – soweit überhaupt noch vor-handen – von auswegsloser Statik.Einige wenige dieser amorphen Gestalten versuchen, sich durch stummeZeichen, die sie mit ihren Händen an transparente Gazevorhänge, Tafeln,Wände oder Flächen schmieren, in ihrer zeitlupenhaften Panik auszudrü-cken. Alles ist paralysiert. Die Zeichen bleiben für uns verschlüsselt, un-vermittelbar, endgültig. Alle Bewegungen und »Bilder« vollziehen sichquälend langsam.Zwischen den Körpern: Absurde Maschinen mit grausam perfekter, aber l e e r e r Automation!Menschen/Körper hängen in diesen Maschinen. Rohes Fleisch. Fetzen.Engel/Embryos/Greise/Tierkadaver in von innen glühen zu scheinendenWasserglaskästen oder in anderen klaustrophobisch wirkenden Behälternoder Räumen – tot, oder eher: erstickt, unbeweglich.Eine Art merkantiler, (ent-)materialisierter Alchimismus. – Projektionen: ein A s s o z i a t i o n s f u n d u s , ähnlich dem »Erinnerungsfun-dus« zu Ende des ersten Teils. Unscharfe, dunkle, ruckartige und immerauch stockend sich bewegende Umrisse. – (Vielleicht werden aber auch ganz andere Bilder gefunden; oder solche,die sich in einer Stilisierung für Entgrenzungen und Abgründe ganz ausder Musik assoziieren ...).

tenore:geflüstert, dennoch von teuflischer PräsenzJ’attends Dieu avec gourmandise.

soprano acuto:(a) � (ha)

der Mann (Djami):(an seinem »Ort«: klar, endgültig)On ne part pas.

Reprenons les chemins d’ici, chargé de monvice, le vice qui a poussé ses racines de souf-france à mon côté, dès l’âge de raison – quimonte au ciel, me bat, me renverse, metraîne.La dernière innocence et la dernière timid-ité. C’est dit.Ne pas porter au monde mes dégoûts et mestrahisons.Allons! La marche, le fardeau, le désert, l’en-nui et la colère.

soprano acuto:(ha)(ha) � rrr

Ich warte gierig wie ein Feinschmecker aufGott.

Man geht nicht weg.

So gehen wir den Weg zurück, beladen mitmeinem Laster, dem Laster, das seine Wur-zeln, Wurzeln des Leidens, an meiner Seitehat sprießen lassen, von der Zeit an, da ichVerstand hatte – und das zum Himmelsteigt, mich schlägt, mich umwirft, michwegschleppt.Die letzte Unschuld und die letzte Schüch-ternheit.Es ist gesagt.Meinen Abscheu und meinen Verrat werdeich nicht in die Welt tragen.Gehen wir! Der Marsch, die Last, die Wüste,die Unlust und die Wut.

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basso:– Ah! je suis tellement délaissé que j’offre àn’importe quelle divine image des élans versla perfection.O mon abnégation, ô ma charité mer-veilleuse! ici-bas, pourtant!

tenore:(mit beschwörender Eindringlichkeit, zwischen Singen und Sprechen)

De profundis(gekeucht) Domine ...

der Mann (Djami):»hell«, poetischDécidément, nous sommes hors du monde.Plus aucun son. Mon tact a disparu. Les soirs, les matins, les nuits, les jours ...Suis-je las!

Die Körper/Glieder einiger der amorphen Gestalten bewegen sich einwe-nig (»Bewegnungsreste«) – ruckartig, entkörperlicht, zusammenhangs-los. Eine der Gestalten löst sich aus dem Geflecht seines Körperumfeldesund exponiert sich. Diese Gestalt ist total paralysiert und kann sich kaumbewegen oder aufrecht halten.

tenore, basso:C’est le repos éclairé,

Gestalt:mit großer Intensität geflüstert, unwirklich und geheimnisvoll (die Stimme ist elektronisch modifiziert, sie klingt irreal – wie unter Heliumeinfluss)C’est le repos éclairé,

tenore, basso:ni fièvre, ni langeur, sur le lit ou sur le prè.C’est l’ami ni ardent ni faible. L’ami.

Gestalt:L’ami.

tenore, basso:C’est l’aimée ni tourmentante ni tourmen-tée. L’aimée.

Gestalt:L’aimée.

Gestalt, tenore, basso:L’air et le monde point cherchés. La vie.

– Ah! ich bin so verlassen, dass ich welchemGötzenbild auch immer mein Verlangennach Vollkommenheit opfern würde.Oh, meine Entsagung, oh, meine wunder-bare Wohltätigkeit! Hier unten, trotz allem!

Wir sind eindeutig außerhalb der Welt.Kein Ton mehr zu hören. Mein Tastsinn istweg.Die Abende, die Vormittage, die Nächte, dieTage ... wie bin ich müde!

Das ist die lichte Ruhe,

weder Fieber noch Ermattung, im Bett oderauf der Wiese.Das ist der Freund, weder glühend nochschwach. Der Freund.

Das ist die Geliebte, weder quälend noch ge-quält. Die Geliebte.

Die Luft und die Welt, die ich nicht suchte.Das Leben.

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War es also das?

– Und der Traum wird wieder lebendig.

Ich habe einen gehörigen Schluck Gift ge-nommen. Die Eingeweide brennen mir. DieHeftigkeit des Gifts verdreht mir die Glieder,verunstaltet mich, wirft mich nieder. Ichsterbe vor Durst, ich ersticke, ich kann nichtschreien.

Das ist die Hölle, die ewige Qual!

Schaut, wie das Feuer aufflackert! Ichbrenne lichterloh. Geh weg, Teufel!

– Genug! ... Verirrungen, die man mir ein-flüstert, Hexerei, irreführender Duft, kindi-sche Musik. – Und zu sagen, dass ich für dieWahrheit stehe, dass ich Gerechtigkeit sehe:ich habe ein gesundes und feststehendes Ur-teil, ich bin für die Vollkommenheit bereit ...Hochmut. – Meine Kopfhaut trocknet aus. Erbarmen!Herr, ich habe Angst. Ich habe Durst, soDurst! Ah! die Kindheit, das Gras, der Regen,der See über den Steinen, der Mondschein,wenn der Kirchturm zwölf schlug ... der Teufelist im Kirchturm, zu dieser Stunde.

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Gestalt:wie ein Echo – immer schwächer werden ...La vie.

Der Mann (Djami):sehr leise und intensiv – Était-ce donc ceci?

Der soprano acuto wird plötzlich sichtbar ...

soprano acuto:L’air.

... und plötzlich wieder unsichtbar.

Der Mann (Djami), tenore, basso:ganz »heller«, irrealer Tonfall ... – Et le rêve fraîchit.

Der soprano drammatico »erscheint« – an anderer Stelle als zuvor dersoprano acuto.

soprano drammatico:J’ai avalé une fameuse gorgée de poison. Lesentrailles me brûlent. La violence du venintord mes membres, me rend difforme, meterrasse. Je meurs de soif, j’étouffe, je nepuis crier.

tenore, basso:C’est l’enfer, l’éternelle peine!

soprano drammatico:Voyez comme le feu se relève! Je brûlecomme il faut. (geschrien) Va, démon!

Der sopranno acuto und der mezzosoprano erscheinen.

soprano drammatico:– Assez! ... Des erreurs qu’on me souffle,magies, parfum faux, musiques puériles. –Et dire que je tiens la vérité, que je vois lajustice: j’ai un jugement sain et arrêté, jesuis prêt pour la perfection ... Orgueil. – La peau de ma tête se dessèche. Pitié! Sei-gneur, j’ai peu. J’ai soif, si soif! Ah! l’enfance,l’herbe, la pluie, le lac sur les pierres, le clairde lune quand le clocher sonnait douze ... lediable est au clocher, á cette heure.

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Die Rauschzustände sind ohne Zahl. Das ist,was ich immer hatte: kein Glaube mehr indie Geschichte, vergessen die Grundsätze.Ich werde schweigen: Dichter und Phantas-ten werden sonst neidisch. Ich bin tausend-mal reicher, seien wir geizig wie das Meer.

Da drüben, sind das nicht die ehrbaren See-len, die mir Gutes tun wollen? ... Kommt ...Ich habe ein Kopfkissen auf dem Mund, siehören mich nicht, es sind Gespenster. Über-dies denkt nie ein Mensch an einen anderen.Kommt nicht näher. Ich rieche nach Brand-geruch, das ist sicher.

Ah, nanu! die Lebensuhr ist soeben stehengeblieben. Ich bin nicht mehr auf der Welt.– Die Theologie ist ernst zu nehmen, dieHölle ist bestimmt unten – und der Himmeloben. Verzückung, Alptraum, Schlaf ineinem Nest von Flammen.

Maria!Heilige Jungfrau! ...

Ich sollte meine Hölle haben für meinenZorn, meine Hölle für meinen Hochmut, –und die Hölle der Zärtlichkeit;

ein Zusammenklang von Höllen.

Ich sterbe vor Müdigkeit.Das ist das Grab, ich gehe weg zu den Wür-mern, Entsetzen vor dem Entsetzen!

Auf dem Meer, das ich so liebte, als hätte esmir einen Schandfleck abgewaschen, sah ichdas Kreuz des Trostes sich erheben.

Ich war vom Regenbogen verdammt wor-den.

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soprano acuto:Les hallucinations sont innombrables. C’estbien ce que j’ai toujours eu: plus de foi enl’histoire, l’oublides principes. Je m’en tairai:poètes et visionnaires seraient jaloux. Je suismille fois le plus riche, soyons avare commela mer.

mezzosoprano:Là-bas, ne sont-ce pas des âmes honnêtes,qui me veulent du bien ... Venez ... J’ai unoreiller sur la bouche, elles ne m’entendentpas, ce sont des fantômes. Puis, jamais per-sonne ne pense à autrui. Qu’on n’approchepas. Je sens le roussi, c’est certain.

tenore: Ah ςa! l’horloge de la vie s’est arrêtée tout àl’heure. Je ne suis plus au monde. – La théo-logie est sérieuse, l’enfer est certainementen bas – et le ciel en haut. – Extase, cauche-mar, sommeil dans un nid de flammes.

soprano drammatico, soprano acuto, mezzosoprano:Marie! Sainte Vierge! ...

soprano drammatico:Je devrais avoir mon enfer pour la colère,mon enfer pour l’orgueil, – et l’enfer da lacaresse;

mezzosoprano:un concert d’enfers.

soprano drammatico:Je meurs de lassitude. C’est le tombeau, je m’en vais aux vers, hor-reur de l’horreur!

soprano drammatico, soprano acuto, mezzosoprano:Marie!Sainte Vierge! ...

mezzosoprano:Sur la mer, que j’aimais comme si elle eût dûme laver d’une souillure, je voyais se lever lacroix consolatrice.

soprano drammatico:J’avais été damné par l’arc-en-ciel.

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Ich sollte meine Hölle haben für meinenZorn, meine Hölle für meinen Hochmut, –und die Hölle der Zärtlichkeit; ein Zusam-menklang von Höllen.

Mir graut vor meiner Dummheit!

3. Sequenz (Zwischenmusik)

Teil IV

(Aufbruch II)

Genug gesehen. Die Vision begegnete mirunter allen Himmeln.Genug gehabt. Lärm der Städte, am Abend,und in der Sonne,und immer.Genug gekannt. Die Haltepunkte des Lebens.– Oh Lärm undVisionen!Aufbruch in neuer Liebe und neuem Geräusch!

