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Symposium Bern 11.11.2016
M. Berndt, KJPD A. Müller, KKJ S. Reisch, KJPD
Kinderschutz/Protection de l’enfant
Kinder psychisch kranker Eltern Enfants de parents avec maladies psychiques Zuständigkeit und Finanzierung von Kinderschutzfällen Financement des cas de protection de l’enfant – résponsabilité et compétence
Vernetzung Kinderschutz
KKJ Stationär
ambulant
Wochen-bett
Eltern-Kind
KJPD stationär
ambulant
Kinderschutz-sitzung
Liaison
Krippe
KESB
Schule/ Kindergärten
Geburtshilfe
Erwachsenen-psychiatrie
Hausärzte Beistand-schaft
Kinderärzte
Polizei
06.03.2017
Liaisonpsychiatrie ist eine enge und gewachsene Zusammenarbeit
von
Klinik Münsterlingen für Kinder und Jugendliche
Team:
• Pädiatrie: Chefarzt und drei leitende Ärzte, drei Oberärzte, Assistenzärzte und Unterassistenten
• Zuständig Liaisonpatienten: Leitende Ärztin und Spitalfachärztin
• Pflegeteam wechselnd
Kinder- und Jugend-psychiatrischer Dienst Thurgau
Team:
• Leitende Ärztin, Therapeutische Leitung Psychologin, Assistenzärztin
• drei Spitalpädagoginnen, eine Musiktherapeutin (fachlich dem KJPD zugehörig, von der KKJ angestellt), eine Auszubildende und eine Praktikantin
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Anmeldung und Aufnahme
24 h an 365 Tagen im Jahr, Aufnahme erfolgt über den Tagesarzt der KKJ
Bei geplanter oder absehbarer Aufnahme gemeinsames Erstgespräch mit KJPD/KKJ
Finanzierung über KK, IV oder Kostengutsprachen über KESB
Vorgespräche jederzeit möglich
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• ganzheitliche Behandlung von Kindern und Jugendlichen im Hinblick auf ihre körperliche und seelische Befindlichkeit und ihren familiären, sozialen und kulturellen Kontext
06.03.2017
06.03.2017
Angebot
• Stationäre Krisenintervention
• Kindesschutz Kanton Thurgau
• Stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrische Diagnostik und Behandlung (im Rahmen eines Aufenthaltes in der KKJ)
• Eltern- und Familienberatung während des Aufenthaltes und Weiterbetreuung nach der Entlassung
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• interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Kinderschutzfragen
• Konsiliardienst für die Erwachsenenmedizin
• Case-Management bei komplexen sozialpsychiatrischen Fragestellungen
• ambulante Beratung
• ambulant +
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Angebot
Behandlungs-rahmen
• offene Station
• Verlegung bei Selbst- oder Fremdgefährdung
• Dreimal wöchentlich Sitzungen (Mo, Mi, Fr) mit dem behandelndem Team (Pädiater, KJPD, Pflege, Spitalpädagogik, Physiotherapie, Ernährungsberatung, Diabetesberatung, Musiktherapie)
• Visite montags
• Kindesschutzsitzung bei Bedarf am Donnerstag
• Helfersitzungen bei Bedarf
• Einzelgespräche, Familien- und Elterngespräche
• Gespräche und Zusammenarbeit mit Schulen, Kindergärten, Hausärzten, Kinderärzten, Heimen, Beiständen, KESB, Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht etc.
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Behandlungsplätze
• 18 Betten in der Pädiatrie davon theoretisch 4 Kinder- und Jugendpsychiatrisch
• praktisch: Anpassung an Bedarf, aufnahmepflichtig
• auch ambulante Behandlungen, Beratungen
• Behandlungsdauer wird individuell festgelegt
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Spital-aufenthalt Tagesstruktur wird durch Tages- bzw. Wochenpläne festgelegt, die durch die Spitalpädagoginnen gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen erstellt werden
Untersuchungen und Therapien von KKJ und KJPD
Besuchsregelung
Stationsregeln
Schulunterricht/Lernzeit
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Spital-aufenthalt Gestaltungszeit
Musiktherapie
Physiotherapie/Ernährungsberatung/Diabetesberatung
Spitalclown
Persönliche Gestaltung der Zimmer ist gefördert und erwünscht
Abschiede werden bewusst zelebriert
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Küche
Schulzimmer
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06.03.2017
Anton 8,2 Jahre
• Zuweisung durch die KESB
• superprovisorischer Obhutsentzug
• 5 Monate im Vorfeld Gefährdungsmeldung von Schule (drohende Entwicklungsgefährdung des Jungen)
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Zuweisungsgrund
• Km lässt Sohn nicht mehr die Schule besuchen
• Verweigert jegliche Unterstützungsversuche
• Aufsuchen der Mutter durch KESB mit Polizei, daraufhin erlaubte Km den Schulbesuch
• Km hatte schon im Vorfeld Schularealverbot, Kontrolle von Anton durch die Mutter wegen starken Ängsten
• Am Einweisungstag Dekompensation der KM und Einweisung in die Psychiatrische Klinik per FU
• Anton wird zeitgleich von der KESB in die KKJ gebracht
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Eintritt
• Anton nach Musikaufführung und Essen gehen in Begleitung von KESB in KKJ
• verschüchterter Junge, trotz sommerlicher Temperaturen langärmelig gekleidet, Schwingungsfähigkeit deutlich reduziert, gehemmt
• grosse Sorge des Jungen um Mutter; Beruhigung da Km nur wenige hundert Meter entfernt hospitalisiert wurde
• Entscheid: aktuell aufgrund der sehr belastenden Eintrittssituation kein Schulbesuch bis zum Beginn der Sommerferien (wenige Tage)
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Erste Beobachtungen
• Anton weigert sich seine Kleidung zu wechseln, ebenso Verweigerung der sommerlich hohen Temperaturen angemessene Bekleidung zu akzeptieren (Anton kleidet sich langärmelig und deutlich zu warm) nach mehreren Tagen wurde dies langsam möglich
• Stimmung euthym
• ambivalentes Beziehungsmuster vor allem zu Erwachsenen, Aufmerksamkeit suchend, distanzlos, aggressiv und anhänglich
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• Beziehungsaufbau zu Kindern oder Jugendlichen fiel Anton leicht
• Spiel: Präferierung von sehr realistischen Kampfszenarien, Kriegsspielen
• im Verlauf mehr altersadäquate Spiele mit anderen Kindern: Fussball, Brett- und Kartenspiele, Werken und Basteln
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• Hinweise auf Konzentrations-
wie Aufmerksamkeitsdefizite
• Kontaktverhalten: anhänglich, zum Teil sehr fordernd mit aggressiven Durchbrüchen
• einmalig SVV: Ritzversuch am Unterarm
• Tics: Sockenhochziehen, mit Händen über Gesicht und Haare streichen
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Therapeutische Gespräche
• Anton vermeidet praktisch durchgängig die emotional belastenden Themen wie Trennung von der Mutter oder auch Übergang ins Kinderheim
• Wenig Wissen in Bezug auf Familie (KV verstummt Anton, Gems würden irgendwo leben)
• im Rückbezug auf Dinge, welche Km im Gespräch erwähnt, wird Anton offener, so als habe er nun die Erlaubnis über familiäre Interna zu sprechen
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• habe den Tag mit Geige spielen, Zeitung lesen, Garten aufräumen verbracht, Spielzeug basteln
• er schlafe viel, Besuch erhalte man keinen
• Kontakt zu Grosseltern von Mutter nicht mehr erlaubt
• kann erst im Verlauf beschämt berichten, dass er kein Spielzeug zu Hause habe taucht ins Spiel in KKJ ein wehrhaft sein
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• Anton ist aufgrund des Zugangs zu völlig inadäquaten Themen von grossen Ängsten besetzt. Grosses Wissen über Atomunglücke, Kriege, Katastrophen, welche jedoch nie mit Hilfe eines Erwachsenen eingeordnet werden konnten
• Polizist und Pizzabäcker
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Kontakte zur Mutter
• Geplante und begleitete Kontakte von Anton und Km gestalten sich schwierig
• Anton kann seiner Mutter kaum in die Augen schauen, erstarrt • Km verhält sich auffallend distanziert (gibt Sohn die Hand) • Km ist nicht in der Lage auf die Bedürfnisse von Anton einzugehen • Tendenzen der Hierarchieumkehr wahrnehmbar • z.T. auch massiv direktives Verhalten der Km • nach den Besuchen zeigte Anton verstärkt seine Auffälligkeiten • äussert „ es ist nicht sehr schön, wenn die Mama kommt“ • gegen Ende zwei harmonischere Kontakte möglich • ganz gegen Schluss keine telefonische Erreichbarkeit der Km, daher
keine weiteren Kontakte planbar
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Mutter im Kontakt
• meist konnte sich die Mutter nicht an die vorgegeben Besuchszeit von 30 Minuten halten, wiederholt immer wieder Folgendes:
– warum kann Anton nicht bei mir sein
– wer bestimmt das
– warum kann ich Anton nicht jederzeit sehen
– warum kein Rooming- in
– was ist eine Entwicklungsgefährdung
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Mutter berichtet aufgrund von Glaubensgründen
• Wohnung: schmucklos der ausser Kreuz, sowie Flügel der Mutter und Violine des Knaben (KESB berichtet von einem „klösterlichem“ Umfeld)
• Kleidung: langärmlig und keine Haut sichtbar
• keine Kinderbücher oder Spielzeug (Km möge nur „sachliche“ Dinge, andere Dinge würden sie stören)
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• Km wäre froh, dass Anton kein Baby mehr wäre
• Bibel, Zeitung und Tagesschau, Dokumentationen (z.B. über Tschernobyl) vorhanden
• Km gibt an, dass ihr Sohn wissen solle, wie „die Welt da draussen“ sei, deswegen lese sie ihm aus der Zeitung vor oder schaue Dokumentationen/Nachrichten
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Kinderschutzsitzung
• Anwesende:
• KESB
• Lehrer
• Psychotherapeut der Mutter
• Liaisondienst
– KKJ
– KJPD
• Opferhilfe
Information
• FU PKM für zwei Tage, dann Entscheid nach Hause zu gehen, keine Therapiebereitschaft, im Vorfeld schon mehrere PKM Aufenthalte, Km habe weder Nahrungsmittel aus PKM gegessen, noch dort geduscht
• Bei uns war sie sehr erregt, logorrhoisch, perseverierende Sprachmuster, im Verlauf immer unerreichbarer
• dabei aber stets höflich, kontrolliert und nie ausfallend oder tätlich
• verweigert eine psychiatrische Behandlung, mündlich wie schriftlich, was schlussendlich auch zur Platzierung des Jungen führt
• Diagnose: Borderline Störung Schizophrenie
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Procedere
• Fremdplatzierung Kinderheim
• Errichtung einer Beistandschaft
• Entwicklungsraum für Anton
• Empfehlung einer kinder- und jugendpsychiatrischen Anbindung von Anton
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