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soprano acuto:Je devrais avoir mon enfer pour ma colère,mon enfer pour l’orgueil, – et l’enfer de lacaresse; un concert d’enfers.

soprano drammatico, mezzosoprano:Marie!Sainte Vierge! ...

soprano drammatico:mit ganzer KraftHorreur de ma bêtise.

séquence III (scène intermédiaire)

Quatrième partie

(Départ II)

Große Stille. Dunkelheit überwiegt nach der Erschöpfung. Die Vokalsolisten strukturieren den Raum. Sie präsentieren sich in einerganz neuen Erscheinungsform, von anderer Qualität als zuvor. Dieser Teil ist eine Reminiszenz an den Teil II (Sur »Départ«). Er hat denCharakter einer Epifanie, von Bekenntnishaftigkeit. Er resümiert die drei vorangegangenen Teile und antizipiert eine fiktivePerspektive:

Assez vu. La vision s’est rencontrée à tous lesairs.Assez eu. Rumeurs des villes, le soir, et au sol-eil, et toujours.Assez connu. Les arrêts de la vie. – Ô Rumeurs etVisions!Départ dans l’affection et le bruit neufs!

Wieder die Spiegelmechanik (»Fundus«). Hauptbühne und Seitenbühnesind nun vollständig einsehbar. »Unvorstellbare« Weite (l’espace »énorme«).Die nackte Bühnenrealität hat in ihrer Klarheit alle »Inszenierung« ka-schiert. »Kostüme«/»Verkleidungen« werden abgelegt.

Der Mann (Djami) verlässt »seinen Ort«, bewegt sich im Raum und ver-sucht wiederum, wie bei seinem Erscheinen im ersten Teil, mit seinenSchritten die unergründliche Tiefe des Raumes zu vermessen. Er sprichtdiese Texte diesmal ganz frei, still, als wie aus eigener Erinnerung hervor-geholt, ohne Manuskript, ganz b e i s i c h .

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Ich weiß die Himmel sich in Blitzen entla-den, und Windhosen und Brandungen undStröme: ich weiß den Abend, die Morgenröteschwärmen wie ein Volk von Tauben. Und einige Male habe ich gesehen, was derMensch zu sehen glaubte!

Ich habe die tiefe Sonne gesehen, mit ge-heimnisvoll-schauerlichen Flecken, mit star-ren, langen Strahlen violett beleuchtend dieweit draußen erschauernden, schaukelndenFluten, wie Schauspieler uralter Dramen!

Ich habe von einer grünen Nacht mit blen-dendem Schnee geträumt, Küsse legen sichsacht auf die Augen des Meeres, ein Kreis-lauf unerhörter Säfte und das gelbe undblaue Erwachen von Phosphorklängen!

Ich habe das Zimmer von Arthur betreten(...) Er schlief mit offenen Augen, kurzatmig,so mager und fahl, mit tiefliegenden,schwarz umringten Augen (...) Ich schaute,wie er schlief, und sagte mir, dass er so un-möglich noch sehr lange leben kann, erscheint viel zu krank! (...)Er wachte auf und beklagte sich (...)

(...) Er wachte auf und beklagte sich (...),dass er in der Nacht nicht geschlafen undsehr gelitten habe und dass er noch beimAufwachen leide.Er hat mir guten Tag gesagt (...)

Beim Aufwachen sieht er durch das Fenster,wie die Sonne immer noch an einem wol-kenlosen Himmel scheint, und er beginnt zuweinen und sagt, dass er nie mehr die Sonnedraußen sehen würde.

21

der Mann (Djami):Je sais les cieux crevant en éclairs, et lestrombes Et les ressacs et les courants: je saisle soir, l’Aube exaltée ainsi qu’un peuple decolombes, Et j’ai vu quelquefois ce quel’homme a cru voir!

J’ai vu le soleil bas, taché d’horreurs mysti-ques, Illuminant de longs figements violets,Pareil à des acteurs de drames très-antiquesLes flots roulant au loin leurs frissons de vo-lets!

J’ai rêve la nuit verte aux neiges éblouies,Baiser montant aux yeux des mers avec len-teurs, La circulation des sèves inouïes, Etl’eveil jaune et bleu des phosphores chan-teurs!

Die Frau (Isabelle) kehrt in den Raum zurück. Ihr Auftritt ist rätselhaftund deutungslos – »sparsamer« und weniger stofflich als zuvor. Im Unter-schied zu den Vokalsolisten ist ihre Erscheinungsform gleich geblieben.

die Frau (Isabelle):(fließend und sachlich – zum Publikum)Je suis entrée dans la chambre d’Arthur (...)U Il dormait les yeux ouverts, la respirationcourte, si maigre et si blême avec ses yeuxenfoncés et cercles de noir (...) Je le regar-dais dormir, en me disant qu’il est impossi-ble qu’il vive ainsi bien longtemps, il a l’airtrop malade! (...) il s’est éveillé en se plaignant (...)

Alle:Assez vu.La vision (...)

die Frau (Isabelle):(...) il s’est éveillé en se plaignant (...) den’avoir pas dormi de la nuit et d’avoir beau-coup souffert, et il souffre encoore en se ré-veillant.Il m’a dit bonjour (...)

Alle:Assez vu.

die Frau (Isabelle):En se réveillant, il regarde par la fenêtre lesoleil qui brille toujours dans un ciel sansnuages, et se met a pleurer en disant que ja-mais plus il ne verra le soleil dehors.

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Ich habe von einer grünen Nacht mit blen-dendem Schnee geträumt (...) Sonne (...)

Ich werde unter die Erde gehen, sagt er mir,und du, du wirst in der Sonne gehen.

Warum ist stumm der Himmel und uner-gründlich der Raum?

He! Ich will dich lehren wegzulaufen!

Hier, für dich, da du gehstDas ist für Sie, für mich, für alle!

22

der Mann (Djami):(an »seinem Ort«, geflüstert:)J’ai rêve la nuit verte aux neiges éblouies(...) soleil (...)

die Frau (Isabelle):(fortfahrend)

J’irai sous la terre, me dit-il, et toi tu mar-cheras dans le soleil.

die Vokalsolisten:le soleil!

Alle:Assez vu.Assez

die Frau (Isabelle):(schneller und aufgeregter als zuvor, dennoch nicht lauter)

... et toi tu marcheras dans le soleil!

mezzosoprano:... toi, tu marcheras dans le soleil!

die Vokalsolisten:Assez vu.

soprano drammatico:(gegen die »Chorwand« ansingend)Pourquoi l’azur muet et l’espace insondable?

soprano acuto:(...) et l’espace insondable?

Ein Statist stürzt aus der Seitenbühne in die Bühnenmitte ...

Statist:(sehr übererregt und heftig)Tiens, je t’apprendrai à vouloir partir! (... und verschwindet blitzschnell in der gegenüberliegenden Seitenbühne.)

die Solisten:Tiens, je t’apprendrai à vouloir partir!

Voilà pour toi, puisque tu pars! C’est pour vous, pour moi, pour tout le monde!

die Vokalsolisten:Assez vu.

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Nun droht die Strafe. – Vorwärts!

– Oh Venus, oh Göttin!Ich sehne mich nach den Zeiten der antikenJugend,Der wollüstigen Satyrn, der faunischen Tiere,Die, oh Götter, vor Liebe in die Rinden derZweige bissenUnd in den Seerosen die blonde Nympheküssten!Ich sehne mich nach den Zeiten, in denender Saft der Welt,Das Wasser des Flusses, das rötliche Blut dergrünen BäumeEin Universum in den Adern von Pan bilde-ten!Wo der grüne Boden unter seinen Bocks -füßen erbebte;Wo, sanft die helle Flöte küssend, seineLippeUnter dem Himmel die große Liebeshymnesang;

Die Vision begegnete mir unter allen Himmeln.

Was bin ich dumm!

23

tenore:(keuchend, in hohem Falsett)Assez!

voici la punition. – En marche!

An dieser Stelle eine bildgewaltige, kurze visuelle Reminiszenz an den3. Teil (»Une Saison en Enfer«). Protagonisten (Solisten, Vokalsolisten,Statisten und »Bilder«) stürmen mit Gewalt in den Raum und versuchen,sich seines zu bemächtigen – dies wie ein »flashlight«. Sofort löst sichdiese verdichtete Formation wieder auf und gibt den stillen Raum erneutfrei. Die Perspektive verändert sich.

die Vokalsolisten:Assez vu.

tenore:total unnatürlich in Ausdruck und Gestus, zwischen hysterischem und diabolischemFlüstern und grotesk übersteigerter Emphase, immer in hohem Falsett (»Sprecharie«)

– Ô Vénus, ô Déesse!Je regrette les temps de l’antique jeunesse, Des satyres lascifs, des faunes animaux,Dieux qui mordaient d’amour l’écorce desrameauxEt dans les nénufars baisaient la Nympheblonde!Je regrette les temps où la séve du monde, L’eau du fleuve, le sang rose des arbres vertsDans les veines de Pan mettaient un univers!Où le sol palpitait, vert, sous ses pieds dechèvre;Où, baisant mollement le clair syrinx, salèvre Modulait sous le ciel le grand hymned’amour;(heiser, tückisch, mit falschem und groteskemPathos)

De profundis Domine!

alle Anderen (außer Tenor):La vision s’est réncontrée dans tous les airs!

tenore:De profundis Domine! Er fällt (scheinbar) »tot« um ...... und richtet sich ruckartig wieder auf ... Suis-je bête!

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War es also das?

Und der Traum wird wieder lebendig.

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... und fällt erneut »tot« um. Statisten schleifen ihn an den Füßen auf die andere Seiteder Bühne, um den Körper zu entsorgen. Plötzlich entreißt er sich den Statisten, springtauf und keift ins Publikum: (heiseres, keuchendes Falsett)

De profundis Domine!

Rasende Bilder. Rastlose Bewegung. Wüste. Wind und Sand. Höchste(stumme) Aktivität der Bilder. Erschreckende Verstümmelungen. Die Bewegungen der Personen auf der Bühne vollziehen sich dagegen, wennüberhaupt, »verzweifelt« langsam.

basso und tenore befinden sich an weit auseinander gelegenen Positionen.Sie beginnen sich langsam aufeinander zuzubewegen.

Alle:airsles airs

tenore und basso haben sich erreicht. Sie sind ganz nah beieinander.

tenore:(total heiser, extremes Falsett, Stimme schnappt über)De profundis Domine! Er fällt wieder »tot« um.

basso:(sehr irreal, sanft, geflüstert)La vision (...)

Der basso legt sich langsam neben dem tenore nieder. Flach. Regungs-los.

Alle:La vision s’est rencontrée dans tous les airs.

Überblendung der »rasenden Wüstenbilder« ...

... in ein statisches Bild: Eis. Gletscherlandschaft. Bewegungslosigkeit. Auch die Zeit »friert ein«.

tenore:(auf dem Boden liegend, träumerisch ...)Était-ce donc ceci?

basso:(auf dem Boden liegend, träumerisch ...)Et le rêve fraichit.

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Beim Aufwachen sieht er durch das Fenster,(...) wie die Sonne immer noch an einemwolkenlosen Himmel scheint, und er beginntzu weinen und sagt, dass er die Sonne niemehr draußen sehen würde.

»Ich werde unter die Erde gehen, sagt er mir,und du, (...) du wirst in der Sonne gehen.«

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Alle:Assez eu.Rumeurs des villes, le soir, et au soleil, ettoujours.

Assez connu.Les arrêts de la vie. –

tenore und basso :Les arrêts de la vie. –

tenore und basso verlassen den Raum, lösen sich in der Tiefe des Raumesauf (oder werden Teil der »Gletscherlandschaft« – frieren ein).

Solisten:la vie

soprano lirico:Départ dans l’affection

alle Anderen:Départ dans l’affection et le bruit (...)

die Frau (Isabelle) kehrt noch einmal in den Raum zurück.Ihr Auftritt ist noch rätselhafter und deutungsloser als zuvor – noch »sparsamer« und gänzlich entstofflicht.

die Frau (Isabelle):(sehr ruhig, still, langsam – von Pausen durchsetzt)En se réveillant, il regarde par la fenêtre (sie deutet auf ein imaginäres (?) Fenster ...)le soleil qui brille toujours dans un ciel sansnuages, et se met à pleurer en disant que ja-mais plus il ne verra le soleil dehors.

alle Anderen:(wie ein Echo aus der Ferne, geflüstert)le soleil

die Frau (Isabelle):(noch schwächer, irreal)»J’irai sous la terre, me dit-il, et toi (...) tumarcheras dans le soleil!«

Langsam wendet sie sich ab und durchmisst mit ihren zögernden Schrittendie Weite des Raumes.

alle Anderen:(wie ein Echo aus der Ferne, geflüstert)soleil

die Solisten:(sehr zart, von fern ...)Départ

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eine Vokalsolistin:Assez connu.

die Solisten:Départ?

die Frau (Isabelle):(ein zarter, fragender Ruf )Départ?

Alles unbeweglich.

Die Frau verlässt den Raum. Ihr Verschwinden/Sich-Auflösen geschieht sorätselhaft und unwirklich wie ihr letztes Auftreten.

Alle:(wie mit letzter Kraft rufend)Départ!

eine Vokalsolistin:(sehr schwach und geheimnisvoll)Assez vu.

Noch einmal brechen plötzlich die »rasenden Bilder« in die Szene ein.Panische Beschleunigung.Stürzende Wort- und Textmassen.

die Solisten:Départ

Alle:neufs!

Der soprano drammatico wird plötzlich unsichtbar, verschwindet blitzartig!Der soprano acuto wird plötzlich unsichtbar, verschwindet blitzartig!Der soprano lirico bewegt sich an eine andere Position im Raum.Der mezzosoprano fällt in sich zusammen – entkörperlicht und »löst sichauf« in der Weite des Raumes.Alle 16 Vokalsolisten werden plötzlich unsichtbar, verschwinden blitzartig!

Die »rasenden Bilder« verlangsamen sich plötzlich und kommen schnellzum ...

... Stillstand!Absolute Regungslosigkeit!

Der Raum wird schwarz.Absolutes, nicht schattiertes Schwarz.Unergründliche (Raum-) Tiefe.Dann ein »Wanderer«, besser: ein Ruheloser, Umhergetriebener, derNicht-Angekommene:ausschließlich als Kopf, der sich selbst kaum bewegt.Wie ein blasser Mond im unvorstellbaren Schwarz einer Theaterbühne.

Dieser »Mond« spricht eine unverständliche (nicht zu verstehende) Sprache.Sie ist total synthetisch, zusammenhanglos, unheimlich, stumpf.

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Wundervoll, strahlend, aus der Mitte dergroßen MeereWirst du auftauchen, in das weite WeltallwerfendDie grenzenlose Liebe in einem grenzenlo-sen Lächeln!Die Welt wird erbeben, wie eine riesige Leier,Im Schaudern eines riesigen Kusses!

Es ist wahr, ich habe zuviel geweint. DieMorgendämmerung tut weh.Jeder Mond ist böse und jede Sonne machtleiden:Die bittere Liebe hat mich zu berauschenderErstarrung aufgebläht.Oh, wenn nur mein Kiel bersten würde! Oh,wenn ich ins Meer ginge!

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Die Vokalsolisten sind unsichtbar überall im Raum verteilt. Sie artikulie-ren äußerst zögernd die Fundstücke ihres akustischen Gedächtnisses, wieaus der Erinnerung von weiter Ferne zurückgeholt: einzelne Gesten,Worte, Flüsterklänge, Zeichen, Laute, einzelne Töne – äußerst sparsam,diskret, von großen Pausen durchsetzt, jeder für sich – wie einzelneppppp-Klangpunkte, die den Raum zuletzt noch bewohnen – total irreal,kaum wahrnehmbar, wie hinter Glas, unwirklich, un-fassbar, ohne »Ort«.Tautropfen nach dem Regen. »Feuchte Stille«. – Es scheint, als sei der un-ergründliche Raum wie mit einer durchlässigen Membran aus Lautenakustisch ausgeschlagen ...

Die Sprache des »Mondes« beginnt sich ganz allmählich aufzulösen, wirdimmer schwächer mit zunehmend größeren Pausen zwischen den (verein-zelten) Lauten.

Zuletzt ist der »Mond« nur noch ein toter, gasgefüllter Ballon.

soprano lirico:(ganz frei, still, introspektiv)Splendide, radieuse, au sein des grandesmersTu surgiras, jetant sur le vaste UniversL’Amour infini dans un infini sourire!Le Monde vibrera comme une immense lyreDans le frémissement d’un immense baiser!

Gleißend helles Licht tritt durch einen schmalen »Riss« hervor. Dieser begrenzte Lichtausschnitt ist von unerträglicher Helligkeit.»Löschendes« Weiß. (Erinnerungen an: Wüste/Gletscherlandschaften)

»Weiße Engel« (in Kindergestalt?) werden überall zwischen den Vokalso-listen sichtbar und bewegen sich auf den soprano lirico zu und begleitenihn aus dem Raum.Gleichzeitig bewegt sich der Mann (Djami) in das imaginäre Zentrum desRaumes.

der Mann (Djami):(ruhig und klar)Mais vrai, j’ai trop pleuré! Les Aubes sontnavrantes.Toute lune est atroce et tout soleil amer:L’âcre amour m’a gonflé de torpeurs envi-rantes.Ô que ma quille éclate! Ô que j’aille à la mer!

Der Mann bleibt.Und mit ihm die Worte.Im Raum.

Alle Perspektiven des Raumes (soweit überhaupt noch vorhanden) fallen.Alles darin, was sich noch bewegt, oder darin beweglich sein möchte, ver-brennt.

Im Licht!

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TextgewitterScène 1

1. Ma vie est usée. Allons! feignons, fai-néantons, ô pitié! Et nous existerons ennous amusant, en rêvant amours mons-tres et univers fantastiques, en nousplaignant et en querellant les appa-rences du monde, saltimbanque, men-diant, artiste, bandit, – prêtre! Sur monlit d’hôpital, l’odeur de l’encens m’estrevenue si puissante; gardien des aro-mates sacrés, confesseur, martyr ... Je reconnais là ma sale éducation d’en-fance. Puis quoi! ... Aller mes vingt ans,si les autres vont vingt ans ... Non! non! à présent je me révoltecontre la mort! Le travail paraît trop lé-ger à mon orgueil: ma trahison aumonde serait un supplice trop court. Audernier moment, j’attaquerais à droite,à gauche ...Alors, – oh! – chère pauvre âme, l’éter-nité serait-elle pas perdue pour nous!(L’Éclair, pp. 114–115)

2.Ne devinez-vous pas pourquoi je meursd’amour?La fleur me dit: salut: l’oiseau me dit bon-jour:Salut; c’est le printemps! c’est l’ange detendresse!Ne devinez-vous pas pourquoi je bousd’ivresse!Ange de ma grand-mère, ange de monberceau,Ne devinez-vous pas que je deviens oi-seau,Que ma lyre frissonne et que je bats del’aileComme hirondelle? ... (12 mai ... p. 195)

Mein Leben ist verbraucht. Gut so! Versuchenwir’s mal mit der Heuchelei, mit der Faulenze-rei, oh Jammer! Und ich will mein Dasein fris-ten, indem ich mich vergnüge, von ungeheuer-lichen Liebesabenteuern und phantastischenWelten träume, indem ich mich über alles be-klage und mit den Erscheinungen der Welt ha-dere, Seiltänzer, Bettler, Künstler, Bandit, –Priester! Auf meinem Krankenhausbett habeich den Weihrauchduft wieder so stark gero-chen: Bewahrer der heiligen Wohlgerüche, Be-kenner, Märtyrer ... Daran erkenne ich die schmutzige Erziehungmeiner Jugend wieder. Was noch! ... Noch mei-ne zwanzig Jahre leben, so gut, wie die ande-ren ihre zwanzig Jahre leben ... Nein! Nein! Gegenwärtig empöre ich mich gegenden Tod! Die Arbeit erscheint meinem Stolz alseine zu leichte Sache: mein Verrat an der Weltwäre eine zu kurze Marter. Im letzten Augen-blick würde ich nach rechts oder links ausholen... Dann aber, – oh! –liebe arme Seele, wäre danndie Ewigkeit nicht für mich verloren?

Erraten Sie nicht, warum ich vor Liebe sterbe?Die Blume begrüßt mich, der Vogel sagt mirguten Tag:Hallo; es ist Frühling! es ist der zärtliche Engel!Erraten Sie nicht, warum es in mir brodelt vorTrunkenheit ...!Engel meiner Großmutter, Engel meiner Wiege,Erraten Sie nicht, dass ich zum Vogel werde,Dass meine Leier zittert und ich die Flügel schlageWie die Schwalbe? ...

Anhang zum Libretto

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3.Connais-je encore la nature? meconnais-je? – Plus de mots. J’ensevelisles morts dans mon ventre. Cris, tam-bour, danse, danse, danse, danse! Je nevois même pas l’heure où, les blancsdébarquant, je tomberai au néant.Faim, soif, cris, danse, danse, danse,danse! (pp. 97–98)

4.L’étoile a pleuré rose au cœur de tesoreilles,L’infini roulé blanc de ta nuque à tesreinsLa mer a perlé rousse à tes mammesvermeillesEt l’Homme saigné noir à ton flanc sou-verain. (Voyelles, p. 53)

5.Je suis complètement paralysé: donc jedésire me trouver de bonne heure àbord. Dites-moi à quelle heure je doisêtre transporté à bord ... (p. 708)

6.MonsieurExcusez mon importunité: mais unjournal de Paris, L’Écho de Paris, publieune nouvelle dont l’authenticité ne meparaît pas certaine: il raconte que votrefrère, M. Arthur Rimbaud, serait mort àMarseille, et que son corps, transportéà Charleville, y aurait été inhumé le 23novembre qui vient de s’écouler.Je vous serais bien reconnaissant, Mon-sieur, de me faire savoir si cette nou-velle est fausse, ce que j’espère, et, entout cas, si vous me permettez d’entreren correspondance avec vous afin devous demander quelques renseigne-ments sur votre frère, renseignementsqui me seraient nécessaires pour une

Kenne ich die Natur noch? Kenne ich mich? –Kein Wort mehr. Ich begrabe die Toten in mei-nem Bauch. Schreie, Trommeln, Tanz, Tanz,Tanz, Tanz! Ich sehe nicht einmal die Stunde, inder die Weißen aus dem Schiff steigen und ichins Nichts fallen werde.Hunger, Durst, Schreie, Tanz, Tanz, Tanz, Tanz!

Der Stern in deiner Ohren Tiefe weinte rosigeTränen,Unendlichkeit floss weiß vom Nacken dir zudeiner Lende,Das Meer an deine Purpurbrust warf rote Per-lensträhnen,Der Mann goss, Herrin, deinem Schoss seinschwarzes Blut als Spende.

Ich bin vollkommen gelähmt: ich möchte michalso beizeiten an Bord einfinden. Sagen Siemir, um wie viel Uhr ich an Bord geschafft wer-den soll ...

Sehr geehrter Herr,entschuldigen Sie meine Aufdringlichkeit, abereine Pariser Zeitung, L’Écho de Paris, verbreiteteine Nachricht, deren Wahrheitsgehalt mirnicht gegeben scheint: Es wird gesagt, dass IhrBruder, Herr A. Rimbaud, in Marseille gestorbenund dass seine Leiche nach Charleville gebrachtund dort am vergangenen 23. November begra-ben worden sei.Ich wäre Ihnen sehr verbunden, sehr geehrterHerr, wenn Sie mir mitteilen könnten, ob dieseMeldung falsch ist, was ich hoffe, und ob Siemir jedenfalls erlauben, mit Ihnen in Briefkon-takt zu treten, um Sie um ein paar Informatio-nen über Ihren Bruder zu bitten, Informatio-nen, die ich für eine Studie brauche, die ichihm zu widmen gedenke.

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étude que j’ai l’intention de lui consa-crer.Je voudrais également publierquelques articles de journal sur lui.En attendant la faveur d’une réponse,je vous prie de me croire votre respec-tueux (p. 708)

7.– Splendide, radieuse, au sein desgrandes mersTu surgiras, jetant sur le vaste UniversL’Amour infini dans un infini sourire!

8.Le Monde vibrera comme une immenselyreDans le frémissement d’un immensebaiser!

9.– Le Monde a soif d’amour: Tu viendras l’apaiser.

10.– Pourquoi l’azur muet et l’espace in-sondable?Pourquoi les astres d’or fourmillantcomme un sable?

Et tous ces mondes-là, que l’éther vasteembrasse,Vibrent-ils aux accents d’une éternellevoix?

11.– Et l’Homme, peut-il voir? peut-il dire:Je crois?La voix de la pensée est-elle plus qu’unrêve?

12.– Et l’horizon s’enfuit d’une fuite éter-nelle! ... (p. 9)

Ich möchte auch einige Zeitungsartikel überihn veröffentlichen.In der Erwartung, dass Sie mir eine Antwortgewähren, grüße ich Sie mit vorzüglicherHochachtung

– Wundervoll, strahlend, aus der Mitte dergroßen MeereWirst du auftauchen, in das weite Weltall wer-fendDie grenzenlose Liebe in einem grenzenlosenLächeln!

Die Welt wird erbeben, wie eine riesige Leier,

Im Schaudern eines riesigen Kusses!

– Die Welt dürstet nach Liebe: Du wirst diesenDurst stillen.

– Warum ist stumm der Himmel und uner-gründlich der Raum?Warum wie Sand das goldene Gewimmel derSterne?

Und alle diese Welten im weiten Äther:

Erzittern sie zu Tönen einer ewigen Stimme?

– Und der Mensch, kann er sehen? Kann er sagen: Ich glaube?– Ist die Stimme der Gedanken mehr als einTraum?

– Und der Horizont entflieht auf ewig! ...

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13.Tu as tort, cette fois, et très tort. D’abordrien de positif dans ta lettre: ta femmene viendra pas ou viendra dans troismois, trois ans, que sais-je? Quant à cla-quer, je te connais. Tu vas donc, en at-tendant ta femme et ta mort, te déme-ner, errer, ennuyer des gens. Quoi, toi, tun’as pas encore reconnu que les colèresétaient aussi fausses d’un côté que del’autre! Mais c’est toi qui aurais les der-niers torts, puisque, même après que jet’ai rappelé, tu as persisté dans tes fauxsentiment[s]. Crois-tu que ta vie seraplus agréable avec d’autres que moi: Ré-fléchis-y! – Ah! certes non! – Avec moi seul tu peux être libre, [...] re-songe à ce que tu étais avant de meconnaître.Le seul vrai mot, c’est: reviens, je veuxêtre avec toi, je t’aime. Si tu écoutescela, tu montreras du courage et un es-prit sincère.Autrement, je te plains. (pp. 271–272)

14.Tu veux revenir à Londres! Tu ne saispas comme tout le monde t’y recevrait![...] Dis-moi ton idée bien sincère.Veux-tu retourner à Londres pour moi?Et quel jour? Est-ce ma lettre qui teconseille? Mais il n’y a plus rien dans lachambre. – Tout est vendu, sauf un pa-letot. [...] Mais le linge est encore chezla blanchisseuse, et j’ai conservé un tasde choses pour moi: cinq gilets, toutesles chemises, des livres et manuss sonten sûreté. En somme, il n’y a de venduque tes pantalons, noir et gris, un pale-tot et un gilet, le sac et la boîte à cha-peau. Mais pourquoi ne m’écris-tu pas,à moi?Oui, cher petit, je vais rester une se-maine encore. Et tu viendras, n’est-cepas? dis-moi la vérité. Tu aurais donné

Dieses Mal irrst du dich, und zwar sehr. Erst malnichts Positives in deinem Brief: deine Frau wirdnicht kommen oder in drei Monaten kommen, indrei Jahren, was weiß ich? Was deine Unmäßig-keit betrifft, so kenne ich dich. Auf deine Frauund deinen Tod wartend, gehst du hin, regst dichauf, irrst herum, belästigst die Leute. Du hastaber noch nicht erkannt, dass die Wut auf der ei-nen Seite genauso falsch war wie auf der andern!Aber am Ende wirst nicht du recht behalten, weildu sogar, nachdem ich dich ermahnt habe, andeinen falschen Gefühlen festgehalten hast.Glaubst du, dein Leben wird einfacher sein mitandern Leuten als mit mir? Denk darüber nach! –Ah, wirklich nicht! – Nur mit mir kannst du freisein, [...] denk noch einmal darüber nach, wasdu warst, bevor du mich kennen lerntest.Das einzige wahre Wort ist: komm zurück, ichmöchte bei dir sein, ich liebe dich. Wenn du dashörst, wirst du Mut zeigen und eine ehrliche Ge-sinnung.Wenn nicht, klage ich dich an.

Du willst nach London zurückkommen! Duweißt gar nicht, wie alle dich da aufnehmenwerden! [...] Sage mir ganz offen deine Idee.Willst du wegen mir nach London zurückkeh-ren? Und an welchem Tag? Hat mein Brief dirdazu geraten? Aber in dem Zimmer ist nichtsmehr. – Alles ist verkauft, außer einem Mantel.[...] Immerhin ist noch Wäsche bei der Wäsche-rin und ich habe für mich einen Haufen Dingeaufbewahrt: fünf Westen, alle Hemden, Bücherund Manuskripte sind in Sicherheit. Alles in al-lem wurden nur deine Hosen verkauft, dieschwarze und graue, ein Mantel und eine Wes-te, die Tasche und die Hutschachtel. Aber wa-rum schreibst du mir denn nicht?Ja, mein Kleiner, ich werde noch eine Wochebleiben. Und du wirst kommen, nicht wahr?Sag mir die Wahrheit. Du hättest ein ermuti-gendes Zeichen gegeben. Ich hoffe, dass das

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une marque de courage. J’espère quec’est vrai. Sois sûr de moi, j’aurai trèsbon caractère. À toi. Je t’attends. (p. 275)

15.L’automne déjà! – Mais pourquoi re-gretter un éternel soleil, si noussommes engagés à la découverte de laclarté divine, – loin des gens qui meu-rent sur les saisons. L’automne. [...]– Quelquefois je vois au ciel des plagessans fin couvertes de blanches nationsen joie. Un grand vaisseau d’or, au-des-sus de moi, agite ses pavillons multi-co-lores sous les brises du matin. J’ai créétoutes les fêtes, tous les triomphes, tousles drames. J’ai essayé d’inventer denouvelles fleurs, de nouveaux astres, denouvelles chairs, de nouvelles langues.J’ai cru acquérir des pouvoirs surnatu-rels. Eh bien! je dois enterrer mon ima-gination et mes souvenirs! Une bellegloire d’artiste et de conteur emportée!Moi! moi qui me suis dit mage ou ange,dispensé de toute morale, je suis renduau sol, avec un devoir à chercher, et laréalité rugueuse à étreindre! Paysan!Suis-je trompé? la charité serait-ellesœur de la mort, pour moi? Enfin, je demanderai pardon pourm’être nourri de mensonge. Et allons.Mais pas une main amie! et où puiser lesecours? (pp. 115–116)

16.I. Depuis un an, j’habite Londres avecle sieur Verlaine. Nous faisions des cor-respondances pour les journaux et don-nions des leçons de français. Sa sociétéétait devenue impossible, et j’avais ma-nifesté le désir de retourner à Paris.Il y a quatre jours, il m’a quitté pour venirà Bruxelles et m’a envoyé un télégramme

wahr ist. Sei sicher, was mich betrifft: ich wer-de ein sehr gutes Wesen zeigen.Ganz der Deine. Ich warte auf dich.

Schon ist Herbst! – Aber warum einer unendli-chen Sonne nachtrauern, wenn wir die göttli-che Klarheit entdecken wollen, – weit weg vonden Leuten, die über die Jahreszeiten sterben.Der Herbst. [...]

– Manchmal sehe ich am Himmel einen Strand,weithin bedeckt mit hellen, heiteren Nationen.Und über mir ein großes goldenes Schiff mitwehenden, bunten Fahnen unter der Brise desMorgens. Ich schuf jedes Fest, alle Siege, alleDramen. Ich habe versucht, neue Blumen zu er-finden, neue Sterne, neue Leiber, neue Spra-chen! Ich glaubte, übernatürliche Kräfte zu be-sitzen. Nun gut! Ich muss meine Traumbilderund Erinnerungen begraben. Den schönenRuhm des Poeten und hochfliegenden Rhapso-den!Ich, der ich mich Magier nannte oder Engel,enthoben jeder Moral, ich bin der Erde nun zu-rückgegeben, um meine Pflicht zu suchen undzu umfassen, was die raue Wirklichkeit ist!Bauer sein!Irre ich mich? Wäre die Liebe zum Nächsten fürmich eine Schwester des Todes?Ich bitte um Vergebung, da meine Nahrung dieLüge war. Und gehe weiter.Wo aber gibt es die Hand eines Freundes? Wowäre Hilfe?

Seit einem Jahr wohne ich in London bei HerrnVerlaine. Wir waren als Korrespondenten fürZeitungen tätig und erteilten Französischunter-richt. Der Umgang mit ihm war unmöglich ge-worden, und ich hatte den Wunsch geäußert,nach Paris zurückzukehren.Vor vier Tagen hat er mich verlassen, um nachBrüssel zu gehen, und er hat mir ein Tele-

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pour venir le rejoindre. Je suis arrivé de-puis deux jours, et suis allé me loger aveclui et sa mère, rue des Brasseurs, no. I. Jemanifestais toujours le désir de retournera Paris. Il me répondait:»Oui, pars, et tu verras!”Ce matin, il est allé acheter un revolverau passage des Galeries Saint-Hubert,qu’il m’a montré à son retour, vers midi.Nous sommes allés ensuite à la Maisondes Brasseurs, Grand’Place, où nousavons continué à causer de mon départ.Rentrés au logement vers deux heures,il a fermé la porte à clef, s’est assis de-vant; puis, armant son revolver, il en atiré deux coups en disant: »Tiens! Je t’apprendrai à vouloir partir!«

Ces coups de feu ont été tirés à troismètres de distance; le premier m’ablessé au poignet gauche, le second nem’a pas atteint. Sa mère était présenteet m’a porté les premiers soins. Je mesuis rendu ensuite à L’Hôpital Saint-Jean, où l’on m’a pansé. J’étais accom-pagné par Verlaine et sa mère. Le pan-sement fini, nous sommes revenus toustrois à la maison. Verlaine me disaittoujours de ne pas le quitter et de resteravec lui; mais je n’ai pas voulu consentiret suis parti vers sept heures du soir, ac-compagné de Verlaine et de sa mère.Arrivé aux environs de la Place Rouppe,Verlaine m’a devancé de quelques pas,puis il est revenu vers moi: je l’ai vumettre sa main en poche pour saisir sonrevolver; j’ai fait demi-tour et suis re-venu sur mes pas. J’ai rencontré l’agentde police à qui j’ai fait part de ce quim’était arrivé et qui a invité Verlaine àle suivre au bureau de police.Si ce dernier m’avait laissé partir libre-ment, je n’aurais pas porté plainte à sacharge pour la blessure qu’il m’a faite.(pp. 276-7)

gramm geschickt, ich solle nachkommen. Ichbin vor zwei Tagen eingetroffen und habe beiihm und seiner Mutter Quartier genommen,rue des Brasseurs Nr.1. Ich äußerte immer wie-der den Wunsch, nach Paris zurückzukehren. Er antwortete mir:»Dann geh, du wirst schon sehen!«Heute morgen ging er sich in der Passage derGaleries Saint-Hubert einen Revolver kaufen,den er mir bei seiner Rückkehr gegen Mittagzeigte. Wir sind dann in das Maison des Brasse-urs, Grand-Place, gegangen, wo wir unsere Un-terhaltung über meine Abreise fortsetzten. Alswir gegen vierzehn Uhr wieder in der Wohnungwaren, verschloss er die Türe mit dem Schlüsselund setzte sich davor; dann entsicherte er sei-nen Revolver, schoss zweimal und sagte:»Ha! Ich werde dich lehren wegzulaufen!«Diese Schüsse wurden aus drei Metern Distanzabgegeben; der erste hat mich am linkenHandgelenk verletzt, der zweite hat mich nichtgetroffen. Seine Mutter war dabei und leisteteErste Hilfe. Ich begab mich dann in die KlinikSaint-Jean, wo man mir einen Verband anleg-te. Ich wurde von Verlaine und seiner Mutterbegleitet. Nachdem ich verbunden wordenwar, kehrten wir alle drei nach Hause zurück.Verlaine sagte immer wieder, dass ich ihn nichtverlassen und bei ihm bleiben solle; aber ichwollte das nicht und bin gegen neunzehn Uhrgegangen, begleitet von Verlaine und seinerMutter. In der Nähe der Place Rouppe überhol-te mich Verlaine um ein paar Schritte unddrehte sich zu mir um: ich sah ihn seine Handin die Tasche stecken, um nach seinem Revol-ver zu greifen; ich machte eine halbe Drehungund kehrte um. Ich begegnete einem Polizei-beamten und teilte ihm mit, was mir widerfah-ren war, und er forderte Verlaine auf, ihm aufdie Polizeistation zu folgen.Wenn Letzterer mich frei hätte gehen lassen,hätte ich ihn nicht wegen der Verletzung ange-zeigt, die er mir zugefügt hat.

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17.II. Depuis deux ans environ, le sieurRimbaud vit aux dépens de mon fils, le-quel a à se plaindre de son caractèreacariâtre et méchant: il l’a connu à Pa-ris, puis à Londres. Mon fils est venu àBruxelles il y a quatre jours. À peine ar-rivé, il a reçu une lettre de Rimbaud,afin de pouvoir venir l’y rejoindre. Il y arépondu affirmativement par dépêchetélégraphique, et Rimbaud est venu lo-ger avec nous depuis deux jours. Cematin, mon fils, qui a l’intention devoyager, a fait l’achat d’un revolver.Après la promenade, ils sont rentrés àla maison vers deux heures. Une discus-sion s’est élevée entre eux. Mon fils asaisi son revolver et en a tiré deuxcoups sur son ami Rimbaud: le premierl’a blessé au bras gauche, le second n’apas été tiré sur lui. Néanmoins nousn’avons pas trouvé les balles. Aprèsavoir été pansé à l’Hôpital Saint-Jean,Rimbaud témoignant le désir de re-tourner à Paris, je lui ai donné vingtfrancs, parce qu’il n’avait pas d’argent.Puis, nous sommes allés pour le recon-duire à la gare du Midi, lorsqu’il s’estadressé à l’agent de police pour fairearrêter mon fils, qui n’avait pas de ran-cune contre lui et avait agi dans un mo-ment d’égarement. (pp. 277–278)

18.III. Je suis arrivé à Bruxelles depuisquatre jours, malheureux et désespéré.Je connais Rimbaud depuis plus d’uneannée. J’ai vécu avec lui à Londres, quej’ai quitté depuis quatre jours pour ve-nir habiter Bruxelles, afin d’être plusprès de mes affaires, plaidant en sépa-ration avec ma femme habitant Paris,laquelle prétend que j’ai des relationsimmorales avec Rimbaud.

Seit ungefähr zwei Jahren lebt Herr Rimbaudauf Kosten meines Sohnes, der mit einem zän-kischen und bösen Charakter geschlagen ist: siehaben sich in Paris und London kennen gelernt.Vor vier Tagen ist mein Sohn nach Brüssel ge-kommen. Kurz nach seiner Ankunft erhielt ereinen Brief von Rimbaud, ob dieser nachkom-men könne. Er hat telegrafisch seine Zustim-mung gegeben, und seit zwei Tagen wohntRimbaud bei uns. Heute Morgen hat sich meinSohn, der die Absicht hat zu reisen, einen Re-volver gekauft. Nach einem Spaziergang sinddie beiden gegen vierzehn Uhr nach Hause ge-kommen. Es kam zu einer Auseinandersetzungzwischen ihnen. Mein Sohn zog den Revolverund gab zwei Schüsse auf seinen Freund Rim-baud ab: der erste verletzte ihn am linken Arm,der zweite traf ihn nicht. Trotzdem fanden wirkeine Kugeln. Nachdem er in der Klinik Saint-Jean verbunden worden war, äußerte Rimbaudden Wunsch, nach Paris zurückzukehren, ichgab ihm zwanzig Francs, da er kein Geld hatte.Dann haben wir ihn zum Gare du Midi beglei-tet, als er sich an einen Polizeibeamten wandte,um meinen Sohn verhaften zu lassen, der kei-nen Groll gegen ihn hegte und in einem Mo-ment der Verwirrung gehandelt hatte.

Ich bin vor vier Tagen in Brüssel angekommen,unglücklich und verzweifelt. Ich kenne Rim-baud seit mehr als einem Jahr. Ich habe mitihm in London gelebt, das ich vor vier Tagenverlassen habe, um nach Brüssel zu ziehen, da-mit ich näher bei meinen Geschäften bin, aufTrennung von meiner Frau klagend, die in Pariswohnt und mir vorwirft, ich hätte ein unmora-lisches Verhältnis mit Rimbaud.

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J’ai écrit à ma femme que si elle ne ve-nait pas me rejoindre dans les troisjours je me brûlerais la cervelle; et c’estdans ce but que j’ai acheté le revolverce matin au passage des Galeries Saint-Hubert, avec la gaine et une boîte decapsules, pour la somme de 23 francs.Depuis mon arrivée à Bruxelles, j’aireçu une lettre de Rimbaud qui me de-mandait de venir me rejoindre. Je lui aienvoyé un télégramme disant que jel’attendais; et il est arrivé il y a deuxjours. Aujourd’hui, me voyant malheu-reux, il a voulu me quitter. J’ai cédé àun moment de folie et j’ai tiré sur lui. Iln’a pas porté plainte à ce moment. Jeme suis rendu avec lui et ma mère àl’hôpital Saint-Jean pour le faire panseret nous sommes revenus ensemble.Rimbaud voulait partir à toute force.Ma mère lui a donné vingt francs pourson voyage; et c’est en le conduisant àla gare qu’il a prétendu qui je voulais letuer. (p. 278)

19.IV. Je ne sais pas au juste ce qui s’estpassé dans la journée d’hier. J’avais écrità ma femme qui habite Paris de venirme rejoindre, elle ne m’a pas répondu;d’autre part, un ami auquel je tiensbeaucoup était venu me rejoindre àBruxelles depuis deux jours et voulaitme quitter pour retourner en France;tout cela m’a jeté dans le désespoir, j’aiacheté un revolver dans l’intention deme tuer. En rentrant à mon logement,j’ai eu une discussion avec cet ami: mal-gré mes instances, il voulait me quitter;dans mon délire, je lui ai tiré un coup depistolet qui l’a atteint à la main. J’aialors laissé tomber le revolver, et le se-cond coup est parti accidentellement.J’ai eu immédiatement le plus vif re-mords de ce que j’avais fait; ma mère et

Ich habe meiner Frau geschrieben, dass ich mirdas Gehirn verbrennen werde, wenn sie nichtinnerhalb von drei Tagen herkommt; zu diesemZweck habe ich nämlich heute morgen in derPassage der Galeries Saint-Huber einen Revol-ver gekauft, mit einem Futteral und einerSchachtel mit Kapseln, für den Betrag von 23Francs.Seit ich in Brüssel bin, habe ich von Rimbaudeinen Brief bekommen, in dem er mich fragt,ob er herkommen könne. Ich habe ihm ein Te-legramm geschickt und gesagt, dass ich ihn er-warte; und er ist vor zwei Tagen angekommen.Heute wollte er mich verlassen, als er sah, wieunglücklich ich bin. Ich erlag einem Anfall vonWahnsinn und schoss auf ihn. Er hat nichtgleich gegen mich geklagt. Ich habe mich mitihm und meiner Mutter in die Klinik Saint-Jeanbegeben, um ihn verbinden zu lassen, und wirsind wieder zusammen zurückgekehrt. Rim-baud wollte unbedingt abreisen. Meine Muttergab ihm für seine Reise zwanzig Francs; undals ich ihn zum Bahnhof begleitete, warf er mirvor, dass ich ihn hätte töten wollen.

Ich weiß nicht genau, was am gestrigen Tagpassiert ist. Ich hatte meiner Frau, die in Pariswohnt, geschrieben, dass sie herkommen solle,und sie hat mir nicht geantwortet; auf der an-deren Seite ist ein Freund, an dem ich sehr hän-ge, vor zwei Tagen in Brüssel eingetroffen undwollte mich gleich wieder verlassen, um nachFrankreich zurückzukehren; all dies hat mich inVerzweiflung gestürzt, ich habe einen Revolvergekauft mit der Absicht, mich umzubringen. Aufdem Weg nach Hause kam es zu einer Auseinan-dersetzung mit diesem Freund: ungeachtetmeines Drängens wollte er mich verlassen; inmeinem Wahn habe ich mit dem Revolver aufihn geschossen und ihn an der Hand getroffen.Ich habe dann den Revolver fallen lassen, undder zweite Schuss hat sich zufällig gelöst. Ichhatte sogleich stärkste Gewissensbisse wegenmeiner Tat; meine Mutter und ich haben Rim-

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moi nous avons conduit Rimbaud à l’Hô-pital pour le faire panser; la blessureétait sans importance. Malgré mon in-sistance, il a persisté dans sa résolutionde retourner en France. Hier soir, nousl’avons conduit à la gare du Midi. Che-min faisant, je renouvelai mes ins-tances; je me suis même placé devantlui, comme pour l’empêcher de conti-nuer sa route, et je l’ai menacé de mebrûler la cervelle; il a compris peut-êtreque je le menaçais lui-même, mais cen’était pas mon intention. (p. 279)

20.V. [...] j’arrivai à Bruxelles mardi matin,et je rejoignis Verlaine. Sa mère étaitavec lui. Il n’avait aucun projet déter-miné: il ne voulait pas rester à Bruxelles,parce qu’il craignait qu’il n’y eût rien àfaire dans cette ville; [...] Il était dans unétat d’exaltation très grande. Cependantil insistait beaucoup auprès de moi pourque je restasse avec lui: tantôt il étaitdésespéré, tantôt il entrait en fureur. Iln’y avait aucune suite dans ses idées.[...] Il était fort surexcité.Pendant que nous étions ensemble dansnotre chambre, il descendit encore plu-sieurs fois pour boire des liqueurs; [...]Alors, [...], il ferma à clef la porte de lachambre [...] et il s’assit sur une chaisecontre cette porte. J’étais debout, adossécontre le mur d’en face. Il me dit alors:»Voilà pour toi, puisque tu pars!« [...] ildirigea son pistolet sur moi et m’en lâ-cha un coup qui m’atteignit au poignetgauche; le premier coup fut presque ins-tantanément suivi d’un second, maiscette fois l’arme n’était plus dirigée versmoi, mais abaissée vers le plancher.Verlaine exprima immédiatement le plusvif désespoir de ce qu’il avait fait; il seprécipita dans la chambre contigu ë oc-cupée par sa mère, et se jeta sur le lit. Il

baud in die Klinik geführt, um ihn verbinden zulassen; die Verletzung war unbedeutend. Unge-achtet meiner Bitten blieb er bei seinem Ent-schluss, nach Frankreich zurückzukehren. Ges-tern Abend begleiteten wir ihn zum Gare du Mi-di. Auf dem Hinweg drang ich weiter auf ihnein; ich habe mich sogar vor ihm aufgebaut, wieum ihn am Weitergehen zu hindern, und ich ha-be damit gedroht, mir das Gehirn zu verbren-nen; vielleicht hat er gedacht, dass er selber vonmir bedroht werde, aber das war nicht meineAbsicht.

[...] ich kam am Dienstagmorgen in Brüssel anund traf wieder mit Verlaine zusammen. SeineMutter war bei ihm. Er hatte keine bestimmtenPläne: er wollte nicht in Brüssel bleiben, denner fürchtete, in dieser Stadt nichts zu tun zu ha-ben; [...] er war in einem Zustand größter Erre-gung. Dabei drängte er mich nachdrücklich, beiihm zu bleiben: bald war er verzweifelt, baldwurde er wütend. Es gab keine Folgerichtigkeitin seinen Ideen. [...] Er war ganz überreizt.Während wir zusammen in unserem Zimmerwaren, ging er noch einige Male runter, umSchnaps zu trinken; [...] Dann [...] verschloss erdie Zimmertüre mit dem Schlüssel [...] undsetzte sich auf einen Stuhl vor die Tür. Ich standmit dem Rücken an die gegenüberliegendeWand gelehnt. Dann sagte er zu mir: »Hier, fürdich, da du gehst!« [...] Er richtete die Pistoleauf mich und ließ einen Schuss los, der mich amlinken Handgelenk traf; auf den ersten Schussfolgte fast zeitgleich ein zweiter, doch diesesMal war die Waffe nicht auf mich gerichtet, son-dern gegen den Fußboden.Verlaine äußerte sogleich das größte Bedauerndarüber, was er getan hatte; er stürzte in dasangrenzende, von seiner Mutter bewohnte Zim-mer und warf sich auf das Bett. Er war demWahnsinn nahe: er drückte mir die Pistole in dieHände und forderte mich auf, auf meine Schläfe

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était comme fou: il me mit son pistoletentre les mains et m’engagea à le lui dé-charger sur la tempe. Son attitude étaitcelle d’un profond regret de ce qui luiétait arrivé. [...] La blessure me paraissant peugrave, je manifestai l’intention de merendre le soir même en France, à Char-leville, auprès de ma mère. Cette nou-velle jeta Verlaine de nouveau dans ledésespoir. [...] il mit tout en Suvre pourme retenir; d’autre part, il avaitconstamment la main dans la poche deson habit où était son pistolet. [...]C’est alors que j’ai prié un agent de police de l’arrêter. (pp. 281 – 282)

21.Aden est un roc affreux, sans un seulbrin d’herbe ni une goutte d’eau bonne:on boit l’eau de mer distillée. La cha-leur y est excessive, surtout en juin etseptembre qui sont les deux canicules.La température constante, nuit et jour,d’un bureau très frais et très ventilé estde 35 degrés. Tout est très cher et ainside suite. Mais, il n’y a pas: je suiscomme prisonnier ici et, assurément, ilme faudra y rester au moins trois moisavant d’être un peu sur mes jambes oud’avoir un meilleur emploi. (p. 314)

22.CasquetteDe moire,QuéquetteD’ivoire,

ToiletteTrès noire,Paul guetteL’armoire,

ProjetteLanguette

zu feuern. Seine Haltung drückte tiefstes Be-dauern darüber aus, was ihm widerfahren war.[...] Da mir die Verletzung harmlos schien, äu-ßerte ich die Absicht, mich noch am selbenAbend nach Frankreich, nach Charleville, zumeiner Mutter zu begeben. Diese Mitteilungstürzte Verlaine von neuem in Verzweiflung.[...] Er unternahm alles, um mich zurückzuhal-ten; er hatte aber wiederum die Hand in der Ta-sche seines Anzugs, wo seine Pistole war. [...]Da bat ich einen Polizeibeamten, ihn zu verhaf-ten.

Aden ist ein schreckliches Felsgestein, ohne ei-nen einzigen Grashalm oder einen guten TropfenWasser: man trinkt destilliertes Meerwasser. DieHitze ist kolossal, vor allem im Juni und Septem-ber, den Hundstagen. Die Temperatur in einemsehr kühlen und gut gelüfteten Büro bleibt bei35 Grad, Tag und Nacht. Alles ist sehr teuer undso weiter. Aber darauf kommt es nicht an: ichbin hier wie ein Gefangener, und ich brauche be-stimmt noch mindestens drei Monate, ehe ichwieder ein wenig auf die Beine komme oder ei-ne bessere Beschäftigung habe.

Mütze mitMoiré-Muster,Junger PenisAus Elfenbein,

KleidungIn tiefem Schwarz,Paul späht inDen Schrank,

Wirft dasZünglein

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Sur poire,

S’apprêteBaguette,Et foire. (pp. 210–211)

23.Monsieur,Au moment où je vous écris, j’espère quele calme et la réflexion sont revenusdans votre esprit. [...] j’ignore quellessont vos disgrâces avec Arthur, mais j’aitoujours prévu que le dénouement devotre liaison ne devait pas être heureux.Pourquoi? me demanderez-vous. Parceque ce qui n’est pas autorisé, approuvépar de bons et honnêtes parents, ne doitpas être heureux pour les enfants. Vous,jeunes gens, vous riez et vous vous mo-quez de tout, mais il n’est pas moins vraique nous avons l’expérience pour nous,et chaque fois que vous ne suivrez pasnos conseils vous serez malheureux.Vous voyez que je ne vous flatte pas, jene flatte jamais ceux que j’aime. Vousvous plaignez de votre vie malheureuse,pauvre enfant! Sauvez-vous ce que serademain? Espérez donc! [...]Faites comme moi, cher Monsieur: soyezfort et courageux contre toutes les af-flictions; chassez de votre cSur toutesles mauvaises pensées, luttez, luttezsans relâche contre ce qu’on appelle l’in-justice du sort; et vous verrez que lemalheur se lassera de vous poursuivre,vous redeviendrez heureux. Il faut aussitravailler beaucoup, donner un but à vo-tre vie; vous aurez sans doute encorebien des jours mauvais; mais quelle quesoit la méchanceté des hommes, ne dés-espérez jamais de Dieu. Lui seul consoleet guérit, croyez-moi. [...]Je vous serre la main, et ne vous dis pasadieu, j’espère bien vous voir un jour.(pp. 273–275)

Auf Birne,

Hält sich bereitBaguetteund Markt.

Sehr geehrter Herr,in diesem Moment, in dem ich Ihnen schreibe,hoffe ich, dass wieder Ruhe und Besinnung inIhren Geist eingekehrt sind. [...] Ich weiß zwarnicht, welch misslicher Vorfall sich zwischen Ih-nen und Arthur abgespielt hat, doch habe ichimmer geahnt, dass es nicht glücklich ausgehenkann, wenn Sie Ihr Verhältnis beenden. Warum?werden Sie mich fragen. Weil das, was von gu-ten und ehrbaren Eltern nicht gutgeheißen, ge-billigt wird, für die Kinder nicht von Glück seindarf. Ihr jungen Leute lacht und spottet über al-les, aber richtig ist auch, dass wir dafür unsereErfahrungen haben, und jedes Mal, wenn ihrunseren Ratschlägen nicht folgt, werdet ihr un-glücklich sein. Sie sehen, ich schmeichle Ihnennicht, ich schmeichle nie denen, die ich liebe.Sie beklagen sich über Ihr unglückliches Leben,armes Kind! Wissen Sie, was morgen sein wird?Verlieren Sie ja nicht die Hoffnung! [...]Machen Sie es wie ich, mein lieber Herr: seienSie stark und mutig gegenüber allen Unglücks;verjagen Sie alle schlechten Gedanken aus Ih-rem Herzen, kämpfen Sie, kämpfen Sie ohneUnterlass gegen das, was man ein ungerechtesLos nennt; und Sie werden sehen, dass das Un-glück es überdrüssig werden wird, Sie zu verfol-gen, und Sie werden wieder glücklich sein. Manmuss auch viel arbeiten, dem Leben einen Sinngeben; Sie werden zweifellos noch vieleschlechte Tage haben; doch wie böse auch im-mer die Menschen sind, geben Sie nie Gott auf.Er allein tröstet und heilt, glauben Sie mir. [...]Ich drücke Ihre Hand und sage Ihnen nicht Lebe-wohl, ich hoffe sehr, Sie eines Tages zu sehen.

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24.»Est-il possible de comprendre la sot-tise de cet enfant, lui, si sage et si tran-quille ordinairement? Comment unetelle folie a-t-elle pu venir à son esprit?Quelqu’un l’y aurait-il soufflée? Maisnon, je ne dois pas le croire. On est in-juste aussi, quand on est malheureux.[...]Que faire? Je suis bien en peine. QueDieu ne punisse pas la folie de ce mal-heureux enfant comme il le mérite. [...](Handschrift)

25.Pour moi, je compte quitter prochaine-ment cette ville-ci pour aller trafiquerdans l’inconnu. Il y a un grand lac àquelques journées, et c’est en paysd’ivoire: je vais tâcher d’y arriver.(p. 329)

26.Cher Maître,Nous sommes aux mois d’amour; j’aidix-sept ans. L’âge des espérances etdes chimères, comme on dit, – et voicique je me suis mis, enfant touché par ledoigt de la Muse, – pardon si c’est ba-nal, – à dire mes bonnes croyances,mes espérances, mes sensations, toutesces choses des poètes – moi j’appellecela du printemps. (p. 236)

27.Si ces vers trouvaient place au Parnassecontemporain?– Ne sont-ils pas la foi des poètes?– Je ne suis pas connu; qu’importe? lespoètes sont frères. Ces vers croient; ilsaiment; ils espèrent: c’est tout.– Cher maître, à moi: Levez-moi unpeu: je suis jeune: tendez-moi la main... (p. 237)

»Ist es möglich, die Torheit dieses Kindes zu be-greifen, das sonst so artig und ruhig ist? Wiekonnte ihm eine solche Verrücktheit einfallen?Hat sie ihm jemand eingeflüstert? Nein, ichkann es einfach nicht glauben. Man ist ja unge-recht, wenn man unglücklich ist. [...]Was tun? Ich bin sehr in Sorge. Möge Gott dieVerrücktheit dieses unglücklichen Kindes nichtso bestrafen, wie es es verdient hätte. [...]

Ich für meinen Teil beabsichtige diese Stadt hiernächstens zu verlassen, um mich auf unbekann-tem Boden herumzutreiben. Es gibt einen gro-ßen See ein paar Tagesreisen von hier, und zwarim Land des Elfenbeins: ich werde versuche, da-hin zu kommen.

Lieber Meister,wir sind in den Liebesmonaten; ich bin siebzehnJahre alt. Im Alter der Hoffnungen und der Gril-len, wie man sagt, – und da habe ich angefan-gen, ein Kind, vom Finger der Muse berührt, –Entschuldigung, wenn das banal ist, – meineguten Ansichten zu sagen, meine Hoffnungen,meine Empfindungen, alle diese Dichterdinge –ich nenne das des Frühlings.

Wenn diese Verse im Parnass von heute Platzfinden würden?– Sind sie nicht der Glaube des Dichters?– Ich bin nicht bekannt; was soll’s? Die Dichtersind Brüder. Diese Verse glauben; sie lieben; siehoffen: das ist alles.– Lieber Meister, helfen Sie mir: Richten Siemich ein wenig auf: ich bin jung: halten Siemeine Hand ...

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28.Croyez bien que ma conduite est irré-prochable. Dans tout ce que j’ai fait,c’est plutôt les autres qui m’ont ex-ploité.Mon existence dans ce pays, je l’ai ditsouvent, mais je ne le dis pas assez etje n’ai guère autre chose à dire, monexistence est pénible, abrégée par unennui fatal et pas des fatigues de toutgenre. Mais peu importe![...] je suis habitué de longtemps à lavie actuelle. Je travaille. Je voyage. Jevoudrais faire quelque chose de bon,d’utile. Quels seront les résultant? Je ne sais encore. (Handschrift)

29.[...] j’ai toujours voulu dire que j’enten-dais rester libre de voyager, de vivre àl’étranger et même de continuer à vivreen Afrique. [...]D’ailleurs, il y a une chose qui m’est im-possible, c’est la vie sédentaire. [...]Personne à Aden ne peut dire du mal demoi. Au contraire. Je suis connu en biende tous, dans ce pays, depuis dix an-nées.Avis aux amateurs!Quant au Harar, il n’y a aucun consul,aucune poste, aucune route: on y va àchameau et on y vit avec des nègres ex-clusivement. Mais enfin on y est libre,et le climat est bon.Telle est la situation. Au revoir. (Handschrift)

30.Set aujourduy saliment que jai reçu vo-tre lettre du 30 mai et du 17 juin sur le-quel vous manonsé que on vous a fetlopération, savedire que on vous acoupé votre jambe et sama frapé beau-coup insi que tout vot conésance duHarar. J’oré préféré que on me coupe la

Glauben Sie mir, mein Verhalten ist tadellos. Beiallem, was ich gemacht habe, waren es vor al-lem die Anderen, die mich ausgebeutet haben.Mein Leben in diesem Land, ich habe es oft ge-sagt, doch sage ich es nicht genug und ich habeauch kaum etwas Anderes zu sagen, mein Lebenist mühsam, verkürzt durch eine verhängnisvol-le Unlust und durch Beschwerlichkeiten allerArt. Aber egal![...] Ich bin seit langem an dieses Leben ge-wöhnt. Ich arbeite. Ich reise. Ich möchte gerneetwas Gutes, Nützliches tun. Was wird dabei he-rauskommen?Ich weiß noch nicht.

[...] Ich wollte immer sagen, dass es meinWunsch war, zum Reisen frei zu sein, in derFremde zu leben und sogar weiterhin in Afrikazu leben. [...]Es gibt übrigens eine Sache, die mir unmöglichist, und das ist das sesshafte Leben. [...]Niemand in Aden kann etwas Schlechtes übermich sagen. Im Gegenteil. Ich bin beliebt bei al-len in diesem Land, seit zehn Jahren.

Hinweis an die, die das interessiert!Was Harar betrifft, so gibt es da keinen Konsul,kein Postamt, keine Strasse: man gelangt mitdem Kamel dahin, und man lebt da nur unterSchwarzen. Doch fühlt man sich endlich frei,und das Klima ist angenehm.So ist die Lage. Auf Wiedersehen.

Erst heute habe ich Ihre Briefe vom 30. Mai bzw.17. Juni bekommen, in denen Sie mir angekün-digt haben, dass man Sie operiert hat, d.h. dasBein abgeschnitten, und das hat mich sehr ge-troffen und auch alle Ihre anderen Bekannten inHarar. Mir wäre es lieber gewesen, man hättemir das Bein abgenommen und nicht Ihnen.

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mien pluto que le votre. Enfin jai voussuit [je vous souhaite] une bone gueri-son [...] Moi, depi que vous et parti duHarar, j’ai croi que j’ai perdu le mond.Jai ne sort jammé de se [chez] moi quejousque au Zaptie [...] (p. 686)

31.Ma chère maman, ma chère sœur,Après des souffrances terribles, ne pou-vant me faire soigner à Aden, j’ai pris lebateau des Messageries pour rentrer enFrance.Je suis arrivé hier, après treize jours dedouleurs. Me trouvant par trop faible àl’arrivée ici, et saisi par le froid, j’ai dûentrer ici à l’hôpital de la Conception, oùje paie dis f[ran]cs par jour, docteurcompris.Je suis très mal, très mal, je suis réduità l’état de squelette par cette maladiede ma jambe gauche qui est devenue àprésent énorme et ressemble à uneénorme citrouille. C’est une [...] mala-die de l’articulation et des os. Cela doit durer très longtemps, si descomplications n’obligent pas à couperla jambe. [...] La vie m’est devenue im-possible. Que je suis donc malheureux!Que je suis donc devenu malheureux![...] Pour moi, je ne puis faire un seulpas hors du lit. [...] Que faire. Quelletriste vie! Ne pouvez-vous m’aider enrien? (pp. 665-6)

32.Mon voyage en Abyssinie s’est terminé.[...]Je suis venu ici parce que les chaleursétaient épouvantables cette année,dans la mer Rouge: tout le temps 50 à60 degrés; et, me trouvant très affaibli,après sept années de fatigues qu’on nepeut s’imaginer et des privations les

Dann wünsche ich Ihnen gute Genesung [...]Seit Sie Harar verlassen haben, glaube ich, dieWelt verloren zu haben. Ich verlasse das Hausnur, um nach Zaptie zu gehen [...]

Meine liebe Mama, meine liebe Schwester,nachdem ich Schreckliches erlitten habe undmich in Aden nicht behandeln lassen konnte,habe ich das Transportschiff genommen, umnach Frankreich zurückzukehren.Ich bin gestern angekommen, nach dreizehn Ta-gen voller Schmerzen. Da ich mich bei der An-kunft hier zu schwach und von der Kälte ange-griffen fühlte, musste ich mich im Krankenhaus»de la Conception« aufnehmen lassen, wo ichzehn Francs pro Tag bezahle, Arzt inbegriffen.Es geht mir sehr schlecht, sehr schlecht, und ichbin auf ein Skelett reduziert durch diese Krank-heit des linken Beins, das riesig geworden istund wie ein gewaltiger Kürbis aussieht. Es ist ei-ne [...] Krankheit des Gelenks und der Knochen.

Das dürfte lange dauern, wenn nicht Komplika-tionen es überhaupt nötig machen, das Bein zuamputieren. [...] Das Leben ist mir unmöglichgeworden. Was bin ich unglücklich! Wie un-glücklich bin ich doch geworden! [...] Ich kannkeinen Schritt mehr selber tun aus meinem Bett.[...] Was tun? Welch trauriges Leben! Können Siemir nicht irgendwie helfen?

Meine Reise nach Abessinien hat ein Ende ge-nommen. [...]Ich bin hierher gekommen, weil die Hitze am Ro-ten Meer dieses Jahr schrecklich war: die ganzeZeit 50 bis 60 Grad; und da ich mich sehr ge-schwächt fühlte, nach sieben Jahren unvorstell-barer Strapazen und entsetzlichster Entbehrun-gen, dachte ich, dass mich zwei oder drei Monatehier wieder aufrichten würden; [...]

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plus abominables, j’ai pensé que deuxou trois mois ici me remettraient; [...]Je me trouve tourmenté ces jours-ci parun rhumatisme dans les reins, qui mefait damner; j’en ai un autre dans lacuisse gauche qui me paralyse detemps à autre, une douleur articulairedans le genou gauche, un rhumatismedans l’épaule droite; j’ai les cheveuxabsolument gris. Je me figure que monexistence périclite.Figurez-vous comment on doit se porter,après des exploits du genre des suivants:traversées de mer et voyages de terre àcheval, en barque, sans vêtements, sansvivres, sans eau, etc., etc.Je suis excessivement fatigué. Je n’ai pasd’emploi à présent. J’ai peur de perdre lepeu que j’ai. Figurez-vous que je portecontinuellement dans ma ceinture seizemille et quelques cents francs d’or; çapèse une huitaine de kilos et ça meflanque la dysenterie.Pourtant, je ne puis aller en Europe, pourbien des raisons; d’abord, je mourrais enhiver; ensuite, je suis trop habitué à la vieerrante et gratuite; enfin, je n’ai pas deposition.Je dois donc passer le reste de mes jourserrant dans les fatigues et les privations,avec l’unique perspective de mourir à lapeine.Je ne resterai pas longtemps ici: je n’aipas d’emploi et tout est trop cher. Parforce, je devrai m’en retourner du côtédu Soudan, de l’Abyssinie ou de l’Ara-bie. Peut-être irai-je à Zanzibar, d’où onpeut faire de longs voyages en Afrique,et peut-être en Chine, au Japon, quisait où? (pp. 440 – 441)

33.Voyant toujours augmenter l’enflure demon genou droit et la douleur dansl’articulation, sans trouver aucun re-

Ich sehe mich die Tage hier von einem Rheuma-tismus der Nieren geplagt, der mich in Wutbringt; einen anderen habe ich im linken Ober-schenkel, was mich von Zeit zu Zeit lähmt, ein Ge-lenkschmerz im linken Knie, ein Rheumatismus inder rechten Schulter; ich habe vollständig graueHaare. Ich bilde mir ein, dass mein Leben in Ge-fahr ist.

Stellen Sie sich vor, wie man sich fühlen muss, nachHeldentaten von folgender Art: Meerüberquerun-gen, Landreisen zu Pferd, in der Barke, ohne Klei-dung, ohne Nahrung, ohne Wasser usw. usw.Ich bin übermäßig müde. Ich habe im Moment kei-ne Beschäftigung. Ich habe Angst, das wenige zuverlieren, was ich habe. Stellen Sie sich vor, dassich in meinem Gürtel ständig 16000 und ein paarhundert Goldfrancs mit mir herumtrage; das wiegtetwa acht Kilogramm und verpasst mir die Ruhr.

Ich kann jedoch nicht nach Europa gehen, aus vie-len Gründen; der eine ist, dass ich im Winter ster-ben würde; dann bin ich auch zu sehr an das un-stete Leben, das nichts kostet, gewöhnt; schließ-lich habe ich keine Anstellung.Ich muss also den Rest meiner Tage damit verbrin-gen, unter Strapazen und Entbehrungen herum-zuziehen, mit der einzigen Aussicht, mitten in ei-nem aktiven Leben vom Tod ereilt zu werden.Ich werde hier nicht lange bleiben: ich habe keineBeschäftigung und alles ist zu teuer. Ich müsstemit aller Gewalt wieder in Richtung Sudan, Abes-sinien oder Arabien zurückkehren. Vielleicht wer-de ich nach Sansibar gehen, von wo man langeReisen nach Afrika unternehmen kann und viel-leicht auch nach China, Japan, nach wer-weiß-wo?

Als ich meine Geschwulst im rechten Knie im-mer größer und meine Gelenkschmerzen immerstärker werden sah, ohne dass ich ein Heilmittel

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mède ni aucun avis, puisqu’au Hararnous sommes au milieu des nègres etqu’il n’y a point là d’Européens, je medécidai à descendre. [...] Depuis déjàune vingtaine de jours, j’étais couchéau Harar et dans l’impossibilité de faireun seul mouvement, souffrant des dou-leurs atroces et ne dormant jamais. Jelouai seize nègres porteurs, [...] du Ha-rar à Zeilah [...]. Inutile de vous direquelles horribles souffrances j’ai subiesen route. Je n’ai jamais pu faire un pashors de ma civière; mon genou gonflaità vue d’Sil, et la douleur augmentaitcontinuellement.

Arrivé ici, je suis entré à l’hôpital euro-péen. Il y a une seule chambre pour lesmalades payants: je l’occupe. Le doc-teur anglais, dès que je lui ai montrémon genou, [...] parlait tout de suite decouper la jambe; ensuite, il a décidéd’attendre quelques jours pour voir si legonflement diminuerait un peu aprèsles soins médicaux. [...] Pour moi, celaa été certainement causé par les fa-tigues des marches à pied et à chevalau Harar. Enfin, à l’état où je suis arrivé,il ne faut pas espérer que je guérisseavant au moins trois mois, sous les cir-constances les plus favorables. [...] Jesuis devenu un squelette: je fais peur.Mon dos est tout écorché du lit; je nedors pas une minute. Et ici la chaleurest devenue très forte. [...] je suis unpauvre infirme qu’il faut transportertrès doucement! [...]Ne vous effrayez pas de tout cela, ce-pendant. De meilleurs jours viendront.Mais c’est une triste récompense detant de travail, de privations et depeines! Hélas! que notre vie est miséra-ble!Je vous salue de cœur. (pp. 661 – 663)

oder einen guten Rat bekommen hätte, denn inHarar sind wir ja mitten unter Schwarzen, undes gibt da keine Europäer, beschloss ich [...]Schon etwa zwanzig Tage lag ich in Harar, unfä-hig, eine einzige Bewegung zu tun, unterschrecklichen Schmerzen leidend und ohne zuschlafen. Ich lieh mir sechzehn schwarze Träger,[...] von Harar nach Zeilah [...]. Unnötig zu sa-gen, welch schreckliche Schmerzen ich unter-wegs erlitten habe. Ich konnte keinen Schrittvon meiner Tragbahre weg tun; man konnte zu-sehen, wie mein Knie anschwoll, und meineSchmerzen nahmen ständig zu.

Hier angekommen, habe ich mich in das euro-päische Krankenhaus begeben. Es gibt nur eineinziges Zimmer für die zahlenden Patienten:das besetze ich. Als ich dem englischen Arztmein Knie zeigte, [...] sprach er sogleich davon,es abzunehmen; dann entschied er, ein paar Ta-ge abzuwarten, um zu sehen, ob die Schwellungnach der medizinischen Behandlung etwas zu-rückgehen würde. [...] Meiner Meinung nachlag die Ursache zweifellos in den Strapazen derReisen zu Fuß und zu Pferd in Harar. Man solltenun nicht hoffen, dass ich, in dem Zustand, indem ich jetzt bin, in weniger als drei Monatengeheilt sein könnte, unter günstigsten Umstän-den. [...] Ich bin zu einem Skelett geworden: ichmache Angst. Mein Rücken ist wund vom Lie-gen; ich schlafe nicht eine Minute. Und hier istdie Hitze sehr stark geworden. [...] Ich bin einarmer Verletzter, den man sehr vorsichtig trans-portieren soll! [...]Aber ängstigen Sie sich deswegen nicht. Es wer-den bessere Tage kommen. Doch ist das eintrauriger Lohn für so viel Anstrengung, Entbeh-rungen und Mühen! Ach, wie ist doch unser Le-ben ein Elend!

Ich grüße Sie herzlich.

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34.[...] Où, rimant au millieu des ombresfantastiques,Comme des lyres, je tirais les élastiquesDe mes souliers blessées, un pied prèsde mon cSur. [...] (aus: Ma Bohême)

35.[...] Le même, toujours. Religieux stric-tement, parce que c’est la seule choseintelligente et bonne. Tout le reste estduperie, méchanceté, sottise. L’Église afait la civilisation moderne, la science,la littérature: elle a fait la France, parti-culièrement, et la France meurt d’avoirrompu avec elle. C’est assez clair. Etl’Église aussi fait les hommes, elle lescrée: Je m’étonne que tu ne voies pasça, c’est frappant. J’ai eu le temps endix-huit mois d’y penser et d’y repen-ser, et je t’assure que j’y tiens comme àla seule planche. (p. 300)

36.The untersigned Arthur Rimbaud –Born in Charleville (France) – Aged 23– 5 feet 6 height – Good healthy, –Late a teacher of sciences and lan-guages – Recently deserted from the47th Regiment of the French army, –Actually in Bremen without any means,the French Consul refusing any Relief. Would like to know on which condi-tions he could conclude an immediateengagement in the American navy. Speaks and writes English, German,French, Italian and Spanish.Has been four months as a sailor in aScotch bark, from Java to Queenstown,from August to December 76.Would be very honoured and gratefulto receive an answer. (p. 302–303)

[...] Wo ich, inmitten gespenstischer Schatten,reime,Wie Saiten der Leier zog ich an den GummibändernMeiner versehrten Schuhe einen Fuß an meineBrust. [...]

(...) Immer das Gleiche. Streng religiös, denndas ist die einzig kluge und gute Sache. Derganze Rest ist Betrug, Bosheit, Dummheit. DieKirche hat die moderne Zivilisation geschaffen,die Wissenschaft, die Literatur: sie hat, insbe-sondere, Frankreich gemacht, und Frankreichstirbt daran, mit ihr gebrochen zu haben. Dasist ziemlich klar. Und die Kirche macht auch dieMenschen, sie schafft sie: Ich wundere mich,dass du das nicht siehst, das ist erstaunlich. Ichhabe in achtzehn Monaten die Zeit gehabt, da-rüber nachzudenken und es zu überdenken, undich versichere dir, dass ich mich daran klammerewie an meine letzte Rettung.

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37.[...] J’ai cherché du travail dans tous lesports de la Mer Rouge, à Djeddah, Soua-kim, Massaouah, Hodeidah, etc. Je suisvenu ici après avoir essayé de trouverquelque chose à faire en Abyssinie. J’ai étémalade en arrivant. Je suis employé chezun marchand de café , où je n’ai encoreque sept francs. Quand j’aurai quelquescentaines de francs, je partirai pour Zanzi-bar, où, dit-on, il y a à faire. (p. 312)

38.»Écris-moi et me renseigne sur mes de-voirs, la vie que tu entends que nous me-nions, la joies, affres, hypocrisie, cynismequ’il va falloir. Moi tout tien, tout toi, – lesavoir? Dès ton retour, m’empoigner desuite, de façon qu’aucun secouisme – tu lepourras bien.« (Handschrift)

39.»J’étais bien jeune et Christ a souillé meshaleines;il me bonda jusqu’à la gorge de dégoûts.«(Handschrift)

40.Je suis arrivé dans ce pays après vingtjours de cheval à travers le désert Somali.Harar est une ville colonisée par les Égyp-tiens et dépendant de leur gouvernement.La garnison est de plusieurs milliersd’hommes. Ici se trouve[nt] notre agenceet nos magasins. Les produits marchandsdu pays sont le café, l’ivoire, les peaux,etc. Le pays est élevé, mais non infertile.Le climat est frais et non malsain. On im-porte ici toutes marchandises d’Europe,par chameaux. Il y a, d’ailleurs, beaucoupà faire dans le pays. Nous n’avons pas deposte régulière ici. Nous sommes forcésd’envoyer notre courrier à Aden, par raresoccasions. Ceci ne vous arrivera donc pasd’ici longtemps.

[...] Ich habe in allen Häfen des Roten Meersnach Arbeit gesucht, in Djedda, Suakin, Mas-saua, Hodeida usw. Ich bin hierher gekommen,nachdem ich versucht habe, in Abessinien eineBeschäftigung zu finden. Ich war bei meinerAnkunft krank. Ich bin bei einem Kaffeehändlerangestellt, wo ich vorerst nur sieben Francs ha-be. Wenn ich einmal ein paar hundert Francshaben werde, fahre ich nach Sansibar, wo es,wie man sagt, Arbeit gibt.

»Schreib mir und unterrichte mich über meinePflichten, über das Leben, wie wir es nach dei-ner Vorstellung führen sollen, die Freuden, dasGrauen, die Heuchelei, den Zynismus, den wirbrauchen werden. Ich alles dein, alles du, – eswissen? Pack mich sofort nach deiner Heimkehr,so dass keine Erste Hilfe—du könntest es gut.«

»Ich war ganz jung und Christus hat meinenAtem besudelt;er stopfte mich bis zum Hals mit Widerwillenvoll.«

Ich bin in diesem Land nach zwanzig Tagen aufdem Pferd durch die somalische Wüste ange-kommen. Harar ist eine Stadt, die von denÄgyptern kolonialisiert wurde und nun unter ih-rer Verwaltung steht. Die Garnison besteht ausmehreren tausend Männern. Hier befinden sichunser Büro und unsere Geschäfte. Die Handels-produkte des Landes sind Kaffee, Elfenbein,Tierhäute usw. Das Land liegt hoch, ist abernicht unfruchtbar. Das Klima ist kühl und nichtungesund. Man importiert hier alle Waren ausEuropa, auf Kamelen. Im Übrigen gibt es in demLand viel zu tun. Wir haben keine geregelte Posthier. Wir müssen unsere Postsachen nach Adenschicken, wenn die seltene Gelegenheit besteht.Dies wird Sie aber nach nicht allzu langer Zeiterreichen.

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41.»schöne« Wörter dürfen nach Beliebenwiederholt werden, auch losgelöst vomSinnzusammenhang – wie ein Kind, dasden Sinn des Wortes noch nicht erfaßt, esaber bis zur Verzückung repetiert (Hand-schrift)

42.Assez vu.

43.Assez eu.

44.Assez connu.

45.abracadabrantesque

46.– Ô Vénus, ô Déesse!Je regrette les temps de l’antique jeu-nesse,Des satyres lascifs, des faunes animaux,Dieux qu mordaient d’amour ´l’écorce desrameauxEt dans les nénufars baisaient la Nympheblonde!Je regrette les temps où la sève du monde,L’eau du fleuve, le sang rose des arbresvertsDans les veines de Pan mettaient un uni-vers!Où le sol palpitait, vert, sous ses pieds dechèvre;Où, baisant mollement le clair syrinx, salèvreModulait sous le ciel le grand hymned’amour ... (p. 7)

Genug geschaut.

Genug gehabt.

Genug gekannt.

Abrakadabrantesk

– Oh, Venus, oh Göttin!Ich sehne mich nach den Zeiten der antiken Ju-gend,Der wollüstigen Satyrn, der faunischen Tiere,Die, oh Götter, vor Liebe in die Rinden der Zwei-ge bissenUnd in den Seerosen die blonde Nymphe küss-ten!Ich sehne mich nach den Zeiten, in denen derSaft der Welt,Das Wasser des Flusses, das rötliche Blut dergrünen BäumeEin Universum in den Adern von Pan bildeten!Wo der grüne Boden unter seinen Bocksfüßenerbebte;Wo, sanft die helle Flöte küssend, seine Lippe

Unter dem Himmel die große Liebeshymne sang...

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Philharmonie Hotline +49.221.280280www.koelner-philharmonie.deInformationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie!

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05. 10. Sonntag 20:00

Astrid Bas Schauspielerin · IRCAM ·Ensemble intercontemporain ·Susanna Mälkki Dirigentin

Michael Jarrell Cassandre

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Konzertante Aufführungin französischer Sprache

25. 11. Dienstag 20:00

Richard Croft Tenor · Bernarda FinkMezzosopran · u.a. · RIASKammerchor · FreiburgerBarockorchester · René JacobsDirigent

Wolfgang Amadeus MozartIdomeneo, Rè di Creta, ossia Ilia edIdamante

Konzertante Aufführungin italienischer Sprache

14. 01. Mittwoch 20:00

Natascha Petrinsky Mezzosopran ·Marlis Petersen Sopran · John MarkAinsley Tenor · Axel Köhler Altus ·Lauri Vasar Bariton · EnsembleModern · Michael Boder Dirigent

Hans Werner HenzePhaedra

Konzertante Aufführungin deutscher Sprache

24. 05. Sonntag 20:00

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